Название: Das Lebenselixier
Автор: Эдвард Бульвер-Литтон
Издательство: Автор
Жанр: Историческая литература
isbn: 9783946433408
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Nach englischem Brauch wurde natürlich die Abmachung getroffen, dass beide Duellanten auf ein gegebenes Zeichen zu gleicher Zeit das Feuer eröffnen sollten. Der Widersacher schoss im richtigen Moment und seine Kugel streifte Louis Grayle´s Schläfe. Grayle hatte nicht gefeuert. Den Sekundanten kam es vor, als ziele er jetzt erst recht langsam und bedächtig. Sie riefen ihm zu, nicht zu schießen und eilten zwischen die Kämpfer, um ihn daran zu hindern; aber schon war der Abzug durchgezogen und sein Feind lag tot auf der Erde. Das Duell wurde sofort für unfair erklärt und Grayle ein Prozess auf Tod und Leben gemacht; er stellte sich aber nicht, sondern flüchtete auf den Kontinent, machte Reisen durch ferne, unzivilisierte Länder, wohin man ihn nicht verfolgen konnte und ließ sich in England nicht wieder blicken. Der Anwalt führte seine Verteidigung mit großem Geschick. Er behauptete, die Verzögerung des Schusses sei nicht absichtlich, daher auch nicht verbrecherisch gewesen, sondern nur eine Auswirkung der Betäubung, in welche ihn die Schläfenwunde versetzte. Der Richter war ein Gentleman und fasste die Angaben in einer Weise zusammen, die den Geschworenen zu einem Urteilsspruch gegen den Kerl, der einen Gentleman ermordet hatte, bewegen sollten. Die Geschworenen aber waren keine Gentlemen und Grayle´s Anwalt hatte natürlich nicht versäumt, ihre Sympathien für einen Sohn des Volks zu wecken, der von einem Gentleman mutwillig beleidigt worden war. Das Urteil lautete auf einfachen Totschlag; aber das Gericht setzte erschwerende Umstände voraus und erkannte auf dreijähriges Gefängnis. Dieser Strafe wich Grayle aus; aber von nun an war er ein geächteter und verbannter Mann – seine Ambitionen zerschlagen, seine Karriere die eines Gesetzlosen und er war noch keine dreiundzwanzig Jahre alt. Mein Vater vermutete, er habe seinen Namen geändert; niemand wusste, was aus ihm geworden war. Und so musste dieser kühne, prächtige Mensch, vor dem, wenn seiner Geburt günstigere Sterne geleuchtet hätten, wir vielleicht gekrochen wären, nachdem er – niemand weiß wie – ein hohes Alter erreicht hatte, durch Mörderhand in Aleppo sterben, ohne dass, wie Sie sagen, der Täter bekannt wurde.“
„Ich las vor ungefähr drei Jahren in den Zeitungen einen Bericht über seinen Tod,“ sagte jemand aus der Gesellschaft; „aber der Name war falsch geschrieben und ich hatte keine Vorstellung davon, dass es sich bei dem Ermordeten um denselben Mann handelte, dessen Duell Mrs. Colonel Poyntz uns so anschaulich beschrieben hat. Ich kann mich an die Gerichtsverhandlung noch dunkel erinnern; sie fand vor mehr als vierzig Jahren statt, als ich noch ein Junge war. Die Sache verursachte damals viel Aufsehen, ist aber bald in Vergessenheit geraten.“
„Bald vergessen – ja, was würde nicht bald vergessen?“ entgegnete Mrs. Poyntz. „Verlassen Sie Ihren Platz in der Welt nur für zehn Minuten, und wenn sie zurückkommen, hat ihn schon ein Anderer eingenommen; verlässt man sie für immer, wer erinnert sich dann noch daran, dass man je auch nur einen Platz im Kirchenregister eingenommen hat?“
„Wie dem auch sei,“ erwiderte ich, „ein großer Dichter hat schön und wahr gesagt: Noch immer scheint auf uns die Sonne des Homer.“
„Aber sie scheint nicht auf Homer; und gelehrte Leute haben mir gesagt, man könne nicht mit Bestimmtheit sagen, wer oder was Homer gewesen sei und ob es nur einen einzigen oder eine ganze Herde von Homeren gegeben habe, genau so wenig, wie wir wissen, ob es wirklich einen Mann im Mond gibt und ob es nur einen einzigen oder eine Million gibt. Meine liebe Miss Brabazon, es wäre sehr nett von Ihnen, wenn Sie unsere Gedanken in weniger düstere Kanäle leiten könnten – irgend eine französische Arie. Dr. Fenwick, ich muss Ihnen etwas mitteilen.“ Sie zog mich zum Fenster. „Anne Ashleigh schreibt mir, dass ich Ihre Verlobung niemandem gegenüber erwähnen solle. Halten Sie es für klug, die Sache geheim zu halten?“
„Ich wüsste nicht, ob das eine Angelegenheit ist, die etwas mit Klugheit zu tun hat, da es sich um eine reine Gefühlssache handelt. Die meisten Menschen möchten die Zeit, in der ihre Privatangelegenheiten Gegenstand öffentlichen Geredes sind, möglichst kurz halten.“
„Der Tratsch ist bisweilen die beste Bürgschaft für die ordnungsgemäße Einhaltung privater Arrangements. So lang man von einem Mädchen nicht weiß, dass es verlobt ist, muss der Verlobte auf Nebenbuhler gefasst sein. Hat man die Verlobung veröffentlicht, so ist der Rivale gewarnt.“
„Ich fürchte keinen Rivalen.“
„Nicht? Kühner Mann! Ich nehme an, Sie werden Lilian schreiben?“
„Allerdings.“
„Tun Sie dies und zwar fleißig. Nebenbei, Mrs. Ashleigh hat mich vor ihrer Abreise ersucht, ihr den Einladungsbrief der Lady Haughton zurück zusenden. Wozu? Um ihn Ihnen zu zeigen?“
„Wohl möglich. Haben Sie den Brief noch? Darf ich ihn sehen?“
„Nicht jetzt. Wenn Lilian oder Mrs. Ashleigh Ihnen schreibt, kommen Sie vorbei und teilen Sie mir mit, wie ihnen ihr Besuch gefällt und welche anderen Gäste zugegen sind.“
Damit kehrte sie mir den Rücken zu und unterhielt sich weiter entfernt mit dem Reisenden.
Ihre Worte beunruhigten mich und ich fühlte, dass genau das ihre Absicht gewesen war. Den Grund dafür konnte ich mir nicht denken. Es gibt keine Sprache auf Erden, welche mehr Worte von doppelter Bedeutung hätte, als die einer schlauen Frau, die nie mehr auf der Hut ist, als wenn sie sich offen und unbefangen zu geben scheint.
Während ich gedankenverloren nach Hause ging, wurde ich von einem jungen Mann, dem Sohn eines der reichsten Kaufleute in L...., angesprochen. Ich hatte ihn einige Monate zuvor mit gutem Erfolg wegen eines rheumatischen Fiebers behandelt und er wie auch seine Familie waren mir sehr zugetan.
„Ach mein lieber Doktor, es freut mich sehr, Sie zu sehen. Ich schulde Ihnen etwas, von dem Sie gar nichts wissen, nämlich einen ungemein angenehmen Reisegefährten. Ich kam heute mit ihm aus London, wo ich während der letzten vierzehn Tage meine Ferien verbrachte und mir die Sehenswürdigkeiten ansah.“
„Vermutlich sind Sie so freundlich, mir einen Patienten zu bringen?“
„Nein, nur einen Bewunderer. Ich hatte im Fenton Hotel Quartier genommen. Dort ließ ich eines Tages im Kaffeezimmer Ihr letztes Werk über das Lebensprinzip, von dem mir der Buchhändler versicherte, dass es auch bei Laien wie mir einen reißenden Absatz fände, auf dem Tisch liegen. Als ich wieder zurückkam, bemerkte ich, dass ein Herr darin las. Ich bat höflich um das Buch und er entschuldigte sich genau so höflich, dass er es genommen hatte. So war eine Bekanntschaft eingeleitet und am nächsten Tag waren wir schon Vertraute. Er zeigte großes Interesse für Ihre Theorie und Versuche. Ich sagte ihm, dass ich Sie kenne. Sie können sich wohl denken, dass ich Sie als Praktiker eben so sehr hervorhob, wie Ihre Schrift für Ihre Gelehrsamkeit sprach. Kurz, er kam mit mir nach L...., teilweise auch um unsere blühende Stadt zu besuchen, hauptsächlich aber durch mein Versprechen verlockt, ihn mit Ihnen bekannt zu machen. Sie wissen, meine Mutter gibt Morgen ein – wie sie es nennt – Dejeuner, Dejeuner und Tanz. Sie kommen doch?“
„Ich danke Ihnen, dass Sie mich an Ihre Einladung erinnern und will von ihr Gebrauch machen, СКАЧАТЬ