Der Bund roter Löwe (2). Fulcanelli II. Richard Kölldorfer
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Название: Der Bund roter Löwe (2). Fulcanelli II

Автор: Richard Kölldorfer

Издательство: Автор

Жанр: Историческая фантастика

Серия:

isbn: 9783960088097

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СКАЧАТЬ unsere Identität geklärt war, bedeutete der Mönch wortlos, ihm zu folgen. Der Abt des Obdachs hielt sich in der Schreibstube auf und unterrichtete seine Schüler in Altgriechisch. Schnurstracks kam er auf uns zu.

      „Endlich“, ächzte er. „Mein Name ist Oliver Gillard. Eure Namen kenne ich bereits. Es ist nicht schwer zu erraten, wer Abdul Adziz und wer Hilaire de Chardonnet ist.“

      „Immer zu Diensten“, entgegnete ich.

      „Salamaleikum“, grüßte Abdul, während ihn die Mönche ungläubig anstarrten.

      „Ich schlage vor, wir kommen gleich zum Geschäft“, meinte der Abt. „Hier lang.“

      „Sie sind jemand, der eindeutige Worte findet“, stimmte ich zu.

      In der Bibliothek öffnete Gillard mit einem Schlüssel, den er um den Hals trug, eine Art Tresor, aus dem er eine kleine vergilbte Mappe kramte, die er Abdul reichte. Dieser streifte seinen Umhang ab, legte ihn auf einen Tisch und begann innen eine Naht aufzutrennen.

      „Verstehe, Sicherheitsmaßnahmen“, bemerkte Gillard.

      „Tja, die Straßen sind voll von Gestalten, denen nicht über den Weg zu trauen ist“, seufzte Abdul. „Das kann ich aus eigener Erfahrung berichten.“

      „Das hätt ich euch auch sagen können“, meinte der Abt vorwurfsvoll. „Ihr hüllt euch in edle Stoffe, das zieht unedle Gemüter an.“

      Die beiden vertieften sich sofort in die Manuskripte, während ich untätig danebenstand. „Mhm, mhm“, gab Abdul des Öfteren von sich, während Oliver Gillard sich damit begnügte, beeindruckt zu nicken.

      „Ich möchte die Herren keinesfalls von etwas abhalten, aber ich denke, es ist an der Zeit, eine Übernachtungsmöglichkeit anzustreben, nicht Abdul“, unterbrach ich die beiden Forschenden.

      Geistesabwesend erhob Abdul sein Haupt und sah mich an, als hätte ich gerade Gälisch gesprochen.

      „Äh…, du hast Recht, Hilaire.“

      „Ihr werdet doch nicht annehmen, dass ich auch so schnell wieder abziehen lasse, wo ich doch so kundige Gäste im Hause habe. Ich schlage vor, ihr übernachtet in den Schlafstädten der Mönche“, lud das Oberhaupt des Klosters uns großzügig ein.

      „Geht das denn?“, wollte Abdul wissen.

      „Natürlich. Wir sind nicht so geheim wie unsere Kollegen, die Tempelritter, die nur Eingeweihte hinter die Kulisse aus vier Meter Steinmauern blicken lassen“ schmunzelte Gillard. „Herzlichen Dank“, entgegnete ich.

      „Gut, das wäre geklärt“, antwortete der Abt. „Ich schlage vor, wir widmen uns dem Abendmahl.“

      „Guter Gedanke“, stöhnte Abdul, während er sich über den Bauch strich. „In meinem Bauch grummelt es bereits wie von einem Seebeben.“

      Am selben Abend begannen wir unter der Mithilfe von Oliver Gillard, das schmale Manuskript zu übersetzen. Gemeinsam ging die Arbeit zügig voran. Gillard war Experte in Latein, Abdul konnte die Metaphern plausibel in Worte fassen und ich versuchte, das Augenmerk auf die Nachvollziehbarkeit der Arbeitsanleitung zu legen. Bis tief in die Nacht arbeiteten wir daran, um schließlich einen Rohentwurf in Händen zu halten, der Abdul und mich auf die praktische Umsetzung harren ließ.

      „Irgendwie hab ich ein gutes Gefühl“, grübelte Abdul. „Es scheint alles schlüssig.“

      „Zu klar, wenn du mich fragst“, meinte ich.

      „Wenn ich mir erlauben darf, neugierig zu sein“, warf unser Gastgeber ein. „Was habt ihr eigentlich damit vor?“

      „Darüber dürfen wir eigentlich nicht sprechen“, erwiderte ich. „Ich denke, es müsste Ihnen klar sein, warum wir unbedingt diese Aufzeichnungen haben mussten.“

      „Wisst ihr nicht, dass manche Schriften gefährlich sind?“, argwöhnte Gillard.

      „Es ist uns bewusst“, antwortete Abdul. „Andererseits sind wir Wissenschaftler. Seit Jahren beschäftigen wir uns mit diversen Heilmethoden und ich bin mir sicher, dass wir einer Menge Menschen das Leben gerettet haben. Es existieren noch viel mehr Menschen, deren Leben zu retten sind.“

      „Wissenschaft hin oder her“, entgegnete der Abt besorgt. „Wer mit dem Feuer spielt, verbrennt sich leicht.“

      „Wir arbeiten an einer der renommiertesten Universitäten auf diesem Planeten an Dingen, die sich viele Menschen nicht mal vorstellen können“, grummelte ich. „Das Spiel mit dem Feuer ist unser tägliches Brot.“

      „Verstehe“, antwortete Gillard. „Die werten Wissenschaftler lassen sich nicht von einem Abt aus der Provinz ins Gewissen reden.“

      „Entschuldigung, es war nicht unsere Absicht, sie in irgendeiner Weise zu diskreditieren“, meinte Abdul. „Es ist nur so, dass wir sehr viel unserer Lebenszeit und Energie in ein Projekt gesteckt haben, bei dem es, wenn ihr so wollt, kein Zurück mehr gibt.“

      „Besucht uns in Paris“, fügte ich an. „Ihr könntet euch persönlich von der Wichtigkeit unseres Unterfangens überzeugen.“

      „Einer Einladung, der ich kaum wiedersehen kann“, seuftze Oliver Gillard.

      Irgendwann frühmorgens ermatteten unsere Gespräche. Mein Kopf war nicht mehr zu gebrauchen und das Letzte, das ich hörte, bevor ich in das Land des Schlafes glitt, war das unablässige Schnarchen eines Mönches, der wohl mit einer massiven Verkühlung zu kämpfen hatte.

      Als wir Stunden später mit wackeligen Knien die Anhöhe beim Kloster hinunter latschten, hatten wir eine vielversprechende Aufgabe in der Tasche und einen neuen Freund gefunden. Die Rückreise gestalteten wir umsichtiger, deswegen übernachteten wir in einem guten Hotel unweit eines Gendarmeriepostens, der24 Stunden lang besetzt war. Während der gesamten Zeit widmeten wir uns der Arbeitsanleitung, deren Übersetzung wir kaum lesbar auf vollgekleckstes Papier kritzelten. Die Arbeitsprozesse der Vorschrift waren zum ersten Mal eindeutig nachvollziehbar, das heißt der Prozess war eindeutig nachvollziehbar angelegt, ohne abstrusen abergläubischen Schabernack und schwer verständlichen Metaphern. Es lag wohl daran, dass wir inzwischen dazugelernt hatten und die Metaphern richtig zu deuten im Stande waren.

      „Sieht vielversprechend aus, nicht?“, meinte Abdul, als ich die Übersetzung eingehend durchsah.

      „Na ja, das haben wir uns des Öfteren gedacht. Ohne es ausprobiert zu haben, möchte ich dazu nichts sagen.“

      „Und wie geht’s dir sonst? Siehst ein wenig griesgrämig drein.“

      „Es ist wegen Lilith“, seufzte ich. „Ich mach mir Sorgen um sie.“

      „Verstehe. Wie ich Irene kenne, wird sie Lilith bis spät abends mit Arbeit eindecken. Du kennst sie ja. Sie weiß Energieströme umzulenken. Lilith wird denken, du warst nur eine halbe Stunde im Cafe um die Ecke.“

      „Das hoffe ich“, entgegnete ich abwesend.

      Spätabends sperrte ich die Tür zu unserer Wohnung auf und fand Lilith friedlich schlafend, während auf meiner Seite des Bettes einige Manuskripte und Bücher lagen, die ich leise, allerdings nicht leise genug, auf den Nachttisch legte.

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