Gottes Herz für dein Dorf. Johannes Reimer
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Название: Gottes Herz für dein Dorf

Автор: Johannes Reimer

Издательство: Автор

Жанр: Религия: прочее

Серия:

isbn: 9783961401628

isbn:

СКАЧАТЬ 9 Dorf braucht Gemeinde

       9.1.Zukunft auf dem Dorf?

       9.2.Auf das Gemeindeverständnis kommt es an

       9.3.Vielfalt als Bereicherung

       9.4.Gottesdienst als die Mitte der Gemeinde

       9.5.Neue Strukturen wagen

       9.6.Neue Leiter braucht das Land

       9.7.Mit den Menschen – Gemeinde im ländlichen Netzwerk

       9.8.Entscheidungsfreudig bleiben

       Fragen zum Nachdenken

       Verzeichnis der Abbildungen

       Personenregister

       Sachregister

       Bibelstellenregister

       Bibliographie

       Vorwort

      „Wir haben vor, Gemeinde auf dem Dorf zu bauen“, erzählte ich vor einigen Jahren einem Freund, der als Experte für Gemeindegründung durch unser Land zog. – „Unnütz, funktioniert sowieso nicht“, meinte er. „Auf dem Dorf kann sich geistliches Leben in Deutschland nicht entwickeln.“

      Zugegeben, die Worte meines Freundes schockierten und provozierten mich gleichermaßen. Aber beeindrucken ließ ich mich von ihm nicht. Wir gründeten die Gemeinde. Und sie wuchs zu einer erstaunlichen Größe heran. Wenn ich ehrlich bin, dann hat kaum ein anderes Projekt mich jemals mit so viel Genugtuung und Freude erfüllt wie dieses. Gemeindeaufbau auf dem Land funktioniert! Das und nicht weniger ist die Botschaft dieses Buches. Es ist eine Liebeserklärung an den Gemeindebau auf dem Land.

      Entsprechend widme ich das Buch allen meinen Freunden in dem kleinen oberbergischen Dorf Brüchermühle. Hier haben wir in wenigen Jahren eine Gemeinde aufgebaut, die mit einer Handvoll hingegebener Leute begann und zu einer Größe von mehreren Hundert Mitgliedern heranwuchs. Ihr habt mir Hoffnung verliehen, dass auch in den Dörfern Westeuropas lebendiges Gemeindeleben entstehen kann. Danke!

      Dieses Buch ist aber weniger ein Erfahrungsbericht, auch wenn Erfahrungen aus dem Gemeindeaufbau auf dem Dorf, wie ich sie selbst gemacht habe, reflektiert werden. Vielmehr geht es mir um eine grundsätzliche Einführung in den Gemeindebau in ländlichen Räumen. Wie kann und wie sollte Gemeinde auf dem Land gebaut werden? Was sind die Spezifika des ländlichen Raumes und welche Rolle spielen sie im konkreten Gemeindebau vor Ort? Antworten auf diese und ähnliche Fragen füllen die Seiten dieses Buches. Sie wollen ermutigen und herausfordern zugleich.

      Johannes Reimer

       Kapitel 1

       Auf dem Land geht nichts, oder?

       1.1.Gemeindebau auf dem Land – ein Relikt aus vergangenen Zeiten?

      Kaum ein anderes Thema verursacht so viel Skepsis in Deutschland wie Gemeindebau auf dem Land. Kirchengemeinden auf dem Dorf? Ja, die gibt es noch. Und ja, die Kirchen sind alle am Kämpfen. Allerdings findet man kaum noch einen Pastor, der begeistert aufs Land ziehen würde. Geht Gemeindebau im Dorf überhaupt? Gibt es nicht auf dem Land genug Kirchen, die nicht funktionieren, weil die Menschen nicht mehr hingehen oder sich in die nächste Stadt orientieren? Es ist erstaunlich, wie weit manch ein Dorfbewohner bereit ist, Sonntag für Sonntag zu fahren, um den von ihm favorisierten Gottesdienst zu besuchen. Zwanzig bis fünfzig Kilometer in eine Richtung sind da keine Seltenheit. Und das Sonntag für Sonntag. Dabei könnte man ja auch im eigenen Dorf Versammlungen anbieten ...

      Geht nicht? – Warum? Weiß man nicht mehr, wie Gemeinde auf dem Dorf funktioniert? Oder weiß man nicht mehr, was Gemeinde an sich ist? Gilt Luthers geflügeltes Wort aus seinen Schmalkaldischen Artikeln – „Es weiß, Gott Lob, ein Kind von sieben Jahren, was die Kirche ist: nämlich die heiligen Gläubigen und die Schäflein, die ihres Hirten Stimme hören“ (nach Johannes 10,3) – auch auf dem Lande nicht mehr?1

      Die meisten Gemeindegründungsinitiativen machen tatsächlich einen großen Bogen um das Dorf, weil man hier, wie der britische Gemeindegründungsexperte Stuart Murray unterstreicht, auf der einen Seite oft rigide Verhältnisse antrifft, also festgefahrene Mentalitäten, Misstrauen allem Fremdem und Ungewohntem gegenüber; und auf der anderen Seite die Bereitschaft der jüngeren Familien steht, die Fahrt in die nächste Stadt auf sich zu nehmen.2

      Ist Gemeindeaufbau auf dem Land ein Relikt aus vergangenen Zeiten? Immer stärker breitet sich eine nie dagewesene Frustration aus angesichts einer radikalen Kontextveränderung für die Kirche, die der katholische Autor Rainer Bucher in dem markanten Satz zusammenfasst: „Wenn nichts bleibt, wie es war.“3

      Auf dem Land bleibt für die Katholische Kirche in Deutschland nichts, wie es war. Allein im Zeitraum von 1990 bis 2011 hat sie 2000 Pfarreien „eingespart“, sprich zu größeren pastoralen Einheiten zusammengeschlossen. Das ist immerhin jede siebte Pfarrei. Und die meisten dieser Einsparungen fanden im ländlichen Raum statt.4

      Untersuchungen in Gemeinden unterschiedlicher konfessioneller Prägung scheinen diesen Trend zu bestätigen. Katholische5 wie evangelische6 Gemeinden auf dem Land schrumpfen, werden zusammengelegt, Pfarrstellen werden gestrichen und kirchliche Angebote zurückgenommen.

      Dabei ist Westeuropa hier eher die Ausnahme. So kommen in manchen Ländern Asiens, Afrikas und Lateinamerikas die meisten Menschen in Landgemeinden zum Glauben. Hier kennen sich die Menschen, hier wirkt das Lebenszeugnis des zum Glauben an Jesus gekommenen Menschen sofort und unmittelbar.

      Warum dann nicht auch in Europa? Man kennt sich doch auch auf dem deutschen Dorf. Fehlt hier das entsprechende Zeugnis? Überwiegt die Skepsis, weil hier Menschen, die Christus kennen, sich weniger auf ihr Zeugnis und mehr auf Form und Struktur ihrer Kirchen verlassen? Meint Murray das, wenn er von „festgefahrener Mentalität“ spricht?

      Es СКАЧАТЬ