Название: Die 50 bekanntesten archäologischen Stätten an der Türkischen Riviera
Автор: Jörg Wagner
Издательство: Автор
Жанр: Историческая литература
isbn: 9783943904871
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Im Jahre 133 v. Chr. vermachte der letzte pergamenische König Attalos III. sein Reich testamentarisch der Römischen Republik, die daraus die Provinz Asia konstituierte, ohne gleichzeitig auch Lykien und Pamphylien in diese neue Ordnung einzubinden. Die Städte beider Landschaften genossen als civitates liberae Freundschaft und Schutz des Römischen Volkes, konnten sich aber allein – nach Zurückdrängen der Seleukiden und vor allem nach der Dezimierung der seleukidischen Flotte – nicht mehr der isaurischen und kilikischen Seeräuber erwehren. Handel und Verkehr erlitten großen Schaden, das Wirtschaftssystem des hellenistischen Ostens brach zusammen und Städte wie Olympos, Phaselis und Side mussten ihre Häfen und Märkte den Seeräubern öffnen. Als Rom dem Prätor des Jahres 102 v. Chr., Marcus Antonius, dem Großvater des späteren Triumvirn, den Auftrag gab, militärisch gegen die Seeräuber vorzugehen, zeitigte dieses halbherzig durchgeführte Unternehmen keinen dauerhaften Erfolg.
Die Piraten standen auf dem Höhepunkt ihrer Macht, als Mithradates VI. Eupator von Pontos (121 – 63 v. Chr.), einer der letzten großen Gegner Roms, während des 1. Mithradatischen Krieges (88 – 85 v. Chr.) mit ihnen ein Bündnis schloss. Erst in diesem Krieg erkannte man in Rom die Seeräubergefahr in ihrer vollen Tragweite, und P. Servilius Vatia führte nach großen Rüstungsanstrengungen einen dreijährigen Feldzug (79 – 77 v. Chr.) gegen die ostlykischen, pamphylischen und isaurischen Piraten, dessen erfolgreicher Ausgang ihm den Ehrennamen Isauricus eintrug. Die endgültige Niederwerfung der Seeräuber gelang schließlich dem mit außerordentlichen Vollmachten ausgestatteten Pompeius, der 67 v. Chr. in einer großangelegten 40-tägigen Kampagne das ganze Mittelmeer durchkämmte und die letzte Piratenflotte vor der Festung Korakesion vernichtete.
In der Folgezeit gehörte Pamphylien kurz zur neuen pompeianischen Großprovinz Cilicia, wurde aber in den frühen 40er Jahren von M. Antonius dem römischen Klientelkönig Amyntas von Galatien übertragen, der in Side Münzen prägte. Nach dem Tode des Amyntas im Jahre 25 v. Chr. wurden seine galatischen, lykaonischen und nordpisidischen Besitzungen in die Provinz Galatia umgewandelt, die pamphylischen Städte bildeten zusammen mit den südpisidischen Städten Termessos und Selge die Provinz Pamphylia. Kaiser Vespasian (69 – 79 n. Chr.) legte Pamphylien mit dem benachbarten Lykien zu einer Doppelprovinz zusammen, doch wurde diese von Diokletian wieder in zwei selbstständige Provinzen aufgeteilt, die bis in byzantinische Zeit bestanden.
Kilikien
Geografie
Das antike Kilikien gliedert sich in zwei geografische Gebiete, wie sie verschiedener kaum sein können: im Westen das Rauhe Kilikien von Syedra bis zum Lamos (Lamas Çayı) mit den bis unmittelbar an die Küste heranreichenden, dicht bewaldeten Gebirgszügen des Tauros, die nur für kleine Küstenebenen Raum geben (Abb. 6), und im Osten das Ebene Kilikien vom Lamos bis zum Amanosgebirge, dessen weite fruchtbare, von den Flüssen Saros (Seyhan Nehri) und Pyramos (Ceyhan Nehri) durchflossene Ebene im Norden vom Tauros, im Osten von Amanos abgeschirmt wird. Erst im Jahre 1975 wurde im Rauhen Kilikien die Küstenstraße ausgebaut, die in endlosen Windungen die Städte Alanya, Anamur und Silifke miteinander verbindet. Eine Fahrt auf dieser Strecke ist besonders reizvoll, da sie traumhafte Ausblicke auf türkisfarbene Buchten mit weißen Sandstränden und umbrandeten Felsen sowie auf kleine Schwemmlandebenen bietet, in denen alle nur denkbaren Arten von Obst und Gemüse sowie sehr geschmackvolle süße Bananen gedeihen. Die moderne Stadt Mersin mit einer schönen Uferpromenade, hübschen Stadtvierteln und einem bedeutenden Hafen liegt bereits im Übergang zum Ebenen Kilikien. Nur wenig östlich öffnet sich bei Tarsus die nahezu baumlose Çukurova, in der mit Hilfe künstlicher Bewässerung eine intensive Landwirtschaft, vor allem Baumwollanbau, betrieben wird, der die Grundlage für den Aufschwung von Adana legte. In der Antike gab es dort noch größere Olivenplantagen, die Araber legten bei Anazarbos sogar Palmenhaine an.
Abb. 6 Küstenlandschaft im Rauhen Kilikien unterhalb der Tokmar Kalesi.
Die geografische Lage macht verständlich, warum das Rauhe Kilikien mit einer Steilküste, die bis zum Kap Anamur Hochgebirgscharakter hat, zu allen Zeiten schwer zugänglich war und bis in die römische Kaiserzeit in Kleinfürstentümer und unabhängige Stammesgebiete zerfiel. Kleinere Städte wie Anemourion entstanden meist im Bereich der Schwemmlandebenen, doch sind auch manche Städte in die Steilküste hineingebaut wie Iotape und in beeindruckender Weise Antiocheia am Kragos. Als letzte der südanatolischen Landschaften konnte das Rauhe Kilikien erst im Jahre 72 n. Chr. in das Römische Reich integriert werden. Demgegenüber war das Ebene Kilikien, von Norden über die Kilikische Pforte und von Südosten über die Syrische Pforte gut zugänglich, ein Durchzugsgebiet zwischen Kleinasien und Syrien/Mesopotamien und deshalb über Jahrhunderte heftig umkämpft.
Geschichte
Bereits das hethitische Großreich (15. – 12. Jh. v. Chr.) nutzte das Ebene Kilikien als Aufmarschbasis gegen die nordsyrischen Fürstentümer und die nach Syrien vorgestoßene zweite Großmacht der Zeit, das ägyptische Pharaonenreich. Etwa zeitgleich mit dem Untergang des hethitischen Großreiches um 1200 v. Chr. erreichten die Spitzen der griechischen Einwanderungswelle unter den Sehern Mopsos und Amphilochos das Ebene Kilikien. Dort gründeten sie die Städte Mallos und Mopsouhestia, die im späthethitischen Königreich Qu‘e aufgingen. Als dessen Vasall Azatiwada in der 2. Hälfte des 8. Jhs. v. Chr. seine Residenz auf dem Karatepe errichten ließ, stand das Ebene Kilikien aber politisch wie kulturell bereits unter starkem assyrischen Einfluss: 715 v. Chr. eroberte Sargon II. das Königreich Qu‘e, zwei Jahrzehnte später zerstörte Sanherib nach einem Aufstand die Stadt Tarsos. Seit dem Jahre 546 v. Chr. gehörte das Ebene Kilikien zu einer persischen Satrapie, die von Tarsos aus verwaltet wurde, bis 333 v. Chr. Alexander der Große mit seinem Sieg über den Großkönig Dareios III. beim kilikischen Issos der Weltgeschichte eine neue Richtung gab.
In den folgenden Jahrhunderten stand Kilikien unter seleukidischer Herrschaft, die für das Rauhe Kilikien zeitweilig nur nominellen Charakter hatte. Als aber die Römer im Frieden von Apameia (188 v. Chr.) die Seleukiden hinter den Tauros zurückdrängten und deren ehemals mächtige Flotte auf 10 Schiffe reduzierten, wurde das Gleichgewicht der Mächte im östlichen Mittelmeerraum entscheidend gestört. Es entstand ein Machtvakuum, in das die kilikischen Piraten hineinstießen. Rom war diese Entwicklung zunächst nicht unangenehm, sorgten doch die Piraten dafür, dass die von der römischen Wirtschaft benötigten Sklaven in immer größerer Zahl auf den Märkten von Delos und anderer Städte wie Side zum Verkauf standen. Erst als sich die Piraten zu größeren Geschwadern zusammenschlossen, mit dem römischen Feind Mithradates VI. Eupator von Pontos (121 – 63 v. Chr.) paktierten und sogar Sizilien und den römischen Hafen Ostia sowie die küstennahen Straßen Italiens wie die Via Appia unsicher machten, reagierte Rom mit umfassenden Flottenrüstungen.
Im Jahre 67 v. Chr. säuberte der mit einem außerordentlichen Kommando ausgestattete Pompeius das Mittelmeer so gründlich von den Piraten, dass diese erst wieder in byzantinischer Zeit zu einem Problem wurden. Den auf dem Triumphzug des Pompeius mitgeführten Tafeln war zu entnehmen, dass 700 Schiffe erbeutet, 120 Festungen geschleift und 20.000 Piraten gefangen wurden. Über diesen militärischen Erfolg hinaus bewies Pompeius ein gutes Gespür für die von Rom mitverschuldeten sozialen Missstände, die Ursache dafür gewesen waren, dass immer mehr Bauern zu Piraten wurden. Daher siedelte er die gefangenen Piraten im griechischen Dyme und in den kilikischen Städten Soloi, Adana, Mallos und Epiphaneia an, die im Jahre 91 v. Chr. von Tigranes dem Großen weitgehend entvölkert worden waren, als dieser die Bewohner dieser Städte in seine neue Residenz Tigranokerta deportierte.
Nach seinen Siegen über Mithradates VI. Eupator von Pontos und Tigranes den Großen von Armenien richtete Pompeius 64 v. Chr. die beiden Provinzen Pontus СКАЧАТЬ