Gottes Herz für deine Stadt. Johannes Reimer
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Название: Gottes Herz für deine Stadt

Автор: Johannes Reimer

Издательство: Автор

Жанр: Религия: прочее

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isbn: 9783961400560

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СКАЧАТЬ der jeweilige urbane Raum annimmt.

      Der Urbanologe Ray Bakke identifiziert eine Reihe von Gesellschaftstypen in der Stadt, die er daran festmacht, dass er nach dem Kommunikationsfluss in der Gesellschaft und nach der Durchlässigkeit der Gesellschaft fragt.32 Er unterscheidet dabei zwischen Slum, Schwellengemeinschaft, Wandlungsgesellschaft, diffuser und parochialer Gesellschaft und einer gesunden Gemeinschaft.

      Dabei stehen Slums für Elendsviertel der Stadt, die als Auffangquartiere für Menschen dienen, die entweder als verarmte Landbevölkerung oder Flüchtlinge in die Stadt zuwandern oder infolge von Arbeitslosigkeit und dem Verlust des sozial-ökonomischen Halts „auf der Straße“ landen. Slums entstehen in der Regel chaotisch. Kommunikation nach innen wie außen ist stark erschwert. Ebenso der Ausbruch in ein besseres Leben. Slums können sich zu Schwellengemeinschaften entwickeln, in denen der Wille zur Veränderung bessere Aufstiegsmöglichkeiten schafft. Schwellengemeinschaften können sich sowohl als Weg aus dem Slum als auch als Wandlungsgesellschaft in den sozialen Abstieg entwickeln. Solche Wandlungsgesellschaften entstehen da, wo eine Bevölkerungsschicht durch Ansiedler verdrängt wird. Oft sind solche Gemeinschaften in den ersten Jahren ihrer Existenz sehr diffus organisiert. Man spricht dann vom diffusen Gemeinwesen. Das Gegenteil davon wären parochiale Gemeinschaften, in denen eine stark nach innen definierte Einwohnerschaft lebt, die sich bewusst von der Außenwelt abgrenzt und eine Art Parallelwelt für sich bildet. Bakke wünscht sich ein offenes und gesundes Gemeinwesen. Ich habe seine Beobachtungen in folgender Tabelle festgehalten33 und hier und da ergänzt.

      Die jeweiligen Gesellschaftstypen sind in der Regel räumlich voneinander getrennt. Segregation erfolgt meistens unfreiwillig als Folge sozialer Ungleichheit. Randgruppen, „relativ statusniedere Bevölkerungsgruppen“, wird in bestimmten Bereichen der Zugang zu sozial höher bewerteten Gruppen verwehrt.34 Auf der anderen Seite streben gerade diese Bevölkerungsgruppen den Aufstieg an. Und die Stadt, bei aller Segregation, ermöglicht diesen auch. „Die Stadt ist der Ort, an dem ein Überschuss an Möglichkeiten den Individuen die Integration in die verschiedenen Dimensionen der modernen Gesellschaft überhaupt erst ermöglichte.“35

       2.4. Menschengruppen in der Stadt

      Urbane Räume sind gegliederte Räume. Wir unterscheiden dabei zwischen funktional-räumlicher und sozial-räumlicher Gliederung.

      Bei einer Gliederung nach Funktion werden Räume unterschieden, in denen entweder Kultur, Religion, Politik/Verwaltung, Ökonomie, Bildung oder auch Freizeitgestaltung gefördert und gelebt werden. Daneben stehen dann Räume, die soziale Zugehörigkeit definieren, wie soziale Klasse, Gesellschaftsschicht, Milieu oder Alter.

      Hinter den Gesellschaftstypen stehen also unterschiedliche Menschengruppen, die sich unterschiedlich sozial, kulturell, religiös und politisch organisieren. Die Grenzen zwischen diesen Gruppen sind flexibel und erlauben Entwicklung und Fortkommen. Stadtbewohner sind flexibel, aber nicht unorganisiert. Sie lassen sich nach ihrer Kultur, Religion und sozialem Stand auf der einen, ihrem ökonomischem Status auf der anderen Seite in Klassen, Stände und Milieus einteilen.

      Große Gruppen von Leuten mit gleichen ökonomischen Ressourcen, die stark einwirken auf Lebensstile, nennen wir Soziale Klassen. Max Weber (1864-1920) definierte: „Klassen sind Gruppierungen von Menschen, die aufgrund ihres Besitzes und/oder spezifischer Leistungen auf dem ,Markt‘ ungefähr gleiche materielle Lebenschancen haben.“ Klassen weisen meist flexible Grenzen auf und kennen formale Behinderungen zum Aufstieg. Man gehört einer Klasse nur aufgrund des erworbenen gesellschaftsökonomischen Status‘ an.

      Hans und Petra kommen aus einer reichen Familie. Sie haben selbst studiert und leiten heute eine größere Firma. Sie gehören zu der oberen sozialen Klasse, während das Lehrerehepaar Müller zur Mittelklasse und die Webers, die einem einfachen Handwerkerjob nachgehen, zur Arbeiterklasse gehören.

      Von den sozialen Klassen unterschieden werden soziale Schichten. Der Begriff geht auf Theodor Geiger (1891-1952) zurück, der Unterschiede zwischen Gruppen mit Merkmalen, die den Status ausmachen, beschrieb. Dabei nahm er vor allem das Problem der Mentalitäten ins Visier. Für Menschen, die zu gleichen Schichten gehören, ist es nicht notwendig, dass politische Orientierung oder Selbsteinordnung mit, objektiven’ sozialen Lagen übereinstimmen. Auch wenn sich Einkommen und Arbeitsbedingungen angleichen, bleiben Mentalitätsunterschiede. So können verarmte Adlige immer noch zur oberen Schicht gehören und arbeitslos und zum Teil mittellos gewordene Geschäftsleute, die durch einen Bankrott gegangen sind, zur Mittelschicht, auch wenn sie ökonomisch eher der unteren Klasse angehören. Hier spielen die Lebensart, der Stand und die Herkunft eine größere Rolle als die gegenwärtige ökonomische Lage.

      Heute teilt man Gruppen von Menschen gerne in Milieus ein. Ein soziales Milieu beschreibt die Gesamtheit der räumlichen, kulturellen und sozialen Bedingungen, die ein Individuum prägen. Zu den sozialen Bedingungen gehören z. B. Normen, Gesetze sowie wirtschaftliche und politische Bedingungen.

      Die Stadt kennt alle diese Gruppen und bietet jeder von ihnen Raum zur Entfaltung. Oft sind diese Räume auch geographisch voneinander getrennt.

       2.5. Die Frage nach der Macht

      Urbane Räume sind Gestaltungsräume. Und es sind Machtfaktoren, die den Raum so oder anders werden lassen. Macht ist in diesem Zusammenhang nicht mehr als „eine Kapazität zum Handeln“36. Walter Wink macht in seiner Studie zur Macht in der Bibel deutlich, dass Gott Macht schuf, damit diese zum Wohl der Menschen und der Gesellschaft gebraucht wird.37 Erst wenn Menschen Macht haben, können sie handeln. Und immer wenn Gott Menschen einen Auftrag erteilt, verbindet er seinen Auftrag mit der Verleihung einer entsprechenden Vollmacht. Auch die Organisation und Lebensgestaltung in der Stadt kommt nicht ohne Macht aus. Wo in der Stadt Leben gestaltet wird, da üben Menschen Macht aus. Und wer die Macht hat, hat das Sagen. Wer aber ohne Macht ist, bleibt machtlos, ohnmächtig.

      Aber Macht korrumpiert, und Macht wird korrumpiert. Unter der Macht der Sünde wird die Ausübung von Macht in der Gesellschaft zu einem Akt, der immer wieder einer entsprechenden Korrektur bedarf. Ein Sinnbild der Macht, die aus dem Ruder läuft, ist das antike Babylon. Hier, am Euphrat im heutigen Irak, zogen Menschen aus der damaligen Welt zusammen. Das fruchtbare Euphrattal versprach allen Wohlstand. Sie nannten ihre Stadt Babylon, was in der akkadischen Sprache so etwas wie Tor zu Gott oder Gottestor heißt. Und hier beschlossen die Babylonier, gemeinsam einen Turm zu bauen, berichtet uns die Bibel. In Gen. 11,1-4 heißt es:

      „Alle Menschen hatten die gleiche Sprache und gebrauchten die gleichen Worte. Als sie von Osten aufbrachen, fanden sie eine Ebene im Land Schinar und siedelten sich dort an. Sie sagten zueinander: Auf, formen wir Lehmziegel, und brennen wir sie zu Backsteinen. So dienten ihnen gebrannte Ziegel als Steine und Erdpech als Mörtel. Dann sagten sie: Auf, bauen wir uns eine Stadt und einen Turm mit einer Spitze bis zum Himmel, und machen wir uns damit einen Namen, dann werden wir uns nicht über die ganze Erde zerstreuen.“

      Sie hatten noch die katastrophale Urflut in Erinnerung, die nahezu den gesamten Lebensraum ihrer Vorfahren zerstörte. Gott musste Noah und seine Familie retten. Sonst wären auch sie nicht mehr da. Aber auf Gottes Gnade angewiesen zu sein schränkte ein. Er hatte ihnen einen Befehl gegeben. Sie sollten sich über die Erde ausbreiten, sich mehren und über sie herrschen (Gen. 1,27-28). Das forderte heraus, zwang ihnen Gottes Willen auf. Und so wuchs in ihnen jenes Verlangen, das unsere ganze Menschheitsgeschichte auszeichnet – ohne Gott leben zu wollen. Sie kamen auf den dummen Gedanken, ebenjenen Turm zu Babel zu bauen, der bis zum Himmel reichte. So glaubten sie, den Himmel in ihre Wirklichkeit СКАЧАТЬ