Hinter dem Rosenstrauß verborgen, drückte Georg auf die Klingel und freute sich auf das überraschte Gesicht seiner Freundin.
»Hallo! Ich nehme an, die sind nicht für mich, oder?«, hörte er eine Männerstimme fragen und senkte verdutzt die Blumen.
Ein Typ mit zusammengebundenen dunklen Haaren, nur wenig kleiner als er selbst, stand in der Tür und sah ihn belustigt an.
»Äh, nein. Ist Derya nicht zu Hause?«
Da sah er sie schon am Ende des Flurs auftauchen.
»Georg! Was machst du denn hier?«
Sie war nicht minder überrascht als er und genauso peinlich berührt.
»Wir haben uns ewig nicht gesehen, dauernd kam irgendwas dazwischen. Du hast nicht zurückgerufen, da hab ich gedacht, ich schau besser mal vorbei. Nicht, dass du seit Tagen schon irgendwo tot in einer Ecke liegst …«
Solche blöden Sprüche waren sonst gar nicht Georgs Art, aber der Typ, der da im Türrahmen lehnte und ihn und Derya aufmerksam beäugte, sollte keinen falschen Eindruck bekommen. Keinesfalls sollte der denken, dass dies ein Entschuldigungsbesuch war.
»Hier.«
Ziemlich uncharmant überreichte Georg ihr die Rosen und schaffte es gerade noch, Derya mit einem Wangenkuss zu begrüßen, bevor sie zurückwich.
»Danke. Hast du keinen Dienst?«
»Doch. Ich mach nur eine verlängerte Mittagspause.«
»Magst du kurz reinkommen?«
Es klang nicht unbedingt nach einer begeisterten Einladung. Umständlich schaute Georg auf seine Uhr.
»Na ja, ein bisschen Zeit hab ich noch.«
Er folgte den beiden in die Küche, wo auf dem üppig gedeckten Tisch zwei Gedecke bereitstanden.
»Möchtest du mit uns essen?«, fragte Derya ein wenig lahm. Sie wirkte weder besonders erfreut noch richtig locker. Außerdem, das ging Georg dauernd durch den Kopf, wer war der Mann?
»Ja gern, aber ich will nicht stören …«
»Du störst nicht. Es ist ja auch genug da. Derya denkt immer, wir werden nicht satt. Ach, übrigens, ich bin Yunus. Ein alter Freund des Hauses.«
»Georg«, stellte sich Angermüller vor, fragte sich, was für eine Art Freund der Mann war, und nahm die ihm dargebotene Hand.
»Ja, hab ich mir irgendwie schon gedacht.«
Yunus grinste, und während er ein drittes Gedeck auflegte, setzte sich Georg und beschloss, sich ganz unaufgeregt anzuschauen, was hier los war.
»Das sieht ja wieder sehr verlockend aus, Derya Schatz«, meinte er anerkennend und ließ den Blick über all die Köstlichkeiten schweifen. Schafkäse, Oliven, Omelette, eine Yufka-Pastete mit Lachs, ein Schälchen Hummus, frische Tomaten, goldbraunes Fladenbrot und ein Quarkkuchen, der aussah wie aus der Backstube von Georgs Schwiegermutter.
Er war hungrig. Also verdrängte Georg die etwas merkwürdigen Umstände und stellte sich einen bunten Teller mit all den Leckereien zusammen. Yunus kümmerte sich um den Tee und schenkte jedem ein Gläschen ein. Er schien sich hier wie zu Hause zu fühlen, und Georg wartete auf den richtigen Moment, um dem Rätsel seiner Anwesenheit auf den Grund zu gehen. Aber zuvor vertiefte er sich in den Wohlgeschmack der Speisen, die seinem Gaumen schmeichelten, und auch seine beiden Tischpartner sprachen nicht.
Zum Abschluss bediente Georg sich von dem köstlichen Quarkkuchen, den Derya noch mit Cranberries angereichert hatte, und nahm dazu den von Yunus angebotenen türkischen Mokka. Derya wirkte schlecht gelaunt und gleichzeitig irgendwie angespannt. War sie immer noch sauer, weil er sie versetzt hatte? Gerade überlegte er, ob er Yunus nicht ganz einfach fragen könnte, woher er und Derya sich kannten, da klingelte sein Telefon. Jansens Nummer erschien auf dem Display.
»Entschuldigung«, murmelte er und ging auf den Flur.
»Was gibt’s, Claus?«
»Wir haben die Daten der Implantate. Wo bist du?«
»In der Nähe vom Burgfeld, mit dem Fahrrad.«
»Kein Problem, das packen wir ins Auto. Ich hol dich ab.«
»Wo müssen wir denn hin?«
»Die junge Frau ist in Klingberg gemeldet.«
»Wahnsinn! Ich warte vor dem Amtsgericht auf dich.«
Jansen musste ja nicht mitbekommen, dass er in seiner Mittagspause seine Freundin besuchte, und das Amtsgericht lag praktischerweise um die Ecke. Er packte sein Handy in die Hosentasche und trat in die Küche.
»Das war mein Kollege. Tut mir leid, Derya, ich muss los. Vielen Dank für das wunderbare Essen«, er wandte sich zu Yunus, »war nett, dich kennenzulernen, tschüs.«
»Tschüs, ebenso«, nickte der, »auf bald.«
Derya sprang auf.
»Ich bring dich zur Tür.«
Einen Augenblick standen sie sich im Flur unschlüssig gegenüber. Dann verabschiedete ihn Derya mit einer kurzen Umarmung.
»Ich ruf dich an, Georg. Ich hoffe, wir können uns bald mal in Ruhe zusammensetzen.«
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