Название: Chronik von Eden
Автор: D.J. Franzen
Издательство: Автор
Жанр: Зарубежные детективы
isbn: 9783957771285
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Patrick wurde kurzerhand zum Apotheker der Gruppe erklärt, da er sich mit diesen Dingen offenbar am besten auskannte.
»Wohin jetzt?« fragte er, nachdem er die Sachen in seinem Rucksack verstaut hatte. »Wollen wir noch nach etwas Essbarem schauen?«
Sandra schüttelte den Kopf. »Im Augenblick sind wir notdürftig damit versorgt, viel mehr können wir sowieso nicht ohne weiteres tragen. Daher sollten wir lieber nach einer Unterkunft für die Nacht schauen.«
»Jetzt schon?« Stephan sah sie überrascht an. »Es ist doch noch helllichter Tag!«
»Das mag schon sein, aber schau dir doch mal unsere beiden ›Problemfälle‹ an. Die brauchen jetzt Ruhe. Alleine die Suche nach einer Unterkunft wird sie vollends an den Rand dessen führen, was sie heute noch zu leisten vermögen.«
Stephan nickte mit undurchdringlicher Miene.
»Suchen wir uns wieder etwas am Ortsrand?« Martins Stimme klang brüchig.
»Das wird das beste sein. Vielleicht finden wir ja einen Bauernhof, der ein wenig abseits der anderen Häuser steht, und sich im Zweifelsfall gut verteidigen lässt.«
Nachdem keiner mehr Fragen hatte, machten sich die Pilger wieder auf den Weg.
*
Das Rauschen und Wispern in Martins Kopf nahm zu, er konnte sich nicht dagegen wehren. Seine Gedanken wirbelten wild durcheinander. Mühsam hielt er mit den anderen Schritt und versuchte dabei weiterhin krampfhaft sich zu konzentrieren.
Immer wieder vermeinte er, kleine spitze Laute durch das Rauschen zu vernehmen. Sie erinnerten ihn an die Angstschreie von kleinen Säugetieren. Das war natürlich Blödsinn, denn wenn hier irgendwo Tiere schrien, würden die anderen es auch hören und in irgendeiner Weise darauf reagieren.
Das Rauschen schwoll an, schien sich dabei regelrecht zu fokussieren. Diese Empfindung war neu. Martin versuchte, sie zu verdrängen, doch es war zwecklos. Das Geräusch klang mit einem Mal so, als würde man ein »Pfff!« rückwärts abspielen, dann hörte er eine Stimme in seinem Kopf: Martin, ich bin es, Tom!
Verwirrt hob Martin den Kopf. Der Junge ging ein paar Schritte vor ihm. Dabei machte er nicht den Anschein, mit ihm zu kommunizieren, aber das konnte täuschen.
Martin! Sag, hörst du mich? Komm schon, antworte bitte!
Es kostet ihn einige Mühe, aber schließlich schaffte er es, eine Antwort zu senden: Was ist denn? Ich bin so schwach, so schwach …
Hörst du die anderen?
Martin wurde hellhörig. Welche anderen? Plötzlich war ein Teil seiner Müdigkeit wie weggewischt, und er konnte sich wieder besser konzentrieren.
Die anderen Kinder. Du musst ihre gedanklichen Hilferufe doch ebenfalls empfangen haben!
Diese … diese Geräusche, das Fiepen, das sind andere Kinder? Bist du sicher?
Klar bin ich sicher. Wir müssen ihnen helfen! Melanie sagt, sie müssen irgendwo gleich dort vorne in der Seitenstraße sein!
»Sandra?«
Die junge Frau drehte den Kopf und sah Martin unwillig an. »Was gibt es denn? Müssen wir schon wieder eine Pause machen?«
»Nein, keine Pause. Aber wir sollten dort vorne rechts abbiegen.«
»Warum? Kennst du dich auf einmal hier aus?«
»Nenn es meinetwegen ein Gefühl, aber lass uns dort vorne in die Seitenstraße gehen. Bitte.«
Sandra blieb abrupt stehen. »Kannst oder willst du mir nicht sagen, was dort vorne ist?«
»Ich kann es nicht.«
»Und warum sollte ich deinem Wunsch dann nachkommen, hm?«
»Weil …, weil …, weil es richtig ist. Vertrau mir bitte einfach.«
In Stephans Blick war zu sehen, dass er seine Chance witterte, den »Junkie« endlich loszuwerden: »Wenn er meint, dann lass ihn doch. Vielleicht hat er ja gerade wirklich einen lichten Moment.«
Sandra schien hin- und hergerissen zu sein. Schließlich gab sie sich einen Ruck. »Also gut, wir schauen nach. Aber wenn uns das nur Zeit kostet, trete ich dir in den Arsch, mein Lieber.«
*
Die Seitenstraße lag verlassen da, so wie die anderen Straßen auch, durch die sie gekommen waren. Nicht ein Untoter ließ sich blicken, und auch sonst bewegte sich rein gar nichts.
»Und?« Sandra schaute Martin herausfordernd an. »War’s das? Können wir weiter?«
»Einen Moment noch bitte.«
Tom, wo müssen wir suchen?
Melanie sagt,sie müssen in dem kleinen Haus dort vorne sein. Das mit den hellblauen Wänden.
»Das Haus mit den hellblauen Wänden. Dort müssen wir hin.«
»Willst du mich verarschen?« Sandras Augen schienen förmlich Blitze zu versprühen. »Hier ist nichts, das siehst du doch selbst. Oder vernebelt dir der Turkey schon so die Birne, dass du rosa Elefanten tanzen siehst?«
»Lass uns bitte in dieses Haus gehen. Wenn dort nichts ist, darfst du mit mir alles machen, was du möchtest.«
»Vielleicht will ich ja gar nichts mit dir machen, sondern einfach nur zusehen, dass wir endlich weiterkommen?«
»Diese Diskussion kostet auch nur Zeit«, mischte sich nun Patrick ein. »Wir sind seinem Wunsch schon gefolgt und in diese Seitenstraße eingebogen, also können wir auch noch kurz nachsehen, was es mit diesem Haus auf sich hat. Auf die paar Minuten kommt es nun wirklich nicht mehr an.«
»Also gut«, stimmte Sandra mit säuerlicher Miene zu. »Dieses Haus noch, aber dann gehen wir weiter Richtung Ortsrand.«
Kurz darauf drückte Sandra gegen die Tür des Gebäudes, diese ließ sich aber nicht öffnen.
»Du bist dran«, sagte sie an Stephan gewandt. »Aufmachen!«
Dieser ließ sich nicht zweimal bitten und trat mit Wucht gegen die Seite der Tür, an der die Angeln waren. Weitere zwei Tritte später rissen diese aus dem Holz, und das Türblatt ließ sich mit ein wenig Mühe vollends zur Seite drücken.
»Bitteschön!« Stephan verbeugte sich galant und wirbelte dabei mit der Hand in der Luft herum.
Sandra schien die Geste jedoch kein bisschen zu beeindrucken. Wortlos ging sie an ihm vorbei und betrat den kleinen Windfang. Dann erstarrte sie plötzlich und hatte im gleichen Moment ihre Pistole in der Hand.
»Ist da jemand?« Ein zaghaftes Stimmchen klang durch die Glastür, die den Windfang nach innen abschloss.
In Sandras Gesicht spiegelte sich Überraschung. Sie überwand СКАЧАТЬ