Название: Drei Historische Liebesromane: Das 1500 Seiten Roman-Paket Sommer 2021
Автор: Alfred Bekker
Издательство: Автор
Жанр: Историческая литература
isbn: 9783956179815
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Immerhin hatte Firuz sie seit Bagdad tatsächlich in Ruhe gelassen und nicht noch einmal versucht, sich ihr zu nähern. Ob wirklich der Gestank von Kameldung dafür ausschlaggebend gewesen war, bezweifelte Li jedoch. Eher glaubte sie, dass dies mit einer sehr lautstark geführten Unterhaltung zu tun hatte, die Fadia und Firuz wohlweislich auf Arabisch geführt hatten, sodass Li nur Bruchstücke davon mitbekommen hatte.
Fadia hatte Li daraufhin keines Blickes mehr gewürdigt und auch kein Wort mehr mit ihr gesprochen. Wenn es etwas mitzuteilen gab, dann sagte Fadia es Jarmila und die wandte sich dann an Li.
„Warum bist du so schweigsam?“, sprach sie dann während der Mahlzeit eine Frau an, von der Li inzwischen mitbekommen hatte, dass sie Aischa hieß und die Frau von Abu Khalis ältestem Sohn war. Vor ihr schien sogar Fadia Respekt zu haben. Aischa sprach überwiegend Arabisch, war aber auch des Persischen mächtig. „Verachtest du uns? Oder weshalb sprichst du nicht?“, fügte Aischa noch hinzu. Es war Li schon aufgefallen, wie intensiv Aischa sie beobachtete – selbst dann, wenn sie vorgeblich dem Gerede der anderen lauschte.
„Ich verachte niemanden“, sagte Li. „Aber ich spreche nur wenige Worte in der Sprache des Propheten und verstehe vieles nicht, über das geredet wird. Deswegen wage ich es nicht, etwas zu sagen.“
„Wie heißt das Land, aus dem du kommst?“
„Es nennt sich Xi Xia und gehörte früher zum Reich der Mitte.“
„Ich glaube nicht, dass hier je ein Mensch von diesem Land gehört hat.“
„Das glaube ich auch nicht.“
„Glaubst du an Allah?“
„Ich glaube, dass der Koran viel Weisheit enthält.“
„Ich möchte wissen, ob du eine gläubige Muslimin geworden bist und die Wahrheit von Mohammeds Wort erkannt hast!“ Ihr Tonfall war streng und Li sah ein, dass es keinen Sinn hatte, ihr eine ausweichende Antwort zu geben.
„Ich bin noch keine Anhängerin der Lehre des Propheten geworden“, sagte Li.
„Müsste sie dann nicht einen blauen Gürtel tragen?“, fragte eine der anderen Frauen.
„Nur wenn sie Christin ist“, gab Aischa zurück. „So sind die Vorschriften: gelbe Gürtel für Juden und blaue Gürtel für Christen – damit man sie erkennt und sich von ihnen fernhalten kann, damit sie die Gläubigen nicht von ihrem Weg abbringen!“
„Ich habe gehört, dass sie in Zukunft auch Glöckchen tragen sollen, damit man hört, wenn sie sich nähern“, meinte die andere Frau. Sie war noch jünger, sprach Persisch und Li war sich nicht so ganz sicher, welchem der Männer im Haus sie gehörte. Das hellblaue Kopftuch war auffällig an ihr, weil es mit einer Stickerei aus golden schimmernden Fäden umgrenzt war.
„Ich glaube, das trifft auf sie wohl kaum zu“, sagte jetzt Fadia mit einem eisigen Unterton. „Sie ist offenbar eine Götzendienerin, so wie es in ihrer Heimat üblich ist – und wir sollten uns alle nicht wundern, wenn dieser Fluch, der auf ihr liegt, einen bösen Dschinn geweckt hat...“
Li blickte etwas verwirrt drein, denn sie wusste nicht genau, wie sie auf Fadias Worte reagieren sollte. Dass der Glaube an Dschinne weit verbreitet war, wusste sie. Diese Dämonenwesen konnten jedwede Gestalt annehmen und mieden normalerweise die Menschen. Es gab ungläubige und gläubige Dschinne und sie konnten sehr böse werden, wenn sie von Menschen gestört wurden.
Und manchmal nahmen sie sogar die Gestalt eines Menschen an, um Übles zu bewirken.
„Dann sollte sich die Dschinn-Frau gut überlegen, ob sie nicht den Schutz des Glaubens benötigen könnte“, meldete sich nun Alya zu Wort und wiegte dabei ihr Kind. „Ist doch wohl nicht so schwer, die Wahrheit zu erkennen!“
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Gaos Zustand hatte sich gebessert, seit sie aus Bagdad aufgebrochen waren. Der Extrakt aus der Mohnpflanze war sehr hilfreich gewesen und Gao hatte ihn während der Reise noch des Öfteren zu sich genommen.
Ganz verschwunden war der Husten aber noch immer nicht und manchmal schnappte er verzweifelt nach Luft und spuckte Blut. „Die Krankheit, die mich befallen hat, ist nicht zu heilen“, sagte er. „Da sei ein Geschwür tief in meiner Brust, das immer wieder blutet und nicht heilen wird... Zumindest hat das der Arzt in Bagdad gesagt. Aber man kann die Schmerzen und den Husten lindern.“
„Vielleicht haben andere Ärzte dazu eine andere Meinung“, sagte Li.
„Und du glaubst, dass Firuz für den Rat dieser Ärzte bezahlen würde, deren Können dann vielleicht sogar noch zweifelhaft ist“, gab Gao zurück. „Der Arzt in Bagdad hat es deutlich erklärt: Man müsste große Stücke aus meinem Hals und aus meiner Brust herausschneiden – doch so eine Operation sei nicht möglich ohne den Tod des Patienten. Also bleibt mir nichts anderes, als zu hoffen, dass ein Wunder geschieht oder mir die Gnade Allahs einen leichten Tod schenkt!“
„Es hat dir kein Glück gebracht, dass du diesen Glauben angenommen hast“, sagte Li.
„Wer weiß, wie viel Unglück mir sonst widerfahren wäre!“, erwiderte er. „Immerhin ist hier das Klima warm und trocken – und genau das ist gut für mich!“
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Firuz und Abu Khalil sprachen offenbar mit vielen einflussreichen Persönlichkeiten in der Stadt. Und vor allem mit solchen, die gewillt waren, sich an der Herstellung oder dem Verkauf des Papiers, wie Firuz es plante, beteiligen wollten.
Inzwischen wurde damit begonnen, eines der Nebengebäude zu einer Werkstatt umzubauen. Meister Wang hatte genaue Vorstellungen davon, was dafür nötig war und Abu Khalil hatte ihm mehrere seiner Sklaven dafür abgestellt, ihm zu helfen. Gao und Li unterstützten ihn ebenfalls.
Oft gingen sie stundenlang durch die Gassen der Stadt, um alles Nötige einzukaufen. Meistens begleitete sie dann ein männlicher Verwandter von Firuz. Oft war das sein Bruder Jamal, der allerdings wenig Lust dazu zu haben schien.
Wo immer es Lumpen zu kaufen gab, so wurden diese bereits gehortet, denn Li und ihr Vater waren sich darin einig, dass dies ein Punkt war, der das ganze in Gefahr bringen konnte. „Wenn wir nicht genügend Lumpen haben, können wir nicht so viel Papier herstellen, wie wir brauchen“, stellte Meister Wang fest. „Und vor allem sollten wir auch nicht jeden Lumpen nehmen, denn das geht am Ende nur zu Lasten der Qualität.“
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