Название: Wörterbuch alttestamentlicher Motive
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Издательство: Автор
Жанр: Религия: прочее
isbn: 9783534724758
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4 Chaoskampf zur Erhaltung der Schöpfung
Außerhalb des Enuma Elisch begegnen die Chaoskampfbelege vorwiegend in poetischen, insbesondere kultischen Texten in Form von kurzen Notizen oder Rekursen auf ein mythisch gezeichnetes, zurückliegendes Ereignis. Als ausführliche Darstellung ist der Kampf des Wettergottes Baal gegen den Meergott Jammu im ugaritischen Baal-Epos anzusehen (14./13. Jh.). Eine Reihe von Passagen (insbesondere KTU 1.2 IV,4–40; KTU 1.5 I,1–8; KTU 1.3 III,37–IV,4, vgl. DIETRICH/LORETZ/SANMARTÍN 21995) helfen den zugrunde liegenden Mythos zu rekonstruieren. So wird berichtet, wie der Wettergott Jammu überwindet und zerstückelt (KTU 1.2 IV.4–40, bes. 23–32; vgl. DIETRICH/LORETZ 1997, 1130ff.), was seine Proklamation zum Götterkönig zur Folge hat: „Jamm ist tot!/Baal herr[sche als König]!“ (KTU 1.2 IV,32). KTU 1.5 I,1–8 nennt einige Helfershelfer Jammus im Zuge des Chaoskampfgeschehens (DIETRICH/LORETZ 1997, 1174f.). Es begegnen u.a. Lotan, der in biblischen Texten als Leviatan belegt ist (z.B. Jes 27,1; Ps 74,14; 104,26; Hiob 3,8; 40,25ff.). KTU 1.3 III,37–IV,4 bietet eine weitere Auflistung von Gehilfen Jammus. Hier rühmt sich Baal seiner Siege über Jammu, den großen Gott Fluss, den Drachen (ugaritisch tnn; vgl. Jes 27,1; Jes 51,9; Ps 74,13; 148,7; Hiob 7,12; Hiob 41,26), die gewundene Schlange (ugaritisch btn ʿqltn; vgl. Jes 27,1) und sljt, die Mächtige. Der Kampf Baals gegen Jammu erweist sich als mythisches Paradigma für das Anrecht auf Königsherrschaft. Es geht um die Legitimation des sakralen (und irdischen) Königtums, in welchem das Motiv des Schöpfungs- bzw. Welterhalts im Vordergrund steht (vgl. dazu SMITH 1994, 87–114; BAUKS 2001, 441–444).
5 Biblische Belege
Üblicherweise werden über 30 Texte veranschlagt, die das Chaoskampfmotiv enthalten (vgl. Wyatt 1996, 122 u. 159), wenngleich auch die Übertragung des Motivs auf biblisches Material von einigen Autoren in Frage gestellt wird (TSUMURA 22005, 182ff.; WATSON, 2005, 259–64 u. 369ff.). Viele dieser Passagen enthalten direkte oder indirekte Aus sagen über das Gottkönigtum, dessen Herrschaft durch die Überwindung des Chaos besiegelt ist. Andere Passagen verknüpfen diesen Überwindungskampf mit dem Uranfang oder der Endzeit.
6 Chaoskampf zu Beginn der Schöpfung
In den beiden biblischen Schöpfungsberichten in Gen 1 und Gen 2–3 sind Reste eines Chaoskampfes nicht auffindbar. Gen 1,2 fällt unter die Kategorie der Noch-nicht-Schilderungen, die auf bildhafte Weise das Nicht-Vorhandensein der zu schaffenden Welt zum Ausdruck bringen, und kann nicht als eine Beschreibung der entmythisierten Materie, die dem nachfolgend beschriebenen Schöpfungshandeln zugrunde liegt, interpretiert werden. Hebräisch təhôm (Gen 1,2 u. ö.) sollte nicht etwa mit der babylonischen Göttin Tiamat gleichgesetzt werden, da es sich um eine allgemeine Bezeichnung für „(Ur-)Meer“ handelt. Die in Gen 1,3–10 geschilderten „Werke der Scheidung“ implizieren ebenfalls kein Kampfmotiv. Es handelt sich vielmehr um das Heraustrennen von Schöpfungsbereichen durch Ausgrenzung und Differenzierung (vgl. BAUKS 1997, 296–301). Es finden sich zwar in Gen 1,21 Anspielungen auf Wesen (tannînim „Meerungeheuer“), die dem ugaritischen Mythos nach an einem Chaoskampf beteiligt waren, aber sie sind als vom Schöpfergott eigens geschaffen geschildert. Sie sind als Spielzeug Gottes auch in Ps 104,26 und Hiob 3,8; 40–41 erwähnt. Diesen Texten ist gemeinsam, dass sie das Chaoskampfmotiv insofern modifiziert haben, als der Antagonismus des Kampfgeschehens durch den Anspruch der Allmacht Gottes ersetzt ist. Die mythischen Anspielungen dienen rhetorisch der Verstärkung dieses Anspruchs.
Das Motiv des Chaoskampfes vor Schöpfungsbeginn ist in wenigen poetischen Texten belegt, die auf dieses vorweltliche Ereignis zurückblicken, um die unermessliche Macht Gottes von Anbeginn an hervorzuheben. Der hymnische Lobpreis auf den Schöpfer in Hiob 26,10–14 leitet die Vormachtstellung Gottes aus der vorweltlichen Zerschlagung der Chaoswesen ab, die in Ugarit als Jammu, Rahab (vgl. Jes 30,7; 51,9–11; Ps 87,4; 89,11; Hiob 9,[8.]13; 26,12f.) oder als flüchtige Schlange (nāḥāš bārîaḥ) begegnen (→ Leviatan und Behemot). Chaoskampfmotivik zielt in Ps 74,12–17 auf die Langfristigkeit des Gott-Königtums, während Ps 89,10–15 die Fundiertheit des göttlichen Throns und der Weltordnung unterstreicht. Wichtig ist, dass es nicht um die Hinführung der Schöpfung aus dem Chaos zum Königtum geht, sondern im Rückblick um die Bestätigung Gottes als Herrn dieser Ordnung von Urzeit her (BAUKS 2001, 452–455). In den Klagen Hiobs (Hiob 3,8; 7,12; 9,13) steht der Chaoskampf kontrapunktisch für die Wucht des gött lichen Zorns gegen einzelne Menschen, wie Hiob selbst es erfährt (FUCHS 1993, 283–291).
7 Chaoskampf und Exodus
Eine Historisierung oder Übertragung in den heilsgeschichtlichen Rahmen hat das Chaoskampfmotiv in der Verbindung mit der Tradition vom Auszug (→ Exodus) Israels aus Ägypten (Ex 14–15) erfahren (METTINGER 1985). Besonders drei Motive weisen darauf hin: das Trockenlegen des Meeres, das Schelten bzw. Erzittern des Meeres und das Schlachten der Chaoswesen (vgl. Ex 14,16.29; Ex 15; Num 33,8a; Dtn 11,4; Jos 2,10a; Jos 4,23b; Jos 24,6–7a). Wieder aufgenommen ist das Auszugsthema in poetischen und prophetischen Texten. So rekurriert Jes 51,9–10 auf zwei Chaoswesen namens Rahab und Tannin, auf das ausgetrocknete Meer und den Durchzug der befreiten Exilierten (→ Exil) durch das Meer auf einem von Gott bereiteten Weg (vgl. Jes 43,16 und Ps 77,17–18 im Rekurs auf Ex 14,21 und Jos 4,21.24). Ps 77,17–20 thematisiert Chaoskampf und Exodus in einem Vertrauensbekenntnis, das den göttlichen Machterweis gegenüber Israel und den Völkern mit dem vorzeitlichen Meerkampf parallelisiert.
8 Chaoskampf und Zion
In einigen Texten wird der Ansturm der Völker auf den Zion (→ Stadt) mit dem aufgewühlten Meer verglichen. In Jes 17,12–14, Ps 46,2–8 und Ps 76,5–6 sind das Tosen und Brausen des Meeres mit dem Tun der Völker parallelisiert, wobei in Jes 17,12 das eine mit dem anderen geradezu identifiziert wird. Wie einst die Wasser die Schöpfungsordnung attackierten, so greifen nun die Fremdvölker Zion an, Angriffe, die durch das Schelten Gottes (Ps 104,7; Hiob 26,11; Ps 76,7) oder das Erheben seiner Stimme (Ps 46,7) im Zuge einer Theophanie vereitelt werden. Die Deklaration des Gottes Israels als König in Ps 93,1 erinnert zwar an die Proklamation Baals aus KTU 1.2 IV,32, argumentiert aber ausschließlich in der „Stilform der behobenen Krise“ aus der Rückerinnerung (JANOWSKI 1993, 173). Der kultische Rahmen des Psalms erinnert daran, dass sowohl im Enuma Elisch als auch im Baal-Zyklus Tempel- bzw. Palastbau das eigentliche Ziel des Chaoskampfes bilden.
9 Chaoskampf und Apokalyptik
Die Übertragung des Chaoskampfmotivs auf ein zukünftiges Geschehen ist als „Metapher der ultimativen Theophanie“ bezeichnet worden (METTINGER 1985, 33). Der zur sog. „Jesaja-Apokalypse“ gehörige Passus in Jes 27,1 ähnelt dem ugaritischen Text KTU 1.5 I,1ff. (s.o.). Das Meer und die Chaosdrachen (wie z.B. Leviatan), die gewundene Schlange und Tannin repräsentieren eine widergöttliche Macht, die zwar mit den irdischen Feinden des СКАЧАТЬ