Von der Südküste in das Fjordland: Norwegen, eine Reisebeschreibung. Rolf Schmidt
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СКАЧАТЬ ist die Verpflegung für die nächsten zwei Abende gesichert. Bei meinem Gang durch das Center fällt mir auf, dass es in jeder Etage mehrere Spielplätze für die Kinder gibt. Bei einem kann man sogar die Kleinen abgeben und in aller Ruhe die Einkäufe erledigen. Eine Erzieherin beschäftigt sich in der Zwischenzeit mit den Kindern.

      Auf dem Parkplatz verstaue ich schnell meine Einkäufe und fahre anschließend wieder zurück auf die Reichsstraße. Meine Fahrt geht jetzt an dem kleinen Ort Kleppe vorbei. In Sandnes endet die Reichsstraße 44 und ich erreiche wieder die Europastraße 39. Auf ihr werde ich jetzt bis nach Stavanger fahren. Unmittelbar in Sandnes beginnt auch die Reichsstraße 13, die dann ab übermorgen meine Fahrtstrecke durch das Fjordland sein wird. Bis zu meinem heutigen Zielhotel sind es nur etwa 20 Kilometer. Dann habe ich auch schon im dichten Sonnabendverkehr die Vororte der Stadt Stavanger erreicht. Die Europastraße ist seit geraumer Zeit als vierspurige Autobahn ausgebaut, auf der man aber nur 70 Stundenkilometer fahren darf. Nach dem Passieren einer engen Brückenbaustelle muss ich mich darauf konzentrieren, dass ich nicht den richtigen Weg verpasse. Aber die Verkehrsbeschilderung ist eindeutig und so folge ich ab der Abfahrt Ullandhaugsveien der Umgehungsstrecke der Europastraße 39. Mein Hotel liegt nämlich nicht im Stadtzentrum, sondern etwas außerhalb am See Mosvatnet in der Henrik-Ibsen-Gate. Da das „First Hotel Alstor“ direkt an der Straße liegt, ist es auch schnell gefunden. Nach einer Fahrtstrecke von 275 Kilometern stelle ich mein Auto auf dem hoteleigenen Parkplatz ab und bin nun in Stavanger angekommen.

      Stavanger ist die viertgrößte Stadt Norwegens und hat rund 129.500 Einwohner, die vorrangig in der Ölindustrie, im Tourismus und in der Fischindustrie beschäftigt sind. Die Stadt liegt in der Provinz Rogaland. Sie wurde zwischen 1122 und 1125 gegründet. Im Jahr 1125 ist auch mit dem Bau der größten Sehenswürdigkeit der Stadt, des Doms (stavanger domkirke), begonnen worden. Noch heute ist die historische Altstadt von Stavanger (gamle stavanger), die ausschließlich aus Holzhäusern des 18. und 19. Jahrhunderts besteht, ein Anziehungspunkt für Touristen aus aller Welt. Stavanger hat sich von einer ehemals kleinen Industriestadt mit Fischkonservenproduktion zur größten Ölmetropole Norwegens entwickelt. Alle namhaften in- und ausländischen Ölfirmen haben in der Stadt ihre Niederlassungen.

      In Stavanger wurde auch der bedeutende norwegische Schriftsteller und Autor Alexander Kielland (1849-1906) geboren. Schon zu seinen Lebzeiten gehörte er neben Ibsen, Björnson und Lie zu den „großen Vier“ der norwegischen Literatur des 19. Jahrhunderts.

      Das Hotel macht einen viel besseren Eindruck als das gestrige in Mandal, das zur gleichen Gruppe gehört. Beladen mit Koffer und Fototasche mache ich mich auf den Weg vom Parkplatz ins Hotel. An der Rezeption gebe ich meinen Voucher für die heutige und morgige Übernachtung ab. Ein Blick in den Computer und ich erhalte die Schlüsselkarte und auch die Information, dass es von 7 bis 10 Uhr Frühstück im Restaurant gibt. Mein Zimmer befindet sich im zweiten Stock und hat einen kleinen Balkon, den ich aber wegen des andauernden Regens heute nicht nutzen kann. Nach dem Auspacken meiner Sachen probiere ich schon mal ganz kurz das Bett aus. Dabei muss ich doch wohl einfach eingeschlafen sein. Nach dieser kurzen Erholungspause mache ich erst einmal einen Rundgang durch das Hotel und erkunde so die Örtlichkeiten. Ich muss doch wissen, wo sich das Restaurant befindet. Dann brauche ich morgen nicht erst lange zu suchen.

      Ich habe mir vorgenommen, noch heute die Stadt Stavanger zu erkunden. Nach dem Studium des Stadtplanes verwerfe ich aber meine eigentliche Idee, bis in das Zentrum zu laufen. Es scheint doch ein ganz schönes Stück bis dorthin zu sein. Also nehme ich noch einmal das Auto. Diese Entscheidung ist auch richtig. Bis in das Zentrum rund um den Stadthafen Vagen sind es etwa 4 bis 5 Kilometer. Das ist dann doch recht weit, zumal ich ja auch wieder zum Hotel zurücklaufen müsste.

      Ich fahre also wieder auf die Europastraße 39 und dann immer weiter in Richtung Zentrum, das sehr gut ausgeschildert ist. An einem Kreisverkehr biege ich auf die Reichsstraße 509 in Richtung Osten ab. Vom Bahnhof aus muss ich durch den 705 Meter langen Bergelandstunnelen fahren, um auf die Seeseite der Stadt zu kommen. Vorbei an den Anlegestellen verschiedener Fähren und am 1999 eröffneten Ölmuseum fahre ich bis zum alten Hafen Vagen. Hier finde ich in der Skansegata sogar noch einen freien Parkplatz. Und weil heute Sonnabend ist, brauche ich auch nicht einmal etwas zu bezahlen.

      Mein Spaziergang führt mich zuerst quer durch die Innenstadt. Vorbei an vielen Gaststätten und Kneipen, die alle sehr gut besucht sind, komme ich zum Marktplatz vor der Domkirche. Hier wird heute ein ganz besonderer Markt durchgeführt. An sehr vielen Ständen werden Lebensmittel und andere Delikatessen aus verschiedenen europäischen Ländern verkauft. Bei so vielen leckeren Sachen läuft mir sprichwörtlich das Wasser im Mund zusammen. An jedem Stand duftet es anders. Es gibt sowohl süße Sachen, als auch deftige Speisen. Eigentlich könnte ich ja wieder mal etwas essen. Als ich aber sehe, dass beispielsweise eine einfache Rostbratwurst aus Deutschland 65 NOK, also umgerechnet über 8 EUR kostet, habe ich auf einmal keinen Hunger mehr.

      Dafür erklimme ich den Stadtberg, auf dem der 26 Meter hohe Valbergturm steht. Von der Aussichtsetage des Turmes aus soll man laut Prospekt einen sehr schönen Blick über die gesamte Stadt haben. Leider ist der Turm aber heute schon geschlossen, so dass ich diese Aussage im Reiseführer nicht überprüfen kann.

      Nachdem ich den ehemaligen Feuerwachturm, der in den Jahren 1850 bis 1853 erbaut wurde, mehrmals umrundet habe und dabei doch etwas von der Aussicht auf die Stadt erhaschen konnte, mache ich mich wieder auf den Weg hinunter in das Zentrum der Stadt.

       Valbergturm

      Am Vagen vorbei gehe ich durch die engen Gassen der Innenstadt. Neben der teuersten Stadt Norwegens scheint Stavanger auch die Stadt mit den meisten Kneipen und Gaststätten zu sein. Immer wieder komme ich bei meinem Spaziergang an den verschiedensten Lokalitäten vorbei. Aus der „XO-Bar“ in der Skagen kommt laute Country-Musik. Vor dem Lokal stehen einige Leute, die der live gesungenen Musik zuhören. Auch ich bleibe eine ganze Weile stehen. Anschließend gehe ich hinunter zum Vagen. Von dort aus führt mich mein weiterer Weg in das auf der Westseite gelegene Gamle Stavanger, die historische Altstadt. Die kleinen und sehr gut erhaltenen Holzhäuser sind die bekanntesten Sehenswürdigkeiten von Stavanger. Viele Touristen werden tagtäglich durch dieses Stadtviertel geführt. Der Zustand und der Gesamteindruck rechtfertigen auch diesen Zustrom. Zwischen den Häusern schlängeln sich schmale Straßen mit uraltem Kopfsteinpflaster entlang.

       Övre Strandgate in Gamle Stavanger

      Wo es auch immer nur möglich ist, da haben die Bewohner für Grünpflanzen und Blumen vor ihren Häusern und in den kleinen Gärtchen gesorgt. Am Zustand der einzelnen Häuser kann man ganz eindeutig die Liebe der Anwohner zu ihrem Zuhause erkennen. Nicht nur, dass alle Holzhäuser wie frisch gestrichen aussehen, nirgendwo liegt irgendetwas herum. Sogar weggeworfene Papierreste kann ich nicht entdecken.

      In regelmäßigen Abständen sind moderne Feuerlöscheinrichtungen installiert, die sich harmonisch in das Gesamtbild des Viertels einfügen. Bei einem etwaigen Brand sind die aus Holz bestehenden Häuser der Altstadt nur schwer zu retten. Wenn man die Häuser und auch die Enge der Gassen sieht, so kann man sich vorstellen, warum in früheren Zeiten ganze Städte ein Raub der Flammen wurden. Das muss man hier unbedingt vermeiden.

      Langsam tun mir jetzt die Füße vom Gang über das Kopfsteinpflaster weh. Aber zum Stadtteil Böreviga mit den Fähranlegern und dem modernen Ölmuseum muss ich noch unbedingt. Diesmal gehe ich am Markt vorbei durch die Söregata auf die Ostseite der Stadt. Auf dem Parkplatz vor dem großen Museum hat wahrscheinlich ein Volksfest stattgefunden. Einige Stände für Getränke und Speisen stehen noch da, sind aber schon geschlossen. Ebenso sind noch Kinderbelustigungen, wie Karussell oder Skooter, vorhanden. Einige der Attraktionen СКАЧАТЬ