Von der Südküste in das Fjordland: Norwegen, eine Reisebeschreibung. Rolf Schmidt
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СКАЧАТЬ Tages ein großes Bier. Mein Abendessen besteht aus einer Vorspeise, Hühnchen auf Nudeln mit Gemüse und anschließend noch Joghurtspeise mit frischen Erdbeeren. Ganz zum Abschluss gibt es noch einen Kaffee. An einem der Nachbartische haben während meines Essens drei ältere und gutgekleidete Damen Platz genommen. Sie scheinen sich sehr viel zu erzählen zu haben. Während sie aufeinander einreden isst jede einen Hamburger. Gemeinsam trinken sie dazu eine ganze Flasche Rotwein aus.

      Das Restaurant ist in dem Gebäude untergebracht, in dem sich auch die Redaktionen lokaler Tageszeitungen befinden. Deshalb hat es den für mich etwas ungewöhnlichen Namen. Während ich auf die einzelnen Gänge des Essens warte, schaue ich mich etwas im Raum um. An den Wänden sind Titel von Zeitungen aus der ganzen Welt aufgehängt. Darunter finde ich auch den des „Neuen Deutschlands“ aus dem Jahr 2008.

       Zeitungstitel im Restaurant „Hr. Redaktör“

      Nach dem Essen brauche ich nur mein Bier zu bezahlen und dann verlasse ich das Lokal. Ich schlendere noch etwas durch die Innenstadt.

      Die gesamte Stadt besteht wirklich aus mit weißer Farbe gestrichenen Holzhäusern. Im Stadtzentrum sind in diesen Häusern meistens im Untergeschoß Geschäfte untergebracht. Auf großen Plakaten kann ich trotz meiner noch mangelhaften Kenntnisse der norwegischen Sprache lesen, dass an diesem Wochenende das alljährliche Sommerfest stattfindet. An verschiedenen Stellen sind auch schon kleine Bühnen aufgebaut, auf denen in der nächsten Zeit laut Programm verschiedene Künstler und Musikgruppen auftreten werden. Die Geschäfte haben heute bis 22 Uhr geöffnet. Viele Familien spazieren durch die schmalen Gassen zwischen den Holzhäusern. Auf dem winzigen Platz vor dem Restaurant „Hr. Redaktör“ kommen gerade alte amerikanische Straßenkreuzer an, die liebevoll gepflegt sind. Sie formieren sich und fahren dann im Korso durch die Stadt. An verschiedenen Stellen in der Innenstadt werden auch Spiele für und mit Kindern durchgeführt. Hinter dem Restaurant, das ich erst vor kurzem verlassen habe, spielt jetzt gerade eine Country Band. Es ist stellenweise sehr laut, da viele Gaststätten Sommergärten eingerichtet haben, wo die Gäste im Freien sitzen können.

      Aber all diese vielseitigen kulturellen und sportlichen Angebote können mich jedoch nicht davon abhalten, Mandal noch ein wenig zu erkunden. Die kleinen und großen Holzhäuschen in den engen Kopfsteinpflasterstraßen sind super in Ordnung und fast alle mit Blumen geschmückt.

       Gepflegte Holzhäuser in Mandal

      Ich schlendere noch eine ganze Weile abseits des Zentrums durch die Stadt. Dabei entdecke ich ein ganz originelles Parkhaus. Wahrscheinlich hatte man innerhalb der Stadt nicht genügend Platz für Parkflächen. So wurde einfach eine große Höhle in den Hausberg geschlagen und schon waren genügend Parkmöglichkeiten vorhanden. Während ich noch dabei bin, die Stadt zu erkunden, beginnt es ganz sacht zu regnen. Deshalb mache ich mich gezwungenermaßen auf den Weg zurück zum Hotel. Bei einem Blick auf die Uhr erschrecke ich mich. Es ist schon weit nach 22 Uhr. Dadurch, dass es auch im Süden Norwegens während des Sommers nicht so richtig finster wird, ist mir ein bisschen das Zeitgefühl verloren gegangen. Auf dem Weg zum Hotel mache ich dann doch noch eine Entdeckung. Ein weißes Holzhaus mit einem kleinen Garten an der Ecke Grensegata/ Gustav Vigelands vei ist das Geburtshaus von Gustav Vigeland (1869–1943). So steht es jedenfalls auf einer kleinen Tafel an dem weißen Gartenzaun. Heute ist dieses Haus bewohnt und kann leider nicht besichtigt werden.

      Zurückgekehrt im Hotel stelle ich fest, dass ich trotz des langen Tages überhaupt nicht müde bin. So setze ich mich noch eine Weile auf den kleinen überdachten Balkon meines Zimmers. Von hier aus kann ich beobachten, wie zwei Busfahrer bemüht sind, ihre Fahrzeuge zwischen den inzwischen vier bereits abgestellten Omnibussen zu parken. Das ist nicht so einfach, da ja auch noch eine Durchfahrtsmöglichkeit für den übrigen Verkehr gelassen werden muss. Aber gemeinsam beenden sie erfolgreich ihr Vorhaben und können in das Hotel zurückkehren. Außerdem habe ich festgestellt, dass vor einem Haus gegenüber dem Hotel ein ständiges Kommen und Gehen ist. Ich mache mir die Mühe und entziffere die Beschriftung an der Hausfront. Es ist eine Kirche der Zeugen Jehovas. Ausschließlich ältere Menschen kommen aus diesem Gebäude und steigen in PKW bzw. gehen zu Fuß in Richtung des Stadtzentrums.

      Ich setze mich noch eine kleine Weile an den Schreibtisch und schreibe die Erlebnisse des heutigen Tages in das Reisetagebuch. Dann werde ich doch ganz langsam müde und ziehe mich in das Bett zurück. Hoffentlich hat sich morgen das Wetter gebessert. Der Regen muss unbedingt aufhören. Mit diesem Gedanken schlafe ich ein.

       Auf der Nordseestraße nach Stavanger

      In der Nacht muss es weiter geregnet haben. Als ich heute früh vom Balkon aus auf die Straße schaue, ist es immer noch ziemlich nass. Aber der Regen hat jetzt spürbar nachgelassen. Ich habe sehr gut geschlafen und bin auch richtig ausgeruht. Kurz vor halb acht stehe ich endlich auf und mache mich für den heutigen Tagesablauf fertig.

      Im Frühstücksraum ist ganz schön Betrieb. Obwohl bereits zwei Busse abgefahren sind, sind freie Plätze an den Tischen rar. Ich finde doch noch ein Plätzchen und hole mir erst einmal ein Glas Apfelsaft. Dann genieße ich das erste norwegische Frühstücksbüfett. Nach dem Auschecken verstaue ich mein Gepäck wieder im Auto und verlasse dann Mandal. Bei endlich trockenem Wetter mache ich mich auf den Weg nach Stavanger. Zunächst geht es erst einmal zurück auf die Europastraße 39 und dann weiter bis zur kleinen Ortschaft Vigeland. Hier fahre ich quer durch den Ort und komme so zur Landstraße 460. Ihr werde ich jetzt rund 30 Kilometer bis an den südlichsten Punkt Norwegens folgen.

      Nach einer endlos erscheinenden Fahrt durch kleine Ortschaften und viele Wälder wird es an den Straßenseiten immer felsiger. Es gibt kaum noch Bäume. 30 Minuten später habe ich den Parkplatz am Kap Lindesnes erreicht. So früh am Morgen ist hier natürlich noch nichts los. Nur vier oder fünf Wohnmobile stehen ganz am Rande des Parkplatzes im Schutze der Felsen. Deren Insassen haben höchstwahrscheinlich hier übernachtet. Sogar der Schalter am Eingang der Anlage, an dem man sonst das Eintrittsgeld bezahlen muss, ist um diese Zeit noch unbesetzt. Frühes Aufstehen hat eben manchmal auch seine Vorteile!

      Kap Lindesnes ist der südlichste Festlandspunkt (57° 57` 35`` Nord) Norwegens. Von hier aus sind es genau 1.682 Kilometer Luftlinie bis zum Nordkap - mit dem Auto muss man über 2.500 Kilometer zurücklegen.

       Auf einem Felsen steht der in Jahr 1915 erbaute Leuchtturm, der nach Modernisierungen auch heute noch unentwegt sein Licht auf das Meer hinaus schickt. Er soll in rund 19,4 Seemeilen von den Schiffen zu sehen sein. Sein Vorgänger, dessen Reste daneben stehen, wurde am 27. Februar 1656 gebaut und zunächst durch 30 Talglichter betrieben. Erst einige Jahre später wurden fünf Holzkohlefeuer dazu genutzt.

      Nachdem ich mein Auto auf dem fast leeren Parkplatz abgestellt habe, beginne ich mit meiner Besichtigungstour. Am Eingang komme ich ja ohne Bezahlung vorbei. Dann muss ich aber erst einmal die 109 Treppenstufen bewältigen, um an den Fuß des Leuchtturms zu kommen. Im Reiseführer der Gemeinde Vigeland habe ich gelesen, dass jährlich rund 70.000 Besucher am Kap gezählt werden. Bestimmt sind es sogar noch mehr, denn es gibt auch heute wieder einige Leute, die schon vor der Öffnung der Kasse erschienen sind. Im Jahr 2000 wurde der Leuchtturm vom Kap Lindesnes in Norwegen durch eine Expertengruppe zur Attraktion des Jahrtausends gewählt.

      Leider kann man heute nicht sehr weit auf das Meer hinausschauen. Der Horizont verschwindet im Nebel. So laufe ich eben ein bisschen um den Leuchtturm und das gesamte Gelände herum. Ich erkunde auch den Hügel, auf dem der Turm steht, und sehe dabei, dass sich nebenan noch Reste einer Bunker- und Geschützanlage aus dem Zweiten СКАЧАТЬ