Allmächtig? Ohnmächtig? Gerecht?. Gerhard Padderatz
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Название: Allmächtig? Ohnmächtig? Gerecht?

Автор: Gerhard Padderatz

Издательство: Автор

Жанр: Религия: прочее

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isbn: 9783815026007

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СКАЧАТЬ angeboten haben, ihm zu verzeihen, wenn er seine gefährlichen Ambitionen aufgibt und ihm gegenüber loyal bleibt. Können Sie sich vorstellen, wie Luzifer darauf reagiert haben könnte?“

      „Keine Ahnung. Aber jetzt wird’s spannend. Wenn ich mich in Luzifer hineinversetze, dann würde ich versuchen, Gott weiter auszutesten, und ausprobieren, wie weit ich gehen kann.“

      „So tun es ja oft Kinder ihren Eltern gegenüber“, sagte ich. „Und wenn man nachgiebig ist, wird das schnell als Schwäche ausgelegt. Kinder und auch Erwachsene fühlen sich dann bestärkt fortzufahren. So hat wohl auch Luzifer Gottes sanfte Reaktion als ein Zeichen von Schwäche angesehen. Jedenfalls hat er sich von seinem Vorhaben, Gottes Stellung einzunehmen, nicht abbringen lassen, wie wir wissen. Er hat mit seiner Rebellion weitergemacht und etliche Engel auf seine Seite gezogen.“

      „Aber warum hat Gott diesen Aufruhr nicht gleich zerschlagen und im Keim erstickt? Warum hat er Luzifer und dessen Anhänger nicht sofort getötet, als er wusste, dass sie nicht mehr umkehren würden?“

      „Damit sind wir bei der alles entscheidenden Frage, die wir unbedingt klären müssen, um besser zu verstehen, warum es so viel Leid und Elend auf dieser Welt gibt. Die Bibel beantwortet diese Frage zwar nicht direkt, erwähnt aber einige Charaktereigenschaften und Handlungsweisen Satans, aus denen wir ersehen können, wie er vorgegangen ist. Daraus können wir dann eine Antwort ableiten.“

      „Sie machen es aber kompliziert. Und wieso reden Sie plötzlich von Satan?“, warf meine Nachbarin ein.

      „Die ganze Sache mit dem Aufkommen der Sünde und dem Ursprung des Leides ist tatsächlich kompliziert, sonst würden nicht so viele Menschen an Gottes Handeln zweifeln“, räumte ich ein.

      „Da haben Sie Recht“, sagte meine Gesprächspartnerin mit einem leicht resignierten Unterton.

      „Nun zu Ihrer Frage. Durch seine Rebellion hat sich ,Luzifer‘, der ,Lichtträger‘, selbst zum ,Satan‘ gemacht. Dieses hebräische Wort bedeutet übersetzt ,Widersacher‘ oder ,Feind‘ und beschreibt seine Stellung zu Gott. Im Neuen Testament wird er hauptsächlich als ,Teufel‘ bezeichnet. Das Wort stammt von dem griechischen ,diabolos‘, was ,Verleumder‘ bedeutet. Wir nennen ja etwas ,diabolisch‘, wenn wir meinen, es sei teuflisch.“

      „Was so alles in diesen Namen steckt, hätte ich nicht gedacht.“

      „Christus bezeichnete Satan einmal als, Vater der Lüge‘“,10 fuhr ich fort. „Wir würden sagen: ,Erfinder der Lüge‘. Deshalb können wir schlussfolgern, dass er von Anfang an bei seiner Auflehnung gegen Gott nicht offen, sondern mit Lügen, Unterstellungen und Verleumdungen gearbeitet hat. Auch gegenüber den ersten Menschen hat er behauptet, sie würden nicht sterben, wenn sie vom ,Baum der Erkenntnis‘ essen würden, obwohl Gott genau das Gegenteil gesagt hatte.11

      Um Gottes Reaktion auf Satans Machenschaften zu verstehen, müssen wir zunächst die Frage klären: Wie schaffen wir Lügen und Verleumdungen wieder aus der Welt? Lassen Sie mich ein absurdes Beispiel nehmen: Angenommen, ich würde in Düsseldorf bei Leuten, die Sie kennen, Lügen und Verleumdungen über Sie verbreiten. Sie wären das sicher bald leid. Nehmen wir weiter an, Sie würden mich daraufhin erschießen. Was würden die Leute über das denken, was ich über Sie verbreitet habe?“

      „Ihr Beispiel ist wirklich absurd. Ich glaube, meine Nachbarn wären erst einmal über meine Reaktion schockiert, bevor sie über den Inhalt Ihrer Aussagen nachdenken könnten.“

      „Natürlich, das hätten sie nie von Ihnen erwartet. Könnte es aber sein, dass einige nach einer Weile denken würden: Da muss doch etwas dran gewesen sein, wenn sie zu solch einer Maßnahme greift?“

      „Das mag durchaus sein.“

      „Meine Lügen hätten also durch Ihre Reaktion mit Gewalt nur an Glaubwürdigkeit gewonnen, nicht wahr? Lügen kann man also nicht ausrotten, indem man den Lügner einfach umbringt“, erklärte ich mit Nachdruck. „Das Problem, das durch die Lügen und Verleumdungen Satans entstanden war, war also nicht mit dem Einsatz von Macht und Gewalt zu lösen. Selbst göttliche Macht konnte hier nichts ausrichten.“

      „Das leuchtet mir ein.“

      „Außerdem erfahren wir in der Heiligen Schrift, dass Satan mit List arbeitet12 und zudem seinen Bestrebungen einen positiven Anschein gibt. Paulus schrieb, er verstelle sich als, Engel des Lichts‘,13 d. h. er tue so, als verfolge er gute Absichten und Ziele. Bei all seinen Verleumdungen gegen Gott hat er sich also noch als Wohltäter der Engel hingestellt und versucht, ihnen weiszumachen, dass sie es unter seiner Regierung besser hätten als unter Gottes Herrschaft.

      Das war natürlich für die Engel schwer zu durchschauen, als Luzifer mit seiner Rebellion anfing. Sie kannten so etwas ja nicht. Vor welcher Frage standen die Engel also damals?“

      „Sind wir jetzt im Religionsunterricht? Sie haben manchmal eine schulmeisterliche Art!“, sagte meine Sitznachbarin etwas genervt.

      „Entschuldigen Sie bitte“, sagte ich schnell. „Das will ich nicht. Ich versuche nur, Sie durch meine Fragen in die Logik des Gedankenganges mit einzubeziehen. Ich möchte Ihnen ja weder etwas vorpredigen noch einfach fertige Antworten liefern. Beides würde Ihnen wenig dabei helfen, Gott besser zu verstehen.“

      „Ich verstehe Ihre Absichten“, lenkte sie ein.

      Dadurch ermutigt, fuhr ich fort: „Mir hat die genannte Frage viel weitergeholfen, um einen wichtigen Aspekt in Bezug auf den Glauben an Gott zu verstehen. Wenn Luzifer etwas anderes sagte als Gott, mussten sich die Engel entscheiden, wem sie vertrauen sollten. Vertrauen in Gott war eine der Grundlagen für ein vollkommenes Universum. Die Notwendigkeit, an Gott zu glauben, d. h. ihm zu vertrauen, bestand selbst für die Engel im Himmel, die Gott sehen und mit ihm reden konnten. Dass wir Gott vertrauen müssen, hat nichts damit zu tun, dass wir ihn nicht sehen können.“

      „Sie sagen, vertrauen ,müssen‘. Das Wort ,müssen‘ hat aber nichts mit Freiwilligkeit zu tun!“

      „Sie haben Recht“, erwiderte ich. „Dieses ,müssen‘ hört sich nach Zwang an. So meine ich es hier aber nicht. Es geht um eine notwendige Voraussetzung, nicht um einen göttlichen Zwang. Ohne Vertrauen konnte die Harmonie nicht bestehen bleiben.“

      „Das ist mir jetzt klar geworden.“

      „Um Gottes Reaktion auf die Machenschaften Satans zu verstehen, müssen wir noch etwas bedenken: Wie hätte es sich auf die loyalen Engel und alle anderen intelligenten Wesen ausgewirkt, wenn Gott Satan wegen seiner Bestrebungen aus dem Weg geschafft hätte?“

      „Er hätte sich wohl manches erspart“, meinte meine Gesprächspartnerin.

      „Auch auf lange Sicht? – Nennen wir die Sache mal klar beim Namen: Gott wäre wie ein Mörder erschienen, denn die Engel hätten ja – wie Ihre Nachbarn bei meinem absurden Beispiel – den Grund dieser Maßnahme nicht verstanden. Welche Folgen hätte das wohl gehabt?“

      „Wahrscheinlich hätte sich niemand mehr getraut aufzumucken. Die Engel hätten Angst bekommen.“

      „Das denke ich auch. Bei der Erziehung von Kindern ehen wir ja, wohin das führt: Gehorsam, der durch Druck oder Angstmacherei erzwungen wird, bringt auf Dauer den Charakter eines Rebellen hervor.“

      „Das kenne ich. Ich bin mit viel Druck erzogen worden. Das erzeugt Angst, aber keine Einsicht. Ich weiß, wovon ich rede. Und irgendwann wird man trotzig und rebellisch – wenn man innerlich СКАЧАТЬ