Weisheit und Mitgefühl in der Psychotherapie. Christopher Germer
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Название: Weisheit und Mitgefühl in der Psychotherapie

Автор: Christopher Germer

Издательство: Bookwire

Жанр: Зарубежная психология

Серия:

isbn: 9783867812313

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      Vor ein paar Jahren hat eine Reihe buddhistischer Lehrer begonnen, ein neues Hilfsmittel für Achtsamkeit zu lehren, das aus vier Schritten besteht. Dieses Training in Präsenz kann in schwierigen Situationen, wenn man es mit intensiven und schwierigen inneren Zuständen zu tun hat, eine Unterstützung sein, um Weisheit und Mitgefühl zu wecken, besonders wenn man dazu neigt, sich in Verwirrung zu verlieren oder in sich zu versinken. Obwohl diese vier Schritte in Verbindung mit einer fortgesetzten Praxis von Achtsamkeitsmeditation am wirksamsten sind, können sie auch Klienten einen Zugang zu Achtsamkeit ermöglichen, die sonst auf alles, was sie für „Meditation“ halten, mit Widerstand reagieren würden. Ich habe diese vier Schritte Tausenden von Schülern, Klienten und Angehörigen heilender Berufe beigebracht und diesen Ansatz zu der Form entwickelt und erweitert, die ich in diesem Kapitel beschreibe. Auch in meinem eigenen Leben habe ich diese Technik zu einer zentralen Übung gemacht. Wenn wir uns wie Pam in einer Trance von Angst und Getrenntheit verlieren und leiden, können diese vier Schritte helfen, uns zu voller Achtsamkeit zurückzubringen, indem sie die Aufmerksamkeit auf eine klare, systematische Weise lenken.

      Vier Schritte

      • Anerkennen, was passiert

      • Zulassen, dass das Leben ist, wie es ist

      • Die innere Erfahrung mit Freundlichkeit untersuchen

      • Sich nicht identifizieren und in natürlicher Bewusstheit bleiben

      Anerkennen, was passiert

      Dieses Anerkennen beginnt damit, dass Sie Ihre Aufmerksamkeit darauf richten, was im gegenwärtigen Moment an Gedanken, Emotionen, Gefühlen oder Sinnesempfindungen auftaucht. Anerkennen bedeutet Sehen, was in Ihrem inneren Leben wahr ist. Es bedeutet, einfach zu fragen: „Was passiert in mir in diesem Moment?“ Nutzen Sie Ihre natürliche Neugier, wenn Sie sich nach innen wenden. Versuchen Sie, alle vorgefassten Vorstellungen davon loszulassen, was passiert, und hören Sie stattdessen freundlich und offen auf Ihren Körper und auf Ihr Herz.

      Zulassen, dass das Leben ist, wie es ist

      Zulassen bedeutet „sein lassen“, was immer Sie an Gedanken, Emotionen, Gefühlen oder Sinnesempfindungen entdecken. Wenn Sie etwas Schwieriges erleben, kann es nützlich sein, sich zu fragen: „Kann ich hier weiter sein?“ Oder: „Kann ich dies so sein lassen, wie es ist?“ Vielleicht empfinden Sie eine natürliche Abneigung oder den Wunsch, dass unangenehme Gefühle verschwinden sollten, oder Sie merken, dass Sie von Gedanken erfüllt sind, die Vorwurf oder Scham enthalten. Aber wenn Sie offener dafür werden, bei dem präsent zu sein, „was ist“, kann sich eine andere Qualität von Aufmerksamkeit einstellen. Um weise handeln zu können, muss man lernen, so bei schwierigen Erfahrungen zu sein, denn sonst reagieren wir auf Schwierigkeiten automatisch und nicht besonnen. Es ist auch notwendig, Mitgefühl zu motivieren, denn wenn wir unseren eigenen Schmerz nicht ertragen können, können wir auch das Leid anderer Menschen nicht ertragen (siehe Kapitel 1).

      Die Einsicht, dass Zulassen untrennbar zu Verstehen und Heilen gehört, kann die bewusste Absicht fördern, „sein zu lassen“. Viele Klienten und Schüler, mit denen ich arbeite, unterstützen ihre Entschlossenheit, alles zu akzeptieren, was passiert, dadurch, dass sie ein unterstützendes Wort oder einen Satz innerlich sprechen. Wenn sie zum Beispiel merken, dass Angst sie zu überwältigen droht, sagen sie leise „Lass es zu“, oder sie erleben das Anschwellen tiefen Kummers und sagen „Ja“. Sie könnten auch diese Worte verwenden: „Auch dies“ oder, wie ich Pam vorschlug: „Ich stimme zu“. Zuerst haben viele das Gefühl, dass sie unangenehme Emotionen oder Empfindungen zögernd oder versuchsweise „aushalten“. Oder sie sagen vielleicht in der Hoffnung „Ja“ zu Angst, dass sie sie damit auf magische Weise zum Verschwinden bringen.

      In Wirklichkeit müssen wir immer wieder zustimmen und manchmal sogar die subtilsten Formen anerkennen, mit denen wir uns gegen Angst oder Schmerz verspannen. Doch schon die erste Geste des Zulassens – einfach leise „Ja“ oder „Ich stimme zu“ sprechen – beginnt einen Raum zu schaffen, der die harten Kanten unseres Schmerzes weich macht. Ihr ganzes Sein ist nicht mehr so in Widerstand gesammelt und verhärtet. Sprechen Sie den Satz einfach und geduldig, und mit der Zeit wird sich Ihre Empfänglichkeit vertiefen. Ihre Abwehrmechanismen entspannen sich, und Sie empfinden vielleicht körperlich, wie Sie den Wellen der Erfahrung nachgeben oder sich ihnen öffnen können.

      Mit Freundlichkeit untersuchen

      Manchmal reicht es aus, wenn man die ersten zwei der vier Schritte ausführt – die Grundbestandteile von Achtsamkeit –, um sich Erleichterung zu verschaffen und sich wieder mit Präsenz zu verbinden. In anderen Fällen reicht die Absicht, anzuerkennen und zuzulassen, allein nicht aus. Wenn man zum Beispiel mitten im Prozess einer Scheidung steht, dabei ist, einen Job zu verlieren, oder mit dem Leiden oder der Not eines nahestehenden Menschen konfrontiert ist, kann es sein, dass man leicht von intensiven Gefühlen überwältigt wird. Weil diese Gefühle immer wieder ausgelöst werden – man zum Beispiel von einem baldigen Expartner einen Telefonanruf bekommt oder morgens mit Schmerzen aufwacht –, können Reaktionen tief erschüttern. In solchen Situationen kann es erforderlich sein, achtsame, freundliche Bewusstheit noch mehr zu beleben und zu stärken.

      Untersuchung bedeutet, das natürliche Interesse anzusprechen – das Verlangen, Wahrheit zu wissen – und eine fokussiertere Aufmerksamkeit auf die gegenwärtige Erfahrung zu richten (Goldstein & Kornfield, 1987). Wenn man einfach anhält und sich fragt „Was passiert in mir?“, kann das der Anfang sein, Erfahrung anzuerkennen. Mit einer Untersuchung unternimmt man aber eine aktivere und gezieltere Selbsterforschung. Sie können sich fragen: „Wie erlebe ich dies in meinem Körper?“ oder „Was möchte dieses Gefühl von mir?“ oder „Was glaube ich von mir?“, „Was glaube ich von anderen?“ Der Impuls für so eine Untersuchung entsteht aus unserer angeborenen Intelligenz. Wir erkennen, dass wir uns für ein tieferes Verständnis unserer Situation öffnen müssen.

      Die Phase der Untersuchung – der dritte der vier Schritte – ist für die therapeutische Beziehung besonders geeignet. Obwohl wir vielleicht spüren, dass wir genauer anschauen müssen, was in uns passiert, stellen wir uns oft gerade die Fragen nicht, die uns am ehesten von einer unbewussten Identifikation mit unseren Gedanken und Gefühlen befreien könnten. Wenn zum Beispiel ein Klient von Gefühlen der Angst oder Verletzung besessen ist, kann der Vorschlag, der Frage nachzugehen: „Was glaube ich in diesem Moment?“, die Geschichten persönlichen Versagens oder Misstrauens aufdecken, die diese Gefühle genährt haben. Wenn man die Überzeugung, den Glauben oder die Befürchtung bewusst benennt, kann das ihren Zugriff schwächen und eine Möglichkeit eröffnen, die Frage zu stellen: „Ist das wirklich wahr?“ Wenn ein Klient andererseits in obsessives Grübeln versunken ist, kommt er vielleicht nicht auf die Idee, sich zu fragen: „Was spüre ich in meinem Körper?“ Diese Frage kann helfen, aus Intellektualisierungen, Wertungen und mentalen Kommentaren herauszutreten, die eine echte Einsicht, „wie СКАЧАТЬ