Название: Weil du siehst, wie schön ich bin
Автор: Rachel Hauck
Издательство: Автор
Жанр: Религия: прочее
isbn: 9783961400898
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„Ich seh’s.“
„Ruby-Jane, hallo, schön, dich zu sehen. Ginger … lange her, was!?“ Er fuhr sich mit der Hand über sein langes, gewelltes Haar, und der Blick seiner blauen Augen huschte zwischen Ruby-Jane und Ginger hin und her, der die Knie schlotterten, völlig machtlos in seiner Gegenwart. „Habt ihr auf? Ist Maggie da? Ich wollte mir schnell die Haare schneiden lassen.“
Ruby-Jane klopfte ihm lächelnd auf die Schulter. „Die gute alte Maggie Boyd ist in Rente gegangen.“ Wieder schob sie ihn vorwärts und signalisierte hinter seinem Rücken, dass Ginger mit ihm reden sollte.
„Also hat Maggie endlich ihre Reise nach Irland angetreten? Ich habe mich schon gewundert, warum auf dem Schild Gingers Schnittchen steht.“
„S…sie ist tatsächlich gerade in Irland. Jetzt gehört der S…Salon mir.“ Gingers Stimme wurde immer leiser. In ihren eigenen Ohren, neben dem Donner ihres Herzschlags, klang sie leise und dünn. Sie griff nach dem Stiel der Farbrolle und drehte sich zur Wand. Jetzt reiß dich mal zusammen. Denk dran, was er dir angetan hat. Wenn sie auch nur ein bisschen Mut hätte, würde sie ihn jetzt mit Farbe überziehen.
„Weißt du noch, wie wir zusammen Mathe gelernt haben, Ginger?“
„Ja.“ Sie warf ihm einen Blick zu, bemühte sich so sehr, ruhig zu bleiben, aber Tom Wells mit seinen blauen Augen und diesen Mammut-Schultern stand nun einmal gerade in ihrem Salon.
Immer noch stumm mit Gesten und Grimassen kommunizierend, ging Ruby-Jane um ihn herum. „Ja, ist ja wirklich lange her, Tom. Seit du die Stadt in unserem letzten Schuljahr verlassen hast. Was führt dich denn her?“
„Ja, wirklich, ist schon eine Weile her. Ich … also, ich bin wieder da. Wegen der Hochzeit. Von Bridgett und Eric.“ Er wirkte reserviert, fast schüchtern. Auf jeden Fall sehr viel demütiger als damals. „Ich bin der Trauzeuge.“
Ginger drückte die Farbrolle an die Wand. Was? Er war einer von Erics Trauzeugen? Sie würde das ganze Wochenende über in seiner Nähe sein?
„Ich habe gehört, das wird die Hochzeit des Jahrzehnts.“ Ruby-Jane wedelte in Gingers Richtung. „Sie ist die Stylistin für den ganzen Zirkus.“
„Echt?“ Trotz seines Gesichtsausdrucks klang Tom beeindruckt. „Überrascht mich gar nicht. Du konntest das immer gut, mit Haaren und so, wenn ich mich recht erinnere.“ Er schaute sich um und wischte sich eine Strähne seines dicken Haars aus der Stirn. „Wie du siehst, brauche ich ganz dringend einen Haarschnitt. Aber anscheinend habt ihr gar nicht geöffnet.“
Sein Lächeln nagelte Ginger förmlich an die Wand. Jetzt komm mal runter, er ist nur auf der Durchreise … lass dich nicht von ihm durcheinanderbringen.
„Tut mir leid, aber wir streichen heute. Du kannst ja ins neue Einkaufszentrum südlich der Stadt fahren, wenn du einen Schnitt brauchst.“
„Die Straßen sind furchtbar“, sagte Tom und kam nah genug, dass sein subtiler Eigengeruch sich unter die Farbdämpfe mischte und sich auf ihr niederließ. „Ein Riesenstau auf dem Highway 21.“
„Du weißt doch, wie es hier im Süden ist“, sagte Ruby-Jane. „Wir können ja noch nicht einmal bei Regen Auto fahren, geschweige denn bei Eis oder Schnee.“
Lachend schüttelte Tom den Kopf. „Sehr richtig.“ Er hob den Blick zu Ginger. „Also, ist es denn möglich, dass ich hier die Haare geschnitten bekomme? Es geht nur jetzt …“
„Aber klar doch.“ Ruby-Jane legte ihre Farbrolle ab, schob die Plastikplane beiseite und führte Tom zu einem Stuhl am anderen Ende des Raumes. „Ginger, ist dieser Arbeitsplatz angeschlossen?“ Mit den Lippen formte sie eine Art stummes Kommando und gestikulierte wild in Toms Richtung. „Bist du bereit?“
In dem Moment bemerkte Ginger ihren Arm, der unter ihrem Umhang hervorschaute und dessen Narben deutlich sichtbar waren. Und er hatte sie direkt angeschaut. Könnte sich der Boden denn nicht auftun und sie am Stück verschlucken? Sie legte ihre Rolle auf der Farbwanne ab, zupfte den Ärmel nach unten und dehnte ihn so, dass er bis zu den Fingerspitzen reichte.
Tom Wells … in ihrem Salon … in ihrem Stuhl … wartete darauf, dass sie sein Haar anfasste. Nur der Gedanke daran gab ihr das Gefühl, sie könnte gleich auseinanderfallen.
„Hör mal, wenn Ginger nicht will …“ Er versuchte aufzustehen, aber Ruby-Jane schob ihn energisch in den Stuhl zurück.
„Will sie doch. Sie kommt gleich. Ginger, kannst du mir zeigen, wo die Barkasse ist? Dann gehe ich los und hole die Pizza.“ RJ packte sie am Arm und führte sie ins Hinterzimmer.
„Was ist denn mit dir los?“ RJ, die ganz genau wusste, wo sich die Barkasse befand, nahm ein Gemälde einer Blumenwiese von der Wand, unter dem sich der Safe befand, und drehte am Stellrad. „Tom Wells … hallo!“ Sie griff nach der Geldtasche. „Wenn der mal nicht noch besser aussieht als damals in der Highschool, esse ich die Pizza alleine auf, und den Karton dazu. Und nett. Er wirkt so nett. Wie unfair, findest du nicht auch? Männer sehen immer besser aus, je älter sie werden, und bei Frauen hängt einfach alles.“
„Was mit mir los ist?“ Ginger hielt ihre Stimme gesenkt, sprach aber energisch. „Ich werde dir sagen, was mit mir los ist. Er war der einzige Junge, den ich je geliebt habe, der mich überhaupt je beachtet hat − und dann lässt er mich noch vor unserer ersten Verabredung sitzen.“
Ruby-Jane nahm einen Zwanziger heraus und schloss die Geldtasche wieder sorgfältig ein. „Seine Familie ist umgezogen, weißt du noch?“ Sie schlüpfte aus ihrem Malerkittel, den sie über eine Stuhllehne legte.
„Aber er hat mir nicht einmal gesagt, dass er weggeht. Wie schwer kann es sein, zum Hörer zu greifen? ‚Äh, Ginger, ich schaffe es nicht. Dad sagt, wir ziehen um.‘ Und später hat er auch nie angerufen oder wenigstens mal geschrieben.“
„Dann geh halt da rein und versau seinen Haarschnitt, um es ihm heimzuzahlen. Aber Liebegutebeste …“ Ruby-Jane wackelte mit den Augenbrauen. „Es ist Tom Wells. Der Tom Wells. Außerdem ist das zwölf Jahre her. Erzähl mir nicht, dass du ihm das immer noch nachträgst.“
Tom Wells, ein Name, der Assoziationen weckte – umwerfend, athletisch, glühend, knieerweichend, küssbar …
Ginger packte RJ an den Armen. „Lass mich nicht mit ihm alleine. Bleib hier. In zehn Minuten bin ich fertig.“
„Vergiss es. Bis dahin ist die Pizza kalt.“ RJ feixte und ging um Ginger herum zurück in den Ladenraum. „Sag mal, Tom, wir haben zu viel Pizza bestellt. Hast du Lust, ein Stück mit uns zu essen?“
Memo an mich selbst: Ruby-Jane feuern.
Die Glöckchen schellten, als RJ hinausging. Munter winkte sie Ginger durch die Schaufensterscheibe zu. Keine Sorge, RJ. Wie man in den Wald hineinruft, so schallt es heraus.
„Ginger“, sagte Tom im Aufstehen. „Ich werde dich nicht dazu zwingen, mir die Haare zu schneiden.“
Ganz kurz trafen sich ihre Blicke. Ihr Herzschlag pulsierte СКАЧАТЬ