Weil du siehst, wie schön ich bin. Rachel Hauck
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Название: Weil du siehst, wie schön ich bin

Автор: Rachel Hauck

Издательство: Автор

Жанр: Религия: прочее

Серия:

isbn: 9783961400898

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СКАЧАТЬ schneite, machte es ihr nichts aus, ihre runzlige Haut zu entblößen, die sie immer ein bisschen an die topografische Karte eines Landes mit vielen Gebirgszügen erinnerte. „Wir können die alten Kittel überziehen, dann werden unsere Kleider nicht schmutzig.“

      Ruby-Jane war neben Mama und Grandpa die erste Person gewesen, die die scheußlichen Wunden gesehen hatte, die seit dem Brand des Wohnwagens ihren Körper zeichneten.

      Als sie zwölf Jahre alt war, hatte sich alles für Ginger Winters geändert. Aber aus ihrem Schmerz war auch eine gute Sache hervorgegangen: ihre Supermacht, die Schönheit in ihren Freunden zu sehen und zutage zu bringen. Trotz ihrer hässlichen Entstellungen war sie in der Highschool das Mädchen gewesen, zu dem man in Sachen Haare und Make-up einfach ging.

      So hatte sie überlebt. So hatte sie ihren Lebenszweck gefunden. Ihre Fähigkeiten hatte sie an die wunderbarsten Orte geführt. Aber nun, nach zwölf Jahren, war sie wieder zurück in Rosebud und begann einen neuen Lebensabschnitt, indem sie ihren eigenen Schönheitssalon eröffnete.

      Sie war von zuhause weggegangen, um eine renommierte Stylistin zu werden und der Rolle des Brandopfers zu entfliehen.

      Und das hatte sie geschafft … hatte sie jedenfalls geglaubt, nachdem sie Stellen in Top-Salons in New York, Atlanta und schließlich Nashville bekommen hatte, von wo aus sie als persönliche Stylistin der Country-Sensation Tracie Blue die Welt bereiste.

      Dennoch blieb es trotz all ihres Erfolges dabei: Ginger war das Mädchen, das hässlich und vernarbt für immer und alle Zeit von außen zuschaute.

      Fakt war: Manche Dinge änderten sich einfach nie. Sollte sie sich je etwas anderes erhofft haben, brauchte sie nur die Rolle zu betrachten, die sie bei der Hochzeit ihrer „Freundin“ dieses Wochenende spielen würde. Die der angeheuerten Hilfskraft.

      Ginger zerrte die Farbeimer aus dem Lagerraum. Als sie vor sechs Monaten nach Rosebud zurückgekehrt war und den Papierkram für das Geschäft unterzeichnet hatte, war sie losgezogen und hatte pink-beige Farbe gekauft, in der sie die Wände streichen wollte, um dem alten Schönheitssalon einen frischen Look und einen neuen Geruch zu verpassen. So wollte sie dem historischen Ladengeschäft ihre persönliche Note verleihen.

      Aber Maggie hatte ihr nicht nur einen Laden, sondern auch einen vollen Terminkalender übergeben, und Ginger war von jetzt auf gleich voll eingestiegen. Sie hatte bislang gerade genug Zeit gehabt, ihre eigene kleine Wohnung über dem Geschäft zu streichen und zu dekorieren.

      Dann gingen die beiden erfahrenen Stylistinnen, die für Maggie gearbeitet hatten, in Rente. Und so hatten sich Zehn-Stunden-Tage in Fünfzehn-Stunden-Tage verwandelt, bis Ginger Michele und Casey einstellte, beide Teilzeitstylistinnen und Vollzeitmütter.

      Das Streichen hatte warten müssen.

      „Können wir wenigstens was zum Mittagessen bestellen?“ Ruby-Jane öffnete die Türen des Materialschranks, woraufhin ihr die Farbrollen mit den langen Stielen entgegenpurzelten. Seufzend sammelte sie sie auf und lehnte sie gegen die Wand.

      „Ja, Pizza. Geht auf mich.“

      „Ich liebe dich, Ginger Winters. Du sprichst meine Sprache.“

      Neben dem Farbeimer kniend hebelte Ginger den Deckel ab und befüllte die Farbwannen. Danach schob und zog sie die Friseurstühle in die Mitte des Raums und bedeckte die alten Holzdielen in Wandnähe mit Papier und Planen.

      „Ich muss zugeben, dass ich diesen alten Laden einfach liebe“, sagte RJ, die zwischen Ladenraum und Hinterzimmer innehielt.

      „Ich auch.“ Ginger hob ihren Blick und schaute sich in dem abgenutzten, viel geliebten Raum um. „Wünschst du dir nicht auch, dass diese Wände reden könnten?“

      Ruby-Jane lachte. „Ja − weil ich gerne ein paar von den alten Geschichten hören würde. Und nein − weil mir sprechende Wände echt Angst machen würden.“ Sie beäugte Ginger und zeigte mit dem Finger auf sie. „Aber eines Tages werden diese Wände unsere Geschichten erzählen.“

      „Können wir nochmal darauf zurückkommen, dass dir sprechende Wände Angst machen?“, lachte Ginger atemlos, als sie den letzten Arbeitsplatz von der Wand wegzog. „Ich will keine Geschichten über mich hören.“

      Sie hatte sie doch schon gehört. Freak. Hässlich. Vor der gruselt es mich.

      „Ich glaube, die Wände werden ganz wunderbare Geschichten erzählen: Ginger Winters hat Frauen dazu gebracht, sich mit sich selbst wohlzufühlen.

      Sie lächelte Ruby-Jane, die ewige Optimistin, an. „Okay, in dem Fall kann ich mit den sprechenden Wänden leben. Also … streichen. Meine Güte, ist das eine große Wand. Lass uns mit der rechten Seite anfangen. Wenn dann noch Zeit ist, machen wir den Rest. Wenn die rechte Seite erst einmal fertig ist, motiviert uns das bestimmt, den Rest auch noch zu schaffen.“

      „Du bist der Boss.“

      Ginger legte sich den Schal um ihren Hals zurecht und glättete das Haar, das ihr über die rechte Schulter fiel. Während sie den Mut hatte, ihre Ärmel hochzukrempeln und ihren vernarbten Arm sehen zu lassen, genierte sie sich doch zu sehr, ihren Hals und das abscheuliche Debakel der Hauttransplantation dort zu offenbaren.

      Nach zwei Entzündungen und drei Operationen hatte Mama aufgegeben und beschlossen, dass „‚gut genug‘ jetzt einfach mal gut sein muss“.

      Die Hand auf die gräulichste, runzligste Stelle an ihrem Halsansatz gepresst, hatte Ginger sich nachts in den Schlaf geweint.

      Damals hatte sie gewusst, dass sie nie schön sein würde.

      „Du kannst ein Privatleben haben, wenn du nur willst“, sagte RJ, die ihr mit der letzten Station half.

      „Wer sagt denn, dass ich eins will?“ Ginger eilte zum Lager. „Lass uns mit dem Streichen anfangen.“

      Fünf Minuten später troffen die Rollen nur so, während Ginger und Ruby-Jane die Wand mit frischer Farbe bedeckten und ihre geliebten Countrysongs die Luft erfüllten.

      „Bist du denn bereit?“, fragte RJ. „Für das Wochenende, meine ich? Eine Braut, sieben Brautjungfern, zwei Mütter, drei Großmütter …“

      „Jap. Das wird der reinste Spaziergang, Kazansky.“

      „Ich kann immer noch nicht glauben, dass sie mich nicht eingeladen hat. Bis zur Highschool waren wir gute Freundinnen.“

      „Vielleicht weil du eine Zeit lang mit Eric ausgegangen bist, nachdem sie sich getrennt haben?“

      „Ja, stimmt, da war was.“ Seufz. Als Bridgett und Eric nach dem Schulabschluss getrennte Wege gegangen waren, war Ruby-Jane nur allzu begierig gewesen, die zukünftige Mrs. Eric James zu werden.

      „Und was die Sache angeht, dass sie dich in der Highschool hat fallen lassen, tja, weiß auch nicht, aber ihr Verlust war auf jeden Fall mein Gewinn.“ Keine wahreren Worte hätten je gesprochen werden können. Tief ausatmend ließ Ginger sich auf die gleichförmige Bewegung des Farbrollens ein.

      Im Geschäft war es warm und angenehm. Hin und wieder trafen vereiste Schneekristalle mit einem leisen Geräusch die Fensterscheibe.

      „Tja, das stimmt, aber ich glaube schon, dass wir uns auch so angefreundet hätten.“

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