Название: Wie angelt man sich einen Prinzen?
Автор: Rachel Hauck
Издательство: Автор
Жанр: Религия: прочее
isbn: 9783865068774
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»Warum bist du so mürrisch? Hatten Susanna und du Streit?«
»Nein, uns geht es gut. Mehr als gut. Wir versuchen, ein Kind zu bekommen.«
Stephen grinste. »Warum machst du denn dann so ein langes Gesicht, Bruderherz?« Dann zeigte er auf den Umschlag. »Bitte sag mir jetzt nicht, du bist schon wieder wegen der Angelegenheit um den Prinzen von Brighton hier.«
Nathaniel legte das Kuvert auf den Tresen und klopfte sacht mit der Handfläche darauf, als wollte er sichergehen, dass es artig an seinem Platz blieb. »Heute nicht, aber der Streit ist sowieso rein akademisch. Ich verstehe nicht, warum du dich so sträubst. Als mein Bruder bist du eben der Prinz von Brighton. Die Krönung macht das nur offiziell.«
»Ganz genau, und wenn dann dadurch das offizielle Protokoll in Kraft tritt, werde ich Schirmherr wovon noch gleich? 15 karitativen Einrichtungen und Organisationen … inklusive des Gedenktages für die Gefallenen.«
»Ich hätte gedacht, dass du es als eine Ehre ansehen würdest, Schirmherr für das Kriegsdenkmal und den Gedenktag für die Gefallenen zu sein. Du hast für dein Land gekämpft und wurdest bei dem Einsatz verwundet.«
»Lass es, Nathaniel. Du weißt ganz genau, warum.«
»Ich weiß, was du mir erzählst, ja, aber ich bin mir nicht ganz sicher, ob ich das alles verstehe.«
»Soll ich dir nochmal meine letzten Tage in Afghanistan zusammenfassen?«
»Nein, ich erinnere mich gut an die tragischen Details und an die Gefallenen – ein Grund mehr, warum ich erwarten würde, dass du diesen Männern die Ehre erweist, indem du ihnen eine Stimme verleihst und das Volk daran erinnerst, welcher Preis für ihre Freiheit bezahlt wurde.«
»Ich gedenke der Jungs auf dem Platz. Ich spiele für sie.«
Stephen verstand den Druck, der auf Nathaniel lastete. Er war ein König mit königlichen Pflichten und Verantwortlichkeiten, es wurden Erwartungen an ihn gestellt. Die Presse hatte schon fast aufgegeben, danach zu fragen, wann der König seinen Bruder ins Amt des Prinzen von Brighton krönen würde.
Die königliche Behörde antwortete immer dasselbe. »Seine sportlichen Interessen im Rugby stehen aktuell im Vordergrund. Wir lassen ihm den Raum, diesen Interessen nachzugehen.«
Der Prinz von Brighton diente als Schutzpatron, Fürsorger und Verteidiger der Schwachen. Der Adelstitel war im Jahre 1850 von König Leopold IV. für seinen Bruder geschaffen worden, den er zum Schirmherren und Fürsprecher der Armen und der alternden Veteranen berufen hatte.
Jeweils der älteste Bruder des Regenten erbte den Titel. Der letzte Prinz von Brighton war ihr Urgroßonkel Prinz Michael gewesen, ebenfalls ein Rugbyspieler und Colonel der Luftwaffe, der am Tag der Landung der Alliierten in der Normandie gefallen war.
»Ich hätte erwartet, dass du Onkel Michael, die Männer, die gefallen sind, und ihre Familien, ehren würdest, indem du Schirmherr für das Kriegsdenkmal wirst. Besonders für diejenigen aus anderen Ländern, die Teil des Internationalen Alliiertenverbandes waren, Männer, die nicht aus Brighton stammten, aber trotzdem ihr Leben für die Truppe gelassen haben. Diese Männer waren deine Kameraden und deine –«
Stephen stieß sich vom Tresen ab und stolperte über seinen Barhocker, weil sich sein geschienter Fuß daran verfangen hatte. »Ich weiß, wer diese Männer waren und wie sie gestorben sind. Ich brauche keine Gardinenpredigt, Nathaniel.« Der Tee und die Krapfen wurden ihm sauer im Magen.
Er konnte das nicht tun. Seine Uniform anziehen, sich mit seinem königlichen Ich-bin-heiliger-als-ihr-Titel vor die Nation, ja, die ganze Welt stellen und so tun, als wäre er jemand, der er einfach nicht war. Jemand Würdiges.
Außerdem hatte er seine eigene Gedenkstätte bei Parrson House geschaffen, wo er seinen Kameraden an jedem Gedenktag Respekt zollte. Oder immer, wenn er aufs Land fuhr.
»Gut, hör zu, ich bin mir sicher, dass ich das nicht verstehe, aber …« Nathaniel nahm den Umschlag zur Hand.
»Nein, du verstehst das nicht. Wirklich nicht. Also lass mich einfach. General Horsch füllt die Rolle des Schirmherren für den Gedenktag und das Kriegsdenkmal sehr gut aus. Er ist ein großartiger Mann, ein verdienter Soldat, und er war der Kommandeur des Internationalen Alliiertenverbandes.«
»Du gibst vor deiner Angst klein bei, Kumpel.«
»Kleinbeigeben?« Ha! »Du glaubst, das sei Kleinbeigeben? Ich habe mir das Recht verdient, eine Entscheidung zu treffen.« Stephen schlug sich die Hand vor die Brust und zügelte seine Ängste. »Aber sag nie, ich hätte nachgegeben. Ich stehe jeden Tag auf, trete dem Leben entgegen und erinnere mich daran, was an jenem Tag in Torcham passiert ist.«
Seine Stimme verstummte, und die Kacheln der Küche warfen das Echo der Stille zurück.
»Es tut mir leid«, sagte Nathaniel nach einem Moment. »Aber ich bin aus einem ganz anderen Grund hier. Über die Krönung können wir ein andermal sprechen.« Nathaniel reichte Stephen das Kuvert. »Das hier müsstest du mir bitte mal erklären.«
Stephen drehte den Umschlag hin und her. »Das ist eine weiße Versandtasche in einem gewöhnlichen DIN-Format. Sowas verwendet man gewöhnlich zum Verschicken von Drucksachen oder vielleicht auch dazu, Akten und Papiere aufzubewahren.«
»Sehr witzig. Mein Bruder, der Spaßvogel. Schau rein. Schau dir an, was da drin ist.« Nathaniel beugte sich vor und schnipste mit dem Finger gegen die Kante des Umschlags. »Ich habe Mama gegenüber kein Wort über die Sache verloren, weil sie das völlig fertigmachen würde.«
In seinen 31 Jahren hatte er seine Mutter schon öfter »völlig fertiggemacht.« Aber das war als junger Mann gewesen. Seit seiner Zeit an der Universität war das nicht mehr vorgekommen. Jedenfalls seines Wissens nach. Er hatte hart daran gearbeitet, seinen Ruf als »Versager-Prinz« auszulöschen. Ein Versuch, bei dem er sich stets bemühte, aber immer wieder scheiterte.
»Fertigmachen? Was redest du da?« Eine unheimliche Vorahnung griff mit eisigen Fingern nach Stephen, als er das Papier aus dem Umschlag zog. Er fluchte kaum hörbar. »Woher kommt das?«
»Also ist es wahr?«
Stephen starrte auf die goldverzierte Urkunde mit den eingeprägten Lettern. »Ein Stück weit. Nicht so richtig. Ich meine, ja, wir sind nach Hessenberg gefahren und … Wo hast du das her?«
Erinnerungen, Gefühle, eine Sehnsucht, die er längst überwunden geglaubt hatte, durchströmten ihn.
»Erzbischof Burkhardt ließ es mir per Spezialkurier zukommen. Er ist äußerst besorgt.« Miles Burkhardt war das aktuelle Oberhaupt der Kirche im Großherzogtum Hessenberg, Brightons verschwisterter Nordseeinselnation. »Ihm ist die Urkunde in seinem Büro in die Hände gefallen. Er fand sie in einem Geheimfach, das Erzbischof Caldwell ihm gegenüber nie erwähnt hatte. Er war dabei, vor einer Umgestaltung des Büros Dinge zu sortieren und auszuräumen, und da war es und zeigte sich.«
»Dann mach dir keine Gedanken darum.« Stephen steckte die Urkunde wieder in den Umschlag. Sein Kopf erinnerte sein Herz daran, dass das hier keine große Sache war. »Ich habe die Papiere nie bei den Ämtern offiziell gemacht. Das hat gar keinen СКАЧАТЬ