Leben - Wie geht das?. Matthias Beck
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Название: Leben - Wie geht das?

Автор: Matthias Beck

Издательство: Автор

Жанр: Религия: прочее

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isbn: 9783990402306

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СКАЧАТЬ fremd erkennen und abwehren. Krebszellen im fortgeschrittenen Stadium entziehen sich allerdings dem Immunsystem.

      Gesundheit und Krankheit sind als Folgen von diesen Prozessen eine Frage des ständig aufrecht zu erhaltenden Gleichgewichtes zwischen „Angreifern“ und dem abwehrenden Immunsystem. Der Mensch steht in einem ständigen Kampf zwischen Krankheit und Gesundheit. Er ist umgeben von Millionen von Bakterien, Viren, Pilzen, und ein intaktes Immunsystem muss diese ständig in Schach halten. Durch diese ständige Auseinandersetzung bleibt das Immunsystem „fit“ und der Mensch gesund. Gesundheit ist eine Art Zwischenzustand zwischen krank und gesund. Man nennt dieses Gleichgewicht Homöostase. Die vermeintlich selbstverständliche Gesundheit muss immer wieder neu durch „physiologische Arbeit“ errungen werden. Sie ist nicht selbstverständlich.

      So ist das Leben insgesamt eine ständige Auseinandersetzung zwischen Eigenem und Fremdem, zwischen Angreifern und Verteidigern, zwischen Schwerkraft und Leichtigkeit. Dies gilt auf der Ebene der Physiologie, des Zwischenmenschlichen, des Seelischen und des Geistigen. Ohne diese Auseinandersetzung wird der Mensch träge und ohne diese positive Spannung wird der Mensch leer und stirbt letztlich ab. Man findet diese Spannung und Auseinandersetzung bereits auf der Ebene der Physik mit der Schwerkraft der Welt. Diese lässt den Menschen überhaupt erst stehen und nicht abheben, sie bringt auch das Kind zum Hinfallen.

      Nur wenn der Körper ständig mit dieser Schwerkraft „kämpft“, werden Knochen und Muskeln immer wieder aufgebaut und bleiben stabil. Jeder Astronaut, der sich im schwerelosen Raum bewegt, weiß, dass seine Knochen und Muskeln bald abgebaut sind, wenn er nicht hart trainiert. Wenn sie keinem Widerstand ausgesetzt sind, werden sie abgebaut. Ähnliches gilt für das gesamte Leben. Auch das Gehirn muss ständig trainiert werden in der Auseinandersetzung mit der Welt. Je besser diese Auseinandersetzung gelingt und je besser der Mensch geistig unterwegs ist, desto eher können Abbauprozesse im Gehirn verlangsamt werden.

      Je älter das Kind wird, desto mehr kommen eigene Entscheidungen hinzu. Diese entscheiden mit über Glück und Unglück, Gesundheit und Krankheit, Leid, Gelingen oder Misslingen des Lebens. Natürlich spielen auch äußere Einflüsse eine große Rolle. Aber in allen äußerlichen Prozesse, in all den physiologischen, psychischen und zwischenmenschlichen Auseinandersetzungen sind bereits geistige Prozesse zugegen. Die Prozesse der Auseinandersetzungen trainieren die psychischen und sozialen Fähigkeiten, sie dienen dem seelischen Reifungsprozess und im günstigsten Fall der Stärkung des Ich. Dieses Ich, das im Sinne der Psychologie im Idealfall zu einer gesunden Ichstärke heranreift (ohne im Egoismus stecken zu bleiben), ist auch jenes Ich, dass erst vom Absoluten her zu sich selbst heranreift.

      In all den physischen, psychischen, sozialen Reifungsprozessen finden geistig-geistliche Prozesse statt. Der Geist ist im Menschen immer schon da und muss sich dennoch erst entfalten und entwickeln. Er muss im konkreten Lebensvollzug die verschiedenen Ebenen der naturwissenschaftlichen Vorgaben (Genetik, Geschlecht, Begabungen) und der psychischen Prägungen (Eltern, Umgebung) immer wieder neu durchdringen und zu einer inneren Ganzheit integrieren. Die schon vorhandene innere Ganzheit der Leib-Seele-Einheit24 muss im Alltag immer wieder neu errungen werden. Diese ist je neue Integrationsarbeit und erfordert Energie. Im Kapitel über innere Zerrissenheit und Stimmigkeit wird dies genauer erläutert.

      Der physiologischen Tendenz zur Unordnung, die das Tote ausmacht und – wie schon gehört – als Entropie bezeichnet wird, muss ständig mittels Nahrungs- und Energiezufuhr entgegengewirkt werden. Den psychischen Tendenzen zur Desintegration der Kräfte muss durch Kultivierung der verschiedenen Triebe im Menschen entgegengewirkt werden, und der Geist des Menschen muss geistig-intellektuell und geistlich-spirituell gebildet werden, um die auseinanderdriftenden Antriebe je neu zur inneren Mitte zusammenzuführen. Dies geschieht durch Erziehung, Bildung und spirituell religiöse Unterweisung. Hier ist vor allem eine gute Pädagogik durch Eltern und Schule gefragt, die dem Menschen eine äußere und innere Bildung vermittelt.

      Diese Bild-ung soll das Bild, das im Mensch schon „da“ ist, ans Licht holen. Sie sollte den Einzelnen zur Erkenntnis, Selbsterkenntnis und Erkenntnis des anderen führen, zur Selbstliebe und Nächstenliebe sowie zum Umgang mit Freude und Lebensfülle, aber auch zu Selbstbeherrschung und Verzicht anleiten. Und das alles dazu hin, dass der Mensch äußerlich und innerlich frei wird, Selbststand findet und zu seiner eigentlichen Größe heranreift. Alle Gebote und Verbote, alles Einüben von inneren Haltungen und Tugenden sollen nur dem einen Ziel dienen, dass das Leben gelingt und zur Erfüllung kommt – und das des Nachbarn auch.

      Selbsterkenntnis, Fremderkenntnis, Selbststand-Finden, Selbstliebe und Nächstenliebe kommen allerdings erst zu sich, wenn sie durch das Relative hindurch den Grund des Absoluten finden. Erst von dort her führt die Erkenntnis zu tieferer Selbsterkenntnis und diese ist Voraussetzung für die Erkenntnis des anderen als des anderen (Levinas). Den anderen als den anderen zu erkennen und nicht nur durch die Brille eigener Prägungen, Vorstellungen, Projektionen, Wünsche und Verstellungen, ist die Voraussetzung für das Gelingen von Beziehungen. Die Rücknahme dieser Projektionen, die ein Leben lang zu leisten ist, ist ein Weg der Bewusstmachung eigener Prägungen und des sich je neu Überschreitens auf das Absolute hin. Eine gute religiös-spirituelle Erziehung kann dazu beitragen.

      In der frühen Kindheit hat die Hinwendung zum Absoluten eher intuitiven Charakter. Das Kind stellt wie selbstverständlich Fragen nach den letzten Gründen des Seins: wo ist die verstorbene Großmutter, was ist nach dem Tod, kommen Tiere auch in den Himmel, ist der liebe Gott auch wirklich lieb, wo wohnt er und warum hängt der Mann da am Kreuz? Diese Fragen treffen ins Zentrum des Lebens, und ein Kind kann mehr Fragen stellen als viele Philosophen beantworten können. Da Antworten auf die Fragen der Kinder nicht ganz leicht zu geben sind und die intellektuellen Zugänge für das Kind noch zu schwer zu verstehen sind, gilt es in dieser Phase der Entwicklung, ihnen atmosphärisch einen Zugang zum Absoluten zu ermöglichen: durch Musik, Stille sowie das Lesen heiliger Texte in versammelter Atmosphäre. Dennoch sollte man sich auch um Antworten bemühen.

      Das Kind hat für die Tiefendimensionen des Lebens schon ein inneres Gespür. Gerade in jungen Jahren haben die meist noch unverstellten Kinder viele Fragen, die sich auf die letzten Dinge beziehen. Man sollte diese Fragen ernst nehmen und nicht belächeln. Man sollte sie fördern und kindgerecht zu beantworten suchen. Es ist eine erste wichtige Phase der Orientierung im Leben. Kinder haben neben der Ahnung vom Absoluten auch schon etwas von der Brüchigkeit der Welt erlebt, den Streit mit den anderen Kindern im Kindergarten oder in der Schule, den Streit der Eltern und vielleicht auch deren Trennung. Sie haben die Härte des Lebens schon ein Stück weit kennengelernt und in allem die Grenzen und Zerbrechlichkeit des Lebens. Angesichts dieser Erfahrung der Fragmentarität des Lebens sowie einer Ahnung vom Absoluten fragt das Kind intuitiv darüber hinaus. Es hat ein Gespür dafür, dass vieles so nicht sein sollte und dass es vielleicht noch etwas ganz anderes gibt.

      Im Ernstnehmen der Fragen des Kindes und im Bemühen, diese Fragen zu beantworten, werden wesentliche Weichen für das weitere Leben gestellt. Es werden Grundlagen gelegt für ein Vertrauen ins Leben und in eine Macht jenseits der elterlichen Autorität, die das Leben trägt. Die Vorstellung von der elterlichen Allmacht zerbricht in der Pubertät sowieso. Oft haben schon sehr junge Menschen im Alter von sieben oder acht Jahren tiefe intuitive und geistliche Einsichten in eine andere Dimension des Seins. Friedrich Nietzsche soll schon mit acht Jahren gesagt haben, er müsse ein Heiliger werden und die anderen Freunde hätten nicht so schwere Bedingungen.25 Sein Leben lang war er auf der Suche nach seiner religiösen Berufung, viele seiner Schriften geben Auskunft von diesem Ringen.

      Das, was der Mensch später an Halt und Orientierung braucht, wird in Kindertagen als Urvertrauen grundgelegt. Was Kinder erleben und erfahren, prägt ihr weiteres Leben, womöglich sogar bis hinein in die Zellen und die Formung des Genoms. Denn es scheint so zu sein, dass sich das Genom des Menschen, das – wie schon erwähnt – aus genetischer Grundinformation und epigenetischer Schaltinformation besteht, noch СКАЧАТЬ