Dracheneid. Tilo K. Sandner
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Название: Dracheneid

Автор: Tilo K. Sandner

Издательство: Автор

Жанр: Историческая фантастика

Серия:

isbn: 9783939043478

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СКАЧАТЬ wenn wir alleine sind. Der Anführer hat übrigens gesagt, dass der weiße Wolf noch lebt. Wir sollten uns bei ihm für seine Hilfe bedanken, bevor auch er stirbt.“

      Adalbert war überrascht. Wie konnte der Wolf denn noch leben? War er etwa auch ein blutleeres Monster? Warum hatte er ihnen dann geholfen?

      Schnell lief der Junge zu dem sterbenden Wolf. Seine Eile lag nicht nur daran, dass er sich um diesen unerwarteten Retter kümmern wollte, er musste auch unbedingt fort von diesem schrecklichen Schlachtfeld. Der Estrilljahner machte einen kleinen Schritt zur Seite und ließ Adalbert hindurch. Als er mit seiner Schulter gerade an dem verhüllten Anführer vorbei ging, bemerkte der Junge, wie dieser kurz seinen Kopf eine Winzigkeit anhob und seinen Körpergeruch hörbar einsog. Dabei konnte er einen flüchtigen Blick auf das Gesicht des Estrilljahners werfen, was er sofort bereute. Dieser winzige Moment hatte genügt, dass Adalbert die blass-graue, schuppige Haut des Mannes erkennen konnte. Die tiefliegenden Augen waren einfach nur pechschwarz, ohne Iris oder Pupillen, und machten auf ihn einen leblosen Eindruck, ähnlich wie bei den Narsokk-Wölfen. Und dann war da noch dieser seltsame Mund, der viel eher aussah, wie ein riesiger Raubvogelschnabel.

      Adalbert fürchtete sich vor dem, was er gerade gesehen hatte und verstand nun Jordills Warnung, dass es die Estrilljahner nicht mochten, wenn man sie ansah. Schnell tat er so, als hätte er nichts gesehen, auch wenn er befürchtete, dass der Estrilljahner ihm das nicht abnehmen würde, und ging mit einem Gefühl der Angst weiter auf den weißen Wolf zu. Diesmal achtete er ganz bewusst darauf, die anderen Estrilljahner nicht anzusehen.

      „Hallo, weißer Freund, warum hast du dein Leben riskiert, um uns zu retten?“, fragte er, als er sich vorsichtig zu dem Wolf hinunterkniete. Aus seinen Augenwinkeln konnte der Junge erkennen, wie die Estrilljahner einen Schritt auf ihn zugingen. Er vermutete, dass sie dies taten, um ihm notfalls beizustehen, falls der Wolf doch noch einmal die Kraft für einen letzten Angriff finden und diesen gegen ihn richten würde.

      Daher hob er kurz die Hand und sagte, ohne zu ihnen hinüberzublicken, laut und deutlich, dass sie zurückbleiben sollten, da er keine Angst vor dem Wolf habe.

      Als hätte er seine Worte verstanden, drehte der Wolf seinen Kopf zu ihm und schaute ihn an, als wenn er direkt in seine Seele blicken würde. Sofort erinnerte sich Adalbert an den schrecklichen und alles verändernden Tag, an dem der sterbende Drache Allturith seinen letzten Atemzug getan und seine Seele auf ihn übertragen hatte. Wieder kämpfte er mit den Tränen. Warum mussten bloß so viele der Lebewesen sterben, die er seit diesem Tag kennengelernt hatte?

      Die Pfeile der Estrilljahner steckten tief in der Brust und in der Flanke des Wolfes. Das herausquellende warme Blut verfärbte das seidig weiße Fell und tropfte auf den kalten Boden, wo es sofort gefror.

      Adalbert griff in seine Tasche und zog das kleine Fläschchen mit Merthurillhs Tränen hervor, aus denen die Waldelfen das geheimnisvolle Heilöl bereitet hatten, mit welchem er bereits seinen Elfenfreund Antharill zu retten versucht hatte, bevor dieser sich in den Hengst verwandelt hatte.

      Er öffnete das Gefäß und stellte es vorsichtig so neben sich in den Schnee, dass es nicht umfallen konnte. Dann beugte er sich über den Wolf und flüsterte ihm ins Ohr: „Bleib ruhig, mein Schöner. Ich werde dir gleich die Pfeile aus deinem Körper ziehen und dich dann heilen. Den Tod von Tork konnte ich leider nicht verhindern, aber du wirst heute ganz sicher nicht sterben!“

      Schnell, aber trotzdem möglichst behutsam, zog der Junge den Pfeil aus der blutverschmierten Brust heraus, warf ihn zur Seite und beobachtete den Wolf besorgt. Dieser hatte sich kaum bewegt. Nur das schmerzverzerrte Jaulen bewies, dass er noch immer lebte. Aus der offenen Wunde strömte das Blut, als ob es ein reißender Gebirgsbach wäre. Rasch griff Adalbert zu der kunstvoll verzierten Flasche und tröpfelte vorsichtig etwas von der heilenden Flüssigkeit in die Wunde. Es zischte so ähnlich, wie wenn Fett in die Glut eines Lagerfeuers tropfte. Sofort stiegen hellgraue Dämpfe aus der Verletzung empor. Nun wiederholte Adalbert die Prozedur auch beim zweiten Pfeil. Noch bevor er das Fläschchen wieder zugeschraubt hatte, begannen die ersten Wunden bereits, sich zu schließen. Jordill war inzwischen dazugekommen und hatte dem Wolf tröstend den Kopf gestreichelt. Als Adalbert den zweiten Pfeil herausgezogen hatte, presste der Elf seine Stirn an die des Wolfes, um ihm Kraft zu geben, damit er diese schmerzhafte Behandlung überstehen konnte.

      „Morgen wirst du wieder laufen können, mein Freund“, tröstete er den Wolf, wobei er manchmal traurig zu den Überresten seines Onkels hinüber sah, als wenn dieser plötzlich, wie durch ein Wunder, wieder auferstehen könnte.

      Adalbert konnte im Moment nichts mehr für die Wunden des Wolfes tun, rutschte zu Jordill heran und forderte den Elfen auf, doch wieder zu Tork zurückzugehen, um den Estrilljahnern dabei behilflich zu sein, die sterblichen Überreste für den Transport vorzubereiten.

      „Ich werde dir gleich folgen, möchte mich aber zuvor noch bei unserem neuen Freund für seinen mutigen Rettungsversuch bedanken“, erklärte Adalbert und legte behutsam den großen Kopf des Wolfes in seinen Schoß.

      Jordill führte ein leises Gespräch mit dem Anführer der Kapuzenmänner und kam dann noch einmal zu Adalbert zurück, um ihm zu berichten, was der Estrilljahner ihm gesagt hatte.

      „Es tut dem Anführer wirklich leid, dass sie den weißen Wolf getroffen haben. Sie wussten nicht, in welcher Verbindung er zu uns stand. Außerdem stand er mitten in der Schusslinie zu den Narsokk-Wölfen. Der Estrilljahner nannte mir seinen Namen und bat mich, dass ich ihn dir sagen sollte“, begann Jordill, bevor er von Adalbert ungeduldig unterbrochen wurde.

      „Sag schon, wie heißt er und warum nennt er mir seinen Namen denn nicht selbst?“, fragte Adalbert, der nun wieder vorsichtig zu dem Fremden sah.

      „Sie sprechen nicht gerne mit Menschen oder Zwergen, denn in der Vergangenheit haben sie sehr schlechte Erfahrungen gemacht. Besonders die Menschen haben sie wegen ihres Aussehens stets wie Aussätzige behandelt und verspottet. Das führte dazu, dass sie ihr Antlitz vor euch stets verbergen und nur sprechen, wenn es unbedingt notwendig ist“, erklärte der Elf.

      „Na da bin ich ja wirklich froh, dass es diesmal nicht nur wir Menschen sind, die alleine für alles Schlechte verantwortlich sind, sondern dass es auch mal die Zwerge trifft“, erwiderte Adalbert leicht gereizt.

      Schon seit vielen Tagen beschäftigte ihn der Gedanke, dass die Menschen wohl noch nicht viel Gutes für das Drachenland geleistet hatten. Ganz im Gegenteil, er hatte das Gefühl, dass sein eigenes Volk eigentlich mehr dazu beigetragen hatte, das harmonische Leben in seiner Heimat zu erschweren oder gar völlig zu zerstören. Wie schön musste die Zeit gewesen sein, von der Merthurillh ihm erzählt hatte, als es Frieden zwischen den verschiedenen Völkern des Drachenlandes gegeben hatte und die Drachen sogar die Höfe der Bauern bewacht hatten.

      „Sein Name ist Sardornosh. Es ist ein elfischer Name, denn die Estrilljahner sind ferne Verwandte von uns“, riss ihn Jordill aus seinen Gedanken heraus. „Sardornosh bedeutet Adlerblick. Die Estrilljahner sind Meister der Magie, daher haben sie sich auch vor vielen Generationen von uns losgesagt, denn ihre Magie ging viel weiter, als wir es der unsrigen erlaubt hätten. Wir haben schon immer darauf geachtet, dass die Magie nur zum Wohl und nie zum Schaden der Natur und aller Lebewesen eingesetzt wurde. Doch dieses Elfenvolk war damit nicht einverstanden. Sie waren damals der Meinung, dass böse, dunkle Magie zu guter werden würde, wenn sie gegen die Feinde der Elfen eingesetzt würde. Da wir das jedoch niemals zugelassen hätten, kam es zur Trennung unserer Völker. Aus ihnen gründete sich im Laufe der folgenden Generationen das Volk der Estrilljahner. Mehr möchte ich dir jetzt nicht erzählen. Wir werden einen geeigneteren Zeitpunkt finden, um unser Gespräch zu vertiefen.“

      „Du klingst schon fast wie der weise und erfahrene Antharill“, stellte Adalbert fest.

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