Das letzte Sandkorn. Bernhard Giersche
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Название: Das letzte Sandkorn

Автор: Bernhard Giersche

Издательство: Автор

Жанр: Контркультура

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isbn: 9783943795745

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СКАЧАТЬ zwölf Passagierflugzeuge schlugen auf dem Gebiet des Vatikans in Rom ein, gelenkt durch Piloten, die durch diese Tat die Welt zu retten gedachten. Als das erste Flugzeug in den Petersdom raste, lebte der Papst schon über zwölf Minuten nicht mehr, da sich alle Anwesenden im Vatikanstaat gegen ihn gewandt hatten. Dem heiligen Vater folgten die Kardinäle, die Bischöfe, die gesamte Hierarchie wurde von unten nach oben ausgelöscht durch Schwerter, Schusswaffen oder die bloße Hand.

      Die, die überlebten, weil sie keine Position innehatten, starben Minuten später bei den Flugzeugabstürzen.

      Und so erging es den Menschen in allen Religionen überall auf dem Erdball, in Mekka genauso wie in Varanasi, der Hauptstadt der Hindus oder Bodnath, der Wiege des Buddhismus.

      Und nicht nur die geistliche Obrigkeit wurde Ziel der Weltenretter. Die Verantwortlichen in Politik und Wirtschaft folgten den Millionen von Würdenträgern der Religionen der Menschheit. Verantwortlich für Gottes Zorn waren sie. Das war der Impuls der sieben Milliarden Berufenen.

      Der Präsident der Vereinigten Staaten hatte nach der göttlichen Eingebung keine Minute mehr zu leben, Mitarbeiter von FBI und CIA, die das Weiße Haus auch in der tiefsten Nacht bewachten und den Präsidenten und seine Familie schützten, erkannten in ihm einen der großen Teufel, deren Handeln Gott bewogen hatte, die Menschheit auszulöschen.

      Und so starben alle Staatschefs und Präsidenten, alle Minister und politischen Verantwortlichen durch die Hand ihrer jeweiligen Völker. Gott hatte es ihnen gesagt.

      Alles was bisher war, war falsch und nicht nach Gottes Regeln. Und was falsch war, musste vernichtet werden.

      Der für Menschen einzig logische Schluss.

      Bis in die kleinsten Hierarchien setzte sich das Töten fort.

      Jeder Mann und jede Frau in einer Position mit Macht und Befugnissen wurde von den einstigen Untergebenen noch in dem Moment angegriffen, in dem sie selbst ihre Vorgesetzten als Quelle des Unheils zu töten gedachten.

      Nur ihre Vernichtung konnte die Menschheit noch retten. Dies war der Impuls in nahezu jedem denkenden Wesen in jenen Minuten der Apokalypse. Und kein Geschichtsschreiber würde je darüber berichten, denn auch diese gehörten zu den üblen Wurzeln des Bösen, die herauszureißen jedes Weltenretters Ziel war.

      Und all jene in den Kraftwerken, den Atommeilern und Staudämmen, die Abertausende von Arbeitern, die durch ihr Tun die Menschheit mit Energie versorgten, verließen ihre Arbeitsplätze. Sie hatten alle Gottes Auftrag, der keinerlei Verzögerung erlaubte. Und die Kraftwerke und alle Geräte, die an deren Nabelschnur hingen, schalteten sich ab.

      Und als nach weniger als einer Stunde kaum noch einer dieser Verantwortlichen lebte, begann das Brennen.

      Die Paläste und Kirchen, die Gebetshäuser und Banken, die Ministerien und Ämter. Sie waren alle Tempel des Bösen, Zeichen des falschen Weges, den die Menschheit eingeschlagen hatte. Die Konsumhallen, in denen die falsche Welt verkauft wurde, Supermärkte und Shopping-Meilen. Zeichen des Verderbens.

      Und jedermann besaß Feuerzeug und Streichhölzer und wo kein Strom mehr ist, wo keine Kommunikation mehr ist, wo Pumpen nicht liefen und keine Sprinkleranlage funktioniert, da brennt es gut und lange.

      Keine Feuerwehr und keine Polizei. Kein Tropfen Wasser aus den Leitungen.

      Brennen müssen die Orte, die Gottes Zorn geweckt haben, brennen müssen sie, nur so kann Gott milde gestimmt werden. Er hat es gesagt. Jedem ganz deutlich und unmissverständlich.

      Was war, ist schlecht.

      Was schlecht ist, muss vernichtet werden, muss inexistent werden, muss ungeschehen gemacht werden. Nur so kann die Welt gerettet werden.

      Und so erhoben sich große Feuer in den Städten und Dörfern, und die Flammen fanden keinen Widerstand. Sie fanden Nahrung und immer noch mehr Nahrung, als Tankstellen und Öltanks, Pipelines und Raffinerien ihre hoch entzündlichen Flüssigkeiten dem Inferno hinzufügten.

      Und es waren Feuerstürme in den Städten. Stadtviertel brannten in geschlossener Flamme und der Sog riss in Orkanstärke noch mehr Brennstoff in die Höllenglut innerhalb der Städte der Welt. Nach weniger als zwei Stunden brannte jede Stadt auf dem Erdball, sie brannten noch am zehnten Tag.

      Und auf jeden Menschen, der als Mitverursacher des göttlichen Zorns erkannt und getötet wurde, kamen Hunderte und Aberhunderte, die das entfachte Inferno nicht überlebten.

      Sie verbrannten in ihren Häusern, starben bei Flugzeugabstürzen oder bei den unendlich vielen Unfällen, die sich im Anschluss an die Offenbarung ereigneten. Kollateralschäden im Namen der Nemesis.

      Zwischenspiele

      Allah hatte ihm den Weg gewiesen. Und hatte er je Zweifel daran gehabt, dass sein Tun und Denken nicht dem entsprach, was Allah wollte, so waren sie nun fortgeblasen. Allah ist groß, Allah ist mächtig. Allah hat ihm die Augen geöffnet und ihn auserwählt zu tun, was zu tun ist. All die Ungläubigen dieser Erde müssen vernichtet werden, denn es ist Allahs Wille. Nur so kann er die Welt retten, nur so das Paradies erfahren. Die Zauderer und Schwätzer sollen auch weichen dem, der das Heil bringt. Er war auserkoren, die Welt zu retten in Allahs Namen und auf Allahs Geheiß hin. Er alleine.

      Er würde alle um sich scharen, die an seiner Seite Allahs Willen erfüllen würden. Die Mutter aller Schlachten stand bevor, und jene, die nicht rechten Glaubens sind, sollen die ersten sein, die durch Allahs Schwert, das durch ihn geführt werden würde, niederbrechen.

      Allah w`akbar. Und schon der erste, den er in seine Armee berufen wollte, erschlug ihn mit einem Schlagstock. Es war sein Leibwächter, der begriffen hatte, dass es nur eine neue, bessere und Allah-gefälligere Gesellschaft geben kann, wenn man die alte hinwegfegt.

      Der Kardinal saß an seinem riesigen Schreibtisch. Er hatte Gottes Botschaft erhalten, den Auftrag, nun Gottes Werk zu vollenden. Hinweg all die Ungewissheiten, ob Gottes Wort richtig verstanden wurde. Nur Gott selber darf seinen Willen formulieren, nur Gott selber bestimmt den Lauf der Zeit, der Welt, des Kosmos.

      Oh wie unendlich vermessen und anmaßend waren doch die Menschen, die glaubten, sie würden Gott gefallen. Der Glaube des Kardinals war der richtige Weg, das hatte ihm Gott gesagt. Er hatte verstanden.

      Zehn Tage noch und Gott würde richten. Wenn der Kardinal richtig lag, dann aber nur jene, die nicht Gottes Wort und Gottes Regeln anerkannten. So hatte ihn der Kardinal verstanden. Ein Kreuzzug, die Welt zu retten. Der Kardinal stand auf und suchte seinen Schreiber. »Beantragt sofort eine Audienz beim Heiligen Vater«, befahl er ihm barsch. Der irre Blick des Schreibers war ihm gar nicht aufgefallen. Und auch nicht das Heulen der Triebwerke eines Passagierflugzeuges, das sich im Anflug auf den Vatikan befand.

      Im Kontrollraum des Kraftwerks war es fast drei Minuten ganz still, wenn man das Summen der Computer und das Sprotzen der Kaffeemaschine ausblendete. Keiner der 14 Techniker und Wissenschaftler sprach. Ansonsten herrschte hier immer Stimmengewirr. Zahlen und abgelesene Werte, Fragen zum Schichtplan, Erzählungen aus dem Privatleben erfüllten hier 24 Stunden am Tag den Raum.

      Vielleicht gab es hier bisweilen sekundenlange Schnittmengen des Schweigens...aber fast drei Minuten? Völlig ausgeschlossen und umso beklemmender für die Anwesenden.

      Die meisten saßen vor ihren Geräten und starrten mit leerem Blick auf die Apparaturen ... das ständige Blinken und die bewegungslosen Bilder, die durch die Kameras auf die Bildschirme im Kontrollzentrum übertragen СКАЧАТЬ