Название: Die Macht der Pharaonen
Автор: Peter W.F. Heller
Издательство: Автор
Жанр: Историческая литература
isbn: 9783954882595
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Abb. 57: Mykenischer Prunkdolch.
Sammlung Wolfgang Halbig
Unter Pepi I., dem dritten König der 6. Dynastie, kommt es zu innerpolitischen Spannungen.
Nach dem ersten eigentlich literarischen Werk Ägyptens, dem Bericht des Höflings Uni, unter Merenre I. Vorsteher Oberägyptens, soll Pepis erste Ehefrau eine Verschwörung gegen den König angezettelt haben, die ihren Ausgang im Harem nahm und eventuell zu einer zweiten unter Leitung eines in Ungnade gefallenen Wesirs namens Rewer führte.
Um Oberägypten zur Sicherung der inneren Stabilität stärker einzubinden, heiratet Pepi zwei Töchter des Chui, Gaufürst des Ta-wer-Gaus (T#- wr), des 8. Gaus; dessen Gattin Nebet er, ein unerhörter Vorgang, zur Wesirin ernennt.
Pepi verstärkt das Heer und rekrutiert Soldaten. Da sich nicht genügend Ägypter finden, dehnt er die Rekrutierung erstmalig auf Nubien aus, dessen Bogenschützen (r#-pDtjw) als besonders zielsicher gelten.
Aus Kleinasien dringen immer wieder beduinische Stämme zu Raubzügen in Ägypten ein, in fünf Feldzügen, einen in Verbindung mit der ebenfalls verstärkten Flotte, werden sie von Pepi vernichtend geschlagen.
Die nubischen Bogenschützen bilden schon bald vom Gegner gefürchtete Einheiten. Wie die schwarzen Bogenschützen (Abb. 72) ausgestattet waren, überliefert das zweite Modell (Abb. 37) aus dem Grab des Meseheti.
Sie tragen den Bogen (jwnt) in der linken Hand und ein Bündel Pfeile (XrSt nt oH#) in der rechten.
Funde belegen, daß sich diese einfachen Bogen bis ins Neue Reich hinein nicht sonderlich von den vordynastischen unterscheiden, es sind nach wie vor zugeschnittene „Stecken“ mit leicht gekrümmten, sich nach außen verjüngten Enden, wenn auch mit einer Höhe zwischen 1 Meter und 2 Metern, an deren einer Spitze (Abb. 58) die Sehne (rwD) mit mehr oder weniger aufwändigen Knoten (Tst), an der anderen mit einem geschnittenen oder geschlungenen Auge befestigt wurde.
Abb. 58: Bogen mit festgeknoteter Sehne aus dem Grab eines Bogenschützen des Mentuhotep.
Foto: Museum of Modern Arts, New York (1945)
Untersuchungen eines Bogens aus einem Soldatengrab in der Nekropole des nördlich des heutigen Luxors auf der westlichen Nilseite gelegenen Deir el-Bahari im Labor des Metropolitan Museum of Art in New York haben ergeben, daß das Holz der heimischen Akazie (SnDt) für den Bogen und verdrillter Tierdarm für die Sehne genommen wurden, der durch Zerbrechen „unschädlich gemacht“ mit einem Schützen des Pharaos Mentuhotep I. bestattet war.
Abb. 59: Bogenspannen
Zeichnung: J.G. Wilkinson (1853)
Um Ermüdungserscheinungen vorzubeugen, wurde die Sehne erst kurz vor dem Einsatz aufgezogen. Die Darstellung in einem Grab in Beni Hassan, rund 23 Kilometer südlich von al-Minya in Mittelägypten, belegt, daß das Aufspannen der Sehne mit einer gewissen Kraftanstrengung verbunden war (Abb. 59). Mit Nachbauten dieser Bogen aus Akazienholz wurden unterschiedlich befiederte Pfeile über eine Distanz von 80 Metern geschossen, ein halbwegs zielgenaues Treffen war aber nur bis zu einer Entfernung von etwa 40 Metern möglich.
Abb. 60: Bogenschütze mit Hörnerbogen. Darstellung im Totentempel Ramses‘ II. in Medinet Habu.
Zeichnung: J.G. Wilkinson (1853)
Im Mittleren Reich kommt ein neuer Bogentyp auf, der Hörnerbogen. Er besteht aus zwei geraden, spitz endenden Antilopenhörnern, die auf ein Mittelstück aus Horn oder Holz aufgesetzt werden (Abb. 60). Der Bogen ist ebenso schwer wie unhandlich und anstelle eines Teiles müssen jetzt drei Teile mitgeführt werden; löst sich der Knoten oder reißt die Sehne, fällt der Bogen auseinander.
Diese Konstruktion kann sich nicht durchsetzen und wird aufgegeben.
Die nächste Generation der Bogen erscheint in der Zweiten Zwischenzeit, wenn auch zunächst nicht in den Händen der Ägypter, sondern in denen der Hyksos.
Die Bogen der Hyksoskrieger sind aus übereinanderliegenden Lagen von Holz und Horn gefertigt, die durch eine feste Umwicklung aus Sehnen zusammengehalten werden (Abb. 61). Damit die Sehnen vor Feuchtigkeit, vor allem dem Hautschweiß, geschützt sind und sich nicht lösen, liegt über ihnen noch eine Schicht aus Birkenbast. Diese Bogen sind leicht und erheblich leistungsstärker als die ägyptischen.
Das Geheimnis dieser Wunderwaffe bleibt nicht lange geheim. Die Ägypter stellen fest, wie der Bogen konstruiert und mit welcher Technik er gefertigt ist.
Und sie stellen noch etwas anderes fest, daß nämlich die Konstruktion gut und schön aber auf halbem Wege in der Weiterentwicklung irgendwie steckengeblieben ist.
Abb. 61: Aufbau des Kompositbogens der Hyksos.
Zeichnung: Korisios
Die Umwicklung der Hyksosbogen mit Sehnen erhöht die Bruchfestigkeit des Holzes, was die Verwendung sehr harter Hölzer zuläßt. Diese Festigkeit ist aber bereits, zumindest bei solider Verarbeitung, durch die verklebte Schichtung mit den Hornstreifen ausreichend gegeben; die Sehnenumwicklung damit im Grunde überflüssig.
Die Ägypter bauen ihre Kompositbogen, um solche handelt es sich aufgrund der Sandwichbauweise, mit einer wesentlichen Änderung, sie wickeln die Sehnen nicht um den Bogen, sondern kleben (dmj) breite Sehnenstreifen, im Regelfall die Achillessehne der Rinder, vor den vom Schützen abgewandten Teil des Bogens.
Damit werden beim Spannen auch diese Sehnen gespannt, was der Waffe zusätzliche Kraft verleiht.
Geklebt wurde mit Harz oder Hautleim. Dieser Leim wurde durch Kochen der Haut von Rindern, Schafen oder Ziegen und anschließendem Eindampfen des aus dem freigesetzten Kollagen entstandenen Glutins gewonnen25.
Beibehalten wird die Schichtung aus Holz und Horn, die Abdeckung der aufgeklebten Sehnenstreifen mit Birkenbast und vor allem die geschwungenen Arme, welche durch ihre nach vorn gebogene Krümmung beim Spannen einen immer flacher werdenden Hebel zum Schützen bilden; der Bogenarm verhält sich, als wäre er kürzer. Umgekehrt verhält sich der Bogen, als würde er beim Spannen immer länger und ist damit weicher zu ziehen, was bei einer aufzuwendenden Zugkraft von etwa 30 kg ein enormer Vorteil ist (Abb. 62).
Beim Schuss läuft der Vorgang rückwärts ab, der Pfeil erhält seine höchste Beschleunigung erst kurz vor der Trennung von der Sehne, Fluggeschwindigkeit, Reichweite und Zielgenauigkeit steigen merklich. – Die Leistung der Bogen wurde nahezu verdoppelt.
Die Kompositbogen (Abb. 63) waren nicht nur gut, sie waren auch teuer. Und so blieben sie der Elite vorbehalten, die gemeine Infanterie schoss weiterhin mit den herkömmlichen Bogen.
Abb. 62: Durch ihre nach vorn gebogene Krümmung bilden die Arme des Kompositbogens СКАЧАТЬ