Drei Historische Liebesromane: Das 1500 Seiten Roman-Paket Sommer 2021. Alfred Bekker
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СКАЧАТЬ ehe sich jemand bequemte, ihm zu öffnen.

      Ein junger Novize öffnete ihm. Was der Novize auf Griechisch sagte, verstand Arnulf nicht. Er sprach stattdessen in lateinischer Sprache. „Bitte, sagt Bruder Markus Bescheid, dass Arnulf von Ellingen zurückgekehrt ist“, verlangte er. Der Novize musterte Arnulf stirnrunzelnd.

      „Gewiss“, versprach er. Er rief mit einer überraschend durchdringenden und offenbar durch den kirchlichen Gesang geübten Stimme nach Bruder Markus und wenig später kam der kleine, etwas dickliche Mönch herbei.

      „Arnulf! Seid gegrüßt und willkommen in Konstantinopel!“, rief Bruder Markus aus.

      Arnulf blickte an sich herab. „Es beruhigt mich, dass Ihr mich wiedererkennt, Bruder Markus! Wenn man bedenkt, wie ich aussehe, ist das gewiss nicht selbstverständlich!“

      „Kommt herein und berichtet, was Ihr erlebt habt – und wie Eure Reise in den Osten verlaufen ist! Aber wahrscheinlich wollt ihr zunächst etwas essen und trinken!“

      „Mir knurrt tatsächlich der Magen. Ich habe von allem Möglichen gelebt und bin mit Nomadenstämmen durch die Gebirge ferner Länder gezogen, die ein einfaches Leben gewöhnt waren...“

      Bruder Markus wandte sich an den Novizen. „Worauf wartest du, Andreas? Ist dir jegliche Barmherzigkeit abhanden gekommen, nur weil jemand in schmutziger Kleidung und mit verfilztem Haar vor dir steht? Unser Herr hat sich um Aussätzige gesorgt, bedenke das!“

      „Was soll ich tun?“, frage der Novize.

      „Sag unserem Küchenmeister Bescheid. Gutes Brot und frisches Wasser ist ja wohl das Mindeste, was wir unserem Gast auf den Tisch stellen können! Und vielleicht lassen sich ja auch noch ein paar saubere Kleider auftreiben!“

      ––––––––

      Bruder Markus führte Arnulf von Ellingen in den Speiseraum. Da im Moment keine Mahlzeit gehalten wurde, waren sie allein. Arnulf setzte sich und berichtete Bruder Markus davon, wie er zusammen mit Fra Branaguorno nach Samarkand vorgedrungen und in Gefangenschaft geraten war. „Mit etwas Glück gelang es mir, meinen Peinigern zu entkommen. Ich kehrte an jene Stelle zurück, an der ich Fra Branaguorno notgedrungen hatte zurücklassen müssen...“

      „Ich nehme nicht an, dass Ihr ihn gefunden habt“, sagte eine Stimme, die Arnulf herumfahren ließ. In Begleitung des Novizen Andreas, der eine schnell und notdürftig zusammengestellte Mahlzeit herbeibrachte, betrat eine Gestalt in dunkler Kutte den Raum. Die Kapuze war über den Kopf gezogen und ragte tief ins Gesicht, das daher vollkommen im Schatten lag. Nicht die kleinste Einzelheit war aus Arnulfs Blickrichtung im Moment zu sehen.

      Aber das war auch gar nicht notwendig. Die Stimme allein reichte schon aus, um den Mönch sofort zu erkennen.

      „Fra Branaguorno“, entfuhr es Arnulf gleichermaßen verwundert und erfreut. „Wie ist das möglich?“

      Fra Branaguorno trat hinzu und setzte sich. Er ließ dabei seine Kapuze auf dem Kopf und ergriff Arnulfs Hand. „Ich freue mich aufrichtig, Euch wiederzusehen, Arnulf von Ellingen. Angesichts der Umstände, unter denen wir uns aus den Augen verloren, ist das alles andere als selbstverständlich!“

      „Da sagt Ihr ein wahres Wort, Fra Branaguorno!“, gestand Arnulf.

      „Er ist schon vor Monaten hier angekommen“, erläuterte Bruder Markus. „Dabei war er kaum mehr als ein Gespenst, ein Schatten seiner selbst. Aber der Herr tut immer wieder Wunder – und die Kopfverletzung, die er davongetragen hatte, ist zweifellos eines. Wir haben lange gebraucht, um ihn wieder einigermaßen hochzupäppeln!“

      „Ich bin immer noch schwach“, gab Fra Branaguorno zu. „Und die Folgen des Hiebes, den ich abbekommen habe, werden mich wohl auch noch länger begleiten. Aber ich will nicht klagen. Wahrscheinlich kann ich froh sein, mit dem Leben davongekommen zu sein.“

      „Aber Ihr müsst zugeben, dass Ihr hier bei uns bisher eine gute Pflege genossen habt!“, wandte Bruder Markus ein.

      „Für die ich Euch und Euren Helfern ewig dankbar sein werde“, sagte Fra Branaguorno.

      Bruder Markus wandte sich an Arnulf. „Fra Branaguorno hat mir von dem schrecklichen Schicksal erzählt, das Euer Knappe Gero erlitten hat...“

      Arnulfs Gesichtsausdruck wurde finster. „Als ich aus dem Lager von Thorkild Eisenbringer floh und an jene Stelle zurückkehrte, wo wir überfallen worden waren, brauchte ich nur den kreisenden Berggeiern zu folgen. Sie hatten die Toten völlig zerrissen und nur Knochen von ihnen gelassen...“

      „Sie hatten selbst vor einem noch Lebenden keinen Respekt“, erwiderte Fra Branaguorno. „Ich hatte Mühe, mich in meinem geschwächten und elenden Zustand ihrer Gier zu erwehren. Und so konnte ich leider nicht dafür sorgen, dass Gero wie ein Christ beerdigt wurde...“

      „Das solltet Ihr Euch nicht vorwerfen, Fra Branaguorno“, meinte Arnulf. „Auch mir blieb dazu leider keine Gelegenheit, denn Thorkilds Männer waren mir zu dicht auf den Fersen.“

      „Er starb, noch ehe die Blüte seines Lebens richtig begonnen hatte“, sagte Fra Branaguorno daraufhin. „Aber so sehr wir es bedauern, das scheint der Lauf der Welt zu sein. Das Leben wird sinnlos genommen und verschwindet – und nur der Herr weiß, warum er den einen so früh zu sich ruft und den anderen leben lässt, bis sich alle schon wünschen, er wäre bereits gegangen.“

      ––––––––

      Die Mahlzeit, die der Novize Andreas auf den Tisch gestellt hatte, war einfach, aber schmackhaft. Sie bestand aus Brot, Schmalz und frischem Wasser. Arnulf nahm einen kräftigen Schluck und biss in das Brot, das sogar noch warm war.

      „Ihr solltet ein Badehaus aufsuchen, Arnulf“, fand Fra Branaguorno. „Und ich bin überzeugt, dass sich für Euch auch ein paar neue Beinkleider und ein standesgemäßer Umhang besorgen lassen...“

      Dieses Haus diente immerhin als Teil der Gesandtschaft des Kaisers in Magdeburg und da durfte es eigentlich keine Schwierigkeit sein, so viel Geld aufzubringen, wie man brauchte, um sich für die Heimreis neu auszurüsten.

      Fra Branaguornos neugieriger Blick hatte immer wieder dem Schwert des Ritters gegolten, was Arnulf durchaus aufgefallen war. Zweifellos war es den aufmerksamen, falkenhaften Augen des gelehrten Mönchs nicht entgangen, dass dies nicht jene Waffe sein konnte, die Arnulf sonst an der Seite getragen hatte. Schon an der etwas unterschiedlichen Form des Handschutzes und am Griff war das deutlich erkennbar. Dazu brauchte Arnulf die Waffe auch nicht erst hervor zu ziehen. Zudem war auch nicht zu übersehen, dass die Klinge nicht so exakt in die Lederscheide passte, die er am Gürtel trug, wie es bei seiner alten Klinge der Fall gewesen war.

      Arnulf legte seine Hand an den Griff des Schwertes und sagte: „Es ist ein Beutestück, für das mir bereits ein Kapitän aus Chrysopolis einen guten Preis machen wollte, den ich aber abgelehnt habe, weil ich weiß, dass es für mich unbezahlbar ist!“

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