Название: Chronik von Eden
Автор: D.J. Franzen
Издательство: Автор
Жанр: Зарубежные детективы
isbn: 9783957771285
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Ja, es war ein Wunder, wie glatt alles gelaufen war, nachdem sie Köln erst hinter sich gelassen hatten. Nicht nur, dass sie keine Verluste zu beklagen hatten, ihre Gruppe war seither sogar größer geworden. Und mit den verlorenen Seelen, mit denen sie es bislang zu tun bekommen hatten, waren sie auch ohne nennenswerte Probleme fertig geworden. Möge der Herr geben, dass das so blieb!
Patrick stellte erfreut fest, dass der Glaube in ihm wieder größer geworden war. Er war sein Anker, sein Halt in diesen turbulenten Zeiten. Als er heute Mittag gesagt hatte, dass man in Gottes Wort Trost finden konnte, war das kein leeres Geschwätz gewesen.
Noch vor gar nicht allzu langer Zeit hatte er noch daran gezweifelt, war sich wie ein Lügner vorgekommen, der nur Phrasen drosch, die man von einem Mann seines Standes erwartete. Aber nun erschloss sich ihm endlich wieder, was es bedeutete, seine Wurzeln im Glauben zu haben.
Und noch etwas anderes spendete ihm Trost. Nein, das war nicht das richtige Wort. »Vergessen« traf es besser, vielleicht auch »Linderung«. Patrick nahm einen großen Schluck aus der Flasche mit Klarem.
Er hatte diesen kleinen Schatz mit den anderen teilen wollen, doch diese hatten abgelehnt. Nun, das war deren Sache. Schon im Mittelalter hatten die Mönche gewusst, dass der Alkohol ein Geschenk Gottes war, und daran hatte sich bis heute nichts geändert.
Manche vermuteten sogar, der Heilige Geist höchstpersönlich würde diesen Stoff mit seiner Essenz zu dem machen, was er war, aber das ging Patrick zu weit. Man musste die Geschenke des Herrn auch akzeptieren können, ohne zu viel hineinzudeuten. Und von der zweiten Flasche, die direkt hinter der ersten gestanden war, und die sich nun in seinem Rucksack befand, brauchte er den anderen vorerst ja nichts zu erzählen.
Patrick trat vors Haus in die kühle Nachtluft. Einen Moment lauschte er in die Dunkelheit, aber es war nichts zu hören. Der Himmel war wolkenlos, und das Licht der Sterne erhellte die Szenerie. Alles wirkte friedlich, so als sei nie etwas geschehen.
Aber das täuschte. Patrick wusste ganz genau, dass jeden Moment eine der verlorenen Seelen auftauchen konnte. Die arme Kreatur würde keinen Moment zögern und auf ihn losgehen, so dass ihm nichts anderes übrigbleiben würde, als sie von ihrem irdischen Leid zu erlösen.
Manchmal kamen ihm in solchen Momenten Zweifel, ob er das richtige tat, ob es wirklich das war, was der Herr ihm aufgetragen hatte. Wenn es nun doch der Teufel, dieser dunkle und hinterlistige Verführer, war, dessen tückischen Einflüsterungen er unterlag? Der Gehörnte war schon immer ein Meister der Täuschung gewesen.
Patrick musste an den Traum denken, den er vor gar nicht allzu langer Zeit gehabt hatte. Darin war ihm eine wunderschöne strahlende Lichtgestalt erschienen, die sich ihm dann als Luzifer vorgestellt hatte. Luzifer, der gefallene Engel!
Aber das konnte nicht sein. Patrick winkte unwillig ab. Es war nur ein Traum gewesen – ein Alptraum, wenn er genau darüber nachdachte. Auch damals hatten ihn die Zweifel geplagt, und diese hatten sich dann offenbar zu einem schrecklichen Nachtmahr verdichtet.
Er spürte deutlich, dass er jetzt wieder auf dem richtigen Pfad war. Der Unterricht mit den Kindern hatte ihm nicht nur Freude bereitet, sondern auch gezeigt, dass es richtig war, was er tat. Als sie am Schluss noch ein einfaches Kirchenlied gesungen hatte, waren seine Augen vor Rührung feucht geworden. Etwas, das sich so wunderschön anfühlte, konnte nicht verkehrt sein.
Aus dem Augenwinkel nahm Patrick plötzlich etwas wahr. Sofort hob er Schild und Streitkolben an und konzentrierte alle Sinne auf die betreffende Stelle. Dann glaubte er, seinen Augen nicht trauen zu können.
Über dem Rasen des Vorgartens schwebte ein kleiner Lichtpunkt. Im ersten Moment konnte man ihn für ein Glühwürmchen halten, aber der Punkt bewegte sich nicht, stand einfach ruhig in der Luft.
Dann fing das Licht an zu wachsen, wurde größer und größer, ohne dabei an Leuchtkraft zu verlieren. Schließlich begann sich eine Gestalt zu formen, deren Umrisse an die eines Menschen erinnerten. Patrick starrte mit aufgerissenen Augen auf die Erscheinung.
Plötzlich flackerte die Gestalt, schien instabil zu werden. Sie verfestigte sich noch einmal kurz, dann verblasste sie vollends.
Ohne zu merken, was er tat, sank Patrick auf die Knie, seine Augen füllten sich mit Tränen. »Herr, lass mich bitte nicht alleine! Ich bin dein treuer Diener, war es schon immer.«
Dann kamen ihm Zweifel. Warum war die Lichtgestalt wieder verschwunden? War sein Glaube noch nicht stark genug? Je länger Patrick darüber nachdachte, umso mehr kam er zu dem Schluss, dass nur dieser die Energiequelle für die Erscheinung sein konnte.
Vor lauter Glück schienen ihm die Sinne zu schwinden. Das war der Beweis! Er war auf dem richtigen Weg. Der Herr unterzog sie alle einer Prüfung, und nur diejenigen, die stark genug im Glauben waren, würden sie bestehen.
Und nicht nur das. War ihr Glaube erst einmal weit genug gefestigt, dann würde sich die Lichtgestalt endlich vollends manifestieren können und ihnen dabei helfen, das alles hier zu bewältigen.
*
Tom fühlte sich leicht, er schien zu schweben. Doch bevor er sich darüber Gedanken machen konnte, tauchten Gabi, die Zwillinge Karl und Kurt sowie Melanie in seinem Blickfeld auf. Jetzt gab es keinen Zweifel mehr, sie alle schwebten mehrere Zentimeter über dem Boden!
Ein gutes Stück entfernt erschienen weitere Gestalten. Obwohl sie eigentlich zu weit entfernt waren, um Einzelheiten zu erkennen, wusste Tom sofort, dass es sich dabei nur um Gerhard, Jonas, Michael, Peter und Rosi handeln konnte. Die Kinder kannten sich zwar erst ein paar Tage, trotzdem waren sie bereits über ein unsichtbares Band miteinander verbunden.
Übergangslos schwebten die beiden Gruppen direkt nebeneinander und vermischten sich zu einer einzigen. In diesem Moment manifestierten sich vier weitere Kinder in ihrer Nähe. Es handelte sich um Jessica, Mark, Miriam und Regina. Freudig wurden sie von den anderen begrüßt.
»Wo sind wir hier?« Jessica sah sich staunend um. »Das ist nicht die Wirklichkeit, oder?«
»Zumindest nicht die Wirklichkeit, die die anderen Menschen kennen, die nicht so sind wie wir.« Tom grinste. »Aber es ist Teil unserer Realität, eine Realität, in der wir frei von den Dingen sind, die es uns in der normalen Welt schwer machen.«
Überrascht stellte Jessica fest, dass Tom statt seiner Prothese einen ganz normalen gesunden Arm hatte. Auch Gabis Gesichtszüge wirkten normal, waren nicht durch das Down-Syndrom verändert, das ihrem physischen Körper innewohnte und in der anderen Welt auch ihren Geist ein Stück weit lähmte.
»Aber wir schlafen doch.« Jessica runzelte die Stirn. »Oder sind wir wach und merken es nur nicht?«
»Ja, es ist eine Art Traum, aber auf eine sonderbare Weise auch wieder nicht. Wir sind noch nicht dahintergekommen, was es genau ist und wie es funktioniert. Derzeit wissen wir nur, dass wir uns am nächsten Morgen alle an den gleichen Traum erinnern können, also muss mehr dahinterstecken als nur ein Hirngespinst oder bloßer Zufall.«
»Und ihr habt uns hierher geholt?«
»Nicht aktiv.« Tom lächelte. »Das war nicht nötig. Alle, die so sind wie wir, und sich in unserer Nähe befinden, kommen von ganz alleine СКАЧАТЬ