Название: Tausend und eine Nacht
Автор: Max Geißler
Издательство: Bookwire
Жанр: Книги для детей: прочее
Серия: Märchen bei Null Papier
isbn: 9783962818647
isbn:
»Was ist geschehen?« rief er in banger Ahnung. »Wo ist meine Frau? Wo sind meine Kinder?«
In tiefer Reue erzählte die Mutter alles, und Asem ergab sich seinem fassungslosen Schmerze.
Dann fasste er den Entschluss, sein Weib und seine Kinder aufzusuchen, aber man stellte ihm vor, dass er die fliegenden Inseln erst in sieben Jahren erreichen würde. Doch nichts konnte ihn von seinem Vorsatz abbringen. Er reiste zunächst zum Palast an der Wüste und fragte dort um Rat. Auch jene beiden Schwestern, die er zuerst gesehen hatte, suchten ihn zurückzuhalten. Umsonst. Sie wiesen ihm also den Weg, und am zehnten Tage seiner Wanderung kam er an eine Straßenkreuzung. Dort erblickte er drei Männer, die in heftigem Streit miteinander lagen und ihn anriefen: »Heda, junger Mann, kommt näher; Ihr sollt der Schiedsrichter in unserem Streite sein.«
Dann zeigten sie ihm eine Kappe, eine Trommel und einen Ball, und einer sprach zu ihm:
»Wir sind drei Brüder, die von ihren Eltern diese drei Dinge als Erbteil erhalten haben; nun wissen wir nicht, welches Stück dem einen, welches dem anderen gehören soll. Darum: teilt jedem sein Los zu, und bei Eurer Entscheidung wollen wir uns beruhigen.«
»So sagt mir zuvor, welchen Wert die Stücke haben!« sprach Asem.
»Diese Kappe hat die Kraft, unsichtbar zu machen. Wer sie aufsetzt, kann überall eintreten, er kann die Schändlichkeiten der Bösewichter entschleiern – kurz, er erfährt alle Geheimnisse, die er zu wissen wünscht. – Die Trommel aber befreit den, der sie besitzt, aus jeder Gefahr; alle Geister stehen ihm zu Dienst, wenn er auf die Schriftzeichen schlägt, die darin eingegraben sind. – Wer aber den Ball hat, kann sich in jedem Augenblicke von einem Ende der Erde zum anderen versetzen; er vollendet in zwei Tagen einen Weg von sieben Jahren.«
»Hm«, sagte Asem, »erzählen könnt Ihr mir das wohl, aber könnt ihr die Wahrheit Eurer Reden auch beweisen?«
»So versucht die Kräfte dieser Wunderdinge«, sprachen die Brüder, »und wenn wir ehrlich geredet haben, so kehrt zu uns zurück und fällt Eure Entscheidung.«
Asem setzte also die Kappe auf den Kopf, knüpfte die Trommel an seinen Gürtel, warf den Ball, der an einem Faden hing, auf den Boden, sprach den Ort aus, zu dem er wollte, und der gehorsame Ball rollte sogleich vorwärts und durchflog mit ihm den Raum in Windesschnelle.
Endlich hielt er vor dem Tore eines großen Hauses. Asem ergriff seine Trommel, schlug die Zauberzeichen, und eine Stimme ließ sich aus dem Hause hören, die sprach: »Du hast gesiegt, Asem, und du hast einen Teil der Schwierigkeiten überwunden. Aber es warten deiner noch mancherlei Gefahren und Prüfungen. Verbirg deinen Ball!«
»Wer bist du, der also zu mir spricht?«
»Ich bin einer der Geister, die der Trommel dienen. Setze deine Fahrt fort; denn du bist noch drei Jahresreisen von den fliegenden Inseln entfernt.«
Asem verlor den Mut nicht und gelangte nun in eine Wüste, die wimmelte von Schlangen, Drachen und anderen wilden Tieren.
Da besann er sich auf seine Kappe und durchschritt so die grauenvolle Gegend ohne Gefahr.
Dann kam er zum Strande eines Meeres und sah in der Ferne die Berge der fliegenden Inseln; die standen im Lichte der untergehenden Sonne, als wären sie von Gold.
Asem, der nicht wusste, wie er über dies weite Meer kommen sollte, rief mit Hilfe der Trommel den Geist.
»Was willst du?«
»Sage mir, wie ich die See überschreite!«
»Das kannst du nicht ohne die Hilfe jenes Einsiedlers, der am Rande der Wüste wohnt. Nimm deinen Ball und fahre zu ihm!«
Asem setzte seinen Ball in Bewegung und wurde alsbald zur Wohnung des Eremiten geführt. Der empfing ihn sehr freundlich und sagte: »Was bewegt dich, mein Sohn, eine so schwierige Reise zu unternehmen?«
Asem erzählte alles und fragte nach dem Mittel, über das Meer zu gelangen.
»Da wirst du noch viel Mühsale zu bestehen haben«, antwortete der Greis; »morgen wollen wir auf einen hohen Berg steigen, und dann sollst du das Meer übersehen.«
Am anderen Tage reisten sie zu dem Berge und kamen in einen Hof, darin stand ein riesengroßes Bild aus Erz. Mehrere Röhren gingen davon aus und gossen Wasser in ein weites Marmorbecken.
Der Einsiedler zündete ein Feuer an und warf einiges Räucherwerk hinein. Dazu murmelte er unverständliche Worte. Dann entstand ein Unwetter, Blitze zerrissen die Wolken, und die Donnerschläge hallten durch die Gebirge.
Das Wetter legte sich endlich, und das Getöse schwieg. Der Greis aber sprach: »Gehe hinaus und betrachte das Meer, welches dir undurchschreitbar erschien!«
Da war das Meer verschwunden, und kein Tropfen Wasser rann, wo vorher die Wogen in Unermesslichkeit gebraust hatten. Der Einsiedler aber war nicht mehr zu sehen.
Asem setzte seinen Weg fort und erreichte endlich die fliegenden Inseln.
Dies Land war ein Wunder an Herrlichkeit. Alle Büsche und Bäume standen in Blüten, und diese Blüten welkten nicht; denn die fliegenden Inseln tragen den ewigen Frühling.
Er traf eine alte Frau, die fragte er nach dem Palaste der Königin, und sie versprach, ihn dahin zu führen.
»Mein Sohn«, sagte sie, »deine Gattin hat seit ihrer Trennung von dir viel Leid erduldet. Ich bin oft Zeugin ihrer schmerzvollen Reue geworden, und ich habe mich vergeblich bemüht, ihren Kummer zu lindern; denn das Volk dieser Inseln hat beschlossen, sie zu töten, weil sie ihre Hand einem Manne gereicht hat, der nicht aus dem Geschlechte der Bewohner dieses Landes ist. Schon morgen soll sie ihr Leben lassen, ihr Aufenthalt aber ist ein vergitterter Kerker.«
Die Alte verschaffte sich mit vieler List Eingang zu der schönen Königin, denn sie war die Wärterin ihrer Kindheit gewesen.
»Tröste dich«, sprach sie zu ihr, »o unglückliche Königin! Dein Gatte СКАЧАТЬ