Название: Tränen einer Braut: 3 Romane
Автор: G. S. Friebel
Издательство: Автор
Жанр: Эротическая литература
isbn: 9783956179198
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Elvira sah nur das Bett, ließ sich darauf nieder und fiel gleich in tiefen Schlaf.
5
Als sie erwachte, war es schon heller Tag. Sie sah aus dem Fensterchen. Vor ihr lag die Nordelbe. Schiffe tuckerten vorüber. Möwen kreischten und flogen hinterher, in der Hoffnung etwas Essbares zu erwischen.
Elvira sagte sich: »Ich bin jetzt in Hamburg.« Und ein tiefes Glückgefühl durchpulste sie.
Sie fühlte sich hungrig, aber zuerst wusch sie sich gründlich, zog ein frisches Kleid an und ging dann nach unten. Lie-San gab ihr etwas zu essen.
»Arbeit fängt erst um fünf Uhr an«, sagte er und nickte freundlich. »Ich kann dich gebrauchen, du bist schlau.«
Albert kam durch die Pendeltür und blieb erstaunt stehen. Nun erst, bei Tageslicht, sah er, wie hübsch und grazil sie war. Seine Augen blitzten unwillkürlich auf.
»Ich habe dich für eine Küchenschabe gehalten, aber jetzt sehe ich, dass du ein Goldkäferchen bist.«
Elvira lächelte ihn strahlend an.
6
Albert Lanner stammte aus dem tiefsten Milieu. Schon als Junge hatte er oft mit der Polizei zu tun gehabt: Erziehungsanstalt und so weiter. Doch als er volljährig geworden war, sagte er sich: Für so kleine Delikte sitzen zu müssen, das ist wirklich dumm. Albert war kalt und berechnend; und mit zwanzig hatte er sich geschworen, einmal im Geld zu schwimmen. Dann würden sich alle vor ihm verbeugen. Das konnte er aber nicht werden, wenn er fleißig arbeitete, sondern nur, wenn er andere für sich arbeiten ließ. Er wollte sich hier ein Imperium aufbauen wie es kein zweites gab. Später würde er dann auf andere Städte übergreifen und auch dort alles an sich reißen. Aber zuerst musste er sich hier Wurzeln holen, sozusagen fest verankern.
Vor gut einem halben Jahr hatte er diese Kneipe für wenig Geld erstanden. Noch drei, vier Monate, und sie gehörte ihm ganz. Es war ein stinkendes Loch, und er musste mit dem Abschaum der Menschheit vorliebnehmen. Aber er legte jeden Pfennig zur Seite. Wenn er genügend hatte, wollte er diese Bude renovieren. Nur noch die ganz großen Fische sollten dann bei ihm verkehren. Ein Netz würde er über diese Stadt legen, und überall würde er Lokale nach seinem Geschmack eröffnen.
Gestern Nacht hatte er mit Anke und Lola ein langes Gespräch gehabt. Sie standen bei ihm hoch in der Kreide, konnten ohne Alkohol nicht mehr auskommen. Er würde nie das Geld von ihnen bekommen. Aber Albert ließ sich so etwas nicht bieten. Er hatte sie vor die Wahl gestellt:
»Entweder ihr bezahlt heute alles, oder ihr geht für mich auf den Strich. Eure Einnahmen krieg ich ungeteilt, fünfhundert pro Nase und Nacht. Dafür bekommt ihr Essen und Trinken so viel ihr wollt. Und auch ein Zimmer zum Pennen.«
Sie hatten sich erst furchtbar aufgeregt. Die kleinen »Strichmiezen« wollten keinen Zuhälter haben. Albert beschwatzte sie, dass er ja gar keiner sei, er dächte nur an ihr Wohl. Die anderen würden sie doch nur ausnehmen.
Das stimmte, denn sobald sie ein wenig Geld in der Tasche hatten, waren sie spendabel. Alles trank mit, aber wenn sie dann blank waren, warf man sie hinaus.
Anke und Lola waren die ersten Mädchen, die für ihn standen. Das waren also pro Nacht tausend Mark. Essen und Trinken für die beiden fiel so nebenbei ab. Und das Zimmer oben unter dem Dach stand ohnehin leer. Heute Morgen hatte er zwei Feldbetten, einen Schrank und zwei Stühle hinaufgeschafft. Dabei hatte er festgestellt, dass noch Platz für zwei Betten vorhanden war. Er würde also neben der Kneipe ein sehr lukratives Geschäft aufziehen. Sein Traum waren Bars mit viel Plüsch, und darin durften nur die Stardirnen arbeiten. Natürlich mussten sie für ihn anschaffen. Oder zumindest behielt er einen beträchtlichen Teil ihrer Einnahmen einfach ein.
Der Krieg war schon lange vergessen. An allen Ecken und Enden wurde wieder aufgebaut, und bald würde der Augenblick kommen, wo die Männer wieder so viel verdienten, dass sie sich ihre Späßchen leisten konnten. Und dann musste er, Albert, da sein. Er würde diese Marktlücke schließen und dabei steinreich werden.
7
An all das musste er jetzt denken, während er Elvira betrachtete. Sollte er sie vielleicht aus der Küche nach oben in Feldbett Nummer drei verlegen? Aber im gleichen Augenblick erkannte er, dass das ein Fehler wäre, Elvira war eben etwas Besseres. Aber wenn er sie auf den gemeinen Strich schickte, würde es nicht sehr lange dauern, bis sie genauso verkommen war wie ihre Mitschwestern. Außerdem war sie von zu Hause ausgerückt, und bestimmt wurde schon nach ihr gesucht. Die Polizei machte ständig in dieser Gegend Streifen, besonders nachts. Hier in der Küche hatte sie nichts zu suchen.
Angelernt war sie auch nicht. Sie würde sich also übers Ohr hauen lassen. Und wer weiß, dachte er bei sich, wenn sie draußen herumtippelt, haut sie mir vielleicht ab. Und dann krieg ich wieder Ärger mit den Bullen. Den kann ich im Augenblick wirklich nicht vertragen. Nein, ich muss warten, bis ich mich verändert habe. Wenn ich erst einmal meine erste Bar besitze und das wird bestimmt schon in einem halben Jahr der Fall sein dann muss sie dort auf Männerfang gehen.
Lie-San, der Koch, durchschaute seine Gedanken. Er sagte nur: »Ich brauche diese Hilfe. Sonst ich nicht mehr so gut arbeiten wie früher.«
»Habe ich denn etwas gesagt?«, entgegnete Albert wütend.
»Schon gut, wollte nur noch mal erinnern«, sagte der Chinese.
Elvira verstand nichts mehr.
Albert wandte sich an das Mädchen. »Vorläufig gehst du nicht raus. Ist das klar?«
»Aber warum denn nicht«, stotterte sie verlegen.
»Weil dich die Bullen bestimmt suchen werden.«
Sie biss sich auf die Lippen. Inzwischen mussten die Eltern schon ihren Brief gefunden haben. Und wie sie ihren Vater kannte, würde er wirklich sofort zur Polizei gehen. Elvira wusste auch: Wenn man sie fand und zurückbrachte denn sie war ja noch nicht mündig dann würde sie bis zu ihrer Volljährigkeit nicht mehr allein ausgehen dürfen. Man würde sie wie ein Hündchen an die Kette legen, mit anderen Worten, man wollte sie vor Unheil bewahren und schützen. Die Welt war ja so grausam für kleine Mädchen. Wie oft hatte sie diesen Satz schon zu hören bekommen.
»Und wie lange muss ich mich versteckt halten?«
»Das weiß ich noch nicht«, sagte Albert und erhob sich.
Elvira und der Koch blieben allein zurück. Und jetzt fing auch Lie-San noch an.
»Nicht gut gewesen, dass du fortlaufen, wirklich nicht.«
»Aber ich arbeite doch für Sie. Sie sind doch mit mir zufrieden«, sagte Elvira.
»Ja, ja, aber dieses sein ein verrufenes Haus. Nicht gut für anständiges Mädchen. Wird noch unglücklich werden. Sehr unklug, wenn fortlaufen. Mädchen gehören zu Hause, zu Vater und Mutter.«
Elvira wurde zornig.
»In China mag das der Fall sein, hier aber nicht«, sagte sie hochmütig.
Der Koch sah sie nur mitleidig an, dann sagte er: СКАЧАТЬ