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СКАЧАТЬ nicht un­ter­drücken. Ich ver­schwieg ihm die Ab­sicht auf das Ju­den­deutsch und sprach von bes­se­rem Ver­ständ­nis des Grund­tex­tes. Da­rauf lä­chel­te er und mein­te, ich sol­le schon zu­frie­den sein, wenn ich nur le­sen lern­te. Dies ver­dross mich im Stil­len, und ich nahm alle mei­ne Auf­merk­sam­keit zu­sam­men, als es an die Buch­sta­ben kam. Ich fand ein Al­pha­bet, das un­ge­fähr dem grie­chi­schen zur Sei­te ging, des­sen Ge­stal­ten fass­lich, des­sen Be­nen­nun­gen mir zum größ­ten Teil nicht fremd wa­ren. Ich hat­te dies al­les sehr bald be­grif­fen und be­hal­ten und dach­te, es soll­te nun ans Le­sen ge­hen. Dass die­ses von der rech­ten zur lin­ken Zei­le ge­sch­ehe, war mir wohl be­wusst. Nun aber trat auf ein­mal ein neu­es Heer von klei­nen Buch­stäb­chen und Zei­chen her­vor, von Punk­ten und Stri­chel­chen al­ler Art, wel­che ei­gent­lich die Vo­ka­le vor­stel­len soll­ten, wor­über ich mich umso mehr ver­wun­der­te, als sich in dem grö­ßern Al­pha­be­te of­fen­bar Vo­ka­le be­fan­den und die üb­ri­gen nur un­ter frem­den Be­nen­nun­gen ver­bor­gen zu sein schie­nen. Auch ward ge­lehrt, dass die jü­di­sche Na­ti­on, so lan­ge sie ge­blüht, wirk­lich sich mit je­nen ers­ten Zei­chen be­gnügt und kei­ne an­de­re Art zu schrei­ben und zu le­sen ge­kannt habe. Ich wäre nun gar zu gern auf die­sem al­ter­tüm­li­chen, wie mir schi­en be­que­me­ren Wege ge­gan­gen; al­lein mein Al­ter er­klär­te et­was streng: man müs­se nach der Gram­ma­tik ver­fah­ren, wie sie ein­mal be­liebt und ver­fasst wor­den. Das Le­sen ohne die­se Punk­te und Stri­che sei eine sehr schwe­re Auf­ga­be und kön­ne nur von Ge­lehr­ten und den Ge­üb­tes­ten ge­leis­tet wer­den. Ich muss­te mich also be­que­men, auch die­se klei­nen Merk­zei­chen ken­nen zu ler­nen; aber die Sa­che ward mir im­mer ver­worr­ner. Nun soll­ten ei­ni­ge der ers­ten grö­ßern Ur­zei­chen an ih­rer Stel­le gar nichts gel­ten, da­mit ihre klei­nen Nach­ge­bor­nen doch ja nicht um­sonst da­ste­hen möch­ten. Dann soll­ten sie ein­mal wie­der einen lei­sen Hauch, dann einen mehr oder we­ni­ger har­ten Kehl­laut an­deu­ten, bald gar nur als Stüt­ze und Wi­der­la­ge die­nen. Zu­letzt aber, wenn man sich al­les wohl ge­merkt zu ha­ben glaub­te, wur­den ei­ni­ge der großen so­wohl als der Klei­nen Per­so­na­gen in den Ru­he­stand ver­setzt, so­dass das Auge im­mer sehr viel und die Lip­pe sehr we­nig zu tun hat­te.

      In­des­sen moch­te ihm mei­ne, die Bi­bel nach al­len Sei­ten durch­kreu­zen­de kin­di­sche Leb­haf­tig­keit doch ziem­lich ernst­haft und ei­ni­ger Nach­hil­fe wert ge­schie­nen ha­ben. Er ver­wies mich da­her nach ei­ni­ger Zeit auf das große eng­li­sche Bi­bel­werk, wel­ches in sei­ner Biblio­thek be­reit stand und in wel­chem die Aus­le­gung schwe­rer und be­denk­li­cher Stel­len auf eine ver­stän­di­ge und klu­ge Wei­se un­ter­nom­men war. Die Über­set­zung hat­te durch die großen Be­mü­hun­gen deut­scher Got­tes­ge­lehr­ten Vor­zü­ge vor dem Ori­gi­nal er­hal­ten. Die ver­schie­de­nen Mei­nun­gen wa­ren an­ge­führt und zu­letzt eine Art von Ver­mit­te­lung ver­sucht, wo­bei die Wür­de des Buchs, der Grund der Re­li­gi­on und der Men­schen­ver­stand ei­ni­ger­ma­ßen ne­ben ein­an­der be­ste­hen konn­ten. So oft ich nun ge­gen Ende der Stun­de mit her­ge­brach­ten Fra­gen und Zwei­feln auf­trat, so oft deu­te­te er auf das Re­po­si­to­ri­um; ich hol­te mir den Band, er ließ mich le­sen, blät­ter­te in sei­nem Lu­ci­an, und wenn ich über das Buch mei­ne An­mer­kun­gen mach­te, war sein ge­wöhn­li­ches La­chen al­les, wo­durch er mei­nen Scharf­sinn er­wi­der­te. In den lan­gen Som­mer­ta­gen ließ er mich sit­zen, so lan­ge ich le­sen konn­te, manch­mal al­lein; nur dau­er­te es eine Wei­le, bis er mir er­laub­te, einen Band nach dem an­de­ren mit nach Hau­se zu neh­men.

      Der Mensch mag sich wen­den, wo­hin er will, er mag un­ter­neh­men, was es auch sei, stets wird er auf je­nen Weg wie­der zu­rück­keh­ren, den ihm die Na­tur ein­mal vor­ge­zeich­net hat. 5o er­ging es auch mir im ge­gen­wär­ti­gen Fal­le. Die Be­mü­hun­gen um die Spra­che, um den In­halt der hei­li­gen Schrif­ten selbst en­dig­ten zu­letzt da­mit, dass von je­nem schö­nen und viel ge­prie­se­nen Lan­de, sei­ner Um­ge­bung und Nach­bar­schaft, so wie von den Völ­kern und Er­eig­nis­sen, wel­che je­nen Fleck der Erde durch Jahr­tau­sen­de hin­durch ver­herr­lich­ten, eine leb­haf­te­re Vor­stel­lung in mei­ner Ein­bil­dungs­kraft her­vor­ging.

      Die­ser klei­ne Raum soll­te den Ur­sprung und das Wachs­tum des Men­schen­ge­schlechts se­hen; von dort­her soll­ten die ers­ten und ein­zigs­ten Nach­rich­ten der Ur­ge­schich­te zu uns ge­lan­gen, und ein sol­ches Lo­kal soll­te zu­gleich so ein­fach und fass­lich, als man­nig­fal­tig und zu den wun­der­sams­ten Wan­de­run­gen und An­sie­de­lun­gen ge­eig­net, vor un­se­rer Ein­bil­dungs­kraft lie­gen. Hier, zwi­schen vier be­nann­ten Flüs­sen, war aus der gan­zen zu be­woh­nen­den СКАЧАТЬ