Название: Weil du siehst, wie schön ich bin
Автор: Rachel Hauck
Издательство: Автор
Жанр: Религия: прочее
isbn: 9783961400898
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„Ist schon gut.“ Sie wies auf die Waschbecken, zog sich den Kittel aus, den sie zum Streichen getragen hatte, und band sich eine saubere Schürze um. „Nimm das ganz rechts.“
Tom machte es sich in dem schwarzen Stuhl bequem, während Ginger seinen Kopf in die Kuhle des Waschbeckens legte.
„Wie geht es dir?“, fragte er, während sie seinen Kopf mit warmem Wasser benetzte.
„Gut.“ Sie zögerte. Dann fuhr sie mit den Fingern durch sein dichtes Haar. In der Highschool hatte sie davon geträumt, Toms dunkle, schwere Locken zu schneiden. Als Mr. Bickle sie dann in Mathe als Lernpartner zusammengespannt hatte, war sie sicher gewesen, sie wäre gestorben und im Himmel wieder aufgewacht.
Der Duft seines Rasierwassers überschwemmte nach und nach ihre Sinne. Sie atmete bewusst aus und versuchte, ihr Adrenalin zu zügeln, aber eine Berührung seiner weichen Locken reichte aus, und ihre Adern wurden zu Autobahnen der Sehnsüchte.
Das bedeutet überhaupt nichts. Nur ein Kunde … nur ein Kunde.
Ginger lugte in Toms Gesicht hinunter − eine Zusammenstellung der schönsten Gesichtszüge, die die Stars von Hollywoods Goldenem Zeitalter hervorgebracht hatten. Cary Grants Kultiviertheit mit Gregory Pecks heißem Blick, gemischt mit Jimmy Stewarts liebenswertem Mann-von-nebenan.
Ruhig jetzt … Als sie sein Haar einschäumte, fiel ihr Blick auf ihr eigenes Bild in einem der Spiegel.
Ihr Schal war verrutscht und gab den Blick frei auf ihre grässliche Narbe, die vor Scham rot leuchtete. Ginger steckte den Schal zurück an seinen Platz, ehe Tom aufschauen und sie sehen konnte.
Sie würde sich nie daran gewöhnen. Nie. Die Hässlichkeit. Die Erinnerung an das Feuer, an den Tag, an dem ihr klar wurde, dass sie ihr Leben lang gezeichnet sein würde. Daran, wie sie im Bett lag und weinte und wusste, dass niemand sie je wollen würde. Selbst mit erst zwölf Jahren hatte die Wahrheit bereits durch ihren Kopf geschallt.
Niemand … niemand … niemand …
Kapitel 2
Während sein Kopf in der Waschschüssel lag und Gingers Hände sich durch sein Haar arbeiteten, seine Kopfhaut massierten und seinen Puls in die Höhe trieben, bereute Tom, an diesem verschneiten Tag für einen schnellen Haarschnitt vor die Tür gegangen zu sein.
Wäre ihm klar gewesen, dass Maggie den Salon an Ginger verkauft hatte, hätte er die glatten Straßen und das Verkehrschaos auf sich genommen und den neuen Friseurladen am anderen Ende der Stadt getestet.
Ja, er hatte natürlich gewusst, dass er ihr früher oder später begegnen müsste – vorzugsweise Letzteres –, aber doch nicht an seinem ersten Tag zurück in Rosebud. Nicht mit dem Kopf in ihrem Waschbecken liegend, mit ihren Händen in seinem Haar.
Er hatte gehen wollen, nachdem Ginger gesagt hatte, sie hätten geschlossen, aber dann hatte ihn Ruby-Jane hereingeschoben, und da saß er nun.
„Ginger“, hob er an. Er räusperte sich. „Seit wann bist du …“
„Bitte aufrichten.“ Sie drückte sachte gegen seine Schulter. Als er sich aufgerichtet hatte, schlang sie ein Handtuch um seinen Kopf und trocknete sein Haar, was seine aufkommenden Gefühle nur weiter schürte. „Setz dich.“ Sie wies auf den Arbeitsplatz, auf den Ruby-Jane ihn platziert hatte.
Er stahl einen Blick auf sie im Spiegel, während sie das Handtuch entfernte und ihm einen Umhang umlegte. „Seit wann bist du denn wieder in Rosebud? Ich habe gehört, dass du vor sechs Monaten noch mit Tracie Blue auf Tournee warst!?“
Sie bückte sich vor ihm nach Schere und Kamm. „Ja, war ich.“
Brrr. Er vermutete, dass es draußen gerade wärmer war als drinnen im Salon.
Ginger stellte die Stuhlhöhe ein und begann ihn zu kämmen. Er bemerkte ihren unaufdringlichen Geruch. Sie roch romantisch, wenn man Romantik als Duftnote bezeichnen konnte, wie ein milder, herrlicher Sommerabend in Alabama. Der Duft sammelte sich in dem Hohlraum zwischen seinem Herzen und seinen Rippen.
„Die Seiten trimmen? Und oben ein bisschen kürzer?“, fragte sie.
„Ja, genau, die Seiten ein bisschen. Ich mag das nicht, wenn die Haare so über den Nacken und auf meine Ohren kriechen …“ Als sie beiseiteging, drangen die Farbdünste wieder zu ihm vor, übertünchten ihren Duft und holten ihn in die Wirklichkeit zurück. Er war wegen eines Haarschnitts gekommen, nicht zu einem Rendezvous mit einer Beinahe-Romanze aus seiner Vergangenheit.
Außerdem schien es sie nicht weiter zu kümmern, dass er ganz zufällig in ihren Laden geschneit war. Vielleicht erinnerte sie sich gar nicht an die Zuneigung zwischen ihnen, wie er mit ihr geflirtet und nach einem Zeichen, einem kleinen Hinweis auf Interesse gesucht hatte.
Er hatte sie gerade ins Kino eingeladen, als Dad ankündigte, sie würden umziehen. Würden mitten in der Nacht die Stadt verlassen. Tom hatte keine Chance gehabt, sich von irgendjemandem zu verabschieden, und schon gar nicht von Ginger Winters.
„Bitte den Kopf vorbeugen.“
Er neigte sein Kinn auf die Brust, atmete einmal tief für sich ein und einmal tief für sie aus.
Sollte er einfach mit einem „Es tut mir leid“ anfangen? Oder sollte er die Vergangenheit Vergangenheit sein lassen?
Sie musste seit der Highschool Freunde gehabt haben. Immerhin war sie mit Tracie Blue auf Tour gewesen, hatte die Welt gesehen und allerhand Menschen getroffen. Vielleicht hatte sie ja jetzt einen Freund. Oder einen Verlobten. Er beobachtete im Spiegel ihre linke Hand. Kein Ring.
„Also, du hast noch gar nicht gesagt, seit wann du den Salon hast?“ Smalltalk. Vielleicht konnte er sie dazu bringen, sich zu öffnen.
„Seit sechs Monaten.“ Sie tauschte die Schere gegen den Rasierer ein.
„Bist du froh darüber, wieder in Rosebud zu sein?“ Er entspannte sich, probierte zu lächeln und ihren Blick zu erhaschen.
„Ja.“ Sie neigte seinen Kopf zur Seite und führte den summenden Apparat um sein Ohr herum.
„Gut … gut … ich auch.“
Sie schaltete die Schermaschine aus, griff wieder zur Schere und wirbelte sie in ihren Fingern herum; ein Trick, den er gerne öfter gesehen hätte.
Entweder hatte sie einen schlechten Tag oder sie verabscheute ihn wirklich sehr. Ja, er hatte sie versetzt … vor zwölf Jahren. Das verstand sie doch sicher, angesichts der Umstände.
„Schnee sieht man ja echt selten in Rosebud.“
„Ziemlich …“
„Ich bin auch wieder zurück. In Rosebud.“ Er verlagerte sein Gewicht. „Nicht nur für die Hochzeit.”
Sie wurde langsamer, sah auf und schaute ihn im Spiegel an. „G…gut.“ Sie drehte ihn gerade zum Spiegel hin und prüfte, ob die Seiten gleichmäßig waren.
„Das СКАЧАТЬ