Название: Unheilvolle Vergangenheit
Автор: Alexander Pelkim
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
isbn: 9783429065171
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»Und wer sind Sie, wenn ich fragen darf?«
»Ich bin Waltraud Birkner, die Frau von Hermann Birkner, der das Weingut leitet.« Während der Erklärung ging sie voraus. »Muss denn dieser Aufwand wirklich sein? Ich meine … also, ist das denn kein … kein natürlicher Tod … gibt es da etwa Zweifel?«, druckste Frau Birkner herum.
»Nun ja, da niemand dabei war und gesehen hat, wie es passierte … « Jasmin ließ den Rest ihrer Andeutung offen. »Wollen Sie nicht auch wissen, ob Fremdeinwirkung im Spiel war? Die Obduktion wird uns Gewissheit liefern.«
Die beiden Frauen betraten den privaten Bereich der Familie Birkner. Von der Diele aus hörten sie jemand reden. Auf der rechten Seite stand die erste Tür zur Hälfte offen, von dort drang eine Stimme zu den Frauen heraus.
»Das ist das Wohnzimmer, gehen Sie ruhig hinein«, forderte Frau Birkner Jasmin auf und deutete auf die Tür.
Als die Kommissarin eintrat, vernahm sie gerade Rautners Worte: »Sie haben keinerlei Vorstellung, was Ihr Vater da unten zu suchen hatte?«
In dem Zimmer erblickte Jasmin fünf Personen. Drei davon saßen verteilt auf Sesseln und Sofa, ein junger Mann lehnte an der Fensterbank. Mit dem Rücken zum Eingang stand ihr Kollege mitten im Raum und führte seine Befragung durch.
»Nein! Niemand von uns hatte eine Ahnung, dass Vater gestern Abend in den Keller wollte.« Hermann Birkner schüttelte den Kopf.
Ein zweiter Mann, mit ähnlichen Gesichtszügen wie die des korpulenten Weingutchefs, meinte nachdenklich: »Ich kann mir nur vorstellen, dass er ganz einfach noch mal eine Kontrollrunde machen wollte, da heute Vormittag eine Kellerführung geplant ist.« Der Sprecher war Andreas Birkner, der jüngere Bruder von Hermann. Von der Statur her bedeutend schlanker als sein Bruder, konnte er im Gegensatz zu diesem nur mit einem leicht angedeuteten Bauchansatz aufwarten und besaß noch sein volles dunkelbraunes Haar. Er war im Weingut für die Kellerarbeiten und den Weinausbau verantwortlich. Das dunkelhaarige weibliche Wesen neben ihm entpuppte sich als seine Ehefrau Cornelia, die schweigend das Geschehen verfolgte.
»Sie haben gestern Abend niemand Fremdes im Anwesen gesehen, der mit der Sache in Verbindung stehen könnte?«, hakte Rautner nach.
Jetzt mischte sich der junge Mann am Fenster ein. Stefan, der Sohn von Hermann Birkner, meinte etwas ungläubig: »Sie wissen aber schon, wo Sie hier sind? Dies ist ein Weingut, in dem Kundschaft ein und aus geht, um unseren Wein zu kaufen. Natürlich waren gestern Fremde da. Wir hatten ab spätem Nachmittag eine Weinprobe mit fünfzehn Personen und zusätzlich auch noch weitere Kunden. Das ging alles bis …?« Sein fragender Blick richtete sich auf seine Mutter, die hinter Jasmin das Zimmer betreten hatte.
»Meine Weinprobe war erst nach 20 Uhr beendet. Einige wollten etwas mitnehmen«, überlegte sie laut. »Ich musste die Bestellungen fertig machen und abkassieren. So gegen 20.30 Uhr waren alle gegangen. Danach habe ich Feierabend gemacht. Nein, stimmt gar nicht«, korrigierte Waltraud Birkner sich mit einem Blick auf ihre Schwägerin, »ich habe Cornelia noch geholfen. Es muss schon nach 21 Uhr gewesen sein, als wir fertig waren.«
»Und wer von Ihnen war gestern sonst noch da?«, wollte Rautner wissen.
Hermann Birkner antwortete: »Alle, die wir hier sind, außerdem Stefans Frau Diana und noch zwei Angestellte.«
Jasmin legte ihrem Kollegen die Hand auf den Arm und raunte ihm zu: »Chris, sollten wir nicht abwarten, was die Obduktion ergibt? Vielleicht stellt sich alles als ein tragischer Unglücksfall dar und … « Die Kommissarin ließ offen, dass diese Aktion jetzt und hier völlig sinnlos und hinfällig war, falls sich die Sache als Unglück herausstellen sollte.
Kommissar Rautner zögerte kurz und nickte dann wortlos. Er brach die Befragung mit dem Hinweis ab, dass die Unglücksstelle abgesperrt sei und so lange von niemand betreten werden dürfte, bis man Klarheit über den Tod von Karl Birkner habe.
Draußen auf dem Hof knurrte er missmutig: »Warum sind wir dann eigentlich gerufen worden, wenn wir noch nicht ermitteln können? Es hätte doch gereicht, uns zu verständigen, wenn Frau Doktor Wollner ein entsprechendes Ergebnis hat.« Immer noch hatte Chris nicht ganz verkraftet, dass sich der Samstag anders gestaltete, als er es sich frühmorgens ausgemalt hatte.
»Da war wohl jemand etwas zu diensteifrig«, antwortete Jasmin mit einem verständnisvollen und leicht amüsierten Seitenblick auf ihren Kollegen. Grillduft stieg ihr in die Nase und ihr knurrender Magen erinnerte sie daran, heute noch keine feste Nahrung zu sich genommen zu haben. Mit demonstrativ tiefen Atemzügen sog sie den Geruch ein. »Es riecht so verlockend, wollen wir nicht das Beste daraus machen und etwas Gegrilltes genießen?«, fragte Jasmin und versuchte damit Chris auf andere Gedanken zu bringen.
»Keinen Hunger«, war dessen kurze Antwort.
»Aber ich! So ’ne leckere fränkische Bratwurst geht immer«, entschied Jasmin und steuerte auf den Essensstand zu.
»Ich mag jetzt außerdem kein Fleisch«, brummelte Chris weiter und dachte wehmütig an sein opulentes Frühstück und das, was danach eigentlich hätte passieren sollen.
»Dann iss halt ’ne Tüte Pommes«, sagte Jasmin zu ihm, wie zu einem Kind, das sich nicht entscheiden kann.
»Schau mal die ganzen Leute vor dem Grill. Dauert ewig, bis du da etwas hast.«
»Ach Quatsch, das geht schnell«, ließ sie sich nicht beirren und reihte sich in die Schlange der Wartenden ein.
Jasmin sollte Recht behalten. Nur wenige Minuten später tauchte sie mit einem Bratwurstbrötchen wieder auf. Inzwischen hatte sich Chris näher angeschaut, was an dem einen oder anderen Stand so geboten wurde. Kauend kam Jasmin auf ihn zu und hielt ihm ihr Essen unter die Nase. »Willst du mal probieren?« Mit einem »Nein, danke« drehte er den Kopf weg, schob sich durch die Menschen Richtung Ausgang und verschwand zwischen den Besuchern. »Dann eben nicht«, war Jasmins Reaktion. Gemächlich schlenderte sie hinterher, die Blicke abwechselnd nach links und rechts auf die Stände gerichtet.
Ungeduldig wartete Rautner schon an ihrem Wagen. »Auch wenn ›du‹ Zeit hast, ich habe noch etwas vor«, maulte er seine Kollegin an.
»Es wird schon nicht auf zehn Minuten ankommen oder brennt es irgendwo?«, entgegnete sie gelassen.
Ohne darauf zu antworten, nahm Chris sein Handy zur Hand und rief eine Nummer aus seinen Kontakten an. Ungeduldig trommelte er mit den Fingern seiner freien Hand auf den Oberschenkel, während er auf Verbindung wartete. Scheinbar hob niemand ab, da er mehrmals die Wahlwiederholung drückte. Nach endlos dauernden Minuten gab er seine Versuche auf, nicht ohne eine Nachricht auf der Mailbox zu hinterlassen. »Hi, hier ist Chris, wenn du das hörst, melde dich bitte, wir können am Wochenende doch noch etwas unternehmen.«
»Deine neue Flamme?«
»Meine Wochenendbeschäftigung, die mir durch diesen Blödsinn hier versaut wurde«, ließ Chris weiter Dampf ab. »Warum mussten wir dort erscheinen, obwohl noch gar nicht feststeht, ob es ein Fall für uns ist?«
»Weil jemand die Polizei informiert hat und die Angelegenheit ist bei uns gelandet. Unser Chef hat mich angerufen und mich gebeten, dass wir uns der Sache annehmen.«
»Was, Theo?«
»Nein, Schössler. СКАЧАТЬ