Название: Süßer die Schellen nie klingen!
Автор: Michael Schlinck
Издательство: Автор
Жанр: Ужасы и Мистика
isbn: 9783961455799
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„Was sellen des schunn werrer gäwwe?“ (Ich würde mich freuen, den Zweck dieser Tätigkeit zu erfahren), frage ich erstaunt.
„Ah wäschd, ich muss gugge wu genuch Madderial esch um die Dräächer vumm Ufzuch feschd zu mache“ (Ich ertaste die tragenden Strukturen, um später daran die statisch relevanten Teile des Außenlifts anzubringen), bekomme ich zur Antwort. Dann lass ich ihn mal machen.
In meinem Büro ist alles beim Alten, was bedeutet, dass Laura und Timo weiterhin in ihre Bildschirme vertieft sind. Timo schaut kurz auf, um mir zu sagen, dass Hansi auf einen Rückruf wartet. Wenn ich den Hansi anrufen soll, dann mach ich das eben.
„Schlempert, du Teufelskerl!“, legt er gleich los, bevor ich überhaupt zu Wort komme. „Wenn es um Mord geht, ist dein Riecher unübertroffen.“
„Jetzt bitte mal in einem Tempo, bei dem auch ich mitkomme“, trete ich auf die Bremse.
„Na, mit deiner Leiche, die bei Tahleischweiler-Fröschen. Ich habe den Claus von der Pathologie in Kaiserslautern noch einmal angerufen und die Gerinnungswerte von dem Toten überprüfen lassen, was prompt ein Volltreffer war. Der Mann war schon mindestens vierundzwanzig Stunden tot, bevor er von der Brücke gefallen wurde.“
„Hab ich dir nicht gesagt, dass da was nicht stimmt?“, freue ich mich. „Ich wusste doch gleich, dass da mehr dahinter steckt.“
„Na, da werden sich die Kollegen in Pirmasens aber freuen“, lacht Hansi, „jetzt haben die einen Mord an der Backe, den sie aufzuklären haben.“
Ach ja, da hat Hansi vollkommen recht. Das ist ja gar nicht mein Fall, da müssen sich die Pirmasenser Kollegen darum kümmern. Okay, dann lege ich wieder auf und kümmere mich um Raubüberfälle, Außenaufzüge, einen frustrieten Kfz-Mechatroniker und um die Presse.
Alles verkohlt
Lange hält die Ruhe allerdings nicht an, denn schon klingelt wieder mein Telefon: „Ja, Polizeiobermeister Scholl, Schlempert was fällt Ihnen denn ein, in unserem Teich zu fischen? Wissen Sie denn, was das für mich hier bedeutet? Wenn ich alleine an die Spurensicherung denke, die liegen mir dann gleich wieder in den Ohren, weil wir sie nicht gleich gestern Abend alarmiert haben. Was soll ich denn denen sagen?“
Am liebsten würde ich nun ein »Hab ich es nicht gleich gesagt« einwerfen, aber ich komm ja nicht zu Wort.
„Dann sind da noch die dummen Sprüche von meinem Chef, von wegen »der Schlempert hat den richtigen Riecher« und »ja, der Schlempert hat seinen Laden im Griff«. Hätten Sie das denn nicht einfach bei einem Selbstmord belassen können? Nein, Sie mussten sich ja wichtigmachen und ich habe nun den Salat! Vielen Dank auch“, und schon hat er aufgelegt. So liefen auch früher die Telefonate mit dem Heuler ab, als er noch mein Chef war.
Zum Verschnaufen bleibt mir keine Zeit, denn mein Telefon klingelt abermals.
„Ah Scheffe“, klar, es ist Yasi am anderen Ende, „ich weiß ja auch nicht genau, aber ich meine, dass Sie am besten einmal hierherkommen, glaube ich zumindest.“
„Wo soll ich denn hinkommen und was soll ich da?“, manchmal geht sie mir doch auf die Nerven, die Yasi.
„Ich weiß ja auch nicht, kommen Sie doch bitte in die Sandgrube, die in Richtung Lambrecht liegt, es wird besser sein so.“
Was soll ich jetzt schon wieder tun? Können die nicht einmal einen stinknormalen Fahrzeugbrand aufnehmen, ohne dass es gleich zur Chefsache wird?
Fünf Minuten später sitze ich eben im Auto und fahre dorthin. Wieso hat meine junge Kollegin nur so geheimnisvoll getan? Steckt da auch mehr dahinter? Sitzt vielleicht sogar eine verkohlte Leiche in dem Wrack?
Ich werde es gleich erfahren, denn schon bewege ich meinen Mini auf das Gelände der stillgelegten Sandgrube. Unten in der Grube kann ich gleich das schwarz verkohlte Auto erkennen, ein Ford Galaxy würde ich sagen. Außerdem stehen dort noch zwei Feuerwehrwagen, der Polizeibus von Yasi und Glaser und ein Abschleppwagen, dessen Fahrer allerdings keine Anstalten macht, das Wrack auf die Ladefläche zu ziehen. Um das Fahrzeug herum ist die dünne Schneeschicht geschmolzen. Das sieht von hier oben schon beeindruckend aus. Aber ich bin nicht hier, um ungewollte Sehenswürdigkeiten zu bestaunen, sondern um zu arbeiten. So befahre ich mit dem Mini den serpentinenartigen Weg nach unten. Auf dem Schnee und in den vereisten Pfützen bricht ab und an das Heck aus, was einen Heidenspaß macht. Allerdings bin ich nicht hier zum Spaß haben.
Einmal ausgestiegen, gehe ich zuerst zum verkohlten Auto, um zu schauen, ob sich tatsächlich eine Leiche darin befindet. Aber das Einzige, das ich finde, ist ein mordsmäßiger Gestank nach verkohltem, verbranntem Plastik.
„Frau Kalt“, werde ich förmlich, wie immer, wenn ich mich ärgere, „nennen Sie mir bitte doch nur einen Grund, warum ich hierherkommen sollte. Ich habe schon einmal ein verkohltes Auto gesehen! Etwas Sensationelles hat dieses hier nicht.“
„Aber Scheffe“, sagt sie ganz kleinlaut, „sehen Sie denn nicht, was ich meine?“
„Klären Sie mich auf!“, bleibe ich weiter bei meinem strengen Ton.
„Na, das ist doch ein Van und an der Heckklappe kann man auch noch erkennen, dass er dunkelgrau war. Also zumindest bevor er abgebrannt ist.“
Das war mein Stichwort: „Okay, alles abriegeln, die Spurensicherung muss hierher. Die Feuerwehr kann fahren, aber der Abschlepper bleibt hier. Wenn die Spurensicherung durch ist, dann kommt das Auto in die Dienststelle, damit es sich auch Klaus ansehen kann.“
„Ach zum Klausi, dacht ich es mir doch“, sagt der Fahrer des Abschleppwagens, als er auf mich zukommt.
Mir bleibt dabei fast das Herz stehen, denn es handelt sich dabei um Hans Groß, der hatte auch schon meinen Mini am Haken, nachdem ich ihn bei Annweiler in den Leitplanken verbogen hatte. Also den Mini und nicht den Hans Groß. Das an sich wäre ja kaum der Rede wert, wenn ich den Groß nicht zuvor mit einer viel zu kurz abgeschnittenen Latzhose unter dem Namen Friedhelm bei einem Psychologen getroffen hätte. Dort saß er und verspeiste einen Fisch. Nach der Fahrt mit dem Abschleppwagen von damals musste ich auch noch feststellen, dass er mit dem Klaus Reuter befreundet ist, weshalb ich mich bis zum heutigen Tag nicht für Details aus dem Privatleben von Klaus interessiere.
Ich versuche noch aus der Ferne einen Blick in den Galaxy zu erhaschen, aber ich kann nichts Verdächtiges erspähen. So bleibt mir auch nichts weiter übrig, als auf Martin Schneider und sein Team zu warten.
In der Zwischenzeit schenkt uns Hans einen Kaffee aus seiner Thermoskanne ein. Meiner schmeckt nach Fisch!
Glücklicherweise lässt die Spurensicherung nicht lange auf sich warten. Allerdings hat sich das Warten für mich nicht gelohnt. Der Martin lässt von seinen Leuten zwar das Gelände akribisch absuchen, doch die Fahrzeugreste schaut er sich kaum an. Klar, bei den frostigen Temperaturen untersucht er das Wrack lieber in der kuschelig warmen Werkstatt vom Klaus. Wenn ich das gewusst hätte, wäre ich auch schon eine ganze Weile in meinem kuschelig warmen Büro. Genau dort fahr ich nun auch hin, also ins Büro, um meine beiden Kollegen über Yasis Fund zu informieren.
Laura und Timo СКАЧАТЬ