Drei Historische Liebesromane: Das 1500 Seiten Roman-Paket Sommer 2021. Alfred Bekker
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СКАЧАТЬ eingesprungen bin und meine gesamte Zeit dort damit verbringe, den Kranken zu helfen – abgesehen von meinen tägliche Gebeten, die ich nach Möglichkeit hier, am Grab Christi, verbringe.“ Er machte eine kurze Pause und fuhr dann fort: „Ich werde Gao in meine Gebete miteinschließen.“

      „Habt Dank“, murmelte Li.

      „Der Herr sei auch mit dir.“

      Vierzehntes Kapitel: Neue Wege

      „Man mag dich in Zukunft die Meisterin des Wasserzeichens nennen“, sagte Meister Wang, nachdem er die fertigen Blätter einzeln ins Licht gehalten hatte. Die Werkstatt war immer noch ein Provisorium. Aber immerhin gab es ein Schöpfbecken und gute Siebe. Und vor allem auch genug Lumpen, um daraus Papier machen zu können. Bei der Presse musste man sich behelfen – und das würde wohl auch auf absehbare Zeit so bleiben. Die zu trocknenden Blätter wurden wie gehabt zwischen je zwei Lagen aus Filz gelegt, die dann mit Steinen beschwert wurden.

      Li hatte ein Wasserzeichen entworfen, das die Kuppelform des Felsendoms nachzuzeichnen suchte.

      Meister Wang ließ das Blatt, das er gerade in der Hand hielt, dann plötzlich sinken. Er stützte sich an der Wand und wirkte aschfahl. Schon seit einigen Tagen hatte Li bemerkt, dass es ihrem Vater nicht allzu gut ging, auch wenn er selbst das immer bestritten hatte, wenn sie ihn darauf ansprach. Aber er hatte matt und schwach gewirkt.

      Er hielt sich nun kurz den Bauch.

      „Was ist mit dir, Vater?“

      „Das wird das Essen der Araber sein. Das ist mir noch nie gut bekommen... Eine fade Küche ohne Geschmack! Aber das ist ja auch kein Wunder, wenn sie alles so lange garen, bis es sich völlig zersetzt hat. Das Element des Feuers lockt geheime Kräfte hervor, wenn es in Maßen angewendet wird – aber es vertreibt diese guten Kräfte auch...“

      Er versuchte seinen Zustand zu überspielen und vielleicht wäre ihm das bei jemand anderem auch gelungen. Schließlich behielt sein Gesicht auch jetzt einen Ausdruck von Gelassenheit und Ruhe, auch wenn er etwas blass wirkte und seine Augen auf eine ungesunde Weise zu glänzen begonnen hatten.

      Aber Li konnte er nichts vormachen. Sie kannte ihren Vater gut genug, um zu wissen, wie es ihm wirklich ging.

      „Du solltest etwas ausruhen“, sagte sie.

      „Gao steht schon seit Tagen kaum noch auf – und wie soll denn sonst die ganze Arbeit geschafft werden?“

      „Wenn wir sie schaffen, dann wird nur Firuz den Nutzen daraus ziehen.“

      „Wir auch!“, widersprach Meister Wang. „Papier zu machen ist das einzige, was wir können. So lange wir noch in Xi Xia waren – und selbst in Samarkand! - habe ich immer geglaubt, es sei eine Selbstverständlichkeit, dass jedermann die Wichtigkeit dieses Handwerks erkennt. Aber je weiter westlich man reist, desto weniger scheint sich diese Erkenntnis verbreitet zu haben...“

      ––––––––

      Am nächsten Tag ging es Meister Wang so schlecht, dass er nicht aufstehen konnte. Er phantasierte im Fieber und schien unter schrecklichen Leibschmerzen zu leiden.

      „Das muss das Fieber sein, das zur Zeit in der Stadt grassiert“, meinte Li, als sie ihren Vater auf seinem Lager im Stall elend daliegen sah. „Ich werde zu Bruder Anastasius ins Muristan gehen, vielleicht wissen die ein Mittel gegen diese Krankheit!“

      „Hast du nicht gesagt, das Muristan sei ein Hospital für christliche Pilger?“, murmelte Meister Wang und seine Stimme war dabei kaum hörbar. „Die Christen verstehen noch weniger von der Medizin als die Muslime... Was für eine Hilfe kann man da erwarten?“

      „Ich werde es trotzdem versuchen!“

      „Du wirst dir nur selbst den Tod holen – weil diese Fieberarten ansteckend sind... Bruder Anastasius wird schon gewusst haben, weshalb er dir geraten hat, dort nicht hinzugehen. So hast du es mir doch... berichtet...“ Meister Wang sank auf sein Lager zurück und atmete schwer. Er schloss die glasigen Augen und hielt sich wieder den Leib.

      „Ruh dich aus, Vater“, sagte Li.

      „Mir ist so kalt“, murmelte er vor sich hin und Li holte eine zusätzliche Decke, die eigentlich für die Pferde bestimmt war und und bedeckte ihn damit. Dan sah sie zu Gaos Lager hinüber, der sich in eine Ecke zurückgezogen hatte. Er lag auf dem Stroh, zusammengekrümmt und mit dem Gesicht zur Wand. Li war aufgefallen, dass er schon eine geraume Weile nicht mehr gehustet hatte. Eigentlich gab es selbst in der Nacht kaum eine Stunde, da man nicht seinen rasselnden Atem hörte.

      Eine furchtbare Ahnung beschlich Li. Sie ging zu dem Lager des Gesellen, kniete nieder und fasste ihn an der Schulter. Sie drehte ihn herum. Ein Schwall von blutigem Schleim bedeckte den Mund und Kleidung und auch den Boden. Seine Augen waren starr und tot.

      Der Schrei blieb Li in der Kehle stecken. Sie war eine Moment lag wie gelähmt. Dann schloss sie Gao die Augen.

      Mochte Allah es ihm lohnen, dass er die Offenbarung seines Propheten erkannt hatte – und mochte er ihn in sein Paradies aufnehmen, wie es jedem Muslim versprochen wurde.

      Lis Lippen beteten. Tränen rannen ihr über das Gesicht.

      ––––––––

      Innerhalb der nächsten Tage kam das Leben in der Stadt fast ganz zum erliegen. Das Fieber griff um sich und zwang viele Menschen auf ihr Lager. Man konnte ungehindert durch die Straßen gehen. Viele Händler hatten ihren Verkauf eingestellt und fluchtartig die Stadt verlassen, um sich nicht selbst anzustecken und auf den Friedhöfen von Juden, Christen und Muslimen fanden jetzt täglich Beisetzungen entsprechend СКАЧАТЬ