Der Bund roter Löwe (2). Fulcanelli II. Richard Kölldorfer
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Название: Der Bund roter Löwe (2). Fulcanelli II

Автор: Richard Kölldorfer

Издательство: Автор

Жанр: Историческая фантастика

Серия:

isbn: 9783960088097

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СКАЧАТЬ Worte. Wir verstanden uns blind. Am Morgen musste ich meiner aufgebrachten Frau erklären, woher meine Verletzungen herrührten, wobei ich ein wenig flunkerte, um sie nicht zu beunruhigen. Von den Bedenken Abduls erzählte ich Lilith natürlich nichts. Die Straßen seien eben voll von üblen Gestalten, die nur darauf warten, einfältigen Reisenden wie mich, ihren Geldbeutel abzuluchsen. Hoch und heilig schwor ich, beim nächsten Mal vorsichtiger zu sein, sofern es ein nächstes Mal geben sollte, worauf Lilith säuerlich den Mund verzog und ankündigte, mich auf jeden Fall begleiten zu wollen.

      Wer sich nicht ganz zufrieden mit der Ausfertigung der Übersetzung zeigte, war verständlicherweise Albert, jedoch hatten wir nach einigen arbeitsreichen Stunden eine brauchbare Arbeitsanleitung vorzuweisen. Die ersten Schritte verliefen reibungslos. Andere Rezepturen mussten wir bereits zu Beginn verwerfen, weil sie eindeutig fehl geschlagen waren. Ich beobachtete das Team bei der Arbeit und hatte das Gefühl, dass etwas anders war. Der Prozess erstreckte sich über Wochen. Am Ende konnten wir eine rötlich schimmernde kolloidale Substanz vorweisen, die sowohl gelöstes wie feinste Goldpartikel enthielt. Nach eingehender Analyse waren wir uns über die Toxizität für einen Organismus nicht einig, denn die Substanz beinhaltete eine größere Menge an Schwermetallen, deren Dosis auf jeden Fall pathogen einzustufen war. Interessanterweise maßen wir den pH-Wert der Lösung bei knapp über fünf. Das Substrat wies also nur eine leicht saure Wasserstoffkonzentration auf. Bekanntlich beherbergt der menschliche Magen ein Milieu, das mit konzentrierter Salzsäure verglichen werden könnte, was die Frage aufwarf, wie Verdauung und Metabolismus im Allgemeinen auf das Elixier reagieren würden.

      „Korrigiert mich, wenn ich mich täusche“, erläuterte Irene. „Schätze mal, das Gold in Verbindung mit den anderen Metallen wirkt wie eine Art Katalysator.“

      „Nein, nein, der Gedanke ist gar nicht so abwegig“, bekräftigte ich Irenes Annahme. „Gold und Platin eignen sich vorzüglich als Reaktionsbeschleuniger, etwa was die Erdölraffinierung betrifft. Warum sollte das im menschlichen bzw. tierischen Organismus anders sein?“

      „Über die biochemischen Vorgänge im Körper wissen wir zu wenig“, warf Albert ein. „Eine Einschätzung ist deswegen unseriös.“

      „Es bleibt uns also nur eine Möglichkeit“, meinte Irene.

      „Es unseren Versuchstieren einzuflößen, entgegnete Lilith.

      „Wenn keiner Einwände hegt, würde ich sofort zwei Versuchstiere aussuchen und das Experiment beginnen“, meinte Albert sich umblickend. „Gut, machen wir es so.“

      Abdul flößte zweien unserer Versuchstiere vermischt mit einer Zuckerlösung das Elixier ein und abwechselnd beobachteten wir unsere Schützlinge. Es dauerte nicht lange und die Tiere schienen unter Krämpfen zu leiden, die sehr schmerzhaft waren, denn sie stießen nie gehörte Laute aus. Nach Stunden änderte sich das Bild, die Krämpfe ließen nach, aber andere Symptome zeigten sich. Wie Im Rausch torkelten die Tiere durch ihre Käfige, worauf sie allmählich ihre Kräfte verließen, worauf ein unnatürlich langer Schlaf folgte, der sich über Tage zog, unterbrochen von kurzen Phasen, in denen die Tiere sehr viel tranken und Nahrung zu sich nahmen. Nach einer Woche war alles beim Alten. Beiden Versuchstieren schienen putzmunter. Es blieb uns nichts anderes übrig, als abzuwarten und unseren Alltag zu bestreiten. Wie jeden Abend kamen Lilith und ich nach Hause, jedoch änderte sich etwas an meinem Empfinden. Kurz gesagt, ich war nach all der verstrichenen Zeit nicht mehr dazu im Stande, noch länger auf ein ernst zu nehmendes Ergebnis zu warten. Eine Idee pflanzte sich in mir fort. Wenn der letzte Versuch an unseren Tieren keine bleibenden Schäden verursachte, warum sollte es beim Menschen anders sein? Jedenfalls waren zum gegebenen Zeitpunkt keine nachteiligen Wirkungen des Elixiers fest zu stellen. Im Bett pflegten Lilith und ich noch zu schmökern und über den Tag zu reden. Als ich sie fragte, was sie denn von meiner Idee hielte, reagierte sie ungehalten.

      „Nicht, dass du darauf anspielst, das Gebräu im Selbstversuch zu erproben, Hilaire!“

      „Aber warum denn nicht? Andere Wissenschaftler haben es auch versucht.“

      „Sei nicht albern“, brummte Lilith. „Du weißt doch, dass gerade durch die Einnahme von vermeintlichem Aurum Potabile beispielsweise im heutigen China Menschen zu Tode gekommen sind.“

      „Das ist lange her“, seufzte ich. „Wer weiß schon, welches Gebräu sie sich einflößen ließen? Wir sind doch heute viel weiter, was Toxikologie betrifft. Glaubst du, Abdul würde mich etwas schlucken lassen, das mir den Garaus macht?“

      „Ich brauch dich unter den Lebenden, nicht auf dem Seziertisch der Geschichte“, greinte Lilith.

      „Oh, auf dem Seziertisch der Geschichte“, gab ich theatralisch zurück.

      „Ich habe keine Lust mich von dir veräppeln zu lassen!“, schnaubte Lilith zornig. „Gute Nacht!“

      Ohne ein weiteres Wort knipste sie ihre Nachtischlampe aus und drehte sich von mir weg. Behutsam legte ich meine Hand auf ihre Schulter und entschuldigte mich bei ihr, worauf sie mich küsste und meinte, es würde ihr für heute reichen.

       Schwebend wie ein Geist glitt ich durch einen spärlich beleuchteten Raum, der aus massiven Steinen gebaut war. In etwa zweieinhalb Meter Höhe befand sich ein kleines vergittertes Fenster und eine schwere Tür erinnerte mich daran, dass es zu beginn der Neuzeit nicht unüblich war, Menschen wie Tiere zu halten. Es musste sich um eine Art Gefängniszelle handeln, dachte ich.

       Hinter der Eichentür bannte sich ein Geräusch bis zu meinen Gehörgängen. Ein metallischer Gegenstand musste über den Boden geschleift werden. Unvermutet steckte jemand einen Schlüssel ins Schloss und ein zerzauster Mann wurde unsanft durch die Pforte getrieben. Ein Gefangener, dessen Beine mit einer Kette verbunden war, sodass er nur im Stande war, kleine Trippelschritte zu vollführen.

       „Jetzt streng dich mal an, alter Mann“, warnte ihn einer der Wachen. „Mein Herr und Meister will bis zum nächsten Vollmond Ergebnisse sehen. Er ist ohnehin griesgrämig genug. Wird Zeit, dass sich seine Stimmung wieder hebt.“

       „Jawohl, wie ihr befiehlt“, stöhnte der Gefangene.

       Mit einem Ruck wurde die Tür zugeschlagen. Als sich der Gefangene die Haare aus dem Gesicht strich, merkte ich, dass er einige Blessuren aufwies. Humpelnd begab er sich zu einem Stuhl und ließ sich ermattet darauf nieder. Erst jetzt sah ich mich genauer um, und merkte, dass es in dem Raum vor seltsam anmutenden Apparaturen nur so wimmelte. Nachdem ich die Kästen in der Ecke inspizierte, war ich mir sicher, dass es sich um ein alchemistisches Labor handelte. Doch zu welchem Zwecke wurde der Mann hier eingesperrt? Er war auf jeden Fall der Alchemie kundig.

       Nach einer Weile erhob sich der Mann, hinkte zu einem Tisch und holte ein Buch aus einer Lade. Es war eine kaum lesbare Handschrift, eine Abschrift, wie ich vermutete, in einer Sprache, die mir nicht bekannt war. Der Mann schien kein Problem damit zu haben, die unverständlichen Silben zu entschlüsseln. Gespannt sah ich ihm zu, wie er Ingredienzien vorbereitete, Apparaturen justierte und ein Glutbecken entfachte. Er schleppte sich abermals zu einem der Kästen und kramte einen verschlossenen Glaskolben hervor, in dem ich sofort den matten Glanz von reinem Gold erkennen konnte. Um mich zu vergewissern, wollte ich mir das Gefäß genauer ansehen. Ich huschte zwischen den Apparaturen und dem Mann durch, währen mein Blick auf den Glasgefäßen haften blieb. Unvermutet spiegelte sich mein Gesicht in dem Gefäß, worauf ich erschrak. Ich war genau in so eine abgetragene Kutte gekleidet wie der alte Mann, meine Haare hingen mir in Strähnen vom Kopf und meine letzte Rasur musste viele Monate her sein. Ein Auge war blau umrandet und zwei Schneidezähne fehlten mir.

       Plötzlich schien sich der СКАЧАТЬ