Название: SOKO bizarr
Автор: Axel Hildebrand
Издательство: Автор
Жанр: Триллеры
isbn: 9783944180946
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Benjamin hat die Wohnung mit 54 Quadratmetern vermietet bekommen. Wo sind seine restlichen 2?
Mit einem Maßband ist die Arbeit schnell erledigt. Wohnzimmer plus Küche plus Schlafzimmer plus Flur. Ergebnis 54.
Vielleicht ist sein Grundriss anders als der von Frau Soll? Es gibt ja in Altbauten auch je nach Stockwerk unterschiedlich dicke Wände und so.
„Ja, unten dick und oben dünn.“, meint ein Kollege. Also müsste Frau Soll eher weniger Quadratmeter haben als Benjamin. Total unlogisch.
Aber eigentlich auch egal. Benjamin zahlt ja nur die Fläche, die er auch tatsächlich hat. Also lässt er es dabei bewenden.
Bis er eines Abends – eher aus genervter Langeweile und um eine gepfefferte Amazon-Rezension zu schreiben – die Filme der letzten Wochen ansieht.
Der Plot ist jedes Mal recht ähnlich: Katze schläft. Katze steht auf und geht weg, Katze kommt sechs Stunden später wieder.
Wie die STAR WARS-Filme. Nur eben mit Katze anstatt Todesstern. Irgendwie vorhersehbar.
Nur einer ist anders. Der mit dem Schatten. In einem Film gibt es – laut Zeitstempel gegen 13 Uhr – einen Schatten an der Wand. Das muss Raimund sein!
Aber was tut er da? Wo genau ist er da?
Man sieht im Bild nur den Schatten. Keine Katze. Keine Lichtquelle. Und es sind auch nur drei Einzelbilder. Scheiß Zeitraffer!
Benjamin verschiebt die Ein-Stern-Bewertung der Haustier-Cam und platzt fast vor Neugier. Er wird die Kamera umdrehen. Denn anscheinend geht die tägliche Action im Flur ab.
Benjamin versucht, die Situation zu rekonstruieren. Er schaltet das Licht im Flur an. Schon mal gut. Das muss es sein. Anders kriegt man keinen solchen Schatten an die Wohnzimmerwand.
Aber wo war Raimund? Es muss weiter oben gewesen sein. Der Schatten ist ziemlich lang und hoch.
Die Leiter?
Kann das sein, dass der phlegmatische Kater auf eine Malerleiter klettert und vorher das Licht anmacht?
Benjamin sieht endlich wieder eine Zukunft für seinen YouTube-Channel.
Am nächsten Tag geht er in der Mittagspause extra vor die Tür, um per Handy den Film abzurufen.
Flur. Dunkel. Keine Katze.
Na toll.
Aber Benjamin weiß, dass Naturforscher teilweise wochenlang vor dem Bau von irgendwelchen Nagern lauern – nur um ein gutes Bild zu machen.
Also fein. Abwarten. Cloudspeicher ist geduldig.
Nach fast zwei Wochen verliert Benjamin langsam die Lust. Denn außer ein paar kurzen Momenten, wo Raimund ins Schlafzimmer geht und in die Küche, passiert gar nichts.
Na, warte … Haustier-Cam-Hersteller! Das gibt Stunk auf Amazon.
„Alter, ruf mich nie wieder an!“
Benjamin ist verwirrt. Wieso reagiert Nicci so? Er hatte sie in einem Club kennengelernt und sie war genau sein Typ: Jede Menge Tattoos und Piercings und so Ghetto-Style, wie man nur sein kann, wenn man aus Esslingen stammt.
Und jetzt – nach nur einer Nacht – völlige Kontaktsperre.
Soooo blöd war der Sex jetzt auch wieder nicht. Also für Benjamin. Nicci hat da offenbar einen anderen Standpunkt. Aber was erwartet sie denn? Nach sechs Bier und zwei Nasen Ketamin?
Benjamin hakt die Sache ab. Bis sein Kumpel Toni bei seiner Freundin rausfliegt und für ein paar Tage bei ihm pennen muss.
Da war Toni am nächsten Morgen verschwunden. Nur ein Zettel auf dem Tisch: „Arschloch!“
Benjamin versucht ein paar Tage, die Geschichte zu klären. Aber Toni ist sowas von nicht mehr erreichbar für ihn. Geht ihm sogar auf der Straße aus dem Weg.
Was soll das?
Zuerst denkt Benjamin, dass Raimund Toni in die Schuhe gepisst hätte. Oder aufs Kopfkissen gekackt. Katzen äußern so häufig den Wunsch, dass der Besuch gehen soll.
Aber das kann’s ja wohl nicht sein. Nach fast 12 Jahren Freundschaft.
Toni verweigert aber jedes Gespräch. Und Benjamin beschließt, ihm aufzulauern. Vor der Firma.
Geduckt, hinterm Auto versteckt, kommt Benjamin sich ziemlich bescheuert vor. Ist das das Ende von Leuten, die erst ihre Katzen per Kamera bespannen? Dass sie irgendwann auf dem Parkplatz hocken und ihren besten Freunden auflauern?
„Hau ab!“
Toni reagiert gar nicht auf das Auflauern. Nur auf Benjamin.
Aber der besteht drauf. Schreit Toni an, dass er mal endlich sagen soll, was eigentlich los ist!
Toni sieht jetzt Benjamin an. Ziemlich lange. Dann schüttelt er nur den Kopf. Meint, er will da nie wieder drüber sprechen oder nachdenken. Seit damals kann er keine Nacht mehr pennen. Und das ist Benjamins Schuld.
„Was hab ich denn gemacht?!“
„Komm mir jetzt nicht so. Das war das Ekelhafteste, was ich jemals erlebt habe!“
Benjamin ist jetzt klar, dass er irgendwas gemacht hat. Aber er kann sich nicht dran erinnern. Wirklich nicht!
Ob er schlafwandelt? Als Kind soll ihm das öfter passiert sein. Sagt Benjamins Mutter. Da sei er wie ein Gespenst durchs Haus geschlichen und hätte die Geschwister erschreckt. Indem er sich einfach zu ihnen ins Bett gelegt hat.
Könnte eine Erklärung sein. Falls – nur mal angenommen – falls Benjamin sich wirklich in der Nacht schlafwandelnd zu Tom aufs Sofa gelegt hätte … unter die Decke gekuschelt … dann muss das ziemlich schwul rübergekommen sein.
Und wenn sowas wirklich passiert ist – dann hat er eine Aufnahme davon.
Denkt Benjamin.
Aber die Nachtsicht der Haustier-Cam ist ziemlich übel. Nur grünlich-schwarzes Geflimmer.
Immer wieder spult er zu dem Punkt, wo Toni fluchtartig die Wohnung verlässt. 01:23 Uhr sagt der Zeitstempel.
Und vorher niemand, der aus dem Schlafzimmer kommt.
Na, schön. Also kein Schlafwandeln.
Aber Licht.
Licht?!
Benjamin hat immer nur bis der Stelle gespult, wo Toni geht. Aber zehn Minuten später ist Licht im Flur. Nicht im ganzen Flur. Sondern in der Kammer. Ein schmaler Streifen. Und nur auf einem einzelnen Bild.
Benjamin sucht den Film, auf dem Nicci abhaut. 3:46 Uhr. Nicci rennt – erst halb angezogen – aus der Tür.
Und СКАЧАТЬ