Название: Gesammelte Werke von Xenophon
Автор: Xenophon
Издательство: Bookwire
Жанр: Документальная литература
isbn: 4064066498634
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Proxenus aus Böotien strebte schon von seiner frühen Jugend an, sich für das männliche Alter zu großen Thaten zu bilden, und von diesem Wunsche getrieben, ließ er sich für Bezahlung von Gorgias aus Leontium unterrichten. Als er sich nun in dem Umgange mit diesem Manne Kenntnisse genug erworben zu haben glaubte, um über Andere zu gebieten und in dem Umgange mit Männern ersten Ranges ihre Gefälligkeiten erwiedern zu können, nahm er an den bekannten Unternehmungen des Cyrus Antheil, in der Hoffnung, sich dabei einen vorzüglichen Ruhm, einen ausgebreiteten Einfluß und ein beträchtliches Vermögen zu erwerben. Mit diesem Wunsche aber verband er, wie man deutlich ersehen konnte, die Absicht, sich jene Vortheile nicht durch ungerechte Handlungen, sondern schlechterdings nur auf rechtmäßige und rühmliche Art zu verschaffen. Ueber gute und brave Leute verstand er zu gebieten; aber sich bei seinen Soldaten in Achtung und Furcht zu setzen, war seine Sache nicht, und seine Rücksicht gegen sie übertraf die ihrige für ihn. Man ersah deutlich, daß er sich mehr fürchtete, seinen Soldaten verhaßt zu werden, als diese, ihm ungehorsam zu sein. Er hielt es, um Anführer zu sein und dafür zu gelten, schon für hinlänglich, den braven Krieger zu loben und den unwürdigen unbemerkt zu lassen. Daher kam es, daß die guten Soldaten seines Corps ihn liebten, die schlechten aber ihn als einen Mann, der es ihnen ja bequem genug machte, zu hintergehen suchten. Als er sein Leben verlor, war er gegen dreißig Jahre alt.
Einer der hervorstechendsten Charakterzüge des Thessaliers Menon war Habsucht, und nur um diese zu befriedigen, strebte er nach Herrschaft. Auch seinem Ehrgeize lag nur der Wunsch, sich zu bereichern, zu Grunde und in der Freundschaft der Mächtigen suchte er nur Straflosigkeit für seine Verbrechen. Um auf dem kürzesten Wege an seiner Wünsche Ziel zu gelangen, hielt er Meineid, Lüge und Betrug für zweckdienliche Mittel. Aufrichtigkeit und Wahrheitsliebe überließ er den Schwachen. Er liebte, so weit sich bemerken ließ, Niemanden; wenn er aber Jemandes Freund zu sein vorgab, so konnte man sich sicher darauf verlassen, daß er ihm nachstellte.
Nie spottete er über einen Feind: aber mit Allen, die zu seiner Gesellschaft gehörten, sprach er immer in spottendem Tone. An den Besitzungen des Feindes vergriff er sich nicht, denn er hielt es für gewagt, bewachtes Eigenthum anzutreffen: aber die unbeschützte Habe der Freunde hielt er, – und schien sich auf diesen Grundsatz etwas einzubilden – für die leichteste Beute. Gegen alle die Menschen, die er zu Handlungen des Meineids und der Ungerechtigkeit geneigt und also gegen seine Angriffe gut gedeckt fand, wagte er nichts zu unternehmen, aber redliche und rechtschaffene Leute mißhandelte er als Schwächlinge. Wenn ein guter Mensch an Gottesfurcht, Wahrheit und Gerechtigkeit sein Vergnügen findet, fand Menon ein Vergnügen daran, einen Betrug zu spielen, eine Lüge zu erfinden oder einen Freund lächerlich zu machen. Mangel an Arglist galt ihm für Dummheit. Personen, in deren Freundschaft er die erste Stelle zu erhalten wünschte, glaubte er dadurch gewinnen zu müssen, daß er ihnen gerade die Menschen, die im Besitze jenes Vorzuges waren, verdächtig zu machen suchte. Für die Aufrechthaltung des Gehorsams unter seinen Soldaten brauchte er das Mittel, sich mit ihnen zu schlechten Handlungen zu vereinen. Ehrfurcht und Dienstbeflissenheit suchte er sich dadurch zu erzwingen, daß er merken ließ, er habe widrigenfalls die Macht und den Willen zu schaden; wenn aber Jemand von ihm abfiel, so rechnete er es sich zum Verdienst an, ihn, da er mit ihm noch in Beziehungen stand, nicht unglücklich gemacht zu haben. Doch eine Schilderung, die sich nicht auf allgemein bekannte Thatsachen stützt, kann unzuverlässig scheinen: ich will daher jetzt erzählen, was Allen bekannt ist. Bei Aristipp hatte er es in einem Alter, das sich durch seine Blüte empfahl,30 dahin gebracht, daß er das Commando über die Miethstruppen desselben erhielt. (Dem Ariäus, einen Barbaren, der an schönen Jünglingen viel Gefallen fand, gab er sich in diesen Jugendjahren Preis; er selbst, noch unbärtig, hatte außerdem eine Liebschaft mit dem schon bärtigen Tharypas). Als seine Kameraden wegen des mit Cyrus gegen den König unternommenen Feldzugs den Kopf verloren, wurde er, obgleich mit derselben Schuld behaftet, verschont. Doch nach ihrer Hinrichtung mußte auch er auf Befehl des Königs mit dem Leben büßen.
Er wurde nicht, wie seine Vorgänger, enthauptet, – eine Todesart, die, wie es scheint, die ehrenvollste ist, – sondern, wie man erzählt, als ein Bösewicht ein Jahr lang gemartert, bis er starb. Auch Agias aus Arkadien und Sokrates aus Achaja wurden hingerichtet, Männer, denen man in Hinsicht ihres Betragens sowol im Felde, als im Umgange mit Freunden, alle Gerechtigkeit widerfahren lassen muß. Beide endeten etwa im vierzigsten Lebensjahre.
Band 3
1.
Die Geschichte des Feldzugs, der Begebenheiten nach Cyrus' Falle und der Vorfälle auf dem Rückmarsche der Griechen, die sich während ihres Bündnisses mit Tissaphernes ereigneten, haben wir oben beschrieben.
Die Gefangenschaft der Feldherrn und die Hinrichtung der Hauptleute und Soldaten, die sie begleitet hatten, setzte nun die Griechen in die äußerste Verlegenheit, indem sie ihnen die Erwägung aufdrang, daß sie in der Nähe der königlichen Hauptstadt, umringt von Völkerschaften und Städten und aller fernern Aussicht auf Versorgung mit Lebensmitteln beraubt, mehr als zehntausend Stadien31 von Griechenland entfernt waren; daß sie ohne Wegweiser durch unübergängliche Flüsse mitten auf ihrer Heimreise gehemmt und von der Hauptarmee des Cyrus verrathen allein dastanden; daß sie wegen gänzlichen Mangels an Reiterei in der Lage waren, im Fall eines Sieges keinen einzigen der fliehenden Feinde tödten zu können, im Fall einer Niederlage aber bis auf den letzten Mann umkommen zu müssen. Bei diesen niederschlagenden Betrachtungen nahmen nur Wenige des Abends Speise zu sich, nur Wenige zündeten Feuer an und Viele kamen in dieser Nacht gar nicht ins Lager; sie legten sich nieder, wo es gerade der Zufall fügte; aber Kummer und Sehnsucht nach ihrem Vaterlande, ihren Eltern, Weibern und Kindern, die sie nicht mehr wieder zu sehen glaubten, raubten ihnen den Schlaf. In dieser Verfassung brachten sie Alle die Nacht zu.
Es befand sich unter dem Heere ein gewisser Xenophon aus Athen, den Proxenus, sein alter Gastfreund, durch das Versprechen ihm, wenn er mitziehen wollte, Cyrus' Freundschaft zu verschaffen, auf die Proxenus selbst größere Hoffnungen als auf sein Vaterland СКАЧАТЬ