Das Versprechen der Nonne. Robert Storch
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Читать онлайн книгу Das Versprechen der Nonne - Robert Storch страница 22

Название: Das Versprechen der Nonne

Автор: Robert Storch

Издательство: Автор

Жанр: Религия: прочее

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isbn: 9783961400874

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СКАЧАТЬ Bei diesem Gedanken fluchte Gerold leise, weil er nur als Mönch verkleidet durch den Ort streifen konnte, anstatt hoch zu Ross, wie es sich für einen Grafen geziemte.

      Auf dem Platz zwischen den Steingebäuden wurde Markt abgehalten. Gerold schob Interesse an den Kleidern aus dem Genitium des Nonnenklosters vor, konnte der Marktfrau jedoch nichts über Michal entlocken. Stattdessen erfuhr er, dass die Marktfrau mit ihrer Arbeit für das Nonnenkloster mehr zu essen nach Hause brachte als ihr Mann.

      Dieser Umstand kam Prior Goumerad zu Ohren, denn in seiner Predigt vier Tage später wetterte er, es sei gegen Gottes Ordnung, wenn, wie es hier in Heidenheim die Regel sei, Weiber mehr verdienten als Männer, schließlich habe Gott die Frau aus der Rippe des Mannes erschaffen, damit sie seine Gehilfin werde, nicht seine Herrin.

      Bei dieser Messe lugte Gerold immer wieder zu Michal hinüber, darauf wartend, dass sie sich ihm zuwandte, aber sie blieb tief in das Gebet versunken. Als der Nonnenchor sang, hörte er ihre hohe Stimme heraus.

      Vor der Kirche wartete er auf den Auszug der Nonnen, doch auch jetzt hob Michal nicht den Kopf. Ungläubig blickte Gerold ihr hinterher. Hatte er sie überhaupt nicht beeindruckt? Immer noch rätselnd, wandte sich Gerold zum Krankenlager. Da rief Walburga ihm zu: „Auf ein Wort, Gerold!“

      Ihre Stimme hatte etwas Schneidendes, sodass Gerold versucht war, weiter Richtung Krankenlager zu humpeln. Aber er blieb stehen, wohl wissend, dass Walburga ihn einst vom Fieber geheilt hatte und somit als Einzige in Heidenheim seine edle Abstammung kannte. Aus den Amphoren, die jetzt an ihrem Gürtel hingen, hatte sie das Öl und die Kräuter hervorgeholt, die ihn geheilt hatten. Er folgte Walburga in den Schatten des Kirchenportals, wo er Michal nach dem Tribunal die Frage gestellt hatte, die immer noch unbeantwortet war. Er guckte an Walburga vorbei auf die halbkreisförmige Tür, die eingerahmt wurde von speziell für diesen Zweck gehauenen Steinen, die wiederum von einem Entlastungsstein gekrönt wurden.

      „Warum habt Ihr beim Tribunal gelogen?“, fragte Walburga rundheraus, die Augenbrauen nach oben gezogen, sodass sie unter dem Schleier verschwanden, der wie ihr Umhang viel zu weit war. Alles an ihr schien klein und schwächlich: das Köpfchen, das sich nur schwer auf dem Hals halten konnte, der kleine Mund, die dünnen Lippen, die knochigen Finger. Dennoch gingen viele der Werke, die ihm in den letzten Tagen in Heidenheim begegnet waren, auf diese Frau zurück, die weder Krummstab noch Ring als Zeichen ihrer Äbtissinenwürde trug. Und dann sollte sie noch dieses Lichtwunder bewirkt haben, von dem man sich allerorts erzählte. Aber warum stellte sie ihn jetzt, nach zwanzig Tagen, noch wegen des Tribunals zur Rede?

      „Äh, ich wollte …“ Gerold breitete die Arme aus. „Das war doch ungerecht! Ich meine, sie hat mir nur zu trinken gegeben und erzählt, wo ich mich befinde.“

      „Dennoch hat sie damit gegen eine Regel verstoßen. Was jedoch verzeihlich ist, denn diese Regel war menschengemacht. Ihr jedoch habt gegen eine Regel Gottes verstoßen, der da sagt im achten Gebot: Du sollst nicht falsch Zeugnis reden wider deinen Nächsten.“

      Gerold versuchte, eine schuldbewusste Miene zu ziehen und überlegte, ob er Walburga nach Michal fragen könne.

      Walburga bekreuzigte sich, als wollte sie Gott für Gerolds Sünde um Vergebung bitten.

      Gerold kam zu dem Schluss, lieber eine geeignetere Situation für seine Frage nach Michal abzuwarten und sagte: „Ich werde Gott um Verzeihung bitten. Ich hoffe, wir sehen uns bald wieder, verehrte Walburga.“

      „Da gibt es noch etwas, worüber wir reden müssen.“

      Gerolds Schultern spannten sich an.

      „Es geht um Wulfhardt, Euren Onkel. Er beansprucht das Amt des Grafen für sich, obwohl Ihr der Sohn des Grafen seid − und obwohl der Mord an Eurem Vater ungeklärt ist.“

      Gerolds Hand griff unbewusst an den Gürtel, wo früher sein Schwert gehangen hatte. „Wulfhardt ist der Mörder!“

      Sie nickte, als hätte sie keine andere Antwort erwartet. „Ich glaube Euch, doch könnt Ihr es beweisen?“

      Gerold schüttelte den Kopf. „Lange grübelte ich darüber, doch gibt es außer mir keinen Zeugen − Wulfhardt und seine Reiter waren gründlich.“

      „Dennoch: Nach dem Herkommen geht das Erbe auf den Sohn über, nicht auf den Bruder, also beansprucht Wulfhardt zu Unrecht die Macht über die Grafschaft. Dies kann nicht Gottes Wille sein, geht doch alle Macht auf Erden auf ihn zurück. Wir müssen Gottes Gerechtigkeit wiederherstellen.“

      Bei dem Wort „wir“ spitzte Gerold die Ohren. Er kramte den Siegelring hervor. „Dies ist der Siegelring des Grafen, mein Vater trug ihn.“

      „Wahrlich, Ihr seid der gottgewollte Graf des Sualaveldgaus. Aber genügt dieser Ring gegen die Waffenknechte, die Wulfhardt um sich geschart hat?“

      „Bald bin ich gesund.“ Er vergrub den Siegelring in der rechten Faust und schlug damit in die linke Handfläche. „Dann werde ich kämpfen.“

      „Wir sollten noch andere Möglichkeiten in Erwägung ziehen. Ich habe den Rat von Bischof Willibald eingeholt.“

      Aha, erkannte Gerold, sie hat alles vorbereitet.

      „Willibald riet, wir sollten uns an König Karlmann wenden.“

      „König Karlmann?“, rief Gerold aus. „Ist König Pippin gestorben?“

      „Nein, dafür sei der Herr gepriesen. Jedoch hat Pippin seine Söhne Karl und Karlmann ebenfalls zu Königen ernannt und das Reich unter ihnen aufgeteilt, wobei er den Sualaveldgau Karlmann zuschlug. Folglich obliegt ihm die Aufgabe, den Grafen zu bestimmen. Ich schlage vor, ein Gesuch an König Karlmann zu senden, in dem wir Euer Recht auf die Grafenwürde einfordern. Wahrlich, Karlmann ist ein frommer Mann, er ist unserer römischen Kirche zugetan, und er verachtet die Verkommenheit der fränkischen Kirche, deren Bischof Wulfhardt ist. Er wird seine Ohren nicht vor der Gerechtigkeit verschließen. Zudem ist mein Bruder Willibald, Gott segne ihn, bekannt mit Bertwald, einem Mann unserer römischen Kirche, der das Ohr König Karlmanns besitzt. Willibald traf ihn auf der Synode im letzten Jahr in Attigny. Mit Bertwalds Hilfe wird Karlmann die richtige Entscheidung treffen.“

      Nie hatte Gerold diese Möglichkeit erwogen. Nie hatte er erlebt, dass sein Vater mit dem König korrespondiert hatte, sodass er nicht einmal sicher gewesen war, ob es diesen König tatsächlich gab oder ob er nur eine Gestalt in den Heldensagen war. Aber wäre ein Kampf Mann gegen Mann, Schwert gegen Schwert, nicht ehrenhafter als ein Hilferuf an den König? Er könnte Krieger anwerben und Wulfhardt überraschen. Doch was würde ihn dann von Wulfhardt unterscheiden? Gewiss, er hätte die Gerechtigkeit auf seiner Seite, jedoch würden auch unschuldige Menschen sterben. Er dachte an die verkohlten Leichen nach dem Überfall. Und an die Kinder vom Grafenhof, die jetzt im Krankenlager lagen. Ihn fröstelte.

      „Ich bin einverstanden“, sagte er. „Jedoch habe ich keinen Schreiber.“

      „Seid ohne Sorge. Ich werde das Gesuch selbst anfertigen, anschließend wird ein Bote Willibalds es dem König überbringen.“

      „Gut“, sagte Gerold. „Ich danke Euch. Ich hoffe, wir sprechen uns bald …“

      „Da wäre noch eine Kleinigkeit, zu der ich Euch raten möchte.“

      Ergeben nickte er, ahnend, dass sie auch diese „Kleinigkeit“ bereits wohl durchdacht hatte.

      Sie forderte ihn auf, dem Unterricht im Mönchskloster СКАЧАТЬ