.
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу - страница 101

Название:

Автор:

Издательство:

Жанр:

Серия:

isbn:

isbn:

СКАЧАТЬ hatten die ausgekochten Huren gelacht und dem Kerlchen ihre Dienste angeboten. Aber Ludmilla hatte die Gelegenheit beim Schopf gepackt und war mit dem Männchen ausgekniffen. Die Bordellmutter hatte sie zwar keifend verfolgt, aber plötzlich war Ton de Wit zur Stelle gewesen.

      Eine Maulschelle des Riesen hatte genügt, und die Madam war heulend in ihr gastliches Haus geflüchtet. Ludmilla war bei Branco und Ton geblieben.

      Sie hatte erfahren, daß die beiden aus der tiefsten Provinz stammten. Der Riese war schon immer Branco Fernans Diener gewesen. Er war ihm treu ergeben. Irgendwann hatten sie den Plan gefaßt, durch die Lande zu ziehen, um Heiden zu bekehren. Gott habe ihm diesen Auftrag erteilt, behauptete der Ritter.

      So hatte man zu dritt Holland verlassen und war mit dem Pferd quer durch Europa gezogen. Ludmilla kannte sich in der Erdkunde nicht aus. Was das für Länder waren, durch die sie gereist waren, wußte sie immer noch nicht recht. Deutschland, Ungarn, Griechenland und die Türkei – noch nie hatte sie früher von solchen Plätzen und Namen gehört.

      Aber sie vertraute diesem Eisenmann, so seltsam er sein mochte. Er brachte einem eher das Lachen als das Fürchten bei, und doch spürte sie tief in ihrem Inneren, daß er ein aufrichtiger und guter Mann war, der nur das Beste wollte.

      Verrückt war er wohl nicht. Ton de Wit war auch kein Blödian, obwohl er meistens dummes Zeug redete, sobald er den Mund auftat. Aber irgendwie fühlte sich das Mädchen wohl bei ihnen. Nie wäre es den beiden Männern eingefallen, sie unsittlich anzufassen, Sie benahmen sich wie die Mönche.

      Nur manchmal packte Ludmilla eben das Heimweh. Sie seufzte. Wollte sie wirklich nach Hause zurück? Doch, gewiß. Schon allein wegen der feinen Sachen, die es dort zu essen gab.

      „Was ist, was ficht dich an?“ fragte Branco Fernan.

      „Ach, nichts“, erwiderte sie und stand auf. „Ich gehe Wasser holen.“ Sie griff sich den leeren Schlauch, der an Jolantes Sattel hing.

      Der Riese war mit zwei Schritten neben ihr. „Ich begleite dich.“

      „Laß mich in Ruhe.“

      „Das tue ich sicher, aber ich begleite dich.“

      „Ich habe keine Angst“, sagte sie trotzig.

      „Nein, aber du könntest wieder weglaufen. Dann landest du in einem Sumpfloch, und wir haben wieder unsere Mühe, bis wir dich finden.“

      Ludmillas Augen sprühten Zorn und Feuer. „Ich reiße nicht aus, das verspreche ich dir.“

      Branco Fernan nickte. Prompt klappte das Visier zu. „Du hast schon sooft so viel versprochen, mein Kind“, klang es hohl aus dem Inneren des Helmes. „Ich frage dich, wie sollen wir dem noch Glauben schenken?“

      „Rutscht mir doch den Buckel runter, ihr Narren“, sagte sie schroff. Dann ging sie zum Ufer des Flusses.

      Ton de Wit marschierte mit vergnügtem Gesicht hinter ihr her.

      Ludmilla trat ans Ufer des Tigris, bückte sich und ließ Wasser in den Schlauch laufen. In den ersten Tagen hatte sie Angst gehabt, das Wasser könne vergiftet sein. Dann aber hatte sie sich von Branco Fernan überzeugen lassen, daß man es genießen konnte.

      Überhaupt schien der Mann immer alles zu wissen. Er steckte voller Überraschungen. Er war klug und schrullig, intelligent und total verdreht.

      Das Mädchen hob etwas den Kopf und spähte über den Fluß. Da – was war das? Schwamm da nicht etwas?

      „Sieh mal, Ton“, sagte sie leise. „Da treibt was.“

      „Ach, du willst mich bloß ablenken.“

      „Unsinn, es treibt auf uns zu.“

      Er kniff die Augen zusammen. „Es ist zu dunkel, ich kann nichts erkennen.“

      „Nein? Schau richtig hin. Das ist eine Gestalt, ein Körper!“

      „Ja, du hast Katzenaugen“, sagte der Riese.

      „Ein Mensch“, sagte Ludmilla entsetzt. „Da schwimmt ein Mensch!“

      „Bewegt er sich?“

      „Nein.“

      „Dann schwimmt er nicht“, korrigierte sie der Riese. „Er treibt.“

      „Du machst mich zappelig“, sagte Ludmilla wütend. „Kann man nicht mal ernst mit dir reden? Ist der Mensch tot, meinst du das?“

      „Ich sehe nur einen Schatten, ich kann es nicht wissen“, erwiderte der Riese.

      „Wir müssen ihm helfen“, sagte das Mädchen. „Das ist unsere Christenpflicht.“

      „Wenn er tot ist, kann ihm keiner mehr helfen“, murmelte Ton de Wit.

      „Du bist gemein“, sagte sie verärgert. „Gott würde das nicht gern hören.“

      Der Riese kratzte sich am Kopf. Er war jetzt richtig verlegen. Wie nun, wenn der Mann im Fluß doch noch am Leben war? Entschlossen stieg Ton de Wit ins Wasser. Der Mann – er konnte ihn jetzt richtig erkennen, denn es trennten sie nur noch höchstens zehn Meter.

      Dann schob Ton de Wit seine Arme unter den Reglosen, hob ihn hoch und trug ihn an Land. Der Mann gab kaum hörbare Laute von sich. Seine Augen waren geschlossen, aber sein Herz schlug.

      „Er lebt noch“, sagte Ton de Wit.

      Ludmilla trat näher.

      „Er lag auf dem Rücken im Wasser“, sagte sie. „Das war sein Glück. Sonst wäre er ersoffen.“ Plötzlich weiteten sich ihre Augen. „Den kenne ich! Das ist einer von den Piraten!“

      „Ich werfe ihn wieder ins Wasser“, sagte der Riese aufgebracht.

      „Nein, das darfst du nicht!“

      „Er ist einer von denen, die dir Gewalt antun wollten!“

      „Ja, aber in der Bibel steht, daß man auch seinen Feinden helfen soll. Jesus Christus hat das gesagt.“

      „Du hast die Bibel ja noch nie gelesen“, sagte der Riese.

      „Du vielleicht?“

      „Ich weiß mehr darüber als du“, sagte Ton de Wit grollend. „Auge um Auge, Zahn um Zahn, so ist es im Alten Testament niedergeschrieben.“

      „Wir fragen Branco Fernan um Rat“, sagte das Mädchen. „Los!“ Sie lud sich den Wasserschlauch auf die Schulter und schritt voran, zurück zum Rastplatz. Ton de Wit hatte keine andere Wahl, er mußte den Piraten zum Lager tragen.

      „Was ist denn?“ fragte Branco Fernan. Er sah von seiner Lektüre, der Bibel auf. „Ich habe mich schon gefragt, wo ihr bleibt.“

      „Schau mal, wen wir hier haben“, sagte Ludmilla.

      Ton de Wit ließ den Flußräuber ziemlich unsanft auf den Boden sinken.

      „Er СКАЧАТЬ