Название: Memory House
Автор: Rachel Hauck
Издательство: Автор
Жанр: Религия: прочее
isbn: 9783961401604
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Seit damals waren sie gute Freunde.
Bruno ließ seinen Blick durch den Raum wandern und sein Blick fiel auf das Kreuz ganz hinten im Gottesdienstraum. War es angebracht, während des Trauergottesdienstes für eine so liebenswerte und gottgefällige alte Dame um etwas Persönliches zu bitten?
In dem Moment kam seine Mutter zu ihm und berührte ihn sanft am Arm. Sie sah sogar in Schwarz hübsch aus.
„Ich habe uns ganz vorn zwei Plätze freigehalten. Schau doch nur, wie viele Leute gekommen sind.“
„Die Überfüllung verstößt bestimmt gegen die Brandschutzbestimmungen“, sagte Bruno, stieß sich von der Wand ab und seine Mutter hakte sich bei ihm unter.
„Das haben wir geklärt. Chief Hayes von der Feuerwehr sitzt in der ersten Reihe“, entgegnete seine Mutter, und zeigte auf einen ernst dreinblickenden Mann in Ausgehuniform, der sie begrüßte, als sie nach vorn kamen.
„Wirklich großartig, dass Sie das hier organisiert haben“, sagte er zu seiner Mutter und fuhr fort: „Miss Everleigh hat sich um meine Mutter gekümmert, als sie krank war. Ich weiß wirklich nicht, was wir ohne sie getan hätten. “
„Wohl die Hälfte der Menschen hier im Raum haben so eine Geschichte zu erzählen. Als Stone mich damals verlassen hat und dann gestorben ist, war sie für mich ein Fels in der Brandung. Und natürlich hat sie mir dadurch jeden Tag den Weg zu Jesus gezeigt.“
Seine Mutter ging jetzt weiter zu den beiden Plätzen, die sie reserviert hatte, und Bruno setzte sich auf einen davon am Ende der Sitzreihe.
Pastor Oliver bat um Ruhe, und als es schließlich still war, durchbrach ein Signalton von Brunos Handy die Stille.
„Schalte das aus“, sagte seine Mutter und sah ihn dabei so böse an, wie sie konnte. „Die Arbeit kann jetzt wirklich einmal für ein paar Stunden warten.“
Er fügte sich mit einer „Ja-sofort“-Geste, aber in der Spielerberater-Branche gab es so etwas wie „jetzt nicht“ oder „heute nicht“ nicht, denn ein einziger verpasster Anruf konnte einen Klienten kosten, und junge Männer, die Millionen auf dem Konto hatten, warteten auf niemanden.
Bruno ging in Richtung der breiten Doppeltür, während er das Gespräch annahm.
„Mr. Endicott, hier ist Tyvis Pryor. Wie geht’s Ihnen? Ich hoffe, ich störe Sie nicht, weil ja Sonntag ist.“
„Ich bin gerade auf einer Trauerfeier, Tyvis. Kann ich dich später zurückrufen?“
Bruno sah die vielen Autos, die dicht an dicht an der Straße geparkt waren, und dann blieb sein Blick an einer groß gewachsenen, brünetten Frau mit offenen Haaren und weichen Rundungen hängen, die rasch und energisch in seine Richtung gegangen kam.
Irgendwie kam sie ihm bekannt vor. Die selbstbewusste, fast draufgängerische Haltung, aber auch der Hauch von Unsicherheit in dieser Situation, in der sie nicht recht wusste, was auf sie zukam.
„J… ja klar, das wäre großartig. Hören Sie, ich will Sie wirklich nicht stören, aber …“
Tyvis Zögern und seine mangelnde Selbstsicherheit fühlten sich seltsam ungewohnt an und waren sehr untypisch für die Branche. „Ich habe mich nur gefragt, ob Sie schon entschieden haben, ob Sie mich nehmen. Ich verspreche auch, dass ich hart für Sie arbeiten werde.“
Im Hintergrund war jetzt eine Stimme zu hören, die sagte: „Tyvis, ich brauch dich jetzt hier am Grill.“
„Ich muss jetzt Schluss machen, Mr. Endicott.“
„Bruno. Bitte nenn mich doch Bruno.“
„Klar, Bruno.“
Als das Gespräch beendet war, steckte er sein Handy wieder ein und sah, wie die Frau näherkam. Irgendwoher kannte er sie. Aber woher?
Was Tyvis betraf, so tat ihm der Junge wirklich leid, aber Bruno konnte keine Firma aufbauen mit einem Jugendlichen vom Junior College als Grundlage. Es wäre komplett verrückt, ihn unter Vertrag zu nehmen und für sein Training und die Unterhaltskosten zu zahlen, wenn nicht der Hauch einer Chance bestand, dass er es je in eine Profi-Kartei schaffen würde.
Die Frau ging an ihm vorbei und hinterließ einen Duft nach grüner Wiese. In der großen zweiflügeligen Eingangstür blieb sie stehen.
Bruno beugte sich etwas vor, damit er ihr Gesicht sehen konnte, und spürte so etwas wie Vertrautheit.
„Kann ich Ihnen helfen?“, fragte er sie.
„Nein danke“, antwortete sie schroff, fast kalt und ohne ihn auch nur anzusehen.
Bruno betrachtete noch eine Weile ihr Profil und ging dann zurück zu seinem Platz. Woher kannte er sie nur?
An dem Stehpult aus Metall sprach jetzt Pastor Oliver über Mrs. Everleigh Callahan – für alle, die sie kannten, Miss Everleigh – während gleichzeitig Bilder aus ihrem Leben hinter ihm auf eine Leinwand projiziert wurden.
„Als Everleigh Louise Novak wurde sie am 15. Juni 1929 in Waco, Texas geboren …“
Eine junge, schöne Miss Everleigh lächelte in schwarz-weiß von der Leinwand. Dann wechselte der Beamer zum nächsten Bild – einem verblichenen Farbfoto von ihr auf einer Veranda, die Arme um einen gut aussehenden Kerl geschlungen, der wie John Wayne aussah.
Bruno stupste seine Mutter an und fragte: „Weißt du, wer die Frau da an der Tür ist?“
„Pst!“ Sie legte sich den Zeigefinger auf ihre Lippen und richtete den Blick wieder auf die Bilder aus Miss Everleighs Leben.
Bruno setzte sich so, dass er noch einmal kurz in die Richtung schauen konnte, in der die Frau stand. Sie war noch da, stand mit stoischer Miene an den Türrahmen gelehnt.
„Ich mochte ihre starken weichen Hände“, sagte Pastor Oliver gerade. „Ich wusste immer schon, wenn es Miss Everleigh war, die mir nach der Predigt die Hand auf die Schulter legte, bevor sie sagte: ,Gute Predigt, Pastor.‘“
Als Pastor Olivers Stimme jetzt stockte, ging es Bruno durch Mark und Bein, und plötzlich kam alles wieder hoch, was er an Miss Everleigh geliebt hatte.
Ihre freundlichen Augen und die sanfte Stimme, ihre Geduld und ihre festen Umarmungen. Wie sie jeden Tag nach dem Mittag die Hintertür für ihn offen gelassen hatte, damit er nach der Schule gleich hereinkommen konnte, und wie dann immer schon ein Teller mit selbst gebackenen Cookies und ein Glas Milch auf ihn gewartet hatten.
Wie sie gelacht hatte, wenn er nach dem Football Training mit der gesamten Abwehr der Mannschaft völlig verdreckt nach Hause gekommen war.
„Setzt euch, Jungs, setzt euch doch. Ich backe noch ein paar Cookies mehr. Möchte jemand ein Sandwich?“
Und jedes Mal waren alle Hände hochgegangen.
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