Pläne sind zum Ändern da. Dorina Kasten
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Название: Pläne sind zum Ändern da

Автор: Dorina Kasten

Издательство: Автор

Жанр: Современная зарубежная литература

Серия:

isbn: 9783961451258

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      In dem Augenblick kam Jana mit dem Traktor angefahren. Als sie Nora sah, hielt sie an und stieg aus. Die beiden Frauen begrüßten sich herzlich. Nora überkam immer ein warmes Gefühl, wenn sie mit Jana und Ron zusammen war. Obwohl sie gar nicht so eng mit ihnen befreundet war und sie außerhalb des Reiterhofes kaum sah, waren sie eine feste Größe in ihrem Leben. Bodenständig und fleißig taten sie alles für die ihnen anvertrauten Pferde. Abgesehen davon, waren sie gute Reiter und Ausbilder. Mit Ralf verstanden sie sich auch gut und fragten ihn oft um Rat, wenn es um die Gesundheit ihrer Pferde ging.

      „Na, wie schaut’s aus, Nora? Willst du das schöne Wetter nutzen? Jetzt macht das Ausreiten wieder Spaß. Man merkt richtig, dass die Pferde sich austoben wollen nach dem langen Winter.“ Sie lachte und zog den Zopfgummi in ihrem roten Haar fest. „Aber keine Angst! Ich hatte Jupiter vorgestern im Training und hab ihn anschließend ordentlich über den Feldweg galoppieren lassen.“

      „Och, ich hab Zeit“, entgegnete Nora, „meinetwegen kann er laufen und laufen. Sonst alles in Ordnung mit ihm? Trainierst du schon für das Turnier im nächsten Monat?“

      „Ja, ich glaub, ich nehme ihn noch mal mit. Zumindest für die leichte Springprüfung werde ich ihn anmelden. Meine Stute ist nicht richtig fit. Die schone ich dieses Jahr.“ Sie wollte wieder auf den Traktor steigen, drehte sich aber noch mal um. „Ach ja, bevor ich’s vergesse, kannst du Ralf mal fragen, ob er mir wieder ein paar Flaschen von diesem sensationellen Insektenspray vorbeibringt? Damit haben wir die Pferde letzten Sommer vor den Geländeritten eingesprüht. Er weiß schon, welches. Gestern Abend habe ich nicht daran gedacht, war ja schon ziemlich spät, als wir noch mal nach den Fohlen gesehen haben. Und dann musste er los.“

      „Ach so, ja, es gab einen Notfall, weiß nicht genau, wo das war.“

      „Also vorher stand sein Auto bei der Bredenbrick. Die hat doch immerzu was mit den Kötern.“

      Jana saß schon auf dem Traktor, als Nora ihr zurief: „Gestern war’s ein Kaiserschnitt.“

      „Kaiserschnitt?“ Jana lachte. „Die duldet doch keine Frauen um sich herum. Die hat nur Rüden.“ Damit startete sie den Motor und fuhr los.

      Nora blieb verwirrt stehen. Wo war er nun wirklich gewesen?

      Eine halbe Stunde später hatte sie Jupiter von der Weide geholt, geputzt und gesattelt. In leichtem Trab ritt sie den Feldweg hinter dem Hof entlang. Es war windig, aber nicht kalt. Ringsherum auf den Feldern blühte der Raps auf.

      Nora atmete tief ein. Alle Zweifel und Sorgen waren verschwunden, sobald sie auf ihrem Pferd saß. So war es schon immer gewesen. Reiten erforderte ungeteilte Aufmerksamkeit. Diese Tatsache war ihr in Fleisch und Blut übergegangen. Besonders im Gelände durfte man nicht träumen, sondern musste mit wachen Augen rechtzeitig mögliche Gefahren erkennen. Jede Unachtsamkeit konnte mit einem Sturz bestraft werden. Pferde waren nun einmal Fluchttiere, auch wenn man glaubte, sein Tier gut zu kennen – ein Schwarm Wildbienen hatte eine größere Überzeugungskraft als ein angenommener Zügel. Abgesehen davon brauchte das Pferd die richtigen Hilfen, um die Gänge zu wechseln. Man musste es, wie Ron immer predigte, im Hintern haben, wenn der Trab kam. Das Geheimnis war, sich völlig auf das Tier einzulassen. Nur dann bekam man den Kopf von anderen Dingen frei.

      Nora ritt noch bis zum Wald, danach drehte sie um. Die letzten fünfhundert Meter ließ sie Jupiter galoppieren. Jana und Ron hatten recht gehabt. Er war gut drauf und schien den Ausritt auch zu genießen.

      Später, im Auto, kehrten die Gedanken, die Nora verscheuchen wollte, natürlich zurück. Eigentlich sollte ihre lange Beziehung zu Ralf über jeden Verdacht erhaben sein. Trotzdem nagten Zweifel an ihrem Vertrauen. Wieso wich er ihr ständig aus? Wo war er gestern Abend gewesen? Sie wollte ihm nicht hinterherspionieren. Das hatte sie nie getan. Sie war ihm immer treu gewesen und hatte geglaubt, nein gewusst, dass er das auch war. Andererseits hatte er ihr ja gar nicht erzählt, bei wem er zum Notfall gewesen war. Bisher hatte er also gar nicht gelogen. Und selbst wenn er später noch bei der Hundemutter gewesen war, hieß das ja noch lange nicht, dass er ein Verhältnis mit ihr hatte. Verhältnis? Jetzt hatte sie dieses Wort tatsächlich gedacht! Sie spann sich hier was zusammen, anstatt ihn einfach zu fragen. Wahrscheinlich war sie sowieso etwas angeschlagen nach der turbulenten Arbeitswoche. Und erst mal würde es so weitergehen. In den kommenden Tagen musste sie sich endlich an die Beschriftungs- und Erläuterungstexte für die Ausstellung machen. Nachdem nun die Auswahl der Objekte so gut wie feststand, war das ihre nächste Aufgabe. Zu Hause angekommen, bemerkte sie, dass Ralf nicht da war. In der Küche stand sein benutztes Geschirr. Er hatte sich über die Reste ihres „Hochzeitstagsmenüs“ hergemacht. Auf dem Küchentisch lag ein Zettel, auf den er mit seiner großformatigen, schnörkeligen Schrift „Hm, lecker!“ und „Komme später“ gekrakelt hatte. Sie fragte sich, wie Frau Keipke seine Hieroglyphen lesen konnte. Wahrscheinlich brauchte sie nur ein Stichwort zu entziffern, um eine Rechnung daraus zu machen. Jedenfalls wurde es heute also wieder nichts mit einem Gespräch und schon gar nichts mit einem Abend zu zweit. Nora ging früh ins Bett und las. Kaum hatte sie die Nachttischlampe ausgeknipst, kam Ralf nach Hause. Sie hörte die Dusche. Als er ins Schlafzimmer kam, machte sie das Licht wieder an.

      „Oh, du bist ja noch wach.“ Mit diesen Worten ließ er sich auf das Bett fallen. „Bin ich kaputt!“ Er lag auf dem Rücken, die Hände über der Brust gefaltet. „Einschlaf-Ausgangsstellung“ nannte er das.

      Sie sah ihn an. „Wo hast du eigentlich gestern den Kaiserschnitt gemacht?“

      „Kennst du nicht.“ Kurze Zeit später hörte sie ihn schnarchen.

      Sie musste es glauben. Aber ein feiner Stachel blieb.

      11

      Am Montag ging Nora mit Leo in das Depot des ehemaligen Stadtmuseums, das sich unweit der Galerie im Hinterhof eines Stadthauses befand. Das Wetter war schön; sie liefen langsam die paar Straßen entlang. Nora arbeitete gern mit Leo zusammen. Vor zehn Jahren hatten sie sich kennengelernt, als er sich erfolgreich für die neue Stelle des Restaurators in der Galerie beworben hatte. Beide mochten sich auf Anhieb. Für ihn war die Sache aber viel ernster. Er machte keinen Hehl aus seiner heftigen Verliebtheit. Er umwarb sie nach Kräften, und es störte ihn nicht, dass sie verheiratet war. Sie fand ihn witzig und einfühlsam.

      Beinahe, aber nur beinahe, hätte sie seinem Drängen nachgegeben.

      Sie hatte die vierzig überschritten und kämpfte mit einer leichten Krise. Bea war gerade ausgezogen, und irgendwie machte ihr die Leere im Haus zu schaffen.

      Ralf schien die Abwesenheit seiner Tochter nicht zu stören. Er arbeitete genau so viel wie vorher.

      Nora jedoch fragte sich ständig, was das Leben wohl noch für sie bereithalten würde und ob das jetzt alles gewesen sei. Sie fühlte sich schrecklich alt, weil sie jetzt kein Kind mehr zu bemuttern hatte. Da kamen ihr die Aufmerksamkeiten und das Werben von Leo gerade recht.

      Sie ging mit einem Hochgefühl zur Arbeit. Einmal, als sie allein in seiner Werkstatt waren, ließ sie es zu, dass er sie küsste. Sie war über sich selbst erschrocken. Nach dem Urlaub stellte sie unmissverständlich klar, dass er sich keine Hoffnungen zu machen bräuchte. Sie wolle ihre Ehe nicht aufs Spiel setzen. Wenn sie ehrlich war, hatte ihr nur die Vorstellung gefallen, noch einmal eine frische Verliebtheit zu erleben. Sie liebte Ralf, das war ihr in der Ruhe und Abgeschiedenheit Norwegens wieder klargeworden.

      Leo hatte ihre Entscheidung akzeptiert. Geblieben war eine tiefe, jedoch nur kollegiale Freundschaft zwischen ihnen, denn zu Hause konnte Nora ihn nach dieser Vorgeschichte kaum einführen. Sie hatte СКАЧАТЬ