Название: Jakob
Автор: Stephan
Издательство: Автор
Жанр: Исторические любовные романы
isbn: 9783957447111
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„Ihr Verleumder, passt bloß auf, ihr verliert gleich eure Männlichkeit und alle eure Weichteile! Da kann dann selbst dieser Rummelboxer von Drecksack nichts mehr gegen mich unternehmen.“
Jakob geriet in Rage. Machte eine perfekte Verbeugung, die er vom Judo her kannte und sagte: „Haschime!“
Und siehe, einer der Uniformierten versuchte den wirklich zum Kampf entschlossenen Jakob zu beschwichtigen. Tat es, indem er zugestand: „Wir wissen doch über deinen gesundheitlichen Zustand Bescheid und wollen darum den Sachverhalt noch einmal prüfen.“
Jakob hatte aber nie ausmachen können, ob das je in irgendeiner Weise geschehen war. Der Eintrag jedenfalls wurde in sämtlichen Akten vorgenommen. Selbst beim MfS wurde daraufhin noch eine Akte angelegt mit eben diesem falschen Sachverhalt.
Auf solche Weise also war der ursprüngliche, erste Eintrag entstanden, dem viele weitere folgen sollten.
Als Jakob, der immer noch voller Wut war, schließlich auf sein Zimmer zurückkehrte, sah er die anderen, die wie gehabt immer noch auf ihren Betten lungerten. Ihm konnte speiübel werden, wenn er daran dachte, wie schön genüsslich sie der Aktion vorhin zugesehen hatten. Und er bedankte sich sehr scharf bei den Kollegen, die nicht einmal diese Bezeichnung verdienten, für ihre ach so große Unterstützung. Aber die grinsten ihm nur frech ins Gesicht.
‚Doch im Gegensatz zu euch Fratzen’, dachte Jakob, ‚bin ich jetzt ein Mann der Tat!’
Und er packte seine Sachen. ‚Weg hier, so schnell wie möglich, hier kann man nur noch abhauen. Die Grenze zum Westen ist nicht weit’, ging es ihm durch den Kopf. Ja, er war ein Mann großen Schrittes. Immer über die Felder. In der Dämmerung dann tauchte das Zonenrandgebiet vor ihm auf. Die Polizei allerdings auch.
Man brachte ihn – wie milde – zurück ins GST-Lager. Von da ab wurde er von sämtlichen vormilitärischen Ausbildungsschwerpunkten ausgeschlossen. Jakob setzte sein hämisches Grinsen auf: ‚ Mann, ist das für mich schade …’
Erfreulicherweise war auch die GST-Ausbildung zeitlich begrenzt und als Jakob endlich in den Betrieb zurückkam, ging alles wieder seinen normalen Gang. Damit konnte man schon eher leben und er fühlte sich wohl und gebraucht dabei.
Nach einigen Wochen Arbeit auf dem Dach aber bekam er hohes Fieber. Ein Fieber, das nicht abklingen wollte, was er auch versuchte.
Um es medizinisch abzuklären, fuhr er ins Sankt Georg Krankenhaus, wo man ihn unverzüglich auf die Quarantänestation legte.
Drei Monate lang.
Er musste dort bleiben, ob er wollte oder nicht und erfuhr, dass ein Virus in seinem Körper ausgebrochen war. Ein Virus, den 80 Prozent der Weltbevölkerung in sich trüge, der aber nur äußerst selten zum Ausbruch käme.
Ein Taubenvirus.
Anschließend, also am ersten Tag nach der Entlassung aus dem Sankt Georg sollte er gleich in die neurologische Abteilung der Uni-Klinik Leipzig nach Dösen eingewiesen werden, um die Folgeschäden des Ausbruches klassifizieren zu lassen und die gebliebene Höhentauglichkeit zu prüfen. Der Virus hatte ganze Arbeit geleistet. Seine Höhentauglichkeit war futsch.
‚Also ist’s Essig mit dem Dachdecker’, sagte sich Jakob, ‚kann ich vergessen.’
Der Betrieb setzte Jakob vorübergehend als Lageristen auf dem Hof ein. Und stellte ihm einen frisch aus dem Knast Gekommenen an die Seite, der bei schweren Lasten helfen sollte. Wie auch immer, den Lehrabschluss hatte Jakob bereits abgeschrieben.
Und nach eineinhalb Jahren wurde der Lehrvertrag nun vom Betrieb aufgelöst.
Dann kam der letzte Tag in der „Querbreite“.
Jakob machte ihn für alle Anwesenden zu einem Erlebnis.
Wie immer besetzte er die letzte Bank.
Nur, dass er diesmal nicht saß, sondern beinahe auf seinem Stuhl lag. Und trank.
Während des EDV-Unterrichts. Schluck für Schluck und direkt aus der Schnapsflasche. Es war ein guter, ein Wodka aus dem „Delikat“. Das ging solange, bis ihn die EDV-Lehrerin des Schulgebäudes verwies.
Den Rest des Tages verbrachte er dann in irgendeiner Kneipe der Stadt. Er konnte trinken, wie er wollte, er hatte sich trotzdem nicht mehr genau merken können, wo das eigentlich gewesen war. Warum auch. Volltrunken kam er immerhin bei seinen Eltern, seinem zu Hause, an.
Hier brachte man ihn verständnisvoll zu Bett. Darüber wurde nie wieder ein Wort verloren. Vielleicht hätten sie es getan …
Aber Jakob redet nicht.
Ein Mann, der drei Mal kräftig schluckt: Virus. Verweis. Wodka
Wenn Jakob reden würde,
stünden seine große Klappe, Ellenbogen und Hervorstechendes an
Denn das setzte Jakob wie ein Komplettprogramm ein, wie einer in etwas sein Siegel eindrückt. Warum und wem auch immer Jakob damit etwas zu beweisen suchte.
Oktober war es, da ging er, ohne irgendjemand – nicht mal die Eltern – informiert zu haben, ins Plattenwerk. Pah! Brauchte er vielleicht wen?
Verdiente sich hier die eigenen Brötchen als Komplettierer. Allerdings nur wenige Tage später wusste er schon genau, ja doch, das kann nur der erste Schritt gewesen sein. ‚Wie kann ein Mensch diese Plackerei ein Leben lang aushalten?’ Bitumenstreifen auf einem speziellen Ofen weichmachen, die auf Fenster- oder Türrahmen kleben, das Ganze exakt einsetzen; dann mit Schleudern und Schrauben an der rohen Betonplatte fixieren, bis schließlich alles haargenau ausgerichtet und für die Vollendung festgeschraubt wird. Zu guter Letzt hieß es dann die schweren Glasfenster und Glastüren einhängen. Und das alles im Akkord!
Nein, das war nicht sein Ding. Das war auf die Dauer garantiert nichts für Jakob. Aber erst Wochen später konnte er aufatmen. Da kam er denn endlich in die Schlosserbrigade, in die er von Anfang an immer gewollt hatte.
Das waren Kerle.
Die wussten mit dem Schneidbrenner umzugehen!
So was wollte Jakob auch.
‚War das nicht genial? Auf Anweisung etwas kaputtmachen.’ Etwas, das immer im Dreischichtwechsel geschah und nach der Frühschicht scherte er sich gleich auf die Abendschule.
Wegen der Schlosserausbildung, die jetzt für den Dachdecker stand. Zu der Zeit hatte er meistens Frühschicht, zudem noch der Kranschein und der Schweißer-Pass auf ihn warteten. Das galt es unbedingt mitzunehmen. Wer weiß schon, dachte sich Jakob, wann und wozu das noch gut sein kann. Die Sache mit dem Schweißer-Pass gestaltete sich äußerst problematisch, aber den brauchte Jakob zum Schlosserabschluss nun gerade am nötigsten. Doch die Chefs stellten sich quer.
„Das find ich vielleicht doof“, gestand Jakob seinem Kollegen.
„Angeblich ist keine Stelle mehr frei. Von wegen!“, knurrte er vor sich hin.
Da half es nicht mal, dass der Schweißer-Ausbilder sich für ihn stark machte, СКАЧАТЬ