Gottes Herz für dein Dorf. Johannes Reimer
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Название: Gottes Herz für dein Dorf

Автор: Johannes Reimer

Издательство: Автор

Жанр: Религия: прочее

Серия:

isbn: 9783961401628

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СКАЧАТЬ Land liegenden Kloster Reichenau bestimmt. Erst mit dem zunehmenden ökonomischen Erfolg der Stadt wanderten auch die kirchlichen Autoritäten dorthin. Die Dorfbewohner wehrten sich, ihre Pfarrei in die Stadt zu verlegen. Daher pflegt man bis heute „Lass die Kirche im Dorf“ zu sagen.

      Die Kirche auf dem Dorf ist somit ein Symbol christlicher Identität und immer noch in einem Gemeindemodell verhaftet, das aus einer Zeit kommt, als wir in Europa noch christlich waren. Tim Chester und Steve Timmis nennen es das „christliche System“, das nach dem Motto zu funktionieren schien: „Ring the bell and the people come“ (Lass die Glocken läuten, und die Menschen kommen).31

      Die Glocken mögen auf dem Dorf immer noch läuten, nur die Menschen kommen nicht mehr. Der Säkularismus hat auch die Landbevölkerung erfasst. Was gestern noch so selbstverständlich war (Jeder Bauer hatte seine Kirche.), ist heute ganz und gar nicht mehr selbstverständlich. Wer heute Gemeinde auf dem Land bauen will, der muss damit rechnen, dass auch hier die meisten Menschen der Kirche den Rücken gekehrt haben, auch wenn zumindest die traditionelle Landbevölkerung immer noch formal der Kirche angehört.

      Die neue Landbevölkerung geht dagegen nicht mehr geschlossen zur Kirche, jedenfalls nicht in den durchs Kirchenjahr bestimmten Gottesdienst. Man hat die dörfliche Bevölkerung in vier Gruppen eingeteilt:

      (a) die Kirchenzentrierten;

      (b) die Kirchenkulturellen;

      (c) die Kirchendistanzierten und

      (d) Anti-Kirchlichen.32

      Dabei ist die erste Gruppe bei Weitem die Kleinste, und sie vermag es immer weniger, ein kirchliches pastorales Angebot für alle anzubieten, was Bernhard Spielberg als potenzielle Gefahr ansieht, dass die Kirche in eine „pastorale Mittelmäßigkeit“ abrutscht.33

      Wenn überhaupt, dann ist die Kirche auf dem Land zu einem Ort undefinierter spiritueller Suche geworden. Obgleich das alte Gemäuer der Dorfkirchen auf einen gewissen säkularisierten Menschentyp eine magische Anziehungskraft auszuüben scheint. Die Frage aber lautet: Können Kirchen wieder zu Plätzen vitaler christlicher Spiritualität werden? Ich glaube: Ja, das können sie. Und Erfahrungen bestätigen meine Vermutung. Aber hierfür muss Kirche wieder zu ihrer eigenen Bestimmung zurückkehren und eben Kirche werden.

       Fragen zum Nachdenken:

      1.Wie erleben Sie das Dorfleben?

      2.Was gehört typischerweise zum Dorf? Welche Charakteristika dörflichen Lebens finden Sie gut? Welche weniger?

       Warum?

      3.Zu welchem Typ ländlicher Raum gehört das Dorf, in dem Sie leben?

      4.Was macht Ihrer Meinung nach kirchliches Leben in Ihrem Dorf so schwierig?

      5.Wie würden Sie es verändern? Geht das überhaupt?

       Kapitel 3

       Dorfgemeinde Begriff und Wirklichkeit

       3.1.Die Dorfgemeinde

      Die klassische Dorfgemeinde gibt es nicht mehr. Die EKD konstatiert:

      „Es gibt nicht den einen ländlichen Raum, sondern sehr unterschiedliche ländliche Räume mit divergierenden Entwicklungstendenzen und folglich verschiedenen Herausforderungen und Chancen für das missionarische Wirken von Kirche.“34

      Gemeindeaufbau auf dem Land wird sich deshalb auf unterschiedliche Gemeindekonzepte konzentrieren müssen, wenn man zu den entsprechenden Ergebnissen kommen möchte. Dabei ist es wichtig zu klären, was wir unter Gemeinde verstehen. Mit Luther entscheiden wir uns bewusst für den Begriff Gemeinde und nicht Kirche. Gemeinde ist, wo sich die Gläubigen versammeln.

      Jesus drückt diesen Gedanken mit dem griechischen Begriff ekklesia aus, wenn er in Matthäus 16,18 sagt: „Ich will meine Gemeinde (ekklesia) bauen, und die Pforten der Hölle werden sie nicht überwinden.“

      Ekklesia beschreibt hier eine aus der Welt herausgerufene Gemeinschaft, die Verantwortung für die Welt übernehmen soll.35 Sie ist von ihrem Wesen her missionarisch und somit missional.36 Dabei steht „Welt“ an dieser Stelle immer für das lokale Gemeinwesen.37 In diesem Gemeinwesen hat sie ihren Platz.

      Hier soll sie …

      „Salz der Erde und Licht der Welt“ (Matthäus 5,13-15),

      Botschafterin der Versöhnung mit Gott und Mensch (2. Korinther 5,18-20),

      Gottes auserwähltes Volk (1. Petrus 2,10),

      königliches Priestertum (1. Petrus 2,9-10) sein.

      Mit anderen Worten: Mit seiner Gemeinde zeigt Gott den Menschen seine eigene Gestalt, den Leib Christi (Epheser 1,23), seine Gerechtigkeit (2. Korinther 5,21), ja sein Königreich. Sie ist „eine Bundesgemeinschaft, Zeichen und Vorgeschmack, Agent und Instrument der Herrschaft Gottes“.38

      Der ekklesiale und damit lokale Charakter der Gemeinde als Versammlung der zur Verantwortung für die Welt berufenen Menschen bestimmt ihre kontextuelle Gestalt. Sie ist gesandt, wie Jesus gesandt wurde (Johannes 20,21). Und er kam in die Welt der Menschen als „Mensch wie wir ... nur ohne Sünde“ (Hebräer 4,15). Nur so konnten Menschen seine göttliche Herrlichkeit sehen (Johannes 1,1,14).

      Analog dazu kann und muss die Gemeinde im Dorf eben das sein, was sie im Dorf ist – Dorfgemeinde, die die Verantwortung für Lebensräume im Dorf zugesprochen bekommen hat. Ihre Aufgabe im Dorf besteht darin, dem Leben Grundzüge eines unter der guten Herrschaft Gottes stehenden Gemeinwesens zu vermitteln. Mit anderen Worten, sie setzt sich für soziale Räume ein, in denen Gerechtigkeit, Wohlbefinden, Lebensfreude und Frieden herrschen. In solchen Räumen leben, arbeiten und feiern Menschen gern.

      Hier wird das Wirklichkeit, was der Prophet Jesaja einmal seinem eigenen Volk Israel zugesagt hat: Menschen arbeiten und genießen das Werk ihrer Hände, sie bauen Häuser und leben selbst darin, sie setzen sich füreinander ein und kennen Gott persönlich (Jesaja 65,1ff.).

      Natürlich ist das eine Vision, eine Zielvorgabe, aber nichts weniger meint Jesus, wenn er seinen Jüngern befiehlt, die Völker zu Jüngern zu machen (Matthäus 28,19-20).

      Der Begriff Volk = griechisch ethnos steht für den soziokulturellen Raum und ist am besten als Gemeinwesen zu übersetzen. Man kann daher auch übersetzen: „Gehet in alle Welt und machet zu Jüngern alle Gemeinwesen.“ In unserem Fall ist das Gemeinwesen ein Dorf. Was aber bedeutet es, wenn die christliche Gemeinde sich auf dem Land bemüht, das ganze Dorf zum Jünger Jesu zu machen? Doch nur das Eine – dass die Einwohner des Dorfes so leben, wie Jesus es seine Jünger gelehrt hat.

      Die Gemeinde Jesu ist somit für die Menschen da. So hat es Dietrich Bonhoeffer formuliert: „Die Kirche ist nur Kirche, wenn sie für andere da ist.“39 Als solche müsse sie sich am СКАЧАТЬ