Название: Die Macht der Pharaonen
Автор: Peter W.F. Heller
Издательство: Автор
Жанр: Историческая литература
isbn: 9783954882595
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Abb. 69: Schleuderer aus einem Grab in Beni Hassan.
Zeichnung: J.G. Wilkinson (1853)
Mit der Rechten wird die Schleuder dann nach oben gerissen und über dem Kopf geschwungen, bis im richtigen Moment soviel Finger geöffnet werden, daß sich das eine Ende der Schlinge löst und die Tasche damit das „Geschoss“ freigibt.
Eine im Grab Tutanchamuns gefundene Schleuder läuft an einem Ende in einer kleinen Schlaufe zur Aufnahme des kleinen Fingers aus, was den Vorgang etwas vereinfacht haben dürfte.
Doch ob mit oder ohne Schlaufe, das zielsichere Treffen verlangt Übung von Kindesbeinen an und so ist es nicht erstaunlich, daß in Kindergräbern in Kahun und Abydos solche Schleudern als Beigaben gefunden wurden.
Der Sohn Pepis, Merenre I., widmet sich verstärkt Nubien, wahrscheinlich sogar mit einem Feldzug, denn Felsinschriften auf Elephantine (#bw), auf dem befestigten Weg von Assuan nach Philae und südlich des 1. Katarakts berichten, daß Merenre die Unterwerfung der nubischen Fürsten entgegengenommen habe.
Damit ist der Weg zu den nubischen Steinbrüchen gesichert.
Nicht ganz so gesichert scheint die innere Stabilität des Reiches zu sein; Merenre verfügt in einem Dekret, daß die bislang in der Hauptstadt Memphis residierenden Gaufürsten und Vorsteher ihre Ämter in ihren jeweiligen Provinzen auszuüben haben. Untermauert wird das königliche Gebot mit der Anordnung, daß sie sich dort auch beisetzen lassen müssen.
Nach einer Regierungszeit von wahrscheinlich nur etwa sechs oder sieben Jahren stirbt Merenre.
Eine Rüstung hat der ägyptische Fußsoldat nie getragen. Wie es auch bei den Kriegern aus dem Grab des Meseheti zu sehen ist, trugen die Soldaten lediglich einen Schurz (bs#w) und gingen barfuß.
Abb. 70: Die Riemen der altägyptischen Sandale, Vorlage für das Anchzeichen.
Ob die Barfüßigkeit zum Standard gehörte, ist unsicher. Die beiden lebensgroßen Wächterfiguren im Grab Tutanchamuns sind mit vorne spitz zulaufenden Sandalen ausgestattet. Die Riemen (rwD) der ägyptischen Sandale (Abb. 70) bieten übrigens die Vorlage für das „geheimnisvolle“ Anchzeichen, das Symbol für Leben: Nur die Lebendigen tragen Sandalen (wX#tj).
Der übliche Schurz (bs#w) war ein spitzwinkliges, leinenes Dreieckstuch mit leicht nach innen gebogener Basis, deren Enden von hinten um die Hüften geschlungen und vorne in einem Knoten zusammengefaßt wurden (Abb. 71). Das spitze Tuchende (ns) wurde zwischen den Beinen hindurchgezogen und von unten über den Knoten nach vorn gelegt.
Abb. 71: Ein Schurz aus dem Grab Tutanchamuns. Die Struktur entstand durch die Faltung.
Die schwarzen Bogenschützen des Meseheti tragen bunte Schurze, von denen angenommen werden kann, daß sie entweder ganz aus Leder gefertigt wurden oder aber aus Leinen und mit ledernen Applikationen versehen sind. Zu der Bedeutung der Farben gibt es keinen Hinweis, Vermutungen, daß es sich um Kennzeichnungen des Ranges oder der Zugehörigkeit zu einer bestimmten Truppe handelt, haben sich bislang nicht bestätigt.
Durch Funde aus dem Neuen Reich sind Lederschurze nachgewiesen, die über dem Leinenschurz getragen wurden und überwiegend von Gazellen stammen. Ob sie tatsächlich zur feldmäßigen Ausstattung gehörten, ist fraglich, ebenso wie die oft dargestellte Dekoration der Schurze mit breiten Bändern oder Tierschwänzen. Praktische Überlegungen legen nahe, daß es sich hier um „Paradeuniformen“ handeln könnte.
Bei den Lanzenträgern kann angenommen werden, daß sie Perücken tragen, bei den nubischen Bogenschützen belegen Mumienfunde das eigene Haar in einheitlichem Schnitt, unterstützt durch ein Kopf-, bzw. Stirnband (Abb. 72).
Nach dem frühen Tod Merenres wird sein Halbbruder Pepi II. im Alter von nur 6 Jahren zum König erhoben; die Regierungsgeschäfte werden von seiner Mutter geführt. Wann Pepi zum alleinigen Souverän wurde, ist unbekannt.
Ebenso unbekannt ist die Dauer seiner Regentschaft, die Annahmen schwanken zwischen 63 und 94 Jahren.
Gestützt auf sein Militär, führt er das durch, was bereits unter seinen Vorgängern als das Entsenden von Expeditionen bezeichnet wurde. In seinem Totentempel in Saqqara-Süd wird er als Sieger über die Feinde dargestellt und in gleicher Weise als Sieger über libysche Fürsten, gegen die er nie gekämpft hat.
Auch die vorgefundenen Figürchen, Gefangene darstellend, haben nicht viel in dieser Hinsicht zu bedeuten; solche fanden sich auch im Grab des Königs Neferefre aus der 5. Dynastie, der nachweislich nie einen Feldzug geführt hatte.
Nachgewiesen sind Pepis vier Expeditionen in das Gebiet des sudanesischen Kerma am 3. Nilkatarakt und eine Expedition nach Punt, ebenso militärische Unternehmungen zur Bekämpfung asiatischer Beduinen sowie zur Befriedung des stets zum Aufruhr neigenden Nubiens. Diese Neigung ist verständlich, denn die Ägypter warben in Nubien im großen Stil Arbeitskräfte und Soldaten, deren Auszug nach Ägypten die Wirtschaft Nubiens enorm schwächte.
Die Erwähnung nubischer „Gefangener“ auf ägyptischer Seite ist in den meisten Nennungen eine gelinde Übertreibung zur Überhöhung des Königs; die überwiegende Mehrzahl der „Gefangenen“ wurden mit dem Versprechen auf Lohn und Brot und ein besseres Leben für sich und ihre Familien in ägyptischen Diensten eingefangen.
Innerpolitisch geht die Saat auf, die von Userkaf, dem Begründer der 5. Dynastie, mehr als 200 Jahre zuvor gesät wurde. Da trotz emsiger Produktion der Harem nicht genügend Prinzen lieferte, wurden unter ihm auch Beamte nichtköniglicher Abstammung mit hohen Ämtern bekleidet.
Inschriften aus der 5. Dynastie weisen aus, daß die Provinzialbeamten unter Asosi größere Selbständigkeit zu Lasten der Zentralregierung erhalten haben.
Doch die Machtfülle der Beamten unter Pepi II. hat mit „größerer Selbständigkeit“ nicht mehr viel zu tun, sie liegt weit über dem, was der Begriff der Selbständigkeit zuläßt.
Ein Edikt Pepis für den Tempel des Min in Koptus läßt darauf schließen, daß höchste Beamte sogar eigenmächtig in die königlich verbrieften Rechte der Tempel eingegriffen haben, was einer Schmähung Pepis gleichkommt27:
[Horus NTrj-Xow – Jahr nach] der 22. Zählung.
[Der König befahl (an) …..] Ackerschreiber des Distriktes [von Koptus]
[(Betreffend) den Vorsteher der] Priester die sHd-Priester und alle Angehörigen des Min-Heiligtums der Gefolgschaft und des Tagesdienstes, die Arbeiter und Maurer …..
[Nicht erlaubt] die Majestät, daß man sie in die Königshürden setzt, in die Rinderweiden, Eselweiden (des) pr-z# (oder in) irgendeine Pflichtarbeit oder eine Steuer, die veranlagt ist in der königlichen Verwaltung, in alle Ewigkeit. [Sie sind exempiert für Min] von Koptus heute erneut auf Befehl zugunsten des Königs von Ober- und Unterägypten Neferkare‘, er lebe immer und ewig.
[Bezüglich eines Vorstehers von Oberägypten, der ihre Aushebung tun sollte für] das Büro der königlichen Aufträge, der Landesverwaltung, der Registratur der gesiegelten Aufträge oder der СКАЧАТЬ