Die 50 bekanntesten archäologischen Stätten an der Türkischen Riviera. Jörg Wagner
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СКАЧАТЬ erste Inschrift wieder löschen zu lassen. Oder hat der Steinmetz einfach die „Baustelle“ verwechselt und diese Inschrift noch einmal am richtigen Felsgrab einschlagen müssen? Die am falschen Grab stehende Inschrift jedenfalls scheint niemanden gestört zu haben!

      Nur ganz wenige von diesen Tempelgräbern können gefahrlos aufgesucht werden. Wer dazu sportlich genug ist, wird eine weitere interessante Einzelheit feststellen: Alle Tempelgräber stehen in einer künstlichen Felshöhle, d. h. sie sind von einem begehbaren Korridor umgeben, auch die Giebel sind vollständig aus dem Felsen herausgearbeitet. Diesen Architekturentwurf kennen wir in dem an Felsgräbern so reichen Kleinasien nur noch von den großen pontischen Königsgräbern im Burgfelsen hoch über der Stadt Amaseia (Amasya).

      Die antike Stadt

      In Kaunos, das man von der nördlichen Anlegestelle aus nach einer kurzen Fußwanderung erreicht, hat Baki Öğün (Universität Ankara) im Jahre 1965 eine erfolgreiche Ausgrabung ins Leben gerufen, die seit 2000 sein Schüler Cengiz Işık leitet. Das Stadtzentrum wird von zwei Akropolishügeln überragt, die durch mächtige Mauern miteinander verbunden waren. Am Fuß des größeren Akropolisfelsens liegt das am besten erhaltene Gebäude – ein Theater mit 34 Sitzreihen, die etwas mehr als einen Halbkreis umschreiben. Freigelegt werden konnte auch die untere Etage des Bühnenhauses. Auf dem Höhenrücken nördlich des Theaters folgen drei weitere Großbauten: ein Rundbau, vielleicht eine der vom Architekturhistoriker Vitruv beschriebenen Vermessungsplattformen, eine dreischiffige Basilika und eine hoch aufragende Thermenanlage. Letztere diente den Archäologen über Jahrzehnte als Depot für bedeutende Funde wie die Statuenbasen des Maussolos von Halikarnassos und seines Vaters Hekatomnos sowie die Exedra des berühmten Künstlers Protogenes, der in der 2. Hälfte des 4. Jhs. v. Chr. auf Rhodos große Erfolge feierte. Diese und weitere Funde befinden sich heute im Museum von Fethiye.

      Zwischen der Basilika und den Thermen zweigt ein getreppter Weg zur Unterstadt und zum Hafen ab, in ein Gebiet, auf das sich die jüngsten Ausgrabungen konzentriert haben. Dabei passiert man vorbei an einem rekonstruierten Säulenportikus auf einer Terrasse einen kleinen Antentempel dorischer Ordnung und die Fundamente eines hellenistischen Heroons. Unten am Hafen liegen außer Resten der von Strabon erwähnten Schiffswerften noch zwei interessante Gebäude. Dabei handelt es sich zunächst um eine zur Agora gehörende Säulenhalle, Fundort der bereits angesprochenen Ehreninschrift für Murena. Das zweite Bauwerk ist das rekonstruierte, baulich schlicht wirkende Brunnenhaus aus der Zeit des Kaisers Vespasian (69 – 79 n. Chr.). An seiner Westfassade ist die große Zollinschrift eingemeißelt, von der sich die Bürger und Kaufleute von Kaunos eine Belebung des schwächelnden Handels erhofften. Es galt, fremden Kaufleuten trotz der Verlandung des Hafenbeckens und des ungesunden Klimas eine Niederlassung in Kaunos schmackhaft zu machen.

      Diese Bemühungen der Kaunier werden in der Zollinschrift deutlich, die von einer jährlichen Subventionierung der städtischen Zolleinnahmen durch reiche Bürger in Höhe von 60.000 Denaren berichtet. Offenbar hatte der Verlandungsprozess des Hafens bereits so große Fortschritte gemacht, dass die Handelsbedingungen für auswärtige Kaufleute verbessert werden sollten – allerdings ohne die Stadtkasse zu belasten. Da Kaunos vom Export lebte, ist dieses Vorgehen nur allzu verständlich. Als Exportgüter werden in erster Linie Sklaven und Meersalz erwähnt, das nach Plinius als Zusatz für eine kostbare Augensalbe verarbeitet wurde; ferner die verschiedenen Früchte des Umlandes, darunter die besonders beliebten, zuckersüßen kaunischen Feigen, die auf den Märkten Roms nach ihrem Herkunftsort als cauneae verkauft wurden; weiter Harze und Pech aus den Pinienwäldern – Materialien, die nicht nur die kaunischen Werften für den Bau von Schiffen benötigten, sowie Salzfisch, ein Hauptnahrungsmittel der antiken Bevölkerung. Somit ist diese Zollinschrift eine historische Quelle ersten Ranges nicht nur für die Stadtgeschichte von Kaunos, sondern auch für die antike Wirtschaftsgeschichte überhaupt. Sie gibt dem Besucher einige Gedanken mit auf den Weg zur südlichen Anlegestelle, wo sein Boot für die weitere Fahrt durch das Schilfgelände zum Iztuzu-Strand auf ihn wartet.

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      Literatur

      B. Öğün/​C. Işık, Kaunos – Kbid. The results of 35 years of research (1966 – 2001) (2001).

      02

      Fethiye ist eine moderne Stadt, in der sich enge Gassen und alte Holzhäuser nur noch am Hang der Burg finden lassen. Dieses Bild erklärt sich durch die Zerstörungen, die 1957 ein schweres Erdbeben verursachte. Dennoch hat sich Fethiye aufgrund der berühmten Strände von Gemile und Ölüdeniz (Abb. 3) sowie vieler Ausflugsmöglichkeiten zu antiken Städten und zur 1923 verlassenen griechischen Siedlung Kaya Köyü zu einem beliebten Ferienort entwickelt, der auch für Freunde der Antike großartige Monumente bietet.

Telmessos (Fethiye) – Felsgräber überstehen verheerende Erdbeben

      Der Gründungsmythos von Telmessos ist dem Sagenkreis um den Troianischen Krieg zuzuordnen und im Jahre 446/​445 v. Chr. erscheint die Stadt in den Tributlisten des Delisch-Attischen Seebundes mit einem jährlichen Tribut von einem Talent Silber (etwa 26 kg), war also bereits recht vermögend. Nach einer im Letoon aufgestellten Inschrift eroberte im späten 5. Jh. v. Chr. der xanthische Dynast Arbinas diese Stadt, deren schönen Hafen er besonders hervorhebt. Und dieser geschützte Hafen war auch das Ziel einer lykischen Koalition unter Perikles von Limyra, der im frühen 4. Jh. v. Chr. für kurze Zeit die Stadt besetzte. Im Jahre 334 v. Chr. ergab sich Telmessos widerstandslos den Truppen Alexanders des Großen, es folgten Jahrzehnte unter ptolemäischer und pergamenischer Herrschaft, bis die Stadt 133 v. Chr. zunächst zur römischen Provinz Asia und 43 n. Chr. zur Provinz Lycia kam.

      In der Spätantike residierte in Telmessos ein Bischof, der 451 n. Chr. am Konzil von Kalchedon teilnahm, doch zeichnete sich der Niedergang der Stadt schon ab. Im 7. Jh. wurde sie mehrfach von arabischen Flotten geplündert, seither vollendeten mehrere Erdbeben die Zerstörung. Das gilt vor allem für das schwere Erdbeben von 1856, dem der Artemistempel und das Theater zum Opfer fielen, die Charles Texier 1836 noch ausführlich dokumentiert hat. Ebenfalls stark zerstört ist die Festung auf der Akropolis, die die Byzantiner unter Verwendung zahlreicher antiker Spolien erbaut haben und die im 15. Jh. von den Johannitern und Genuesen zum Schutz von Stadt und Hafen noch einmal verstärkt worden ist. Zu dieser Zeit heißt die Stadt nach einer Insel in der Hafeneinfahrt bereits Makri. Den heutigen Namen Fethiye erhält sie erst 1914 zu Ehren eines der ersten Militärpiloten des Osmanischen Reiches, Hauptmann Fethi Bey, der in diesem Jahr bei Damaskus abgestürzt ist und im Garten des Grabes von Saladin dem Großen seine letzte Ruhestätte fand.

      Sarkophage und Felsgräber

      Da die Stadt Fethiye genau über Telmessos liegt, ist von den öffentlichen Gebäuden der Antike mit Ausnahme des in den späten 90er Jahren freigelegten Theaters wenig erhalten. Lediglich Inschriften berichten von weiteren Bauwerken wie einem Kaisertempel, zwei Säulenhallen, einer Gladiatorenschule, einem Gymnasion und einem Bad mit Exedra, für die Opramoas von Rhodiapolis 35.000 Denare stiftete. So bleiben nur einige monumentale Steinsarkophage mit architektonisch gegliederten Gehäusen und reliefgeschmückten Spitzbogendeckeln, die mehr oder weniger versteckt im modernen Stadtbild die Erdbeben überlebt haben: am Platz bei den Kaianlagen, mitten in der zu den Felsgräbern hinaufführenden Asphaltstraße und unmittelbar vor dem Gebäude der Stadtverwaltung (Belediye Binası). Der letztere zeigt auf dem Firstbalken und den Deckelwölbungen Kampfszenen vor den Mauern einer Stadt. Darüber hinaus ist er ein beredter Zeuge für die tektonischen Veränderungen in den letzten zwei Jahrtausenden. Seit der Antike hatte sich das Küstenniveau so weit abgesenkt, dass dieser Sarkophag auf einem Aquarell des englischen Landschaftsmalers William James Müller im Jahre 1843 vom Wasser СКАЧАТЬ