Die Reise nach Hause. Lee Carroll
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Die Reise nach Hause - Lee Carroll страница 7

Название: Die Reise nach Hause

Автор: Lee Carroll

Издательство: Bookwire

Жанр: Философия

Серия:

isbn: 9783867287166

isbn:

СКАЧАТЬ einrenken, solange er bewusstlos war.«

      Der Pfleger verließ die Kabine, die aus einem Vorhang bestand, der von einer halbkreisförmigen Schiene herabhing. Beim Hinausgehen zog er den Vorhang zu, so dass Mike und sein Nachbar wieder allein waren. Die zahlreichen Geräusche auf der Station waren gedämpft, aber der Nachbar hörte alles, was sich in den angrenzenden Kabinen abspielte. In der linken lag eine Frau – Opfer eines Messerstiches; in der rechten ein älterer Mann mit Atemnot und einem tauben Arm. Sie waren fast ebenso lange da wie Mike – etwa anderthalb Stunden.

      Mike öffnete die Augen und fühlte einen brennenden Schmerz im Unterkiefer. Er wusste sofort, dass er wach war. Keine Engelträume mehr, dachte er, als die Schmerzen und die ganze Situation langsam Realität für ihn wurden. Das grelle, künstliche Licht der Neonröhren, das die Notaufnahme erhellte, ließ ihn schaudern und die Augen schließen. Es war kalt im Raum und Mike wünschte sich eine Decke – doch niemand brachte sie ihm.

      »Sie waren eine Zeit lang bewusstlos«, sagte der Nachbar, ein wenig verlegen, weil er nicht einmal Mikes Namen kannte. »Man hat Ihnen den Kopf verbunden und den Kiefer eingerenkt. Versuchen Sie jetzt nicht, zu sprechen.«

      Mike schaute den Mann, der sich über ihn beugte, dankbar an. Trotz seines Dämmerzustandes bemühte er sich, die Gesichtszüge zu erkennen und sah, dass es der Mieter aus der Wohnung nebenan war. Der Mann setzte sich an Mikes Seite, während dieser in einen tiefen Schlaf fiel.

3Sterne.png

      Als er wach wurde, wusste Mike, dass er sich woanders befand. Es war still und er lag im Bett. Er öffnete die Augen und versuchte, etwas klarer im Kopf zu werden; offenbar lag er immer noch im Krankenhaus, doch nun in einem Privatzimmer. Für ein Krankenzimmer, fand er, war es gut ausgestattet. Sein müder Blick glitt über die Bilder an der Wand und den schön gedrechselten Stuhl neben seinem Bett. Die Zimmerdecke war mit einem teuren, schalldämpfenden Material verkleidet. Es bildete kleine, wohlgeformte Recht­ecke, die sich durch Mikes verschwommene Wahrnehmung etwas in die Länge zogen. Neonröhren gab es zwar auch, aber gedämpft und halb versteckt im Muster des geschmackvollen Dekors. Die Helligkeit kam vor allem von einem Fenster mit Blick auf die Bucht und von den Glühbirnen einiger im Raum verteilter Lampen. Statt einem Wandbrett, auf dem sich in Krankenhauszimmern für gewöhnlich der Fernseher befindet, gab es hier einen schönen, la­ckierten Schrank. Die Türen des exquisiten Möbels waren geschlossen. Die Lampen trugen Schirme, wie in einem vornehmen Hotel und passten sogar zur Tapete! Was war das hier? Ein Privathaus? Als Mikes Augen weiter wanderten, entdeckten sie allerdings die normalen Krankenhausstecker für Luft, Gas und Elektrizität, die sich an verschiedenen Stellen im Raum befanden. Auch entdeckte Mike eine Anzahl diagnostischer Geräte hinter sich – wovon eins mit medizinischem Klebeband an seinem Arm befestigt war. Alle paar Sekunden gab es einen leisen Ton ab.

      Da offenbar niemand in der Nähe war, begann Mike über die Geschehnisse nachzudenken. War er am Hals operiert worden? Konnte er sprechen? Langsam tastete er mit der Hand über seinen Hals, wo er einen dicken Verband oder sogar Gips erwartet hatte. Stattdessen fühlte er glatte Haut! Mit den Fingern fuhr er darüber und stellte fest, dass alles normal war. Vorsichtig versuchte er, sich zu räuspern; erstaunlicherweise sprach seine Stimme sofort an. Als er jedoch den Mund öffnete, merkte er, was nicht in Ordnung war. Ein heißer, stechender Schmerz durchzuckte ihn im Schlund und unter dem Ohr – so furchtbar, dass ihm übel wurde. Schmerzen, die man hören kann, dachte er und nahm sich vor, den Mund nur noch langsam zu öffnen.

      »Ah, ich sehe, wir sind wach geworden. Gegen die Schmerzen können Sie alles bekommen, was Sie möchten, Mr. Thomas«, sagte eine schniefende, aber freundliche Frauenstimme an der Tür. »Sie werden aber schneller gesund, wenn Sie Ihre Schmerzgrenze ohne Pillen he­rausfinden. Es ist nämlich nichts gebrochen. Ihr Kiefer braucht nur Übung, um wieder normal zu funktionieren.« Die Krankenschwester, angetan mit etwas, das sich nur als Designer-Outfit bezeichnen ließ, kam an Mikes Bett. Doch nicht nur ihre Uniform war gebügelt und saß perfekt, offensichtlich hatte sie auch eine Menge Erfahrung. Über ihrer Brusttasche prangten verschiedene Abzeichen und Auszeichnungen. Mike sprach vorsichtig durch die Zähne, wobei er sich bemühte, den Unterkiefer möglichst wenig zu bewegen.

      »Wo bin ich?«, nuschelte er.

      »Sie sind in einem Privatkrankenhaus in Beverly Hills, Mr. Thomas.« Die Schwester stand jetzt neben ihm. »Sie haben die Nacht hier verbracht, nachdem man Sie von der Notaufnahme hierher verlegt hat. Sie sollen bald entlassen werden.« Mikes Augen weiteten sich und sein Gesicht zog sich angstvoll in Falten. Er hatte gehört, dass ein Tag in einem derartigen Krankenhaus zwei bis dreitausend Dollar kosten konnte. Beim Gedanken, wie er das bezahlen sollte, fing sein Herz an zu klopfen.

      »Das geht in Ordnung, Mr. Thomas«, sagte die Schwester beruhigend, als sie Mikes Gesicht sah. »Alles ist schon geregelt. Ihr Vater hat sich darum gekümmert. Ja, und er hat alles bezahlt.«

      Mike war einen Moment still und überlegte, wie sein verstorbener Vater sich um alles hatte kümmern können. Vielleicht vermutete sie nur, es sei sein Vater gewesen und in Wirklichkeit war es sein Nachbar? Mike versuchte, so gut es ging zu sprechen, ohne den Mund zu bewegen.

      »Haben Sie ihn gesehen?«, nuschelte er.

      »Gesehen? Ja klar! Sah toll aus, Ihr Dad! Groß und blond wie Sie, mit der Stimme eines Heiligen. Waren alle am Tuscheln, die Schwestern, als sie ihn sahen; ja wirklich.« Mike brauchte die Schwester nur reden zu hören, um zu wissen, dass sie aus seiner Heimat Minnesota kam. Irgendwie redete man da verdreht, indem man das Subjekt oft an das Satzende stellte. Eine komische Ausdrucksweise, die er, sobald er nach Kalifornien gezogen war, aufgegeben hatte. Sie klang, wie die des Yoda, der in Star Wars mitspielte.

      »Hat für alles bezahlt, hat er, bar bezahlt sogar. Also machen Sie sich keine Sorgen, Mr. Thomas und – ach ja – er hat da eine Nachricht für Sie hinterlassen.«

      Mikes Herz machte einen Sprung, obwohl er den Verdacht hatte, dass der angebliche Vater sein Nachbar war; die Beschreibung der Krankenschwester passte allerdings auf keinen von beiden. Die Schwester ging hinaus, um die Nachricht zu holen. In weniger als fünf Minuten war sie zurück mit einem Stück Papier, auf dem offensichtlich eine maschinengeschriebene Botschaft stand.

      »Hat das diktiert, wissen Sie«, sagte die Schwester, indem sie ein gefaltetes Blatt aus dem Krankenhaus-Kuvert nahm. »Sagte, seine Handschrift sei nicht so gut; deshalb haben wir das für Sie getippt. Bisschen schwer zu verstehen, wenn Sie mich fragen. Hat er Sie als Kind Vorab genannt?« Sie reichte Mike das Blatt und er las es.

      Lieber Michael-Vorab,

      Nicht alles ist so, wie es scheint. Deine Suche beginnt jetzt. Werde rasch gesund und mache deine Sachen fertig für die Reise. Ich habe den Weg nach Hause vorbereitet. Nimm dieses Geschenk an und breche auf. Den Weg bekommst du gezeigt.

      Mike fühlte, wie ihm Schauer über den Rücken liefen. Dankbar schaute er die Schwester an, während er das Blatt an seine Brust drückte. Dann schloss er die Augen, wie um zu sagen, dass er allein sein wollte. Die Schwester begriff seinen Wunsch und verließ das Zimmer.

      Unzählige Gedanken gingen Mike durch den Kopf. »Nicht alles ist so, wie es scheint«, stand in der Botschaft. Was für eine Untertreibung! Er wusste, dass sein Hals gestern zusammengetreten und zerquetscht worden war, von einem Verbrecher, der ihn auf dem Boden seines Apartments beinahe umgebracht hätte. Er hatte bei dem furchtbaren Ereignis das Knirschen seiner Knochen deutlich gespürt! Und jetzt war da keinerlei Verletzung, außer einem ausgerenkten und replatzierten Unterkiefer; und ein paar Schnittwunden und blauen Flecken im Gesicht und am Kopf. Das würde zwar eine Weile wehtun, ihn aber nicht außer Gefecht setzen. War dies das Geschenk?

      Dass die Engel-Vision СКАЧАТЬ