Dracheneid. Tilo K. Sandner
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Dracheneid - Tilo K. Sandner страница 20

Название: Dracheneid

Автор: Tilo K. Sandner

Издательство: Автор

Жанр: Историческая фантастика

Серия:

isbn: 9783939043478

isbn:

СКАЧАТЬ gelassen haben.“

      Noch immer streichelte Adalbert liebevoll den großen Kopf des weißen Wolfes und sah seinem trauernden Freund hinterher. Plötzlich registrierte er, dass die Estrilljahner nicht mehr da waren. Gerade eben noch hatten sie dort drüben gestanden und jetzt waren sie wie vom Erdboden verschwunden. Das konnte nur Magie sein, wobei sich Adalbert darüber Gedanken machte, ob es gute oder schlechte Magie war, die dieses Volk plötzlich unsichtbar machen konnte. Irgendwie zog ihn diese geheime Kraft geradezu magisch an.

      Tief in seiner Brust spürte er, dass er sich mit etwas beschäftigte, mit dem er sich eigentlich nicht befassen durfte, aber dieser ungeheuren Anziehungskraft konnte er sich kaum widersetzen. Es kam ihm vor, als ob er sich gerade auf einen See begeben hätte, dessen Oberfläche sich erst vor kurzem in eine Eisfläche verwandelt hatte. Jeden Moment konnte das junge Eis unter seiner Last brechen und ihn in die eisige Kälte der Tiefe reißen, aus der es keine Rettung mehr gab.

      „Steh auf, mein weißer Wolf. Mehr kann ich im Moment nicht mehr für dich tun. Aber wenn du irgendwann einmal in Gefahr gerätst, dann wünsche ich mir, dass ich es sein darf, der dir zur Hilfe kommt.“

      Adalbert kraulte dem Wolf das Kinn und fasste ihm in sein dichtes Kragenfell, als dieser mit zittrigen Beinen versuchte, aufzustehen. Als Adalbert nun zu Jordill ging, folgte ihm der Wolf wackelig auf dem Fuß.

      „Die Estrilljahner haben Tork mitgenommen“, sagte Jordill und klang irgendwie erleichtert. Adalbert sah sich um und stellte fest, dass er nur noch das gefrorene Blut entdecken konnte. Die anderen sterblichen Überreste waren alle verschwunden.

      „Wie haben sie das denn bloß gemacht?“, wunderte sich der Junge.

      „Mit Magie, der Form, die wir nicht anwenden, denn sie kann den Sprecher der geheimen Formel schnell zu einem Sklaven des Bösen machen. Trotzdem bin ich froh, dass mir die Aufgabe erspart geblieben ist, Tork … für den Transport … vorzubereiten. Ich möchte ihn lieber so in Erinnerung behalten, wie er war, bevor … vor heute.“

      „Lass mich bitte die Wunde an deinem Hals ansehen, denn sie blutet noch immer“, bat Adalbert seinen Freund, um ihn etwas abzulenken. Wieder waren nur wenige Tropfen aus dem geheimnisvollen Fläschchen nötig, um die blutenden Wunden des Elfen zu schließen. Doch bei Jordill zischte es nicht und es stiegen auch keine grauen Wölkchen empor.

      „Wenn du weiterhin so verschwenderisch mit dem Heilöl umgehst, wirst du keinen einzigen Tropfen mehr haben, wenn es mal wirklich wichtig sein könnte“, dankte der Elf auf seine Art für die Heilung.

      „Was kann es Wichtigeres geben, als einen guten Freund zu heilen? Außerdem hat mir euer König Erithjull noch etwas von Merthurillhs Tränenöl zur Drachenschule mitgebracht, somit war mein kleines Fläschchen wieder randvoll, bevor wir aufgebrochen sind.“

      „Es ist schon sehr sonderbar, dass uns der große Weiße in der höchsten Not zu Hilfe kam“, meinte Jordill und deutete mit einem Nicken auf den Wolf. „Auch die Tatsache, dass er jetzt, wo du ihn von seinen Wunden geheilt hast, nicht wieder verschwindet, finde ich äußerst interessant. Wenn ich ihn mir so ansehe, wie er nur wenige Schritte hinter dir sitzt, als ob er dich schon seit Ewigkeiten kennen würde, habe ich das Gefühl, dass du schon wieder einen Freund fürs Leben gefunden hast. Weißt du eigentlich, welche Bedeutung weiße Wölfe bei uns Elfen haben?“

      Adalbert zuckte kurz mit den Schultern und bat Jordill, ihm alles über diese schönen Tiere zu berichten, was er wusste.

      „Sie gelten in unseren Erzählungen als Seelenwächter. Schon als kleine Kinder lauschen wir aufmerksam den spannenden Erzählungen unserer Eltern und Großeltern, wenn sie von den Ijsvargs, also den schneeweißen Wölfen erzählen. Der Name Ijsvarg ist kein elfischer Name, er stammt von den rauen Schneekriegern, die mit den Schneewölfen eine enge Partnerschaft eingegangen sind, ähnlich wie ihr Menschen mit den heutigen Hunden, die ja ihrerseits auch vom wilden Wolf abstammen. Sowohl die Schneekrieger als auch die Ijsvargs sind hier im Drachenland normalerweise nicht anzutreffen, sondern leben den Überlieferungen nach weit hinter dem Eisgebirge. Auch wir Elfen haben keinen Kontakt zu den Schneekriegern. Aber es kommt immer wieder vor, dass wir oder die Zwerge des Hochgebirges, einen von diesen Wölfen dabei entdecken, wie er im nördlichen Grenzland umherstreift.

      Den Erzählungen nach sollen diese wunderbaren Tiere in der Zeit des großen Krieges gegen den schwarzen Druiden Rettfill aber vermehrt über die Grenzen gekommen sein. Immer dann, wenn ein bedeutendes Wesen gestorben war. Dann blieb der Wolf stets längere Zeit in der Nähe dieses Verstorbenen, fast so, als hielte er eine heilige Totenwache. Daher gehen wir Elfen davon aus, dass der Ijsvarg die Seelen der Verstorbenen bewacht.“

      Jordill machte eine kurze, nachdenkliche Pause, bevor er in seiner Erzählung fortfuhr. „Sein unerwartetes Auftauchen ergibt somit einen tieferen Sinn, denn er ist bestimmt hier, um die Seele von Allturith zu bewachen, die du in dir trägst.“

      „Dann verstehe ich aber nicht, warum er nicht zuerst den Anführer der Narsokk-Wölfe angegriffen hat, der mich bedrohte“, gab Adalbert zu bedenken.

      „Ich weiß es auch nicht, aber ich vermute, dass er es war, der vor zwei Nächten lautlos um unser Lager herumgeschlichen ist und sich dann in deiner Nähe niedergelegt hat. Ich bin auch davon überzeugt, dass er uns schon die ganze Zeit über beobachtet hat und über jeden unserer Schritte Bescheid wusste. Deshalb denke ich, dass er ebenfalls von der Nähe der Estrilljahner wusste und sich somit auf die größte Gefahr konzentrierte. Wenn du dich erinnerst, stellte er sich ja direkt nach seinem ersten Angriff dem Leitwolf, der dich bedrohte. Der Ijsvarg hat die Gefahr richtig eingeschätzt und gehandelt, wie auch ich es getan hätte“, folgerte der Elf.

      „Aber das würde doch bedeuten, dass er wusste, dass uns die Estrilljahner helfen würden. Meinst du nicht, dass wir hier einem normalen Wolf etwas zu viel Intelligenz unterstellen?“

      „Nicht unbedingt. Da die Ijsvargs den Erzählungen nach von den Schneekriegern auch zu richtigen Kampfwölfen ausgebildet werden, kann ich mir sehr gut vorstellen, dass sie darauf abgerichtet sind, Feinde von Freunden zu unterscheiden. Wir wissen so wenig über die Estrilljahner und die Schneekrieger. Vielleicht haben sie ja Verbindungen zueinander, treiben miteinander Handel oder sind gar befreundet“, versuchte der Elf eine plausible Erklärung zu finden.

      „Aber warum haben dann die Estrilljahner auf ihn geschossen? Selbst wenn sie mit den Schneekriegern überhaupt keine Verbindungen hätten, müssten sie als entfernte Verwandte von euch doch auch die Erzählungen über die Ijsvargs kennen?“

      „Darauf weiß ich leider keine Antwort. Aber ich denke, dass ihr Hass auf die Narsokk-Wölfe so groß ist, dass sie jeden Wolf töten würden, egal ob dieser grau, schwarz oder weiß ist. Trotzdem glaube ich, dass sie dem Ijsvarg nichts tun wollten, bei dem Durcheinander und den vielen Pfeilen war es wohl eher ein Versehen als Absicht. Obwohl sie zwar mit uns entfernt verwandt sind, sind sie von ihrem Wesen doch völlig anders. Denk an die brutalen Trolle, die ja auch einmal Elfen waren. Das sanfte Wesen der Waldelfen wird seit Ewigkeiten von Generation zu Generation weitergegeben und gepflegt. Daher töten wir nur dann, wenn es unbedingt erforderlich ist und essen niemals Fleisch. Diese Sanftheit wirst du weder bei den Trollen noch bei den Estrilljahnern finden, denn ihr Leben ist von Gewalt geprägt.“

      „Es gibt aber eine Ausnahme bei den Trollen, nämlich Orax. Wir haben ihm viel zu verdanken. Hätte er uns damals in der Höhle des grässlichen Feuerkopfes Furtrillorrh nicht befreit, hätte uns dieser Drache ganz sicher bestialisch ermordet. Kaum zu glauben, dass er Merthurillhs Bruder ist.“

      „Du hast Recht, Adalbert. Wir stehen tief in Orax’ Schuld. Aber vergiss nicht, dass er ein Anführer der Trolle ist. Diesen Rang hat er sich ganz bestimmt nicht durch СКАЧАТЬ