Название: Süßer die Schellen nie klingen!
Автор: Michael Schlinck
Издательство: Автор
Жанр: Ужасы и Мистика
isbn: 9783961455799
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Also, wenn die in Kaiserslautern alle so nett miteinander umgehen, bin ich froh, hier in Neustadt zu sein. Da ich nicht das Gefühl habe, mit dem Claus ein vernünftiges Gespräch führen zu können, leg ich nun einfach auf. Dann schicke ich eben ein Mail an den Hansi, soll er sich den Autopsiebericht zumailen lassen, um ihn nach Unregelmäßigkeiten zu durchforsten.
So, nun gehe ich runter ins Erdgeschoss und hole mir einen schönen Filterkaffee. Hier oben steht nur so eine moderne Pad-Maschine, aus der ich zwar aus zwölf verschiedenen Sorten mein Traumgetränk wählen kann, doch an den Filterkaffee von unten kommt keine der vielen Sorten ran.
„Ei gugge mo do, de Schlembert“ (Schau mal einer an, der Herr Dienststellenleiter ist ja auch anwesend), grölt mir munter ein mir wohlbekannter Handwerker entgegen. Den kenn ich bereits aus den Zeiten, als ich in Landau noch ein kleines Dreimannteam leitete. Um ganz präzise zu sein, es war ein Team mit zwei Männern und einer Frau. Das tut aber nun nichts zur Sache, auf jeden Fall hat er damals in der Polizeiwache ein solches Chaos angerichtet, dass das ganze Gebäude saniert werden musste. Nun steht er vor mir und möchte Konversation betreiben, was nicht ganz einfach ist, da er nur breitestes Pfälzisch redet und auch keine andere Sprache versteht.
„Was hoschen du schunn werrer bei uns se du?“ (Und welcher Umstand hat dich zu uns in die Dienststelle getrieben?), will ich wissen.
„Ah ehr hään doch unserm Lade de uffdrach gäwwe do än Uffzuch eisebaue.“ (In unsrer Firma ging ein Auftrag ein, hier einen Lift zu installieren.)
„Was Uffziech machen ehr ach, gäbs ach äbbes was ehr nid mache?“ (Selbst Lifte baut eure Firma ein? Gibt es denn eine Tätigkeit, der euer Haus nicht gewachsen ist?), bin ich verblüfft.
„Nä, nä mer machn alles meglich un ver Umegliches hämmer värzee Daach liwwerzeid“ (Den Möglichkeiten unseres Hauses sind keinerlei Grenzen gesetzt), gib er mir schlagfertig zurück und schüttelt sich vor Lachen. Bei der Gelegenheit fällt mir auf, dass sein Gebiss schon mehrere Lücken aufweist.
„Um wu widden dänne Uffzuch hiebaue?“ (Und wo ist der passende Ort um so einen Lift zu montieren?)
„Ah dess eschemo äh guudi Froch. Do hinn gehd äh mol ganix, wäschd, die Degge un die Wänd sinn all drachend“ (Im Innern des Gebäudes sehe ich keine Möglichkeit den Lift einzubauen, da wir ansonsten die statische Struktur des Grundgerüstes zu stark schwächen würden), mimt er nun den Fachmann.
„Un was mache mehr jezzart?“ (Hättest du mir denn noch eine Alternative anzubieten?), frag ich ein wenig verzweifelt. Es geht eben darum, das Gebäude behindertengerecht zu gestalten, um auch Laura in ihrem Rollstuhl zu ermöglichen, sich im Haus frei zu bewegen.
„Ah gans ähfach, denne häng ich dehr grad drause an die Fassad, do schderder nid un siet annoch scharf aus.“ (Ich würde eine Außenmontage empfehlen, was dem äußeren Erscheinungsbild des Gebäudes einen unvergleichlichen Touch verleihen würde.)
„Un wass muss de Schdeierzahler dodefor barabbe?“ (Und welche Kosten würden dann der Landesregierung auferlegt?)
„Ei jo, so achzich Mille wärd däs Ding schunn koschde, awwer däs brauchschd du jo nid aus deim Säggel se zahle“ (Mit achtzigtausend Euro ist der Lift auch schon bezahlt und es wird auch das schempertische Privatvermögen nicht belasten), und schon schüttelt sich der schmuddelige Kerl wieder vor Lachen.
„Achzichdausend Knibbel? Ich gläb dehr raasd de Blogger.“ (Liegt da sicher kein Irrtum vor? Dieser Preis kommt mir mehr als leicht erhöht vor.)
„Do kann ich doch nix devor, des Ding muss jo ach behinnerdegerächd sei.“ (Dass in einem öffentlichen Gebäude nur behindertengerechte Aufzüge erlaubt sind, ist Ihnen schon bekannt?)
„Un was esch annem behinnerdegerächde Fahrschduhl annerschder, wie an äm billiche?“ (Welche Anforderungen muss ein behindertengerechter Lift zusätzlich erfüllen?)
„Ah, do huggen die Knebb hald diefer und dann koschd des Ding hald ball des dobbelde.“ (Eine spezielle Bedieneinheit macht einen empfindlichen Preisunterschied.)
Die Erklärung reicht mir vollkommen. Dass sich hier die Hersteller auf die Kosten von Behinderten die Taschen füllen, ärgert mich ungemein. Nun hole ich endlich meinen Filterkaffe.
Als ich wieder im Büro bin, kann ich auf meinem Bildschirm das kleine Symbol erkennen, das mich über einen Maileingang informiert.
Der Absender ist ein Polizeiobermeister Scholl und der Anhang beinhaltet den Polizeibericht von dem gestrigen Brückensturz, samt einem Dutzend Bilder.
Die Bilder schaue ich mir zuerst an und schon wieder überkommt mich dieses Gefühl, dass da etwas nicht zusammenpasst.
Nun lese ich aufmerksam den Bericht. Am Fundort ist auch alles so beschrieben, wie ich es auch gestern vorgefunden habe. Interessant allerdings ist, dass der Springer mit dem Fahrrad gekommen wäre. Zumindest war am Absprungort eines abgestellt. Das passt doch auch nicht. Ich meine die A62 ist zwar auf der Brücke nur zweispurig ausgebaut, aber mit dem Fahrrad? Also mit dem Fahrrad, das kann ich mir nicht vorstellen. Vor allem bin ich fünf Minuten zuvor über die Brücke gefahren, da wäre mir doch sicher aufgefallen, wenn einer mit dem Fahrrad herumgekurvt wäre.
Aber ob das den Kollegen in Pirmasens ausreicht, um den Fall näher zu untersuchen? Ich versuche es einfach. Zum Glück steht die Durchwahl von dem Scholl im Bericht.
„Ja, Scholl, was gibt es?“, meldet sich der Kollege in der unfreundlichen Art, die ich schon gestern Abend erleben durfte.
„Die Polizeidienststelle Neustadt an der Weinstraße, hier spricht der Leiter Dieter Schlempert“, melde ich mich provokativ dienstlich, dass der nun auch einmal weiß, wie sich eine Begrüßung bei der Polizei anzuhören hat. Mein Gott, wenn das nur der Heuler erleben dürfte. »Na Schlempert, haben Sie nun auch mal gelernt, sich ordentlich zu melden«, würde dieser jetzt wohl sagen. Aber der ist zum Glück in der Nervenheilanstalt. „Ich hätte da ein paar Fragen zu Ihrem Bericht.“
„Was passt Ihnen denn jetzt schon wieder nicht?“, motzt der Polizeiobermeister weiter.
„Das Fahrrad. Ich meine, ich habe ein paar Minuten bevor der Mann geflogen kam die Brücke befahren. Denken Sie nicht, dass mir da ein Radfahrer aufgefallen wäre?“
„Es hat nun einmal da gestanden, was sollte ich da machen? Hätte ich es auch von der Brücke werfen sollen?“
„Ermittlungstechnisch untersuchen lassen“, motze ich nun zurück, „verpacken Sie es und geben es an die Spurensicherung weiter.“
Das sollte jetzt eine klare Ansage gewesen sein. In der Hoffnung, dass er sich auch daran hält, beende ich das Gespräch. Wenn das mit dem Scholl so weitergeht, muss ich mich doch einmal mit dem Pirmasenser Dienststellenleiter in Verbindung setzen.
Nun gibt es erst einen großen Schluck von dem guten Filterkaffee. Pfui Teufel, der ist natürlich inzwischen kalt.
„Hey Dieter“, macht mich nun Laura darauf aufmerksam, dass sie inzwischen mit ihrem Rollstuhl vor meinen Schreibtisch gerollt ist, „hast du nun so viel Langeweile, dass du auch noch die Fälle der Konkurrenz lösen willst?“
„Ach, mach ich das?“, fühle ich mich ertappt. „Aber es kann doch kein Zufall sein, dass sich zwei Farbige innerhalb von zwei Tagen vor meinen Augen umbringen.“
„Anscheinend СКАЧАТЬ