Der siebenstufige Berg. Liselotte Welskopf-Henrich
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Название: Der siebenstufige Berg

Автор: Liselotte Welskopf-Henrich

Издательство: Автор

Жанр: Исторические приключения

Серия:

isbn: 9783938305669

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СКАЧАТЬ Eve, sind nur im Fernsehen schön anzusehen, im Leben sind sie stets prekär und angreifbar. Und die Vernichtung des Erfolges trifft die Pioniere ins Herz. Was ist Joe King ohne Büffel? Er ist in den Augen des ganzen Stammes nicht mehr derselbe.«

      »Der President und der Stammesrat werden Joe und seine Büffel verteidigen.«

      »Eve, reden Sie nicht ins Blaue hinein. Sie wissen doch, dass der Exekutivausschuss des Stammesrates neu gewählt ist, das wurde rechtzeitig vor Carrs Amtsantritt durchgesetzt, und Chief President Jimmy, der neuerdings ungestraft saufen darf und achttausend Dollar Jahresgehalt von uns bezieht, ist der Mann für Carr. Er hat seinen Nacken immer gebeugt und wird ihn weiterhin beugen.«

      »Kate, Sie haben leider mit allem recht.«

      »Natürlich. Und Sie, Eve, werden mich in dieser Katastrophensituation nicht verlassen. Oder?«

      »Nein. Es ist wohl meine Pflicht auszuhalten.«

      »Okay. Ein Mittagessen mit offenem Gespräch wird uns beiden also erhalten bleiben. – Übrigens hat unser FBI-Agent über den Sheriff in New City eine Spur gefunden, wer die beiden verdächtigen Gestalten gewesen sein könnten, die Clyde Carr aufgelesen und in seinem blumenbemalten Auto mitgenommen hatte.«

      »Ah?« Eve Bilkins lebte bei dem Themawechsel auf. »Erzählen Sie.«

      »Blutjunge Burschen, ein Mulatte und ein Weißer. Sie hatten einen pensionierten Gefängnisaufseher ermordet, wahrscheinlich aus nachträglicher Rache für den Tod eines ihrer Gefängniskumpane. Sie wurden zum Tod in der Gaskammer verurteilt – vor der Hinrichtung sind sie ausgebrochen, was auf ungewöhnlich gute Verbindungen schließen lässt. Die beiden waren vor Jahr und Tag in jene Ereignisse in den Hills verwickelt, als die grünäugige Rauschgiftschmugglerin Esmeralda ums Leben kam. Daher wusste der Sheriff noch von den beiden.«

      »Ich erinnere mich an die Geschichte. Ich erinnere mich! Joe wurde in die Sache hineingezogen, nur weil er bei unserem biederen Bill Krause im Busch übernachtet hatte. Zwei junge Gangster sollten gegen ihn aussagen.«

      »Wollten es aber trotz scharfer Verhöre nicht. Sie brachen lieber aus.«

      »Und diese beiden jetzt in Clydes Wagen? Interessant, Kate. Hochexplosiv. Nun ist mir Carrs Laune ganz erklärlich. Was ist aus den beiden geworden?«

      »Wieder entkommen. Die beiden Indianerpolizisten haben die drei in ihrem Flower-Power-Auto einfach fortgeschickt, sie von der Reservation verwiesen. Für Clyde Carr lag eine entsprechende Verfügung des Superintendenten bei der Polizei, und die Jungs hatten falsche Papiere.«

      Eve schaute auf die Uhr.

      »Die Mittagszeit ist um, Kate.«

      »Leider.«

      Kate Carson räumte ab, und die Kolleginnen querten in Kate Carsons Wagen die Straße, um sich wieder in das gegenüberliegende Bürohaus der Dezernenten zu begeben. Sie entdeckten dabei unter wenigen anderen Passanten den ihnen wohlbekannten Joe King, der auf das Polizeigebäude zuging. In schwarzen Jeans, schwarzer Jacke, den schwarzen Cowboyhut auf dem Kopf, fiel er auf.

      Im Schaft des rechten Stiefels steckte das Stilett, das derjenige bemerken konnte, der davon wusste, und Eve Bilkins wusste davon. Unter der Jacke pflegte er im Achselhalfter Pistolen zu tragen, deren Besitz ihm zum Selbstschutz erlaubt war. Er war als sehr junger Bursche Mitglied einer Gangsterbande gewesen, hatte sich aber davon getrennt und befand sich daher in steter Lebensgefahr von seiten der Gangs.

      Da Kate Carson, die am Steuer saß, stoppte und das Fenster herunterließ, entschloss sich King nach einigem Zögern, zu dem Wagen heranzukommen.

      »Ärger, Mr King?«

      Kate Carson fragte, während Eve Bilkins betont unbeteiligt nach der anderen Seite schaute.

      »Warum soll ich Ärger haben, Mrs Carson?«

      »Weil Sie zur Polizei gehen.«

      »Ein Wagen ist mir abhanden gekommen.«

      »Gestohlen?«

      »Sagen wir, ausgeliehen, als ich gerade auf die Weiden geritten war. Er wird wohl irgendwo abgestellt werden. Ich möchte ihn wiederhaben.«

      »Welchen?«

      »Den Jaguar.«

      »Hey! Verdacht?«

      »Aber nein.«

      »Joe, Sie bleiben immer derselbe. Vielleicht finden Sie das Ding blumenbemalt wieder.«

      Ein Zwinkern huschte über die Augen des Indianers. »Seien Sie nicht so respektlos gegen die Familie Ihres Vorgesetzten, Mrs Carson.«

      »Wissen Sie übrigens, Mr King, dass Sie einen Doppelgänger mit Collegebildung haben?«

      Joes Ausdruck veränderte sich; er schaute die Sprecherin nicht mehr an, sondern blickte über seine Umgebung hinweg.

      »Kaufen Sie einen scharfen Kamm, Mrs Carson«, sagte er endlich, »die Zeiten sind lausig. Und vergessen Sie nicht den Dienstbeginn. Fraternisieren mit Farbigen und Privatgespräche mit einem Joe King sind für Beamte nicht angebracht.«

      »Bye, Mr King.«

      »Bye.«

      Als Kate den Wagen wieder in Bewegung setzte, um in ihren Parkplatz zwischen den Dienstwagen einzufahren, bemerkte sie dabei zu Eve: »Entschuldigen Sie, dass ich Sie in eine unangenehme Situation gebracht habe. King hat natürlich recht. Aber ich musste wieder einmal etwas tun, was für die Verwaltung schockierend ist. Manchmal kommt das über mich.«

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