Von der Südküste in das Fjordland: Norwegen, eine Reisebeschreibung. Rolf Schmidt
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СКАЧАТЬ die Leute an, die auch schon so früh den Weg hierher gefunden haben.

      In kleinen Gruppen oder einzeln erklimmen sie mehr oder weniger angestrengt ebenfalls den Leuchtturmhügel. Unter den Besuchern erkenne ich auch das Paar aus Hirtshals mit dem Auto mit dem Nürnberger Kennzeichen wieder. Es scheint so, als wenn sie auch die gleiche Reise wie ich gebucht haben. Ob das so stimmt, wird sich ja bei der nächsten Übernachtung zeigen.

       Leuchtturm am Kap Lindesnes

      Nach der Besichtigung des südlichsten Punktes Norwegens, fahre ich wieder zurück zur Europastraße 39. Ich benutze aber nicht den gleichen Weg wie bei der Herfahrt. Bei dem Ort Höllen verlasse ich die Straße 460 und fahre über kleine und schmale Nebenstraßen bis zur Ortschaft Lyngdal, wo ich die Europastraße erreichen werde. Dabei komme ich durch saubere und gepflegte Orte, die sich abseits der bekannten Touristenstrecken befinden. In dieser Gegend wird vorwiegend Landwirtschaft betrieben. Auf den Feldern beginnen die Kartoffelpflanzen zu blühen.

      In Lyngdal biege ich wieder auf die Europastraße 39 ein und setze dann meine Fahrt in Richtung Westen fort. Während sich das Wetter beim Besuch des Kap Lindesnes von seiner trocknen Seite gezeigt hat, wird es jetzt wieder ziemlich wechselhaft. Mal regnet es ganz stark, dann nur noch ganz wenig und dann überhaupt nicht. Und so geht es immer weiter. Hoffentlich bleibt das Wetter nicht so während der ganzen Reise.

      Bei Liknes überquere ich auf einer neuen Brücke den Fedafjorden. Die Europastraße verläuft jetzt unmittelbar am Ufer dieses Fjordes entlang. Kurz vor der Ortschaft Feda wendet sie sich vom Fjord ab und führt in das Inland. Nach weiteren 10 Kilometern habe ich die rund 9.000 Einwohner zählende Stadt Flekkefjord erreicht. Durch den jahrelangen Export von Holz und Fisch bestehen seit dem 13. Jahrhundert enge Verbindungen zu den Niederlanden. So soll es hier in der Stadt auch eine sogenannte „Holländerstadt“ mit Holzhäusern ganz im holländischen Stil geben. Da ich aber erstens noch einen weiten Weg bis nach Stavanger vor mir habe und es zweitens wieder einmal ziemlich stark regnet, muss der Stadtbesuch zu meinem Bedauern leider ausfallen.

      In Flekkefjord verlasse ich die Europastraße 39, um meine Fahrt von nun an auf der Reichsstraße RV 44, dem Nordsjövegen, fortzusetzen. In allen Reiseführern, die ich in Vorbereitung auf diese Reise studiert habe, wird den Touristen empfohlen, diese Route abseits der Europastraße zu nutzen. Natürlich muss man dafür auch bedeutend mehr Zeit einplanen. Auf der Europastraße 39 erreicht man schon nach nur wenigen Stunden Fahrzeit Stavanger. Man hat bei dieser Variante nur das eintönige Betonband der Straße vor sich und fährt auch nur durch Wiesen und Felder.

      Die Reichsstraße 44 folgt dem Verlauf der Südküste. Zunächst führt sie durch enge Täler und teilweise sehr hohes Gebirge. Ab der Stadt Egersund verläuft der Nordsjövegen dann unmittelbar am Ufer der Nordsee entlang. Sie ist somit die interessantere Straße, die vom Süden in den Westen des Landes führt. Die Reichsstraße 44 ist ziemlich schmal. Es ist aber zum Glück auch recht wenig Verkehr. Wenn doch mal ein Auto entgegenkommt, dann finde ich schnell eine entsprechende Ausweichstelle. Wenn nicht so viele Bäume vorhanden wären, könnte man denken, dass man schon im hohen Norden ist. Es gibt unzählige Felsen in Straßennähe. Teilweise ist sogar die gesamte Straße durch Felsen gehauen. In dem kleinen Dörfchen Ana Sira überquere ich auf einer sehr schmalen Stahlbrücke den Fluss Sireana. Mit der Auffahrt auf die Brücke verlasse ich die Provinz Vest-Agder. Als ich von der Brücke herunter fahre, bin ich in der Provinz Rogaland angekommen.

      Am Jössingfjorden erreiche ich den mit 388 Metern höchsten Punkt der Straße. Hier komme ich nur hin, indem ich dem interessanten Verlauf der Reichsstraße 44 folge. Die Straße führt vom Ufer des Fjords durch Tunnel und sogar teilweise außen an einer Felswand entlang bis auf diese Höhe.

       Straßenführung am Jössingfjorden

      Es ist schon ein komisches Gefühl, dort außen entlang zu fahren. Rechts sind die senkrechten Felswände nach oben und links geht es fast senkrecht nach unten. Zum Glück ist die Straße aber breit genug, dass sich zwei Fahrzeuge mühelos begegnen können. So richtig kann ich es immer noch nicht glauben, dass ich mich hier im Süden von Norwegen befinde. Alles erinnert mehr an die Alpenregion in Italien oder Österreich. Die Reichsstraße 44 führt in Serpentinen durch gebirgige und felsige Gegenden.

      Kurz vor dem höchsten Punkt der Straße weist ein Schild auf einen Aussichtspunkt hin. Natürlich muss ich mir auch mal die Gegend von oben ansehen. Ich stelle mein Auto auf dem kleinen Parkplatz ab und klettere auf den durch Geländer abgesicherten Felsen. Von hier aus habe ich einen wunderbaren Blick hinunter auf den Jössingfjorden. Leider ist es zurzeit sehr nebelig und so kann ich auch nicht weit auf das Meer sehen. Beim Gang zum Auto zurück komme ich an einer großen Hinweistafel vorbei. In mehreren Sprachen wird über die im Jahr 1940 in diesem Fjord durchgeführte Aktion der Alliierten zur Aufbringung eines deutschen Transportschiffes mit Kriegsgefangenen informiert. Diese Aktion hat zwischen den Norwegern und den Briten für einige Verstimmung gesorgt. Das deutsche Versorgungsschiff „Altmark“ wurde im Jössingfjorden am 16. Februar 1940 von dem britischen Zerstörer „HMS Cossack“ geentert. Dabei wurden 303 alliierte Matrosen, die zuvor in Kriegsgefangenschaft geraten waren, befreit und nach England gebracht. Diese ganze Aktion war nicht mit der norwegischen Armeeführung abgestimmt worden.

      Nach weiteren rund 30 Kilometern komme ich nach Egersund. Die Stadt ist größer als Flekkefjord und hat etwa 13.700 Einwohner. Sie war bis zum Jahr 1979 das Zentrum der Porzellanindustrie in Norwegen. Mit dem Erreichen von Egersund habe ich auch den gebirgigen Teil der Strecke hinter mir. Von hier aus führt die Reichsstraße 44 jetzt durch die Landschaft Jären. Diese Strecke ist auf einer Länge von 41 Kilometern zwischen den Orten Ogna und Bora als „Nationale Touristenstraße Jären“ (nasjonale turistvegen) ausgewiesen. Sie ist genau das Gegenteil vom ersten Abschnitt meiner heutigen Tagesetappe. Sie führt nicht mehr durch Gebirge, sondern durch flaches Land. Leider ist die Straße aber nicht breiter geworden. Auf der rechten Seite meines Weges befinden sich kleinere Orte oder einzelne Gehöfte. Dazwischen sind immer öfter große Felder, aber auch Weideflächen. Linksseitig habe ich wieder die Nordsee im Blick. Leider regnet es jetzt so stark, dass es überhaupt keinen Sinn macht, auch nur für kurze Zeit irgendwo anzuhalten. Durch den dichten Nebel ist außerdem auch noch die Sicht erheblich eingeschränkt. Trotzdem kann ich bei meiner Fahrt immer wieder lange Sandstrände erkennen, die mich an südlichere Gefilde erinnern. Trotz dieser unangenehmen Witterungsverhältnisse möchte ich bald doch noch eine kleine Pause machen. Ich finde eine Raststätte, die direkt an der Straße liegt und von deren Parkplatz man bei schönem Wetter wahrscheinlich einen herrlichen Blick auf das Meer und den Strand hat. Aber heute kann ich das alles nur erahnen. Ich kaufe mir für 15 NOK einen Becher Kaffee und setze mich damit in mein Auto. Zur Stärkung esse ich dazu einen von Zuhause mitgebrachten Knacker. Der Nebel ist jetzt so stark, dass es nicht einmal sinnvoll ist, den Versuch zu unternehmen, um Fotos zu machen.

      Nach einer halben Stunde fahre ich weiter. Ich muss jetzt nur noch einen Supermarkt finden, in dem ich mich mit Lebensmitteln für mein heutiges und morgiges Abendessen eindecken kann. Es wäre schön, wenn ich das noch während der Fahrt erledigen könnte. So bräuchte ich nicht durch Stavanger zu irren, sondern könnte mich gleich auf die Stadterkundung konzentrieren.

      Ungefähr 30 Kilometer vor Stavanger erreiche ich den kleinen Ort Bryne. Direkt an der Umgehungsstraße steht ein riesiges Einkaufscenter. Also verlasse ich an einem Kreisverkehr die Reichsstraße 44 und fahre zum Markt. Auf dem Parkplatz ist jetzt am Sonnabendnachmittag so viel Betrieb, dass es sehr schwer ist, noch einen freien Platz zu finden. Nach langem Suchen sehe ich doch eine Lücke und stelle dort sofort mein Auto ab. Schnell gehe ich in das Center, da es wieder einmal regnet. Im Gebäude sind sehr viele Geschäfte und einige Supermärkte. In einem davon decke ich mich mit dem Notwendigen ein. Neben Brötchen СКАЧАТЬ