Handbuch der Interpersonellen Neurobiologie. Daniel Siegel
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Название: Handbuch der Interpersonellen Neurobiologie

Автор: Daniel Siegel

Издательство: Bookwire

Жанр: Зарубежная психология

Серия:

isbn: 9783867813372

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СКАЧАТЬ im Laufe der gesamten Lebensspanne für die Integration sehr sinnvoll.

      Die Neuroplastizität* unseres Gehirns ist der Grund, warum es sich als Antwort auf Erfahrungen verändert. Wenn wir lernen, unsere Aufmerksamkeit in einer Weise zu fokussieren, die unser achtsames Gewahrsein* stärkt, kann dies die Struktur unseres Gehirns verändern. Studien haben immer wieder gezeigt, dass bei diesen Forschungen zwar verschiedene Teile des Gehirns eine Rolle spielten, dass es im Allgemeinen aber immer integrative Regionen sind, die den Cortex*, den limbischen* Bereich, den Hirnstamm* den Körper als Ganzes und die sozialen Einflüsse von anderen Gehirnen miteinander verknüpfen*. Diese integrativen Bereiche beeinflussen die Primrealitäten*: die Emotionsregulation* und den Fokus der Aufmerksamkeit, die emotionale und soziale Intelligenz sowie die Fähigkeit für Empathie und Selbsterkenntnis. Zu diesen Regionen gehören der vordere und hintere cinguläre Cortex*, der orbitofrontale Cortex und die medialen und ventralen Bereiche des präfrontalen* Cortex, einschließlich der Insula* und des limbischen Hippocampus*.

      Eine Möglichkeit, um einige dieser integrativen Bereiche des Gehirns, die beim achtsamen Gewahrsein* aktiviert werden, zusammenzufassen, besteht darin, sie als Teile einer mittleren präfrontalen* Gruppe von Bereichen des frontalen Cortex zu sehen (s. Abb. D-1). Diese Gruppe dient als Verbindung zwischen dem Körper als Ganzes, dem Hirnstamm, dem limbischen Bereich, dem Cortex und den Einflüssen anderer Menschen (oder man könnte auch sagen anderer Gehirne). Die neun Funktionen, die aus der integrativen Informationsverarbeitung der mittleren Präfrontalregion entstehen, sind Regulierunng* des Körpers, eingestimmte Kommunikation*, emotionale Balance, Angstmodulation, Reaktionsflexibilität*, Einsicht*, Empathie*, Moral* und Intuition*.

      In diesem Zusammenhang gibt es faszinierende Forschungsergebnisse: Die Funktionen des mittleren Präfrontalcortex werden sowohl bei der Achtsamkeitspraxis als auch bei sicheren Bindungen* zwischen Eltern und Kind gemessen (acht der neun Funktionen). Diese Überlappung zwischen Achtsamkeit und Bindung ist ein Hinweis darauf, dass zwischen diesen beiden scheinbar unterschiedlichen Aspekten des menschlichen Lebens einige gemeinsame Prozesse existieren. Eine vorgeschlagene Begründung ist, dass die innere Reflexion* der Achtsamkeitspraxis eine Form der inneren Einstimmung* beinhaltet, das heißt, ein sich beobachtendes Selbst stimmt sich in einer offenen und gütigen Weise auf ein erfahrendes Selbst ein. In gleicher Weise wird eine sichere Bindung zwischen Eltern und Kind von einer interpersonellen Einstimmung* gekennzeichnet – eine Form der Kommunikation, bei der sich die Mutter oder der Vater in offener und freundlicher Weise auf das Kind einstimmt. Einstimmung – innerlich bei der Achtsamkeit und interpersonell bei der Bindung – kann deshalb als eine Form der Integration gesehen werden. In der Tat ist eine wichtige Folge von Integration Güte – gegenüber anderen und gegenüber uns selbst.

      Über diese neun präfrontalen Funktionen herrscht auch an anderer Stelle Einigkeit. Die Befragung eines breiten Spektrums von Psychotherapeuten legt nahe, dass diese neun Funktionen der mittleren Präfrontalregion eine zusammenfassende Beschreibung von mentaler Gesundheit* geben. Zahlreiche Menschen mit unterschiedlichen Hintergründen sind der Ansicht, dass diese Liste den Weg beschreibt, wie wir ein weises und gütiges Leben führen können. So wie es auch von vielen Traditionen der Weisheit* überall auf der Welt gelehrt wird – unter anderem der Tradition der Inuit und Lakota in Nordamerika, der polynesischen Kultur* im Pazifik, den hinduistischen und buddhistischen Traditionen in Asien, den islamischen und jüdischen Traditionen mit ihrem Ursprung im Mittleren Osten und den christlichen Traditionen, die sich in Europa entwickelt haben. Diese neun Funktionen des mittleren Präfrontalbereichs werden als das Ergebnis von neuronaler Integration* angesehen. Daher lassen die Forschungsergebnisse darauf schließen, dass Achtsamkeit, sichere Bindung*, mentale Gesundheit und ein weises und gütiges Leben das Ergebnis von neuronaler Integration sind – und gleichzeitig diese Integration fördern.

      Wenn wir das Konzept der Integration als zentral für Gesundheit und Resilienz ansehen, können wir verstehen, dass Übungen des achtsamen Gewahrseins eine zutiefst integrative Praxis sind. Mithilfe der absichtsvollen Kultivierung des achtsamen Gewahrseins kann das Gehirn stimuliert werden, um differenzierte* Gebiete miteinander zu verbinden, und Beziehungen können empathischer werden. Weil der Geist sowohl verkörpert als auch relational ist, zeigt die Verwendung dieser Form des Gewahrseins zur Förderung der Integration, wie wir unsere Gesundheit in vielen Aspekten unseres Lebens stärken können.

      Aus Sicht der Interpersonellen Neurobiologie ist jede absichtsvolle Schaffung von Integration ein Teil des übergeordneten Ansatzes zur Verbesserung unserer Gesundheit. Wir sehen, dass die Übungen achtsamen Gewahrseins nicht nur ein grundlegender Teil der klinischen Interventionen, sondern ein wichtiges Element überhaupt aller pädagogischen Erfahrungen sind. Oft erfordern solche Übungen, dass wir uns eine „Einkehrzeit*“ nehmen, um über die innere Natur unseres subjektiven mentalen Lebens zu reflektieren*. Eine solche Einkehr können wir uns innerlich einstimmen, wobei ein beobachtendes Selbst die Aufmerksamkeit im Hier und Jetzt auf ein erfahrendes Selbst im gegenwärtigen Augenblick fokussieren kann. Durch die zunehmende Fähigkeit zur inneren Einstimmung können wir vermuten, dass der Mensch tatsächlich die gleichen neuronalen Mechanismen nutzt, die auch im Kern der interpersonellen Einstimmung liegen. Auf diese Weise kultiviert das achtsame Gewahrsein in solch einer Einkehrzeit tatsächlich die neuronalen Voraussetzungen für Empathie und Mitgefühl gegenüber anderen. Einstimmung ist der gemeinsame Mechanismus, den wir in gesunden Beziehungen mit anderen, und in den Beziehungen, die wir mit uns selbst führen, finden. In diesem Sinne können wir Achtsamkeit als eine Möglichkeit verstehen, unser eigener bester Freund zu werden. Viele Studien legen nahe, dass der wirksamste Faktor zur Förderung von Gesundheit, Langlebigkeit und „Glück“ unsere interpersonellen Beziehungen sind. Könnte deshalb vielleicht auch Achtsamkeit eine Möglichkeit sein, um nicht nur unsere sozialen Verbindungen zu verbessern, sondern auch unsere Beziehung mit uns selbst? Stellen Sie sich vor, dass Sie Ihr Zuhause – Ihren Körper – mit Ihrem besten Freund teilen, statt mit einem neutralen Beobachter oder gar einem feindseligen Gegner. Das ist die Kraft der Achtsamkeit, durch die wir mittels des Dreiecks* der menschlichen Erfahrung Wohlbefinden schaffen können. Warum sollten wir solch ein integratives Training nicht jedem zugänglich machen und eine regelmäßige Einkehrzeit für junge und alte Menschen fördern? So könnte ihr Gehirn integrierter, ihre Beziehungen mit sich selbst und anderen freundlicher und bedeutungsvoller* und ihr Geist flexibler und widerstandsfähiger werden.

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      Aufmerksamkeit

      Worum geht es?

      Aufmerksamkeit* ist der Prozess*, der die Richtung des Energie- und Informationsflusses* formt. Aufmerksamkeit kann im Bewusstsein* sein, dann sind wir uns des Objektes unserer Aufmerksamkeit bewusst. Aufmerksamkeit kann auch nicht-bewusst* sein, dann ist der Energie- und Informationsfluss ausgerichtet, doch wir uns dieses Flusses* nicht bewusst. Die Fachbegriffe dafür sind fokale (bewusste) und nichtfokale (unbewusste) Aufmerksamkeit.

      Implikationen: Was bedeutet Aufmerksamkeit für unser Leben?

      Wenn wir das Gewahrsein* nutzen, um absichtsvoll die Richtung des Energie- und Informationsflusses zu verändern, stärken wir die Fähigkeit zu fokaler Aufmerksamkeit, durch die wir die Möglichkeit zur Entscheidung und Flexibilität stärken. Wir können auswählen, worauf wir unsere Aufmerksamkeit lenken, wir können diese Aufmerksamkeit aufrechterhalten und dann die Aufmerksamkeit wechseln, wenn es nötig ist. Wir können Kindern, Jugendlichen und sogar Erwachsenen vermitteln, wie sich die fokale Aufmerksamkeit stärken lässt. In vielerlei Hinsicht ermöglicht uns die fokale Aufmerksamkeit, Absichten* in Handlungen zu verwandeln und dabei ein Gefühl von Sinn und Entscheidungsfreiheit zu empfinden. Wenn in einem Moment die fokale Aufmerksamkeit verwendet wird, wird unsere explizite Erinnerung* für dieses Ereignis effektiver gebildet. Die langfristige Codierung* der Erinnerung erfordert die Festigung der synaptischen Verknüpfungen* СКАЧАТЬ