Название: Die Macht der Pharaonen
Автор: Peter W.F. Heller
Издательство: Автор
Жанр: Историческая литература
isbn: 9783954882595
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Das ist für den Schützen im besten Fall unangenehm oder schmerzhaft, im schlimmsten, und das dürfte der Regelfall gewesen sein, führt es zu Verletzungen an Handgelenk und Unterarm.
Abb. 63: Ein Kompositbogen, wie er im Grab Ramses‘ III., KV 11 im Tal der Könige, gefunden wurde.
Zum Schutz trugen die Bogenschützen eine Lederzunge über der Innenfläche des Handgelenks, welche in zwei etwa 25 cm lange Lederriemen auslief, die um den Unterarm (Abb. 64) oder hinter den Ellenbogen gebunden waren (Abb. 65).
Eine aufwändigere Ausführung bestand aus einer Ledermanschette, die am vorderen Ende mit einer Zunge bis in die Handinnenfläche reichte und den Handteller polsterte.
Gehalten wurde die um die 20 cm bis 30 cm lange Manschette durch Lederbänder (DHrw) oder Schnüre, die durch kleine Löcher an den Enden der Manschette geführt und mehrfach um den Unterarm geschlungen wurden.
Die Verzierung der Außenfläche reichte vom Nichts bis zur reichen Ornamentik, häufig war die zentrale Darstellung ein apotropäisches Symbol.
Die Kompositbogen waren Spitzenerzeugnisse der Hochtechnologie ihrer Zeit und waren, wie es „Hightech“ noch heute an sich hat, entsprechend empfindlich. Die „Achillessehne“ dieser Bogen war ihre Eigenheit, sich bei Feuchtigkeit zu verziehen, sie mußten also geschützt aufbewahrt werden.
Dazu wurden aus Leder, selten aus Leinen oder Holz, Futterale gefertigt, bunt verzierte Bogenköcher, die mit einer Kappe aus gleichem Material verschlossen und von den Bogenschützen auf dem Rücken getragen wurden (Abb. 66).
Abb. 64: Die mumifizierte Hand eines Bogenschützen aus dem Mittleren Reich mit Handgelenkschutz.
Foto: Metropolitan Museum of Modern Arts, New York (1945)
Seit vordynastischer Zeit stellte der Stängel des Schilfs, Phragmites australis, das Material des Pfeilschafts (nbjt) und stellte es auch weiterhin. – Eine Regel, welche durch die seltenen Funde hölzerner Pfeile bestätigt wird.
Schilf wuchs in den Sumpfgebieten des Deltas und säumte die Ufer des Nils, war also reichlich vorhanden, die Stängel erreichen, je nach Art, Höhen bis 4 Meter, manche sogar bis 10 Meter.
Ähnlich wie sein Verwandter, der Bambus, ist das Schilfrohr durch flache, feste Knoten in einzelne Abschnitte unterteilt. Da es keine Feuchtigkeit aufnimmt, verzieht es sich nicht; die Oberflächenstruktur ist griffig, die Wandung aufgrund ihres hohen Kieselsäuregehalts fest.
Abb. 65: Bogenschützen mit am Ellenbogen befestigtem Handgelenkschutz, wie er in thebanischen Gräbern häufig dargestellt wird.
Zeichnung: J.G. Wilkinson (1853)
Eine Standardlänge der Pfeile läßt sich nicht festlegen, die Funde bewegen sich in der Häufung zwischen etwa 75 cm und 85 cm bei einem Querschnitt von rund 0,9 cm am „dicken Ende“ und verjüngen sich bis zu 0,3 cm an der Spitze.
Am Ende des Pfeilschaftes befindet sich meist eine längsaxiale, bis zum Schilfrohrknoten gesägte Riefe zur Aufnahme der Bogensehne. Weniger häufig ist ein entsprechend gearbeitetes Endstück aus Hartholz übergeschoben, welches gleichzeitig die zur ballistischen Stabilisierung notwendige, aus drei im Kiel halbierten und zugeschnittenen Vogelfedern bestehende Befiederung trägt.
Abb. 66: Bogenköcher
Foto: Walther Wolf (1926)
Für die Herstellung der Pfeilspitzen wurde alles genommen, was geeignet erschien, Holz, Knochen, Horn, Elfenbein, Kupfer, Bronze, Eisen und sogar noch der scharfe Feuerstein begegnet im Neuen Reich; für militärische Zwecke wird jedoch seit der 18. Dynastie nur noch Bronze verwendet.
Die Form der Pfeilspitzen war vielfältig (Abb. 67) und bestimmte sich durch das Ziel. Spitzen mit Widerhaken konnten weder von der Jagdbeute noch vom getroffenen Gegner einfach aus dem Körper gezogen werden und vergrößerten beim Entfernen die Wunde. Breite Spitzen durchtrennten Fleisch und Sehnen, schmalspitzige durchdrangen Schild und Kleidung, auf kurze Distanz auch die Rüstung.
In der 18. Dynastie sind die bevorzugten Pfeilspitzen lanzettförmig mit gerundetem Mittelgrat und ähneln Schilfblättern, mit ihrer Länge um die 7 cm kleine Verwandte der Dolche ihrer Zeit (Abb. 68).
So unterschiedlich wie die Pfeilspitzen, sind auch die Befestigungstechniken. Manche Enden sind als Tüllen in Verlängerung einer mehr oder weniger ausgeprägten Mittelrippe ausgeführt und werden über den Schaft gestülpt. Wieder andere enden in einem mitunter runden, mitunter vierkantigen Zapfen oder nagelähnlichen Fortsatz, mit dem sie in das Schilfrohr eingesetzt werden, bei anderen greift die Schaftkerbe bis fast zur Klingenmitte. Scheint bei den eingesetzten Spitzen die Klebung aus Harz für den Halt nicht ausreichend, wird der Überstand des Schaftes mit einer Wicklung dünner Riemen aus Leder oder feinen Schnüren aus Pflanzenfasern zusammengepresst.
Abb. 67: Pfeilspitzen des Neuen Reiches.
Foto: Walther Wolf (1926)
Abb. 68: Lanzettförmige Pfeilspitzen des Neuen Reiches.
Foto: Walther Wolf (1926)
Bereits bei den ersten Kontakten mit den Asiaten lernten die Ägypter eine Waffe kennen, die ebenso wirkungsvoll wie preiswert zu beschaffen war und deren erfolgreicher Einsatz im Alten Testament der Bibel beschrieben wird26:
Und David tat seine Hand in die Tasche und nahm einen Stein daraus und schleuderte und traf den Philister an seine Stirn, daß der Stein in seine Stirn fuhr und er zur Erde fiel auf sein Angesicht.
Also überwand David den Philister mit der Schleuder und mit dem Stein und schlug ihn und tötete ihn.
Die Schleuder (rwD) bestand aus einem Band oder Riemen mit einer taschenähnlichen Erweiterung zur Aufnahme eines Steins in der Mitte und wurde aus Leinen, Leder oder geflochtenem Riedgras hergestellt. Als Stein wurde genommen, was zur Verfügung stand und möglichst rund war, vorzugsweise harte Kiesel.
Bei Versuchen mit solchen Schleudern wurden Reichweiten bis zu 200 Metern erzielt; über die Treffgenauigkeit wurde jedoch keine Aussage gemacht, da die Versuche von mehr oder weniger im Schleudern ungeübten Archäologiestudenten durchgeführt wurden.
Nachgewiesen ist die Schleuder seit dem frühen Mittleren Reich, doch ist sie mit hoher Wahrscheinlichkeit schon weit früher im Gebrauch gewesen.
Eine Wandmalerei in einem Grab in Beni Hassan zeigt einen ägyptischen Schleuderer (Abb. 69), der seine Waffe zum Einsatz bereit macht, einen Beutel mit weiterer „Munition“ trägt er an einem schräg über die Schulter gelegten Riemen oder einer Schnur СКАЧАТЬ