Stoner McTavish - Schatten. Sarah Dreher
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Название: Stoner McTavish - Schatten

Автор: Sarah Dreher

Издательство: Автор

Жанр: Ужасы и Мистика

Серия:

isbn: 9783867548809

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      Sie hörte Gwen lachen. »Gute Güte, Stoner, manchmal frag ich mich wirklich, ob du noch alle Tassen im Schrank hast.«

      Alles, was mir jetzt noch fehlt, ist, von diesen Händen auf meiner nackten Haut berührt zu werden, und …

      Schnell duschte sie zu Ende.

      Gwen lungerte auf dem Bett herum, vor sich ein aufgeschlagenes Telefonbuch. Sie hatte sich umgezogen und trug jetzt ein pastellblaues Hemd, darüber einen anthrazitfarbenen Pulli.

      »Jedes Mal, wenn du dich umziehst«, sagte Stoner, »siehst du anschließend noch aufsehenerregender aus.«

      »Im Gegensatz zu dir. Du hast dich falsch zugeknöpft.«

      Stoner sah an sich hinunter.

      »Komm her«, Gwen streckte ihr die Hand entgegen.

      Stoner schlurfte zum Bett und setzte sich hin.

      »Du musst aufhören, solche Sachen zu mir zu sagen«, bemerkte Gwen, während sie die Knöpfe in ihre richtigen Positionen brachte. »Du verdrehst mir den Kopf.«

      »Aber es ist die Wahrheit.«

      »Hast du dich in letzter Zeit mal selbst genau angesehen?«

      Stoner zuckte die Achseln und fühlte einen kleinen Stromstoß, als Gwens Hand ihren Busen streifte.

      »So«, sagte Gwen. »Jetzt kannst du dich wieder unter die Menschheit wagen. Lass uns was essen gehen.«

      »Wir müssen vorher in Schattenhain anrufen.«

      »Schon erledigt.«

      »Was haben sie gesagt?«

      »Claire ist nicht da.«

      »Im Urlaub?«

      »Einfach nicht da.«

      »Seltsam«, sagte Stoner. »Nancy haben sie gesagt, Claire sei im Urlaub. Mit wem hast du gesprochen?«

      »Irgend ’n Mann, nicht sehr gut zu verstehen. Und nicht sehr geneigt, ein Schwätzchen zu halten. Ist dir irgendwann mal der Gedanke gekommen«, fragte Gwen, während sie nach ihrem Regenmantel griff, »dass Claire vielleicht versucht, ihrer Schwester aus dem Weg zu gehen?«

      »Den Eindruck hatte ich nicht nach dem Gespräch mit Nancy. Sie sagte, Claire habe bei ihrem letzten Anruf angedeutet, sie sei ›hinter etwas her‹, und habe dann schnell eingehängt.«

      »Sie war doch auch schon vorher hinter etwas her, oder nicht? Drogen?«

      »Nancy sagt, Claire hat mal Leute gekannt, aber selbst nichts genommen.«

      »Wenn ich drogenabhängig wäre«, bemerkte Gwen, »würd ich es nicht ausgerechnet meiner Schwester erzählen.«

      »Du hast keine Schwester.«

      Gwen warf Stoner ihren Parka zu. »Na gut. Ich hab ihr ausrichten lassen, sie soll hier zurückrufen, wenn sie wiederkommt.«

      »Welchen Namen hast du hinterlassen?«

      »Den einzigen, den ich habe. Meinen.«

      »Glaubst du, das war sehr geschickt?«

      »Warum nicht?«

      »Sollte da wirklich etwas Merkwürdiges vor sich gehen, wäre es mir lieber, sie wüssten nicht, wer du bist.«

      »Hör auf mit dieser Räuberpistole, Stoner. Die Sache steigt dir langsam zu Kopf.«

      »Vermutlich.« Sie zog den Parka über und ging zur Tür. »Hast du den Zimmerschlüssel?«

      »Schätzchen«, sagte Gwen, »willst du wirklich barfuß rausgehen?«

      ***

      Der Nebel lag über allem wie eine bösartige Wolke. Gwen zog ihren Mantel fest um sich und fröstelte. »Diese Gegend wird von Minute zu Minute ungemütlicher. Kein Wunder, dass sie niemals ihre Häuser verlassen.«

      »Das liegt bestimmt nur an der üblichen Niedergeschlagenheit, die Fischerdörfer im ausklingenden Winter immer verbreiten«, sagte Stoner im Bemühen um Tapferkeit. »Kommt erst mal der Frühling, machen sie bestimmt trubelige Häuser-frisch-anstreich-Partys und tanzen bis November in den Straßen.«

      »Genau.«

      Die Straßenlaternen formten gelbe Daumenabdrücke gegen die Dunkelheit. Der Stadtkern war völlig ausgestorben. Nur der Drugstore war noch offen, schüttete sein Licht auf den glitzernden Bürgersteig. Ein mattes bläuliches Glühen sickerte aus dem Inneren der ›Seegurke‹ nach draußen. Nebelfetzen hatten sich im kahlen Geäst der Bäume verfangen. Irgendwo draußen auf dem Meer tutete ein Nebelhorn ein Warnsignal.

      Gwen fuhr zusammen. »Genau, was wir brauchen«, sagte sie und drängte sich dichter an Stoner. »Wie der Fliegende Holländer werden wir jetzt für immer durch den Nebel irren – auf der Suche nach der ›Hafenschänke‹.«

      »Sie liegt auf der anderen Seite der Stadt, am Ende dieser Straße.« Die Luft roch nach vergammelten Weichtieren. »Immer der Nase nach.«

      Kahle Ulmen ragten wie gesprungene Pilsner-Biergläser in den Himmel. Holzbänke schimmerten vor Feuchtigkeit.

      »Abkürzen?«

      Stoner versuchte das Gefühl abzuschütteln, gerade eine Vorahnung zu haben. »Ich weiß nicht.«

      »Woran denkst du? An Werwölfe?«

      »Zu wenig Büsche. Werwölfe verstecken sich immer hinter Büschen. Sie liegen hinter ihnen auf der Lauer.«

      »Und wo bitte«, fragte Gwen, »hast du dieses nützliche Schnipselchen Wissen aufgeschnappt?«

      »Spielfilm im Nachtprogramm.«

      »Und ich befürchtete schon, Tante Hermione hätte angefangen, ein bisschen mit Schwarzer Magie herumzuspielen.«

      »Tante Hermione spielt nicht mit ihrem Karma herum. Sie versucht, es rein zu halten.«

      »Stoner, bist du jemals in Versuchung gekommen, Hexenzauber auszuprobieren?«

      »Noch nie. Außerdem hab ich nicht das nötige angeborene Talent dafür.«

      »Ich denk manchmal drüber nach«, sagte Gwen, »wenn alles aussichtslos scheint.« Sie löste sich von Stoner und stürmte ein paar Meter in Richtung der Straße voran. »Nun komm schon, ich wette, es gibt hier einen ›Christliche Frauen üben Enthaltsamkeit‹-Springbrunnen.«

      Richtig, es gab einen Springbrunnen. Gewaltig, ornamentreich und scheußlich. Gemeißelte Wellen kräuselten sich um seinen Fuß, warfen sich hinauf, erschufen eine Säule aus ihrer Brandung, in der sich Delfine in selbstmörderischen Sprüngen verewigten. Obendrauf die Statue einer alten Frau, die auf die See hinausblickte.

      Stoner sah hinauf in das grausame, augenlose Gesicht der Statue. »Kein Wunder, СКАЧАТЬ