Gottes Herz für deine Stadt. Johannes Reimer
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Название: Gottes Herz für deine Stadt

Автор: Johannes Reimer

Издательство: Автор

Жанр: Религия: прочее

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isbn: 9783961400560

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СКАЧАТЬ bleiben, und wiederum andere werden zu den größten Gemeinden in der Welt, die Zehntausenden von Menschen eine Heimat bieten. Gemeindebau funktioniert, und das auch in einer Stadt wie Sao Paulo oder Berlin. In den nächsten Kapiteln dieses Buches gehen wir nun systematisch den Antworten auf die Fragen nach, die man sich stellen muss, wenn man erfolgreich Gemeinde in urbanen Räumen bauen möchte. Freilich beginnt eine solche Reise mit der konsequenten Bekehrung zur Stadt.

       1.5. Gott in die Stadt folgen

      Christen, allen voran Freikirchen, scheuen die Stadt. Mit den Täufern sind sie eher die „Stillen auf dem Lande“. Und sogar dann, wenn sie mitten in der Stadt leben, denken sie eher ländlich, wie der amerikanische Theologe Ray Bakke so treffend feststellt. Die Welt der Stadt ist ihnen fremd, und sie macht ihnen Angst. Bakke konstatiert: „Die meisten Christen lesen die Bibel mit ländlichen Brillen.“19 Entsprechend ist dann ihre Theologie und Evangelisation geprägt. Evangelikale und pietistische Gemeinden trifft man in der Regel eher in den Vororten der Stadt, wie Tim Foster feststellt.20

      Gott, der Vater, sandte seinen Sohn zu den Menschen, weil er sie liebt (Joh. 3,16). Wo Menschen leben, da ist Er mit seinem Liebesangebot. Er ist in den sozialen Ballungszentren dieser Welt, lange bevor Christen da auftauchen. „Wo wir hinkommen, ist Gott schon da“, schreibt Harald Sommerfeld in seinem überaus lesenswerten Buch zur urbanen Mission.21 Und er fordert von den Christen eine neue Hinwendung zur Stadt.22 Nur so können sie zu einem Licht in der Stadt, zu Agenten der Veränderung und Transformation, werden. Sommerfeld nennt vier Aufgaben urbaner Mission christlicher Gemeinden:23

      (a) Die sozialwissenschaftliche Aufgabe: Die Stadt verstehen;

      (b) Die theologische Aufgabe: Gottes Spuren in der Stadt erkennen;

      (c) Die evangelistische Aufgabe: Gottes Gegenwart in der Stadt aufzeigen und deuten;

      (d) Die transformatorische Aufgabe: Sich für Gottes Ziele in der Stadt engagieren.

      Missionarischer Gemeindebau stellt sich solchen Aufgaben, weil er die Stadt als Ort der Liebe Gottes ausgemacht hat und sich bewusst an diesen wendet. Und weil er die Platzzuweisung Jesu, eine Stadt auf einem Berg zu sein, ernst nimmt. Christen, die in Christus eine neue Schöpfung geworden sind, sind Gottes Botschafter der Versöhnung und der Gerechtigkeit, die vor Gott gilt (2Kor. 5,17-21). Sie sollen der Stadtbevölkerung Gottes Version einer urbanen Lebensweise vorleben und predigen. Gemeindebau in der Stadt ist somit für die Stadt selbst von Bedeutung. Die Stadt kollabiert, korrumpiert und asozialisiert, weil man ihr keine Alternative zeigt. Sie braucht Licht, Salz, Gerechtigkeit. Und nicht weniger als das kann und soll ihr die christliche Gemeinde bringen. Mission im Sinne Jesu kann es für die Christen nie an der Stadt vorbei geben. Ja, urbaner Gemeindebau ist geradezu ein Gradmesser ihrer missionarischen Gesinnung.

       Ich kam nach Berlin zum Studium. Aufgewachsen bin ich an der Ostsee mit reiner Luft, wenig Menschen, viel Natur und großer Bewegungsfreiheit. In Berlin war alles anders: überall Menschen, viele Autos, stickige Luft, kaum Natur und Stille. Diese Stadt schien nie zu ruhen. Und sie machte mich unruhig, unzufrieden mit mir selbst und meinen Nächsten. Es dauerte nicht lange, bis ich nur noch davon träumte, bald mein Studium abzuschließen und zurück nach Hause in die Beschaulichkeit meines Heimatortes zu kehren. Gott sei Dank fand ich eine kleine Kirchengemeinde. Die Menschen hier ähnelten denen zu Hause. Sie schienen ihre kleine Parallelwelt geschaffen zu haben, in der man für eine Zeit lang das laute Getöse der Stadt vergessen konnte. Unser kleines Gemeindezentrum lag im zweiten Hinterhof, und man bekam hier tatsächlich nur wenig von der Stadt mit. Gerne tauchte ich am Mittwoch zur Bibelstunde, am Samstag zur Wochenendandacht und am Sonntag zum Gottesdienst in diese kirchliche Idylle ab. Das Einzige, was mich an dieser Berliner Gemeinde störte – es gab hier kaum Jugendliche. In der Regel war ich die Jüngste unter den vielen Grauhaarigen. Gefragt, wo denn die Jugend geblieben sei, sagte man mir schnell: „Sie haben die Welt lieb gewonnen.“ Und die Welt fing bekanntlich draußen an der Hauptstraße an.

       Je länger ich in die Gemeinde kam, desto unruhiger wurde ich. Wir waren immer dieselben Gottesdienstbesucher. Die Gemeinde wuchs nicht, und wenn, dann nur, weil solche Studenten vom Land wie ich für eine Zeit lang dazukamen. Viele von ihnen verschwanden dann aber auch bald wieder. Die Erklärung unseres alten Pastors: Auch in ihnen würde die Liebe zu Gott erkalten. Die Stadt hatte auch sie in ihren Strudel gezogen. Auf meine Nachfrage, ob wir denn nicht berufen seien, in die Welt zu gehen und die Menschen zu Christus zu rufen, antwortete mir derselbe Mann: „Haben wir schon alles hinter uns. Die Menschen sind böse geworden. Zu uns kommt jedenfalls niemand. Wir haben uns von der Welt losgesagt, weil man weder die Welt noch, was in der Welt ist, lieben soll.“

       Eines Tages überwand ich mich und besuchte eine andere, eine „moderne“ Gemeinde, wie man bei uns zu sagen pflegte. Hier traf ich auf Hunderte junger Leute und moderne Musik und erlebte, wie sich nach dem Gottesdienst mehrere Personen spontan bereit erklärten, Jesus als ihren Herrn zu akzeptieren. Überrascht, so etwas in Berlin vorzufinden, fragte ich den jungen Pastor der Gemeinde, wie das wohl kommt, dass sich bei ihnen Menschen für den Glauben interessieren. Seine Antwort hat mich noch lange danach beschäftigt. Er sagte: „Wir haben die Menschen in der Stadt lieb, sorgen und beten für sie, und jetzt finden sie sowohl uns als auch unseren Glauben attraktiv. So, wie es bei Jesus war: Er wurde Mensch, lebte unter den Menschen, und dann sahen sie seine Herrlichkeit und folgten ihm nach. Es ist alles recht einfach.“

       So einfach war es für mich zunächst nicht. Mein ganzes frommes Denken sprach gegen eine solche Perspektive. Aber ich fing an, intensiv in der Bibel zu forschen. Und mir wurde zunehmend klar: Nur, wer Menschen liebt, kann sie auch zu Gott rufen, und nur, wer die Stadt liebt, kann sie auch verändern. Ich war mit meiner eingefahrenen Haltung jedenfalls nicht zu gebrauchen. Und dann fiel ich eines Tages auf meine Knie und bat Gott für meinen Rückzug aus der Welt um Vergebung, und ich bat, mir seine Wege zurück zu den Menschen in Berlin zu zeigen. Wenn man so will, bekehrte ich mich zur Stadt, und es begann ein anderes Leben …“

       Fragen zur Weiterarbeit:

      1 Welche Erfahrungen haben Sie mit dem Leben in der Stadt gemacht?

      2 Was macht für Sie die Stadt aus?

      3 Worauf könnten/würden Sie in der Stadt nicht verzichten wollen?

      4 Was fördert für Sie den Glauben in der Stadt?

      5 An welcher Stelle behindert und verhindert die Stadt den Glauben?

      6 Wie sollte sich Ihrer Meinung nach die christliche Gemeinde der Stadt gegenüber verhalten?

       Kapitel 2

       Leben in der Stadt

       2.1. Die Stadt verstehen

      Wer für die Stadt Verantwortung übernehmen möchte, der sollte sich mit ihr beschäftigen. Erst wenn wir die Stadt und ihre kulturellen und sozialen Welten, ihre Gestaltungskräfte, verstehen, können wir beginnen, über Veränderungsprozesse und Eingriffe ins urbane Leben nachzudenken. Und christlicher СКАЧАТЬ