Handbuch der Interpersonellen Neurobiologie. Daniel Siegel
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Название: Handbuch der Interpersonellen Neurobiologie

Автор: Daniel Siegel

Издательство: Bookwire

Жанр: Зарубежная психология

Серия:

isbn: 9783867813372

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СКАЧАТЬ fokussieren und innerlich reflektieren, unterstützen wir das Wachstum regulativer, integrativer neuronaler Netze.

      8. Und möglicherweise Humor – einige Vorstudien deuten darauf hin, dass wir durch Lachen das gesunde* Wachstum des Gehirns fördern. Neuroplastizität scheint in der Tat „zum Lachen zu sein“.

      In der Interpersonellen Neurobiologie* suchen wir nach direkten Anwendungsmöglichkeiten von Wissenschaft für den praktischen Nutzen in der Welt. Eine Möglichkeit, um die grundlegenden Prinzipien der Neuroplastizität anzuwenden, besteht in der „täglichen Ernährung“ durch mentale Aktivitäten*, die das gesunde Wachstum des Geistes, des Gehirns und der Beziehungen fördern. Einer meiner Kollegen, David Rock, hat ein Menü des gesunden Geistes* gestaltet, das mit einer Empfehlung für einen tägliche Speiseplan vergleichbar ist (s. Abb. J). Wir empfehlen den Menschen, einen Weg zu finden, um die Aktivitäten des Menüs in eine regelmäßige Routine einzubinden. Regelmäßigkeit scheint der Schlüssel zu sein, um Gewohnheiten zu schaffen und zu erhalten. Und Regelmäßigkeit spielt offenbar auch bei der Förderung der neuroplastischen Veränderungen eine wichtige Rolle. Zu den sieben empfohlenen mentalen Aktivitäten gehören Zeit für Schlaf, Zeit für den Körper, Zeit für Verbundenheit, Zeit für Entspannung, Zeit für Spiel, fokussierte Zeit und Einkehrzeit.

      In Bezug auf das Wachstum des integrativen Gewebes, ein gesundes Gehirn, einen gesunden Geist und um ein Netz sozialer Beziehungen zu unterstützen, bestimmt die besondere Fokussierung der Aufmerksamkeit die spezifische Aktivierung der Neurone. Aufmerksamkeit aktiviert die spezifischen Pfade neuronaler Aktivierung im Gehirn. Die Neuronen, die zusammen aktiviert werden, können ihre Verbindungen miteinander stärken. Wenn solche Koppelungen ihrer Natur nach integrativ sind, sehen wir, wie der Fokus der Aufmerksamkeit das Wachstum der integrativen strukturellen Veränderungen im Gehirn möglicherweise fördern kann. Dadurch wird wiederum die integrative Funktionsweise unterstützt, die das Herz der Gesundheit ist.

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      SNAG: „Neuronen, die zusammen aktiviert sind, vernetzen sich“

      Worum geht es?

      SNAG* ist eine Abkürzung, die für „die Stimulation von neuronaler Aktivierung und neuronalem Wachstum“ steht (stimulate neuronal activation and growth). Wenn wir das Gehirn* mit SNAG stimulieren, versuchen wir absichtsvoll die neuronale Aktivierung* und die darauf folgende Genexpression zu fördern, die es den Neuronen* ermöglicht, ihre Verbindungen miteinander wachsen zu lassen.

      Diese einfache Abkürzung basiert auf der Arbeit zahlreicher bahnbrechender Denker. Der gesamte Ansatz der Interpersonellen Neurobiologie* ermöglicht es uns, „auf den Schultern von Riesen zu stehen“, denn wir finden in einer ganzen Reihe von Disziplinen konsiliente* Erkenntnisse. In diesem Abschnitt werden wir nur einige ausgewählte Forscher erwähnen, deren Arbeit auf den Gebieten der Erinnerung* und der neuronalen Funktionsweise dafür gesorgt hat, dass es das Konzept von SNAG überhaupt gibt. Viele weitere Forscher könnten hier erwähnt werden, aber das ist nicht die Aufgabe dieses Leitfadens. Stattdessen wird dieser kurze Überblick nur einen ersten Eindruck von all den Forschungen geben können, die die Bedeutung dieser Abkürzung unterstützen. Zahlreiche klinische und akademische Autoren haben geschrieben, dass bei der Aktivierung miteinander verbundener Neuronen die Wahrscheinlichkeit steigt, dass sie in Zukunft zusammen aktiviert werden. Sigmund Freud bezeichnete diese Feststellung als Gesetz der Assoziation und Donald Hebb diskutierte in seinen Werken die gleiche Vorstellung. Deshalb sprechen Neurowissenschaftler heute vom „Hebbschen Gesetz“ oder von der „Hebbschen Synapse*“, die durch diese verbundene Aktivierung gebildet wird. Carla Schatz, eine Neurowissenschaftlerin, die Hebbs Ideen weiterführte, nutzte eine leicht einprägbare Formulierung: „Neuronen, die zusammen aktiviert werden, vernetzten sich“* („Neurons that fire together, wire together“). Und Robert Post und seine Kollegen erweiterten die Formulierung und fügten hinzu: „und überleben zusammen“. Dadurch wollten sie andeuten, dass wir Fähigkeiten des Gehirns „nutzen oder verlieren“ können („use it oder loose it“) – wenn Neuronen zusammen aktiviert werden, verringert sich ihre Menge nicht. Der Verlust neuronaler Verbindungen wird als neuronales Beschneiden, als Parcellation oder Apoptose, bezeichnet. Fred Gage hat gezeigt, wie Neuheit das Wachstum neuer Neuronen in der Hirnregion des Hippocampus* stimuliert. Und Eric Kandel erhielt den Nobelpreis für seine Forschungsarbeit, in der er zeigte, wie neuronale Aktivierung tatsächlich die Genexpression fördert und diese verbundenen Muster des synaptischen Wachstums unterstützt. Michael Meaney und andere haben auch zu unserem Verständnis darüber beigetragen, wie die Erfahrung und davon ausgelöste neuronale Aktivierung das Wachstum des Gehirns beeinflusst. Es konnte gezeigt werden, wie Erfahrungen in der Kindheit die neuronalen Verbindungen in Bereichen formen, welche die Reaktion auf Stress* regulieren, und außerdem, wie die epigenetische* Kontrolle der Genexpression in diesen neuronalen Gebieten verändert wird.

      Implikationen: Was bedeutet es für unser Leben, dass Neuronen, die zusammen aktiviert werden, sich vernetzen?

      Wir sind unsere Aufmerksamkeit*. Je intensiver und vielleicht auch spezifischer unsere neuronale Aktivierung ist (die wir mit dem Fokus unserer Aufmerksamkeit schaffen), desto mehr bleibende synaptische Veränderungen werden wir wahrscheinlich in unserem Gehirn initiieren. Ein Aspekt des Geistes* ist der Prozess*, der den Energie- und Informationsfluss* reguliert*. Deshalb können wir sagen, dass der Geist Aufmerksamkeit ist: Was wir mit unserem Geist tun, kann die Struktur unseres Gehirns verändern. Aufmerksamkeit ist der Prozess, der den Fluss von Information* reguliert. Somit können wir durch die Erkenntnisse der Neuroplastizität* erkennen, dass ein Aspekt des Geistes – ein Prozess, der den Energie-und Informationsfluss reguliert – die Struktur des Gehirns verändern kann. Im Umgang mit Kindern, in der Pädagogik und in der Psychotherapie nutzen wir den relationalen*Aspekt des Geistes, um die Aufmerksamkeit unseres Kindes, des Schülers oder Klienten/Patienten zu fokussieren, um die neuronale Aktivierung auf eine Weise zu fördern, die potentiell die Struktur des Gehirns verändert. Das ist die fundamentale Grundlage des Lernens. So stimulieren wir das Gehirn mit SNAG.

      Sobald die synaptische Vernetzung des Gehirns verändert ist, werden Pfade, die im Nervensystem* als Mechanismus für den Energie- und Informationsfluss dienen, die Wahrscheinlichkeit erhöhen, dass diese Muster fortdauern. Das ist die Verbesserung des Lernens. Das, worauf wir unsere Aufmerksamkeit richten, verändert uns: Sei es unfreiwillig, wie bei Missbrauch* oder Vernachlässigung* oder freiwillig durch das, worauf wir im Alltag oder in der Schule unsere Aufmerksamkeit richten. Auf diese Weise kann Lernen sowohl negativ als auch positiv sein. Wir Menschen werden zutiefst und dauerhaft von unseren Erfahrungen beeinflusst.

      Der Energie- und Informationsfluss steuert die neuronale Aktivierung. Wenn Neuronen zusammen aktiviert sind, stärken sie ihre synaptischen Verbindungen. Dadurch wird es wahrscheinlicher, dass die damit verbundenen Aktivierungsmuster im Lauf der Zeit wieder erscheinen. Für einen Lehrer sind dies gute Nachrichten, denn pädagogische Erfahrungen können das Gehirn der Schüler positiv verändern – wodurch sie auf dem Weg in eine Zukunft, die wir nicht kennen, unterstützt werden. Denn wenn wir das gestern Gelernte benutzen, um heute unsere Kinder zu unterrichten, dann bereiten wir sie nicht gut auf das Morgen vor. Doch indem wir uns auf die wichtigen R’s der Pädagogik* fokussieren, durch die wir Resilienz entwickeln können – Reflexion* und Beziehungen* – kann der Unterricht das Gehirn der Schüler absichtsvoll zu Resilienz* stimulieren (vgl. SNAG*). Wir müssen uns nicht länger durch Lehrprogramme einengen lassen, die unser integratives, präfrontales neuronales Netz* nicht berücksichtigen, sondern wir können ein Programm entwickeln, bei dem „der präfrontale Cortex* nicht unberücksichtigt bleibt“. Dies gelingt, indem wir Übungen der Einkehrzeit* kultivieren, die die Bedeutung von Reflexion und Beziehungen hervorheben, welche der Kern der Resilienz sind, und durch die durch eine gut entwickelte integrative Präfrontalregion entsteht.

      In СКАЧАТЬ